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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Dr. Daniel nickte verständnisvoll. Es war ihm nur zu klar, daß Anke es in diesem Augenblick nicht über sich gebracht hatte, ihrem Mann die Wahrheit zu gestehen.
»Woher wissen Sie überhaupt, daß Sie keine Kinder bekommen können?« wollte er jetzt wissen. »Welche diesbezüglichen Untersuchungen wurden denn bei Ihnen durchgeführt?«
»Keine«, gestand Anke. »Ich war fünfzehn, als ich es erfahren habe. Damals wurde ich am Blinddarm operiert, und die Ärzte sagten mir hinterher, daß ich irgendwelche Verwachsungen habe. Am Eileiter, soweit ich mich noch erinnere.« Sie errötete ein wenig. »Als Fünfzehnjährige hat man an solchen Dingen wenig Interesse. Und auch später schien mir das alles ganz nebensächlich zu sein. Ich war sogar ganz froh darüber, weil ich mir auf diese Weise die Pille sparen konnte. Erst als ich Rainer kennenlernte und wir von Heirat sprachen… « Sie zögerte einen Moment. »Er sagte mir immer, wie sehr sein Vater sich Enkelkinder wünscht. Damals wäre es vielleicht noch ganz einfach gewesen, aber… ich hatte Angst, Rainer zu verlieren. Ich liebte ihn doch so sehr. Immer wieder verschob ich das Gespräch auf später, und irgendwann stand ich vor dem Traualtar, und der Pfarrer fragte mich, ob ich die Kinder, die Gott uns schenken würde, im christlichen Glauben erziehen würde.« Mit flehendem Blick sah sie den Arzt an. »Bitte, Herr Dr. Daniel, glauben Sie mir, ich wollte Rainer niemals hintergehen, aber… ich hatte solche Angst, ihn zu verlieren.« Sie senkte den Kopf. »Ich habe noch immer Angst davor… von Tag zu Tag mehr.«
»Dann wurde also nie mit absoluter Sicherheit festgestellt, ob sie wirklich keine Kinder bekommen können«, folgerte Dr. Daniel.
»Das stimmt zwar«, meinte Anke, »aber wie gesagt – ich nehme keine Pille. Wäre ich nicht unfruchtbar, dann hätte ich zumindest während der letzten fünf Jahre, die ich mit Rainer zusammen war, schwanger werden müssen.«
»Nicht unbedingt«, entgegnete Dr. Daniel. »Sehen Sie, Frau Bergmann, es mag schon sein, daß sie nur äußerst schwer schwanger werden. Vielleicht hatten die Ärzte damals sogar recht, und bei Ihnen liegen wirklich Eileiterverwachsungen vor. Aber auch das schließt eine Schwangerschaft keinesfalls grundsätzlich aus. Eileiterverwachsungen können heute beseitig werden. Die Mikrochirurgie hat auf diesem Gebiet bereits große Fortschritte gemacht. Dann gibt es auch noch die Möglichkeit einer Befruchtung außerhalb der Gebärmutter, doch daran würde ich erst denken, wenn alles andere gescheitert ist.«
Dr. Daniels Worte ließen Hoffnung in Anke aufkeimen.
»Heißt das… glauben Sie, ich könnte… ich könnte vielleicht doch ein Baby haben?« brachte sie mühsam hervor.
»Ich kann Ihnen nichts versprechen, vor allem nicht, bevor ich alle nötigen Untersuchungen durchgeführt habe«, meinte Dr. Daniel, »aber ich finde, Sie sollten nicht allzu pessimistisch sein.« Dann wurde er sehr ernst. »Allerdings rate ich Ihnen dringend, sich Ihrem Mann anzuvertrauen. Rainer muß endlich erfahren, was mit Ihnen los ist – nicht nur aus Gründen des Vertrauens, sondern auch, weil ich ihn vielleicht für einige der anstehenden Untersuchungen brauche.«
Anke schluckte schwer. »Heißt das… er muß hier her in die Praxis…«
Dr. Daniel lächelte. »Das würde die Sache natürlich erleichtern. Und keine Sorge, Frau Bergmann, ich werde Rainer natürlich nicht während der normalen Sprechzeiten zu mir bitten, obwohl ich nicht gerade selten Männer hier in der Praxis habe. Ich bin nämlich der Meinung, daß der Frauenarzt beileibe nicht nur Frauensache ist. Die meisten Männer kommen natürlich, wenn ihre Frauen ein Baby erwarten. Und da ist es die ganz gut nachvollziehbare Neugier, die sie treibt. Sie wollen die Herztöne hören und ihr Baby auf Ultraschall sehen, und ich befürworte ein solches Verhalten.«
Melancholie breitete sich auf Ankes zarten Zügen aus. »Ich hoffe, daß Rainer auch mal aus einem solchen Grund mit mir in diese Praxis kommen kann.«
Dr. Daniel stand auf. »Wir werden jedenfalls unser Möglichstes tun, Frau Bergmann. So, und jetzt gehe ich mit Ihnen zu Fräulein Meindl hinaus, damit wir die Untersuchungstermine absprechen können.«
Die Empfangsdame setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, als Dr. Daniel zu ihr an den Schreibtisch trat.
»Fräulein Meindl, Frau Bergmann braucht mehrere Untersuchungstermine, und zwar zur Blutabnahme und Untersuchung mit Abstrich.« Er sah Anke an. »Den Sameneinwanderungstest und die Untersuchungen des Zervixschleims schieben wir erst mal ein bißchen hinaus. Sollte sich nämlich die Theorie von den Verwachsungen bestätigten, sind diese Untersuchungen vielleicht gar nicht mehr nötig.« Er wandte sich der Empfangsdame wieder zu. »Dann brauchen wir noch einen Termin für eine HSG.« Er sah Anke wieder an. »Das ist die Abkürzung für Hysterosalpingografie. Damit wird die Durchlässigkeit der Eileiter geprüft, und dafür brauchen wir auch ein bißchen mehr Zeit. Fräulein Meindl wird die Termine jetzt mit Ihnen aushandeln. Mich entschuldigen sie bitte.«
Er reichte Anke die Hand, die sie voller Herzlichkeit ergriff.
»Auf Wiedersehen, Herr Dr. Daniel, und danke, daß Sie sich für mich so viel Zeit genommen haben.«
Dr. Daniel lächelte. »Das ist doch meine Pflicht, Frau Bergmann.«
*
»Das war die junge Bergmann – die Frau vom CHEMCO-Sohn«, erklärte Gabi Meindl, kaum daß sich die Tür hinter Anke geschlossen hatte.
»Ich weiß«, entgegnete die Sprechstundenhilfe Lena Kaufmann lakonisch.
Sinnend blickte Gabi zu der geschlossenen Tür. »Irgendwie habe ich sie mir hübscher vorgestellt. Aber so schön wie die bin ich auch.«
Lena Kaufmann wandte sich ab, um ungestört lächeln zu können. Sie kannte die fünfundzwanzigjährige Gabi schon seit ein paar Jahren und wußte, wie gern sie sich mit den Patientinnen verglich – sowohl jetzt bei Dr. Daniel als auch früher bei dem Arzt, bei dem sie schon damals gemeinsam gearbeitet hatten. Meistens schnitt Gabi dabei gut ab, was Lena Kaufmann immer wieder ein Schmunzeln abverlangte.
Nun war es ja nicht so, daß Gabi Meindl nicht hübsch gewesen wäre – ganz im Gegenteil. Sie hatte ein sympathisches Gesicht, in dem es keine Widersprüche gab. Alles paßte zusammen, von den dunkelblonden Locken über die fröhlich blitzenden blauen Augen bis hin zu dem vorwitzigen Stupsnäschen. In einem Schönheitswettbewerb hätte Gabi sicher keinen Preis gewonnen, aber auf ihre Weise war sie ein nettes junges Mädchen. Sie war nur leider ein wenig neugierig – für Lena Kaufmanns Begriffe sogar etwas zu neugierig.
»Sie kann offensichtlich keine Kinder bekommen«, fuhr Gabi fort, dann lehnte sie sich auf ihrem Bürostuhl zurück. »Da sieht man’s mal wieder – auch die Reichen haben so ihre Probleme.«
Lena warf ihr einen mißbilligenden Blick zu. »Ob arm oder reich – wir sind alle nur Menschen. Und jeder hat sein Päckchen zu tragen.« Dann griff sie demonstrativ nach den noch ungeschriebenen Rechnungen und schob sie näher zu Gabis Schreibmaschine. »Sie sollten sich jetzt vielleicht besser um die Dinge kümmern, die wirklich wichtig sind. Schließlich wissen Sie genau, daß Dr. Daniel die Rechnungen unterschreiben will, bevor er zum Mittagessen hinaufgeht.«
Gabi errötete – allerdings nicht so sehr aus Scham über diese Zurechtweisung. Es wurmte sie ganz einfach, daß Lena als die ältere und erfahrenere von ihnen beiden hier in der Praxis weitaus mehr zu sagen hatte als sie. Und außerdem hätte Gabi jetzt lieber über Anke Bergmann gesprochen, anstatt diese langweiligen Rechnungen zu schreiben.
Die junge Empfangsdame ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören, dann setzte sie sich an ihre