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so leid getan… sie hat geweint und…« Er winkte resigniert ab. »Sie glauben mir ja sowieso nicht.«

      Dr. Heller betrachtete ihn eine Weile aufmerksam.

      »Doch, Gerrit, ich glaube Ihnen«, erklärte er dann. »Und ich will versuchen, Ihnen zu helfen.«

      Große Verlegenheit breitete sich in Dr. Scheibler aus.

      »Sie?« brachte er mühsam hervor. »Nach allem, was ich Ihnen angetan habe, wollen ausgerechnet Sie mir helfen?«

      Dr. Heller nickte. »Allerdings kann ich Ihnen nicht versprechen, daß es mir auch gelingen wird. Sie kennen Professor Thiersch. Wenn er einmal eine Entscheidung getroffen hat, dann ist das meistens endgültig.« Er lächelte Dr. Scheibler aufmunternd zu. »Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.«

      *

      Es war Oliver Gerhardt nicht gelungen, seine Frau zu trösten. Patricia war überzeugt davon, daß sie jetzt, nach der verhängnisvollen Operation, nie mehr schwanger werden würde. Auch jetzt brach sie wieder in Tränen aus, und Oliver konnte nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken.

      Er liebte seine Frau, aber was er in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht hatte, ging schon fast an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Seit Patricia die Pille abgesetzt hatte, lief ihre intime Beziehung nur noch nach einem festen Stundenplan ab. Patricia errechnete nach einem für Oliver entsetzlich komplizierten System ihren Eisprung, und dann mußte ihr Mann zur Stelle sein. Danach war sie jedesmal voller Enthusiasmus und wartete nur noch darauf, daß ihre Tage ausbleiben würden. Wenn die Regelblutung allerdings doch wieder eintraf, war sie eine Woche lang deprimiert. Dann begann das Spielchen von vorn.

      Inzwischen war Oliver so zermürbt, daß er am liebsten gar nicht mehr nach Hause gegangen wäre, und fast genoß er die Zeit, die Patricia nun schon in der Klinik verbrachte. Doch die Besuche bei ihr waren für ihn nicht weniger anstrengend. Und so sah Oliver mit einem bedauernden Blick auf die Uhr.

      »Tut mir leid, Liebes, aber ich habe noch zu arbeiten«, erklärte er entschuldigend. »Du weißt ja, was in der Firma immer los ist. Der Chef hat mir mal wieder Arbeit mit nach Hause gegeben.«

      Patricia nickte. Das alles interessierte sie nur am Rande.

      Oliver stand auf, küßte seine Frau pflichtgemäß und verließ dann rasch das Krankenzimmer. Draußen atmete er erst einmal auf.

      »Guten Tag, Herr Gerhardt.«

      Die unerwartete Stimme Dr. Daniels ließ ihn erschrocken herumfahren, und dabei breitete sich Verlegenheit auf seinem schmalen, sehr männlichen Gesicht aus. Er fühlte sich ertappt.

      »Es scheint, als wären sie erleichtert, die Klinik verlassen zu können«, stellte Dr. Daniel dann auch schon fest.

      Oliver seufzte.

      »Ja, Herr Doktor, so ist es auch«, gestand er zerknirscht. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe Patricia, aber dieses ständige Hinarbeiten auf ein Kind macht mich noch einmal verrückt. Ich kann die Liebe überhaupt nicht mehr genießen… sie ist für mich nur noch eine Pflichtübung.« Er errötete, weil er so impulsiv ausgesprochen hatte, was er fühlte. Das war ihm noch nie passiert.

      »Ich kann das gut verstehen, Herr Gerhardt«, meinte Dr. Daniel, »und ich habe Ihrer Frau oft genug gesagt, daß sie sich in diese ganze Angelegenheit nicht so hineinsteigern sollte. Ein Kind soll ja aus Liebe entstehen und nicht infolge von komplizierten Rechnungen.« Er schwieg kurz. »Es gibt natürlich Fälle, in denen so etwas nötig sein kann, aber Sie und Ihre Frau gehören ganz sicher nicht dazu.«

      Oliver seufzte wieder. »Und jetzt, nach dieser unseligen Operation, wird es wahrscheinlich noch schlimmer werden. Patricia hat sich in den Gedanken verrannt, nie mehr schwanger werden zu können.«

      Mit einer nahezu väterlichen Geste legte Dr. Daniel ihm eine Hand auf die Schulter.

      »Ich werde jetzt mal ein ernstes Wort mit ihr sprechen«, erklärte er dann. »Und Sie sollten vielleicht auch nicht alles widerspruchslos dulden. Wenn Sie Ihren Frust noch länger hinunterschlucken, dann geht Ihre Ehe irgendwann zugrunde.«

      Hilflos zuckte Oliver die Schultern. »Aber wenn sie so deprimiert ist, kann ich ihr unmöglich sagen, wie sehr sie mir mit der ganzen Geschichte auf die Nerven geht. Ich liebe sie doch!«

      »Jetzt wäre dafür wahrscheinlich auch nicht der richtige Zeitpunkt«, meinte Dr. Daniel. »Lassen Sie Ihrer Frau ein wenig Zeit, sich zu erholen und die Operation zu verkraften, aber dann müssen Sie auch Ihr Gefühlsleben in Ordnung bringen, Herr Gerhardt.«

      Oliver nickte. »Ich werde es versuchen, Herr Doktor.«

      Dr. Daniel lächelte. »Fein. Und wenn Ihre Frau wieder zu Hause ist, dann kommen Sie doch bitte einmal gemeinsam zu mir in die Sprechstunde – allerdings erst, wenn auch Sie bereit sind, über Ihre Gefühle zu sprechen.«

      Wieder nickte Oliver, dann verabschiedete er sich von Dr. Daniel, und als er den Flur entlangging, war von dem Frust, den er mit sich herumgeschleppt hatte, fast nichts mehr zu spüren.

      Dr. Daniel sah ihm noch nach, dann klopfte er an die Zimmertür von Patricia Gerhardt und trat ein. Die junge Frau sah ihm mit erleichtertem Blick entgegen.

      »Herr Doktor, endlich!« stieß sie hervor. »Ich habe Ihren Besuch schon so dringend erwartet! Haben Sie mit diesem Dr. Heller bereits gesprochen? Hat er bei der Operation vielleicht doch einen Fehler gemacht?«

      »Langsam, langsam, Frau Gerhardt«, versuchte Dr. Daniel die aufgeregte Frau zu beschwichtigen, dann setzte er sich zu ihr ans Bett. »Von einem Fehler kann gar keine Rede sein. Dr. Heller und ich haben uns ausführlich über Ihren Fall unterhalten, und nach Lage der Dinge kann ich sein Handeln nur voll und ganz billigen.«

      Verzweifelt schluchzte Patricia auf. »Aber mit nur einem Eileiter kann ich niemals schwanger werden!«

      »Doch, Frau Gerhardt«, entgegnete Dr. Daniel ruhig. »Allerdings nur, wenn Sie aufhören, sich so in diese Sache hineinzusteigern. Ich habe es Ihnen schon oft gesagt: Ihrer Kinderlosigkeit liegt kein körperliches Problem zugrunde. Es ist die Verbissenheit, mit der Sie sich von Anfang an um eine Schwangerschaft bemüht haben, die das Gegenteil bewirkt. Sie haben jegliches Gefühl abgelegt und versuchen nur noch, eine perfekt funktionierende Maschine zu sein. Aber weder der weibliche noch der männliche Körper ist eine Maschine, das müssen Sie einsehen.«

      Dr. Daniels Worte stimmten Patricia nachdenklich. Doch dann schüttelte sie den Kopf.

      »Die Schwierigkeit, schwanger zu werden, liegt bei uns in der Familie, Herr Doktor«, behauptete sie. »Meine Schwester mußte sich künstlich befruchten lassen.«

      »Das ist richtig«, stimmte Dr. Daniel zu, der die junge Frau ebenfalls kannte. Schließlich war auch Patricias Schwester Karoline seit etlichen Jahren seine Patientin. »Aber das geschah aus einem völlig anderen Grund, und den kennen Sie auch.«

      Patricia errötete. natürlich hatte Karoline ihr gesagt, weshalb es bei ihr zu keiner normalen Schwangerschaft gekommen war. Ihr Mann verfügte über einen zu geringen Anteil an Samenfäden.

      »Frau Gerhardt, Sie reden sich pausenlos ein, daß Sie Probleme haben, schwanger zu werden«, erklärte Dr. Daniel eindringlich. »Und ich fürchte, genau aus diesem Grund haben Sie auch wirklich Probleme damit. Versuchen Sie, die ganze Sache einmal etwas lockerer anzugehen. Hören Sie auf, Ihre fruchtbaren Tage zu errechnen, und verlassen Sie sich einfach auf Ihr Gefühl.«

      Patricia schluckte. Sie spürte, daß Dr. Daniel mit allem, was er sagte, recht hatte, aber ihre Angst, kein Baby bekommen zu können, war zu groß, als daß sie sich gefühlsmäßig einfach hätte fallenlassen können.

      »Herr Doktor, wie stehen Sie zu einer Befruchtung außerhalb der Gebärmutter?« fragte Patricia ein wenig verlegen. Sie wollte sich einfach nicht mehr auf den Zufall verlassen – und jetzt nach dieser Operation schon gar nicht.

      »In Ihrem Fall?« fragte Dr. Daniel, ließ Patricia aber keine Zeit für eine Antwort, sondern schüttelte sofort den Kopf. »Nein,

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