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es mir tut, aber… mir blieb nichts anderes übrig, als den Eileiter zu entfernen.«

      Mit weit aufgerissenen Augen starrte Patricia den Arzt an. »Heißt das… ich kann nie mehr… ein Baby…« Dieser Gedanke war für sie zu ungeheuerlich, als daß sie ihn hätte aussprechen können.

      »Um Himmels willen, nein«, wehrte Dr. Heller sofort ab, dann warf er einen Blick auf den Monitor, der Patricias Werte anzeigte. »Ich glaube, Ihr Zustand ist stabil genug, daß wir Sie auf die normale Station verlegen können. Und dort werde ich mir für Sie Zeit nehmen und Ihnen alles erklären. Einverstanden, Frau Gerhardt?«

      Patricia nickte schwach. Die Worte des Oberarztes hatten sie zutiefst erschreckt.

      Doch Dr. Heller hielt Wort. Patricia war noch keine fünf Minuten in ihrem Zimmer, als er auch schon hereinkam und sich ohne weitere Umstände auf die Bettkante setzte.

      »Also, Frau Gerhardt«, begann er. »Ich will ganz offen zu Ihnen sein. Es wird sicher keine einfache Sache sein, mit nur einem Eileiter schwanger zu werden, aber es ist durchaus möglich. Ich kenne einige Mütter, die mit nur einem Eileiter zwei oder drei Kinder bekommen haben. Also haben Sie keine Angst. Ich bin sicher, daß…« Er stockte, als Patricia plötzlich in Tränen ausbrach.

      »Bitte, Frau Gerhardt, beruhigen Sie sich doch«, bat er mit sanfter Stimme. »Es ist wirklich nicht so schlimm, wie Sie es sich vielleicht vorstellen.«

      »Sie haben ja keine Ahnung!« stieß Patricia unter Tränen hervor. »Oliver und ich bemühen uns seit über zwei Jahren um ein Baby. Ich war so glücklich, als ich jetzt bemerkte…« Sie konnte nicht weitersprechen, weil sie erneut zu schluchzen begann. Erst nach Minuten fand sie wieder Worte. »Wenn ich schon mit zwei Eileitern solche Probleme hatte, schwanger zu werden, wie soll es dann erst mit nur einem gehen?«

      Dr. Heller senkte den Kopf. Er hatte natürlich nichts von ihren generellen Schwierigkeiten gewußt, aber jetzt war ihm klar, daß die junge Frau recht hatte. Es würde wirklich sehr schwierig werden, daß sie jemals wieder schwanger würde – wenn es nicht sogar tatsächlich völlig unmöglich war. Und selbst wenn es doch klappen würde – niemand konnte vorhersagen, daß es nicht wieder eine Eileiterschwangerschaft sein würde.

      »Sie sollten jetzt nicht allzu schwarz sehen«, meinte Dr. Heller trotzdem. »Lasse Sie sich ein bißchen Zeit, Frau Gerhardt. Sie sind noch so jung.«

      Doch das war für Patricia kein Trost. Noch immer leise schluchzend wandte sie den Kopf zur Seite. Dr. Heller zögerte einen Moment, dann berührte er sanft ihre Schulter, bevor er das Zimmer verließ.

      Draußen traf er den Stationsarzt, Dr. Gerrit Scheibler.

      »Kümmern Sie sich ein bißchen um die Patientin von 110«, bat er. »Sie hat eine Eileiterschwangerschaft hinter sich und ist jetzt ziemlich niedergeschlagen.«

      Dr. Scheibler nickte. »Natürlich, Herr Oberarzt.« Er wartete, bis Dr. Heller im Lift verschwunden war, dann wandte er sich dem genannten Zimmer zu und trat ein.

      Patricia wandte den Kopf nach hinten, sah den fremden Arzt und wischte sich verlegen über die Augen.

      »Sie müssen sich Ihrer Tränen nicht schämen«, meinte Dr. Scheibler, dann reichte er Patricia die Hand. »Ich bin der Stationsarzt. Gerrit Scheibler ist mein Name.«

      Mechanisch erwiderte Patricia seinen Gruß.

      Dr. Scheibler zögerte einen Moment, dann zog er sich einen Stuhl an das Bett der Patientin und setzte sich.

      »Der Oberarzt hat mir erzählt, daß Sie eine Eileiterschwangerschaft hatten«, begann er. »Das ist immer eine schlimme Sache. Wenn man miterleben muß, wie eine Schwangerschaft, nach der man sich gesehnt hat, verkümmert, dann tut das sehr weh.«

      Patricia kämpfte schon wieder gegen die aufsteigenden Tränen an.

      »Ich wurde operiert«, brachte sie mühsam hervor. »Und jetzt… jetzt kann ich bestimmt kein Baby mehr bekommen.«

      Dr. Scheibler wurde hellhörig. Von einer Operation hatte Dr. Heller gar nichts gesagt, und da Dr. Scheibler bis gestern Urlaub gehabt hatte, war er noch nicht über alles informiert worden, was auf seiner Station vorgefallen war.

      »Es kommt gelegentlich vor, daß eine Eileiterschwangerschaft operativ abgebrochen werden muß, bevor das befruchtete Ei den Eileiter sprengt«, erklärte er in seiner ruhigen Art.

      Mit schmerzvollem Blick sah Patricia den jungen Arzt an. »Muß der Eileiter dann in jedem Fall entfernt werden?«

      »Das kommt darauf an«, meinte Dr. Scheibler. »Wenn der Eileiter gesprengt wurde, kann er meistens nicht mehr gerettet werden.«

      »Meistens«, wiederholte Patricia. »Heißt das, es gibt auch Fälle, in denen man den Eileiter trotzdem retten kann?«

      »Theoretisch schon«, antwortete Dr. Scheibler, verschwieg dabei aber, daß er einen solchen Fall bisher noch nie erlebt hatte.

      »Dann könnte es also sein, daß der Oberarzt bei mir einen Fehler gemacht hat«, folgerte Patricia.

      Dr. Scheibler erschrak sichtlich. »Wie kommen Sie auf einen solchen Gedanken? Dr. Heller ist ein erstklassiger Arzt.«

      Diesen Eindruck hatte auch Patricia, doch in ihrer momentanen Verzweiflung wollte sie das einfach nicht einsehen.

      »Herr Doktor, mein Mann und ich bemühen uns seit über zwei Jahren um ein Baby«, erzählte sie. »Jetzt glaubten wir uns am Ziel, doch es handelte sich um eine Eileiterschwangerschaft, die hier in der Klinik operativ unterbrochen wurde. Dabei hat Dr. Heller mir einen Eileiter entfernt. Können Sie sich vorstellen, was das für mich bedeutet?«

      Dr. Scheibler nickte nur. Natürlich wußte er, wie gering gerade in Patricias Fall die Chance sein würde, jetzt noch schwanger zu werden, und dabei fühlte er grenzenloses Mitleid für die junge Frau.

      »Dr. Heller war sichtlich verlegen, als ich ihm erzählte, welche Schwierigkeiten ich hatte, schwanger zu werden«, fuhr Patricia fort. »Ich fühle, daß er einen Fehler gemacht hat – einen Fehler, den er niemals eingestehen wird und mit dem ich von nun an leben muß.«

      *

      Die Sprechstunde war zu Ende, und obwohl die Abende jetzt im Herbst schon recht kühl waren, entschloß sich Dr. Daniel zu einem kleinen Spaziergang. Wie immer in letzter Zeit führte ihn sein Weg zum Waldsee.

      »Grüß dich, Robert«, wurde er ganz unvermittelt angesprochen und drehte sich um. Vor ihm stand Dr. Wolfgang Metzler.

      »Na, Wolfgang, hat es dich auch hierher verschlagen?« fragte Dr. Daniel lächelnd.

      »Natürlich«, bekräftigte Dr. Metzler. »Ich muß doch sehen, wie die Arbeiten an unserer Klinik vorangehen.«

      Dr. Daniel lachte. »Unsere Klinik? Nein, nein, Wolfgang, das ist schon deine Klinik. Das wäre doch übrigens auch ein guter Name: Metzler-Klinik.«

      Der junge Arzt schüttelte den Kopf. »Bloß nicht! Von Metzler bis Metzger ist der Weg nicht weit, und ich möchte nicht, daß die Klinik Anlaß zu Albereien gibt. Außerdem weiß ich schon einen besseren Namen: Waldsee-Klinik. Immerhin wird sie ja direkt am Waldsee stehen.«

      Dr. Daniel nickte. »Da hast du recht.«

      Jetzt hatten sie die Lichtung erreicht und konnten zum Baugelände hinübersehen. Der Rohbau stand bereits, und schon jetzt konnte man ahnen, wie eindrucksvoll die fertige Klinik sein würde.

      Langsam gingen die beiden Männer auf den hufeisenförmigen Bau zu.

      »Rainer hat ziemlichen Ärger mit seinem Vater, seit bekanntgeworden ist, daß er den Bau finanziert«, erzählte Dr. Metzler.

      »Das war zu erwarten«, meinte Dr. Daniel. »Martin Bergmann würde für soziale Zwecke niemals Geld ausgeben und erst recht kein Grundstück opfern, das er gewinnbringender nutzen könnte.« Er schwieg kurz. »Rainers Haltung ringt mir eine Menge Respekt ab. Ich konnte den Jungen immer gut leiden, aber jetzt…« Mit einer weitausholenden Handbewegung wies er

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