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OUTBREAK - Hinter den Linien. Luke Duffy
Читать онлайн.Название OUTBREAK - Hinter den Linien
Год выпуска 0
isbn 9783958352094
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Bookwire
Ihren Einsatzleiter hatte er in Afghanistan kennengelernt, als Bobbys Bataillon derselben SAS-Staffel angegliedert gewesen war wie Stans Versorgungstruppe. Sein Wissen, seine Kraft und seine Begabung hatten dem achtsamen Veteranen einfach auffallen müssen, und als man die Truppe zusammengestellt hatte, war es Stans Wunsch gewesen, Bobby als Sanitäter aufzunehmen.
Seitdem waren sie enge Freunde geworden und verließen sich aufeinander.
Nach zwanzig Kilometern zeigte sich Stan zufrieden, und war der Meinung, dass man genügend Abstand gewonnen hatte. So weit entfernt würde sie nach so kurzer Zeit bestimmt niemand suchen. Falls sich überhaupt jemand nach ihnen umsah, dann vermutlich in der Gegend rings um den Bauernhof herum, sowie auf den Straßen, die ins Tal westlich des Kamms führten, den sie überquert hatten. Bis man ihre Schusspositionen entdeckte, würde es eine ganze Weile dauern, aber das Team hoffte, bis dahin längst verschwunden und wieder daheim im Vereinigten Königreich zu sein, ehe es geschah.
Sie gingen nun ein wenig langsamer, patrouillierten und nutzten das Gelände zu ihrem Vorteil, um ungesehen und vor Angriffen geschützt zu bleiben. Die Männer wussten, dass sie noch immer in Gefahr schwebten, und Leichtsinn zum Ende einer Operation hin war im Verlauf der Geschichte schon vielen Soldaten zum Verhängnis geworden. In diesen Augenblicken mussten sie erst recht und mehr denn je auf der Hut sein.
Stunden vergingen, in denen die Gruppe stumm weitermarschierte, während die Sonne ihren langsamen Bogen am Himmel beschrieb, wobei sie zu dieser winterlichen Zeit stets dicht über dem Horizont blieb.
Das Dorf war nun nur noch einen Kilometer weit entfernt.
Nachdem sie ein ausgetrocknetes Flussbett betreten hatten, um verborgen zu bleiben, schwärmten die Männer aus, um die Gegend auszukundschaften, und suchten sie nach jedwedem Zeichen für einen etwaigen Hinterhalt ab. Aber alles war still, und nichts bewegte sich. Selbst zwischen den Gebäuden rührte sich niemand, weshalb Stan aufgrund der unnatürlichen Ruhe langsam ein ungutes Gefühl bekam.
Sie hatten eigentlich beabsichtigt, dem Flusslauf zwischen zwei kleinen Siedlungen zu folgen, indem sie die steilen Uferböschungen zur Deckung nutzten, während sie hindurchgingen und weiter in Richtung Norden vorstießen. Von dort aus würde sie nahe an der Grenze ein Helikopter abholen und durch die Türkei aus der Region heraus schaffen.
Allerdings stimmte hier etwas ganz und gar nicht.
Das Dorf auf der Westseite war zu weit weg, um etwas erkennen zu können, selbst mit einem Feldstecher, doch im Osten offenbarte sich eine schaurige Szene, die den Trupp kurz zögern ließ, bevor er seinen Weg fortsetzte.
Durch sein Fernglas erkannte Stan auf den Straßen stehen gelassene Autos mit offenen Türen und eingeschlagenen Scheiben. Die Fronten der Häuser waren mit Einschusslöchern übersät, wo Kugeln die dünnen Ziegelsteinmauern durchsiebt hatten. Auch ihre Türen hingen schief in den Eingängen, als wenn sie eingetreten worden wären, so als sei ein wütender Mob im Ort umgegangen und habe die Wohnungen leer geräumt. Die Fenster wirkten wie klaffende schwarze Schlünde und gaben nichts von den Interieurs preis; ihr Glas war zerbrochen, und die Rahmen zersplittert.
Hier und dort stiegen hinter den Gebäuden noch schwach sichtbare Rauchfahnen auf, und es dauerte nicht lange, da bemerkte Stan, dass am Boden rings um die Gebäude und Fahrzeuge irgendwelche Bündel lagen.
Es waren reglose Körper, die verstreut auf allen Straßen lagen. Hier hatte jemand ganz offensichtlich ein Blutbad angerichtet.
»Was meinst du, Stan?«, fragte Marty, nachdem er sein Auge vom Visier seines Gewehrs abgewendet hatte, und schaute seinem Vorgesetzten beunruhigt ins Gesicht.
Stan kniff seine Augen zusammen und schaute gebannt auf die Gebäude in den Straßen des Geisterdorfs.
»Könnten Rebellen oder sogar syrische Soldaten gewesen sein«, antwortete er schulterzuckend. »Sieht ganz so aus, als hätten sie die komplette Dorf-Bevölkerung ausradiert.«
Nick, der bullige große Mann aus dem Norden, kam von der Seite. Er blickte ihn beunruhigt an und die Sorge stand ihm ins rundliche Gesicht geschrieben. Während er sich näherte, drückte er sich das Scharfschützengewehr fest an die Brust, als ob es ihn entspannen würde.
»Da bewegt sich etwas«, flüsterte er.
Daraufhin drehten sich die anderen in die Richtung, die Nick vorgegeben hatte, und sahen dort eine Traube Personen in der Ferne, die um ein Haus an der Ostseite der bebauten Fläche schlichen. Man konnte denken, sie versuchten, sich durch eine der Türen Einlass zu verschaffen.
Marty hob seine Waffe, schaute durch das Fernrohr und richtete es anschließend auf die Gruppe. Mit ihr war eindeutig etwas nicht in Ordnung. Sie bewegte sich nämlich äußerst seltsam: träge und unbeholfen. Selbst aus der Distanz betrachtet konnte man erkennen, dass sie blass und verwahrlost waren.
Diese Männer, Frauen und Kinder hatten sich zwar am Gebäude versammelt, doch ihr Bestreben, es zu betreten, wirkte halbherzig, zumindest so lange, bis die Tür nachgab. Dann wurde die kleine Schar schlagartig hektisch, und einer zerrte am anderen, um hineinzugelangen.
Marty schaute Bull an, der neben Nick stand und mit seinem am Rand des Flusses aufgestellten MG auf die verwüstete Siedlung zielte.
Nick machte eine verständnislose Geste und fing dann an zu sprechen. Die Worte flossen mit einem ausgeprägten Geordie-Akzent aus seinem Mund, den zu verstehen einem große Mühe bereitete: »Vielleicht sind die Leute, die das Dorf angegriffen haben, noch in dem Haus, und diese Überlebenden wollen sich nun rächen.«
»Halten wir uns trotzdem an die Route, die wir eingeschlagen haben?«, fragte Danny, während er sich Stan zuwandte.
Dieser schüttelte den Kopf, bevor er mit den Achseln zuckte. Er hielt kurz inne, während er nach Norden schaute – in die Richtung, in die sie ursprünglich gehen wollten.
»Die Leute, die dieses Dorf hochgenommen haben, könnten ebenfalls auf unserem Weg weitergezogen sein. Vielleicht liegen sie jetzt sogar schon auf der Lauer für den Fall, dass ihnen irgendjemand nachstellt.«
Er wandte sich an Danny und nickte. »Das würden wir jedenfalls tun.«
»Scheiße«, zischte Nick plötzlich, sodass alle ihn anschauten. »Vogel von Norden her.«
Die Gruppe drehte sich um und blinzelte in den hellen Himmel.
Aus der Ferne bewegte sich in niedriger Höhe ein schwarzer Punkt, ein Helikopter auf sie zu, doch seine Rotoren hörte man noch nicht, weil er so weit weg war und tiefflog. Der ganze tosende Lärm, den sein Motor verursachte, wurde von den schwirrenden Blättern nach unten geworfen und danach vom Wüstenboden verschluckt.
»So ein Mist«, fluchte Bobby, während er überprüfte, ob sein Magazin voll war, und dann kontrollierte er in Erwartung eines harten Gefechts den Rest seiner Ausrüstung. »Alles lief doch wie am Schnürchen, und jetzt dürfen wir uns auf einmal mit einem Kampfhubschrauber herumschlagen.«
Die Mitglieder des Teams nahmen umgehend ihre Verteidigungspositionen an, hielten sich geduckt und bereiteten Waffen und Munition vor, um die nahende Bedrohung abzuwehren. Der Helikopter befand sich auf direktem Abfangkurs zu ihnen, wobei seine Nase auf das Flussbett zeigte und sich mit zunehmender Geschwindigkeit weiter nach vorn neigte, womit in den Augen der Männer kein Zweifel mehr daran bestand, dass die Besatzung genau wusste, wo sie steckten, und sie attackieren wollte.
»Fertigmachen, Jungs«, rief Stan nach links und rechts, woraufhin alle gespannt warteten und sich auf den bevorstehenden Kampf gefasst machten. »Bleibt ruhig,