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sich zehn Jahre zuvor kennengelernt, als er Leiter eines Büros gewesen war und sie eine Bewerberin für den Posten der Empfangsdame.

      Aufgrund ihres Aussehens und ihrer neckischen Art hatte er sie sofort als seine persönliche Assistentin angestellt und es für sich mit dem Argument gerechtfertigt, ein bisschen was fürs Auge, während der Arbeit könne ja schließlich nicht schaden.

      Bald hatte sich allerdings, weil Michelle mit ihren Ambitionen – sie machten einen Teil der Versuchung aus –, beruflich weiterzukommen, alles zu tun bereit war, was sie musste, um dort anzukommen, wohin sie wollte, für Matthew eine Gelegenheit aufgetan, die einfach zu gut gewesen war, um sie auszuschlagen. Ihm war natürlich klar gewesen, dass er ihr Erfolgsstreben ausnutzte, aber auch, dass dies genau ihrer Vorgehensweise entsprochen hatte, nämlich ihr gutes Aussehen und ihren Charme spielen zu lassen und so leichter voranzukommen, statt ganz unten anfangen zu müssen, und sich dann erbittert und um jede kleine Gunst kämpfend hochzuarbeiten.

      Als ihre provokanten Kleider und Andeutungen immer verlockender geworden waren, hatte er sich schließlich dazu hinreißen lassen, ihr Verhalten zu fördern und sogar aktiv darauf einzugehen.

      Sicher, sie war eine Karrierefrau und tat, was ihr auf ihrem Weg half, doch das hatte ihm nichts ausgemacht. Was ihm da untergekommen war, hatte ihm gefallen, und da die Beziehung zu seiner Ehefrau sowieso gerade im Begriff gewesen war, langweilig und eintönig zu werden, vor allem im Schlafzimmer, hatten Michelles Annäherungen, ein neues Feuer in ihm geschürt.

      Er war schon ganz zu Anfang von ihr hingerissen gewesen, verführt durch ihre ausgeprägt erotische Ausstrahlung, und hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis jemand versuchen würde, bei ihr zu landen. Letzten Endes war er mit sich übereingekommen, selbst derjenige zu sein.

      Nach ihrem ersten Stelldichein im Alkoholrausch im Rahmen einer betrieblichen Weihnachtsfeier hatte sich ihr Verhältnis aus unausgesprochenem gegenseitigen Verständnis entwickelt – eine Partnerschaft, die er nur zu gern betrieb. Sie befriedigte seine sexuellen Wünsche und Bedürfnisse, wohingegen er dafür sorgte, dass bei ihrer Karriere nichts anbrannte.

      Als er die schwindelerregend hohe Stelle des Unternehmensleiters erhalten hatte, war auch sie befördert worden. Doch während Matthew die Karriereleiter erklomm, trug er stets Sorge dafür, dass sie trotzdem ein paar Sprossen unter ihm blieb. Ihm war bewusst, dass er eines Tages vielleicht erkennen musste – sollte sich das Blatt jemals wenden, sodass die Verhältnisse von Macht und Abhängigkeit umgekehrt wurden –, dass er sich ausstoßen und vergessen, womöglich sogar ruinieren und blamieren lassen musste, um Michelle jegliche Konkurrenz vom Leib zu halten.

      Sie hatte allerdings nie Anwandlungen an den Tag gelegt, die von einer dunkleren Seite zeugten, sondern eher das Gegenteil getan. Immerzu trat sie ihm gegenüber sorgend, liebevoll und bezaubernd auf, doch in ihren Augen sah er etwas, das hinter dieser entzückenden Fassade lauerte. Jedes Mal, wenn er in ihr hübsches Gesicht schaute, erhaschte er einen Eindruck von Skrupellosigkeit, die ihrem hohen Ehrgeiz erwachsen war, und sah deshalb kommen, dass sie diese eines Tages zum Tragen bringen würde, sollte die Situation es erfordern.

      Dies ängstigte ihn, war aber andererseits auch erregend.

      Während der letzten zehn Jahre hatten sie ein leises, subtiles Katz-und-Maus-Spiel im Eifern um Einfluss am Arbeitsplatz miteinander getrieben. Matthew war jedoch stets als Sieger daraus hervorgegangen und dank seiner Position als Druckmittel immer deutlich im Vorteil geblieben.

      Er bildete sich nicht wenig auf sich selbst ein und freute sich über die herrschenden Umstände. Während er stets alles bekam, was er sich wünschte, schien sie sich damit zufriedenzugeben, dieses Spiel fortzusetzen.

      Michelle ließ nun von seiner Brust ab und fuhr mit den Fingern nach unten, dort kratzte sie zart mit ihren manikürten Nägeln über seinen Bauch bis zu seiner Leiste. Unvermittelt nahm sie seine Genitalien in die Hand und drückte leicht zu, was genügte, um sofort seine Aufmerksamkeit einzufordern und ihn aus den Armen des Schlafs zu reißen, der ihn so sehr lockte.

      »Also, mein lieber Matty«, hauchte sie ihm verführerisch ins Ohr und lockerte ihren Griff um seine Hoden ein klein wenig. »Du gehst wohl besser ans Handy, denn wir wollen doch nicht, dass deine holde Gattin je einen Grund erhält, um Verdacht zu schöpfen, oder?«

      Er grunzte leise und setzte sich dann aufrecht hin. Anschließend schwang er seine Beine über die Bettkante und fuhr sich mit beiden Händen durch das schweißnasse Haar. Danach bückte er sich nach seiner Hose, zog das zitternde Handy hervor und schaute nach dem Namen auf dem Display.

      »Klar, ist sie es«, krächzte er leise, ehe er sich einen Finger vor den Mund hielt, um Michelle zum Schweigen zu ermahnen, solange er telefonierte.

      Sie verdrehte die Augen, weil sie sich leicht genervt und angegriffen fühlte, weil er ihr etwas so Offensichtliches überhaupt zeigen musste.

      Er drückte die Taste mit dem grünen Hörer.

      »Hallo, Schatz«, begrüßte er sie mit gespielter Begeisterung und Herzlichkeit, die aufzubringen ihm äußerst schwerfiel.

      Daraufhin schwieg er vorübergehend, wohl um dem zu lauschen, was seine Frau gerade am anderen Ende der Leitung zu sagen hatte.

      »Ja«, begann er wieder, während er die Lügen durchdachte, die er ihr gleich auftischen würde. »Ich bin gerade erst aus einer Besprechung mit den Gesellschaftern gekommen. Clive hat wieder wegen der Produktion herumgeschwafelt und hat uns die Hölle heißgemacht, als sei alles unsere Schuld.«

      Er stand auf und begann, im Raum auf und ab zu gehen, wobei der Schweiß an seinem Körper im Licht glänzte, das durch die Lücken in den Vorhängen des vom Fußboden bis unter die Decke reichenden Fensters einfiel. Währenddessen nickte er, brummte wieder und streute gelegentlich ein »Ja« oder »Echt?« ein, um die Konversation nach Möglichkeit überzeugend fortzuführen.

      Irgendwann blieb er stehen und schaute auf Michelle hinab, die noch immer nackt ausgestreckt im Bett lag und seinen Blick lächelnd erwiderte.

      Während die Stimme seiner Frau abdriftete und kaum hörbar in seiner lüsternen Wahrnehmung wurde, begutachtete er den hüllenlosen Leib, der sich vor ihm offenbarte.

      Seine Augen brannten vor Verlangen, und er fuhr sich gierig mit der Zunge über die Lippen, die nun wieder stark durchblutet waren.

      Ihr langes braunes Haar fiel ihr wellig in den Nacken und auf die Brüste, wie ein dunkler Wasserfall, der mitten im Fluss gefroren war. Sie starrte ihn mit ihren betörend grünen Augen an, die wortlos von zahllosen sündigen Geheimnissen kündeten und ihn lockten, ebendiese am eigenen Leib zu erfahren.

      Auch nach zehn Jahren, jetzt wo sie Ende dreißig war, hatte Michelle noch eine Figur, die ihn vor Begierde fast zum Platzen brachte und die meisten Zwanzigjährigen in den Schatten stellte. Ihre Haut war weich wie jene eines Säuglings und frei von jeglichen Makeln, ihre Beine in seiner Auffassung etwas aus einem Traum, wie es im Paradies aussehen mochte.

      In Anbetracht ihrer optischen Vorzüge, ihrer Intelligenz und Handfertigkeit stand vollkommen außer Frage, dass er sich je langweilen oder ihr widerstehen wollen würde.

      Endlich unter Aufwendung großer Mühen, in deren Folge er fast das Gefühl hatte, einer Ohnmacht nahe zu sein, konnte er sich von dem erotischen Tagtraum losreißen, in den er gerade geraten war, und schenkte erneut der aufdringlichen Stimme seiner Ehefrau aus dem Telefon Beachtung, wenn auch nur flüchtig.

      »Pass auf, Liebling«, begann er entschuldigend. »Ich muss jetzt leider gehen. Clive winkt mir gerade, weil ich wegen irgendetwas noch in sein Büro kommen soll. Der Mistkerl ist einfach nicht zufrieden, es sei denn, er kann jemandem den Arsch aufreißen.«

      Seine Frau entgegnete etwas und er fing an zu nicken.

      »Nein, hab's natürlich nicht vergessen. Ich bin rechtzeitig zu Hause.«

      Wieder bewegte er den Kopf vehement auf und ab, um anzuerkennen, was seine Gesprächs- und Lebenspartnerin sagte, während er sich wünschte, dass die Unterhaltung endlich vorüber war.

      »Mach

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