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Daniel zögerte, dann nickte er, obwohl sein Gesprächspartner das nicht sehen konnte. »Das wäre vielleicht von Vorteil. Ich hätte Frau Gerhardt selbst nach München gebracht, aber leider habe ich noch ein paar Patientinnen im Wartezimmer sitzen.«

      »Kein Problem«, meinte Dr. Heller. »In einer halben Stunde ist der Wagen bei Ihnen.«

      Dr. Daniel bedankte sich, dann kehrte er ins Untersuchungszimmer zurück und sah auf den ersten Blick, daß Patricia geweint hatte. Tröstend legte er einen Arm um ihre Schultern.

      »Ich kann mir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen, wie schlimm das ist, was Sie jetzt durchmachen«, erklärte er in einfühlsamem Ton. »Und vermutlich ist es auch kein Trost, wenn ich sage, daß Sie wieder ein Baby haben können, aber ich glaube, daran sollten Sie sich jetzt festhalten, Frau Gerhardt. Sie sind erst sechsundzwanzig, und ich bin sicher, daß Sie noch ein Baby bekommen werden.«

      Mit tränenfeuchten Augen sah Patricia zu ihm auf. »Danke, Herr Doktor. Ihre Worte haben mir jetzt sehr gut getan.« Dann verzog sie wie im Schmerz ihr Gesicht.

      Besorgt sah Dr. Daniel sie an. »Was ist denn los, Frau Gerhardt? Haben Sie Schmerzen?«

      »Ja… das heißt, eigentlich ist es kein richtiger Schmerz«, meinte sie. »Ich weiß nicht so recht, wie ich es beschreiben soll. Ich hatte das gestern auch schon mal. So ein seltsames Ziehen im Unterleib. Sehr unangenehm. Und im Augenblick zieht es bis zur Schulter hinauf.«

      Diese Auskunft genügte Dr. Daniel, um zu wissen, daß jetzt wirklich Eile geboten war.

      »Haben Sie heute schon etwas gegessen?« fragte er.

      Patricia schüttelte den Kopf. »Ich kriege morgens vor lauter Übelkeit nichts runter.« Sie sah Dr. Daniel an. »Glauben Sie, dieses Zeichen kommt von meinem nüchternen Magen?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Gerhardt, ich fürchte, daß der Embryo dabei ist, den Eileiter zu sprengen. Und ich wollte wissen, ob Sie etwas gegessen haben, weil sie vermutlich noch heute operiert werden müssen.«

      Patricia erschrak. »Aber… heißt das… ich muß jetzt sofort in die Klinik?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe doch gar nichts dabei. Und Oliver weiß auch nicht Bescheid.«

      »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, versuchte Dr. Daniel sie zu beruhigen. »Ich hätte Sie so oder so gleich in die Klinik transportieren lassen. Der Krankenwagen ist auch schon unterwegs. Und Ihren Mann werde ich anrufen. Er kann Ihnen dann auch alles, was Sie brauchen, in die Klinik bringen. Und fürs erste bekommen Sie dort das Nötigste.«

      In diesem Moment hörte Dr. Daniel ein Auto auf den Vorplatz fahren.

      »Ah, der Wagen von der Thiersch-Klinik ist schon hier«, meinte er, dann griff er nach Patricias Arm. »Kommen Sie bitte, und machen Sie sich keine Sorgen – es wird alles gut werden.«

      Fürsorglich begleitete Dr. Daniel seine Patientin nach draußen und informierte den begleitenden Sanitäter, daß Frau Gerhardt noch nüchtern sei und vermutlich sofort operiert werden müßte.

      *

      Währenddessen wurde in der Thiersch-Klinik schon alles für die Operation vorbereitet. Obwohl Dr. Daniel am Telefon noch nichts davon gewußt hatte, wie schlimm es um Patricia Gerhardt stand, wollte Dr. Heller kein Risiko eingehen. Natürlich würde er die Patientin erst untersuchen, aber für alle Fälle wollte er den Operationssaal bereit wissen.

      Eine Untersuchung der Patientin erübrigte sich jedoch. Als Patricia auf einer fahrbaren Trage in die Klinik gebracht wurde, war sie bereits bewußtlos.

      »Bevor sie das Bewußtsein verlor, klagte sie über Schmerzen im Unterleib, die sich bis zur Schulter hinaufzogen«, gab der Sanitäter Auskunft.

      Das genügte Dr. Heller, um zu wissen, daß jetzt höchste Eile geboten war. Der Anästhesist war auch schon zur Stelle, während sich Dr. Heller sorgfältig die Hände wusch und dann eilig den Operationssaal betrat. Die Patientin lag in der Narkose und war mit keimfreien, grünen Tüchern abgedeckt. Nur das Operationsfeld war frei.

      Dr. Heller streckte die rechte Hand aus. »Skalpell.«

      Im selben Moment trat Professor Thiersch an den OP-Tisch. Er und Dr. Heller wechselten einen kurzen Blick.

      »Machen Sie weiter, Heller«, wies der Professor seinen Oberarzt an. »Ich übernehme die Erste Assistenz.«

      Es war eine schwierige Operation, denn das befruchtete Ei hatte den Eileiter – wie Dr. Heller schon bei der Einlieferung der Patientin befürchtet hatte – tatsächlich gesprengt. In der Folge war es zu heftigen Blutungen im Bauchraum gekommen. Eine Rettung des Eileiters war unmöglich geworden. Dr. Heller mußte ihn entfernen, um die Blutung stillen zu können.

      Er und Professor Thiersch arbeiteten Hand in Hand und voller Konzentration.

      »Verdammt, es fängt wieder an«, knurrte Dr. Heller, als erneut Blut in den Bauchraum trat, doch das konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte solche Operationen schon mehrmals durchgeführt und wußte genau, was er tat.

      Dann war die Blutung endlich gestillt, und Dr. Heller konnte die Operation beenden. Er machte noch die Naht, dann trat er vom OP-Tisch zurück.

      »Saubere Arbeit«, erklärte Professor Thiersch anerkennend.

      Unwillkürlich errötete Dr. Heller bei diesem Lob. Der Professor ging mit derlei Dingen nämlich äußerst sparsam um. Und erst als Professor Thiersch den Operationssaal verlassen hatte, konnte sich der Oberarzt so richtig über das Lob freuen.

      »Bringen Sie die Patientin auf Intensiv«, ordnete er noch an, dann ging auch er hinaus.

      *

      Als Patricia erwachte, saß ein schlanker Arzt mit etwas hagerem, aber sehr sympathischem Gesicht neben ihr.

      »Nun, junge Frau, wie fühlen Sie sich?« wollte er wissen.

      »Kalt«, brachte Patricia ein wenig mühsam hervor.

      Der Arzt stand auf und breitete fürsorglich eine zweite Decke über sie.

      »Besser?« fragte er, doch das hörte Patricia schon nicht mehr. Sie war wieder eingeschlafen.

      Erst am nächsten Tag war sie richtig ansprechbar.

      »Guten Morgen, Frau Gerhardt«, grüßte Dr. Heller, als er die Intensivstation betrat. »Nun, wie fühlen Sie sich heute?«

      »Es geht«, antwortete Patricia mit rauher Stimme. Sie räusperte sich, doch das brachte nur wenig Besserung.

      Der rauhe Hals kommt von der Narkose, aber das gibt sich in zwei bis drei Tagen wieder«, erklärte Dr. Heller, dann schlug er die Bettdecke zurück, löste den Verband und betrachtete die Operationsnarbe. »Na, das sieht ja gar nicht schlecht aus.« Er lächelte Patricia an. »In ein paar Wochen wird man fast nichts mehr davon sehen.«

      Doch Patricias Gedanken waren noch woanders. »Ich habe Sie schon mal gesehen.«

      Dr. Heller nickte. »Als sie nach der Operations erwachten, aber da haben Sie noch nicht viel mitbekommen. Ich bin übrigens der Oberarzt hier an der Klinik – Dr. Rolf Heller.«

      Allmählich konnte sich Patricia wieder an die Ereignisse der vergangenen Tage erinnern.

      »Haben Sie mich operiert?« wollte sie wissen.

      Wieder nickte Dr. Heller. »Es war ein ziemlich schwieriger Eingriff.«

      Patricia dachte angestrengt nach. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie in die Klinik gekommen war.

      »Ich weiß nur noch, daß ich im Krankenwagen gelegen habe«, murmelte sie. »Dann kamen die schrecklichen Schmerzen…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.

      »Sie waren ohne Bewußtsein, als Sie hier ankamen«, erklärte Dr. Heller. »Es war gut, daß Dr. Daniel die Einlieferung in die Klinik so sehr vorangetrieben hatte. Jegliches Hinauszögern hätte Sie das Leben kosten können.«

      Patricia erschrak

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