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OUTBREAK - Hinter den Linien. Luke Duffy
Читать онлайн.Название OUTBREAK - Hinter den Linien
Год выпуска 0
isbn 9783958352094
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Bookwire
Er hatte das perfekte Pokerface, weil sich seine Miene nie veränderte, weshalb sich die Mehrheit schwer damit tat, zu bestimmen, ob er gerade gut gelaunt oder verdrossen war, und ihn vielmehr fälschlicherweise als teilnahmslos abkanzelten.
Von ihrer Position aus gesehen links, lagen zwei weitere ihrer Männer, Nick und Brian, still in der kalten Morgenluft und warteten darauf, dass die endgültigen Befehle erteilt wurden. Es handelte sich bei ihnen um Scharfschützen und Marty wusste, dass sie genau in diesem Moment letzte Überprüfungen vornahmen, Windstärke und Windrichtung berechneten und die Entfernung zu ihrem Ziel abglichen.
Rechts in einiger Entfernung lauerte noch ein Schützenpaar, hielt dem zähen Ablauf der Minuten stand und wappnete sich mental sowie körperlich.
Ihr Ziel war ein syrischer Terrorist namens Ali Hussein Bassim.
Dieser wurde für ein hochrangiges Mitglied der Al Kaida gehalten und hatte seinen eigenen Terrorfeldzug in der Region lanciert, indem er sowohl rebellische Splittergruppen als auch die syrische Armee attackiert hatte. Seine Brutalität kannte keine Grenzen, vor allem weil er nie einen Unterschied zwischen Militärs und Zivilisten machte.
Seine Anschläge erfolgten vorurteilslos, und in einem Video, das dem Sender Al Jazeera zugespielt worden war, hatte er einst skandiert: »Zu entscheiden, wer leben oder sterben darf, obliegt mir nicht; es ist der Wille Allahs. Ich bin bloß eine Waffe des Islams. Das Urteil steht dem mächtigen Allah zu, und ich werde ihm weiterhin sowohl die Untreuen als auch die Gläubigen schicken, bis er mir Einhalt gebietet.«
Ob er Bomben auf stark besuchten Marktplätzen detonieren ließ oder Bodenangriffe gegen bewaffnete Milizen und Soldaten startete: Fast immer erwuchsen daraus Tod und Zerstörung, wie man sie seit den Tagen von Al Zarqawi im Irak nicht mehr erlebt hatte.
Gefangene wurden grundsätzlich hingerichtet. Jede Woche kursierten neue Aufnahmen von festgenommenen Soldaten, Mitarbeitern des Roten Kreuzes, Christen oder mutmaßlichen Kollaborateuren im Internet, die sich von Bassim und seinen Männern enthaupten lassen mussten.
Die Regierungen des Westens waren ihrer Handlungspflicht lange Zeit nicht nachgekommen, doch als Bassims Übergriffe nach Beginn der Friedensverhandlungen noch heftiger geworden waren, um eine Einigung hinauszuzögern, hatte man schließlich beschlossen, dass etwas getan werden musste.
Allerdings ließ sich der Westen nur sehr ungern in einen weiteren Krieg im Mittleren Osten hineinziehen, zumal Bassim trotz zahlloser Versuche der syrischen Streitkräfte oder Rebellengruppen, ihm einen Hinterhalt zu legen oder ihm gezielt ein Ende zu bereiten, immer irgendwie überlebte.
Der Krieg gegen Iran und Nordkorea hatte den westlichen Armeen bereits ihre Grenzen aufgezeigt. Als China eingetreten war, hatten die Alliierten mehrere Rückschläge und Niederlagen erlitten und es erst kürzlich geschafft, wieder die Initiative zum Offensivkampf zu ergreifen, und sich dann abermals aufhalten lassen.
Unverhohlen in Syrien zu intervenieren, konnte katastrophale Folgen heraufbeschwören, die sowieso auf wackeligen Füßen stehenden Friedensabkommen mit Saudi-Arabien, dem Libanon sowie Jordanien – und nicht zu vergessen, Russland – zunichtemachen und die westlichen Verbündeten vor eine völlig neue Front stellen, an der es zu kämpfen galt.
Lieber hatte die britische Regierung, um sich des »Problems Bassim« anzunehmen, jene Agenten ausgesandt, deren Zugehörigkeit sich am leichtesten abstreiten ließ.
Der Verband, zu dem diese Männer gehörten, war ein streng geheimer Ableger der britischen Armee, dessen Existenz man stets glaubhaft leugnen konnte. Der einzige Grund dafür, dass man ihn und seine Operationen nie als gesetzeswidrig klassifiziert hatte, bestand laut Aussage eines ranghohen Militärs lediglich darin, dass man etwas, »um es illegal zu nennen, erst als wirklich anerkennen muss«.
Nur wenige Personen wussten überhaupt von der Einheit sowie ihren Machenschaften, und wer es tat, wünschte sich unweigerlich, überhaupt keine Kenntnisse davon zu haben. Die bloße Erwähnung der Truppe bereitete Politikern und Angehörigen der Armee in hohen Positionen in Whitehall nämlich äußerstes Missbehagen.
Folglich agierte sie ausnahmslos unter Radarniveau und auf den brisantesten Politbühnen weltweit. War eine Mission selbst für konventionelle Spezialeinheiten wie die SAS oder Delta Force zu heikel, wurde »das Team« losgeschickt.
Seit der Jahrtausendwende standen die Regierungen des Westens andauernd unter dem Zwang, Soldaten heranziehen zu müssen, die die Schmutzarbeit verrichten, und gleichzeitig jegliches Wissen von ihnen zu leugnen. Stan und seine Männer sowie andere Einheiten ihrer Art taten den mimosenhaften Empfindungen der unterschiedlichen Mächte im Westen auf ideale Weise Genüge und wurden in vielen verschiedenen Funktionen eingesetzt, die von Auftragsmorden bis hin zur Informationsbeschaffung reichten.
Selbst Geheimnisse ausländischer Staaten zu stehlen war nichts Neues für diese Männer.
Im Zuge einer speziellen Mission hatte man sie sogar nach Brüssel geschickt, um kurz vor der Invasion des Irans ein Dossier mit diskreten Inhalten eines diesbezüglichen Treffens der Präsidenten Amerikas und Frankreichs zu beschaffen.
Die Mission hatte zwei Monate gedauert, während derer Stan mehr in die Hände gefallen war als erhofft. Nach seiner Rückkehr, so munkelte man zumindest, habe die britische Regierung ihn äußerst großzügig behandelt, um einem Skandal vorzubeugen.
Bis heute wusste niemand etwas Genaues über die Enthüllungen im Zusammenhang mit jenem Dossier, doch Bull behauptete immerzu: »Es war ein Stapel Fotos von Tony Blair in Lack und Leder beim Arschfick mit Osama bin Laden.«
In ihren Ohrhörern knisterte es erneut.
»Eine Minute noch. Bereithalten, bereithalten …«
Zum exakt anvisierten Zeitpunkt wurde die Tür des kleinen Bauernhauses aufgestoßen. Mehrere Männer verließen das dunkle Innere in Richtung eines offenen Platzes vor dem Gebäude, jeder mit einem Bündel unter dem Arm.
Allen voran ging ein kleiner, gedrungener Kerl mit dichtem Bart und rasierter Glatze. Er machte kurze, schnelle Schritte, als wenn er verknotete Schnürsenkel hätte, und schien Schwierigkeiten damit zu haben, sich aufrecht zu halten. Vor unbedarften Augen hinterließ er keinen sonderlichen Eindruck, doch es war ganz eindeutig Bassim.
Er hob nun eine Hand und bedeutete den übrigen Männern – vier an der Zahl – ihm zu folgen. Sie beeilten sich und gingen im Gänsemarsch auf den staubigen Vorhof hinter ihm her.
Als er stehen blieb, verteilten sich die anderen zu beiden Seiten, um Position an seinen Flanken zu beziehen. Nachdem er mehrere weitere Befehle erteilt hatte, zog jeder sein Bündel hervor. Es waren Gebetsteppiche, und dann begannen sie, diese auszurollen.
»Ausgezeichnet«, wisperte Marty vergnügt und entsicherte sein Gewehr. »Im Kampf gegen islamistische Extremisten darfst du dich auf eines verlassen: Nichts hält sie davon ab, ihr Morgengebet zu sprechen. Danach kannst du deine Uhr stellen, Mann.«
Der Terroristenführer stellte sich an die Unterkante seines Teppichs und blickte anschließend zum Horizont, um sich zu vergewissern, dass er auch im richtigen Winkel zur aufgehenden Sonne stand und sich Mekka zugewandt hatte. Unter seinem dicken Gewand trug er eine Weste aus grünem Leinen mit einer Reihe von Taschen, in denen Magazine für das AK-47 steckten, das er nun von seinem Rücken zog und auf den Sandboden neben seine Füße legte.
Jetzt waren sie bereit, ihr morgendliches Gebet zu sprechen.
Bull packte seine Waffe fester und drückte den Daumen gegen die Sicherung, bis es kaum hörbar klickte. Jetzt konnte er feuern.
Alles andere rückte in den Hintergrund.
Die Kälte schien von ihm zu weichen, setzte nun auf einmal weder seinen Füßen noch seinen Händen zu. Das Gezwitscher der frühmorgendlich