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Melissa zweifelnd. »Ich weiß nicht so recht. Es liegt ja an meinem Bauch… ich dachte immer, es wäre eine Darmgeschichte.«

      Kerstin zuckte die Schultern. »Na und? Einen Versuch ist es doch allemal wert. Und Dr. Daniel ist ein ganz ausgezeichneter Diagnostiker. Vielleicht sieht er etwas, was die anderen alle übersehen haben.«

      Nachdenklich senkte Melissa den Kopf. Natürlich hatte Kerstin recht. Sie konnte es immerhin versuchen.

      »Also schön«, stimmte sie zu. »Gib mir die Adresse von diesem Dr. Daniel. Jetzt war ich schon bei so vielen Ärzten, da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an.«

      *

      Eine Woche später fuhr Melissa nach Steinhausen. Sie hatte gleich am Tag nach dem Klassentreffen in der Praxis von Dr. Daniel angerufen und einen Termin vereinbart. Den Weg dorthin hatte Kerstin ihr gut erklärt. Melissa hatte keine Schwierigkeiten, die prachtvolle Villa zu finden, die ein Stück außerhalb des Ortes am Hang stand. Jetzt stellte sie ihren Wagen auf dem Parkplatz ab und betrachtete einen Augenblick lang die strahlend weiße Fassade des Hauses.

      Dr. Robert Daniel, Arzt für Gynäkologie, stand auf dem großen Messingschild neben der Eingangstür, und darunter waren die Sprechzeiten verzeichnet.

      Melissa zögerte noch einen Moment, dann stieg sie aus ihrem Auto. Ob dieser Arzt ihr nun endlich würde helfen können? Melissa hatte so ihre Zweifel, obwohl ihre Schulfreundin ihn ja wirklich in den höchsten Tönen gelobt hatte. Und Kerstin Wenger war eine sehr kritische Frau, auf deren Urteil man sich schon verlassen konnte.

      Melissa schloß ihren Wagen ab, dann ging sie auf die schwere, eichene Eingangstür zu und drückte

      den Klingelknopf neben dem Schildchen Praxis. Mit einem dezenten Summen sprang die Tür auf, und Melissa gelangte in ein sehr modern eingerichtetes Vorzimmer, in dem eine junge Empfangsdame saß.

      »Guten Morgen«, grüßte Melissa freundlich. »Mein Name ist Feller. Ich habe um zehn Uhr einen Termin bei Herrn Dr. Daniel.«

      Die Empfangsdame warf einen Blick in ihren Terminkalender und hakte einen Namen ab, bevor sie sich Melissa wieder zuwandte und die Versicherungskarte entgegennahm, um die Daten im Computer zu speichern.

      »Nehmen Sie bitte noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz, Frau Feller«, erklärte sie schließlich mit einem unverbindlichen Lächeln. »Die erste Tür rechts.«

      Melissa bedankte sich und betrat gleich darauf das geräumige und ausgesprochen wohnlich eingerichtete Wartezimmer. Gewohnheitsmäßig griff sie nach einer der aufgelegten Zeitschriften, denn in den vergangenen drei Monaten hatte sie sich an lange Wartezeiten bereits gewöhnt. Doch der Versuch, sich auf den Inhalt der Zeitschrift zu konzentrieren, scheiterte. Ihre Gedanken beschäftigten sich viel zu sehr mit ihrem gesundheitlichen Problem, das anscheinend kein Arzt zu lösen vermochte.

      »Frau Feller, bitte.«

      Melissa erschrak über die unerwartete Stimme. Sie war so in ihre Gedanken versunken gewesen, daß sie gar nicht gehört hatte, wie sich die Wartezimmertür geöffnet hatte.

      Jetzt stand sie rasch auf und folgte der Sprechstundenhilfe nach draußen. Mit einem freundlichen Lächeln hielt die vollschlanke und sehr gepflegt wirkende Frau ihr die nächste Tür auf.

      Bei Melissas Eintreten erhob sich ein stattlicher Mann von höchstens fünfzig Jahren. Dichte blonde Haare umrahmten ein markantes Gesicht, in dem die tiefblauen Augen dominierten. Alles in allem war dieser Dr. Daniel ein sehr attraktiver Mann, und Melissa fühlte plötzlich Hemmungen in sich aufsteigen.

      »Guten Tag, Frau Feller.«

      Die tiefe, warme Stimme des Arztes ließ dieses Gefühl wieder schwinden. Kerstin hatte recht. Dr. Daniel war ein Mensch, zu dem man vom ersten Augenblick an Vertrauen haben konnte.

      »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, bot Dr. Daniel höflich an, wartete, bis Melissa sich gesetzt hatte, und zog sich dann seinen Ledersessel wieder heran. »Nun, Frau Feller, was kann ich für Sie tun?«

      Melissa atmete tief durch.

      »Meine Schulfreundin Kerstin Wenger hat Sie mir empfohlen«, begann sie dann. »Ich fühle mich seit etwa drei Monaten nicht besonders gut. Ständig leide ich unter Völlegefühl und habe den Eindruck, daß mein Bauch immer dicker wird. Dabei kann ich fast nichts mehr essen. Und seit ein paar Tagen kann ich kaum noch schlafen, wenn ich im Bett liege. Ich schlafe nur noch in halbsitzender Stellung.« Mit einer fahrigen Handbewegung strich sie ihr dichtes dunkles Haar zurück. »Ich war in den vergangenen Monaten schon bei so vielen Ärzten, aber…« Sie zuckte die Schultern. »Keiner hat etwas gefunden.«

      Während Melissa gesprochen hatte, hatte Dr. Daniel aufmerksam zugehört, und mit jedem ihrer Worte hatte sich der Verdacht, den er schon nach den ersten geschilderten Symptomen gehabt hatte, gefestigt.

      Jetzt sah Melissa ihn in banger Erwartung an. »Glauben Sie, daß ich mir das alles nur einbilde?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Feller, Sie bilden sich das ganz bestimmt nicht ein.« Er stand auf. »Kommen Sie bitte mal mit mir nach nebenan.«

      Der Arzt brachte Melissa durch eine Zwischentür ins Nebenzimmer und begleitete sie hinter einen dezent gemusterten Wandschirm.

      »Hier können Sie sich freimachen, und dann legen Sie sich bitte erst einmal auf die Untersuchungsliege. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«

      Während Melissa sich entkleidete, hörte sie die Sprechstundenhilfe hantieren, dann verließ die Frau das Untersuchungszimmer wieder. Melissa atmete auf. Sie hätte diese Untersuchung nur ungern in Anwesenheit der Sprechstundenhilfe über sich ergehen lassen.

      Jetzt trat sie vor den Wandschirm und blieb einen Moment abwartend stehen. Die vielen Geräte, die hier standen, verunsicherten sie ein wenig, doch sie hatte nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn jetzt trat Dr. Daniel wieder ins Zimmer.

      »Sie müssen keine Angst haben«, meinte er mit einem beruhigenden Lächeln. »Ich werde Ihnen nicht weh tun. Bitte, Frau Feller, legen Sie sich hier hin. Ich möchte mir Ihren Bauch mal auf Ultraschall anschauen. Wissen Sie, wie das funktioniert?«

      Melissa nickte. »Ich habe während meiner Schwangerschaften Ultraschallaufnahmen bekommen.«

      Wieder lächelte Dr. Daniel. »Sie haben Kinder?«

      »Ja, zwei Mädchen. Zwölf und vierzehn Jahre alt.«

      Dr. Daniel nahm neben der Untersuchungsliege Platz.

      »Ich habe einen Sohn und eine Tochter«, erzählte er so nebenbei. »Karina ist einundzwanzig und Stefan vierundzwanzig.«

      Melissa spürte, daß der Arzt sie ein wenig ablenken wollte, und war ihm sehr dankbar dafür. Instinktiv fühlte sie, daß er einen ganz bestimmten Verdacht hatte.

      »So, Frau Feller, jetzt bekommen Sie ein Gel auf den Bauch. Es tut mir leid, aber das ist ein bißchen kalt.«

      Melissa zwang sich zu einem Lächeln. »Das macht nichts, Herr Doktor.«

      Dr. Daniel verteilte das Gel auf Melissas Bauch, dann konzentrierte er sich auf den Bildschirm. Was er sah, bestätigte leider seinen Verdacht.

      »Das sieht nicht sehr gut aus, Frau Feller«, bekannte Dr. Daniel offen. »Sie haben Wasseransammlungen im Bauch.«

      Verständnislos sah Melissa ihn an. »Wasser? Aber… woher kommt denn das?«

      »Das kann ich Ihnen leider auch nicht genau sagen«, wich Dr. Daniel aus, dann reichte er ihr etliche Papierhandtücher. »Hier, Frau Feller, damit können Sie das Gel abwischen. Und dann möchte ich Sie noch untersuchen.«

      Melissa nickte. Sie spürte, daß der Arzt ihr etwas verschwieg. Aber vielleicht hatte er nur eine Vermutung und wollte ihr erst dann etwas sagen, wenn er ganz sicher war.

      Ein wenig mühsam kletterte Melissa auf den gynäkologischen Stuhl. Ihre Knie zitterten so sehr, daß sie schon fürchtete, sie würde überhaupt nicht mehr hinaufkommen. Jetzt

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