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OUTBREAK - Hinter den Linien. Luke Duffy
Читать онлайн.Название OUTBREAK - Hinter den Linien
Год выпуска 0
isbn 9783958352094
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Bookwire
»Ziel bestätigt …«
In diesen Moment wusste Marty, dass Stan an seiner Position kauerte und auf einen kleinen LED-Schirm vor sich starrte. Dieser zeigte drei Kästchen an, die entweder grün oder rot aufleuchteten.
Jedes stand für einen Scharfschützen und dessen Gewehr; sie alle konnten einen kleinen Knopf drücken, wenn sie ihren Daumen an den Griff legten. Leuchtete ein Kästchen grün, bedeutete dies, dass der jeweilige Mann ungehindert auf sein Ziel schießen konnte; war es rot, durften sie nicht abdrücken.
Erst wenn zwei oder mehr Kästchen grün leuchteten, würde Stan den Schussbefehl erteilen.
Bull vergewisserte sich ein letztes Mal der Windverhältnisse. Er beobachtete, wie sich die langen Grashalme neben den Bauernhofgebäuden und der Fetzen Tuch wiegten, den sie an den Zaunpfahl eines Tierpferchs gebunden hatten, um die Stärke und Richtung des Winds zu bestätigen.
»Links, drei«, wisperte er zur Seite.
Marty glich es geringfügig an und atmete dann langsam aus, bis seine Lunge halb leer war; danach hielt er inne. Das Fernrohr seines Gewehrs bewegte sich nicht mehr, und das Fadenkreuz blieb mittig auf sein Ziel fixiert. Sein Richtpunkt? Bassims untere Gesichtshälfte. Ein Treffer dort würde innerhalb eines Sekundenbruchteils den Hirnstamm zerstören und den Mann umgehend zu Fall bringen, ohne ihm eine Chance zum Schreien, geschweige denn zum Überleben zu geben.
Von ihrer Stellung aus gesehen nördlich und südlich in der Ferne würden die anderen Scharfschützen auf die Ohrlöcher des Terroristen zielen. Bobby und Taff harrten zu ihrer Rechten aus, Brian und Nick linker Hand.
Ali Hussein Bassim würde nun gleichzeitig aus drei Richtungen erschossen werden.
Für Stan erübrigten sich weitere Worte und Anweisungen. Die drei Scharfschützen lagen bestimmt dort und warteten auf sein Kommando »Feuer«, sobald er genug grünes Licht sah.
Bassim betete weiter mit seinem Gefolge. Sie hoben ihre Hände und murmelten die geweihten Worte, ehe sie sich erneut den Teppichen zuneigten, um ihrem Gott Versprechungen zu machen und völlige Hingabe zu beteuern.
Noch eine Verbeugung, dann erhob sich Bassim, verschränkte die Arme vor der Brust und senkte den Kopf.
Kapitel 4
In der Einsatzzentrale war es ruhig und so leise, dass man die sprichwörtliche Nadel hätte fallen hören können.
Samantha ging in die Hocke und fuhr mit den Fingern über den glatten Linoleumboden, weil sie die Haarspange suchte, mit der sie nervös in dem schwach beleuchteten Raum gespielt hatte. Bis gerade eben hatte sie noch dagestanden und auf die großen Monitore geschaut, die an der Wand vor ihr hingen.
Das Zimmer war ein langes Oval, vollgestopft mit aufwendigen Kommunikations- und Überwachungsgeräten, die sie dazu befähigten, in Echtzeit zu beobachten, was auch immer gerade im Rahmen ihrer Operationen und mit den Männern geschah, die sich überall auf der Welt im Einsatz befanden.
Von diesem einen Raum aus ließen sich Topinformationen über jedermann einholen, egal wo auf dem Planeten. Überwachungskameras in allen erdenklichen Ländern, Polizeifunk und Computerdaten sowie andere vertrauliche Unterlagen konnten ohne jemandes Wissen jederzeit angezapft werden.
Aufgezeichnete Telefonate standen abrufbereit, genauso wie der Zugang zur Einsicht in diverse Bankkonten. Persönliche Rechner und Onlinedaten hatten selbst hinter aktuellsten Firewalls und anderen Programmen zum Blocken von Spyware keine Chance gegen die bewanderten Fachleute, die hier im Halbdunkeln saßen, ihr Körpergewicht an Kaffee tranken und unter akutem Vitamin D Mangel litten.
»Wie läuft es, Sam?«
Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie er an ihre Seite getreten war und seine tiefe, heisere Stimme brachte sie fast zum Zusammenzucken.
»Ich glaube, eine Antwort darauf erhalten wir bald, Sir«, erwiderte sie und erhob sich, nun da sie ihre Spange wiedergefunden hatte. Sie verwies nickend auf die Monitore. »Ich habe mir offenbar die falsche Zeit ausgesucht, um mit dem Rauchen aufzuhören, das kann ich Ihnen sagen.«
Der General lächelte verhalten, um ihr zu verstehen zu geben, dass er begriffen hatte und ihre Angespanntheit durchaus nachempfinden konnte.
»Wie schlagen sich unsere Jungs denn?«, fragte er nun und kniff seine starrenden Augen zusammen, während er die Bildschirme betrachtete.
Der Wichtigste in der Mitte zeigte ein Farbbild in HD, das einer der vielen Satelliten in der Erdumlaufbahn geschickt hatte. Die beiden kleineren Monitore an den Seiten gaben die gleichen Standorte wieder, bloß aus unterschiedlichen Quellen.
Auf dem Linken sah man eine grobkörnig flackernde Aufnahme, die sich ununterbrochen veränderte. Es handelte sich dabei um die unmittelbare Übertragung einer unbemannten Spionagedrohne, die schon längere Zeit hoch am Himmel kreiste. Das Gelände zeichnete sich in unterschiedlichen Grautönen und Schwarz ab, wohingegen alles Lebendige, was Körperwärme abstrahlte, dank des thermischen Sensors weiß hervortat.
Auf dem rechten Schirm, auf den sich der General konzentrierte, wurde eine digitale Karte gelegt, die Hauptverkehrswege, Flüsse und besiedelte Teile des Einzugsgebiets der Mission sichtbar machte. In der Mitte des Bildes leuchteten paarweise zusammengedrängt acht rote Punkte auf, die ungefähr ein Dreieck bildeten.
»Vergewissern Sie sich selbst, Sir«, meinte Samantha. »Sie verharren schon die ganze Nacht an ihren Positionen. Soweit wir der Auslesung ihrer Vitalparameter entnehmen können …« Sie zeigte auf einen Stoß Papiere, die auf einem Tisch zu ihrer Rechten gestapelt waren. »… standen zwei von ihnen bis vor wenigen Stunden kurz vor dem Frühstadium einer Hypothermie. Die Temperatur fiel im Laufe der Nacht nämlich bis auf null Grad.«
Der General bemüßigte sich nicht, die Messwerte zu überfliegen. Er kannte die Männer und wusste, was sie alles verkraften konnten. Momentan interessierte er sich eher brennend dafür, was bald geschehen würde. Er grunzte allerdings kurz zum Zeichen dafür, dass er die Leiden der Truppe zur Kenntnis genommen hatte.
»Was ist mit der Videoübertragung? Kommt sie immer noch ohne Verzögerung vom Boden an?«
Samantha schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Die Männer haben ihre Kameras vergangene Nacht abgebaut. Wir haben aber eine Menge Material von den letzten fünf Tagen, falls sie das gern durchgehen wollen.«
Sie nahm die Hände von ihrer Brust, wo sie diese gefaltet hatte, und zeigte dann auf die Festplatten mit allen Bildern, die ihre Kameras gesammelt hatten.
»Ich muss hinterher noch mit Ihnen sprechen, Sam«, erwiderte er, ohne die Augen von den Monitoren an der Wand abzuwenden.
»Worüber denn?« Samantha wartete ebenso gespannt auf die Entwicklung der Ereignisse und behielt die Digitaluhr im Auge, welche in der oberen rechten Ecke des Satellitenbildes tickte.
»Wegen der Sache in Afrika.«
Jetzt wandte sich Samantha von der Liveübertragung ab und starrte mit brennenden Augen auf den großen, blassen Mann, der neben ihr stand.
»Was ist dort passiert?«
Der General erwiderte ihren Blick achselzuckend, während ein leises Lächeln seine schmalen Lippen umspielte.
»Das wissen wir nicht. Das Verteidigungsministerium war nur insoweit zuvorkommend, als dass es uns mitgeteilt hat, dass man den Kontakt zu der Belegschaft verloren habe, die dort hingeschickt wurde.«
»Und der Doktor?«
Jetzt schüttelte er den Kopf.
»Wie lange ist es schon her, dass sie zuletzt von ihm gehört haben?«, fragte sie und bemühte sich, etwas in seinem Gesicht zu erkennen, das darauf hingedeutet hätte, dass er ihr etwas vorenthielt.