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richtig?«

      Abermals erfolgte ein Nicken.

      »Jepp, verstanden. Hab dich auch lieb.«

      Endlich trennte er die Verbindung und schüttelte den Kopf.

      »Was für eine Nervensäge«, stöhnte er, drehte sich zu Michelle um und spürte, wie seine fleischlichen Gelüste wiederaufflammten, als sie ihre Knie ein Stück weit auseinanderzog, um ihm absichtlich zu entblößen, was dazwischen verborgen lag.

      »Sie hat eine Dinnerparty mit unseren Nachbarn organisiert und will, dass ich den Wein kaufe. Geht mir aber echt am Arsch vorbei.«

      Michelle sagte dazu nichts.

      »Lieber würde ich mir Nadeln in die Nagelbetten stechen als das«, fuhr er fort.

      Sie saß auf der Matratze und betrachtete ihn mit einem unbeugsamen und animalischen Gesichtsausdruck, der den Verdacht in ihm erregte, sie spiele gerade mit dem Gedanken, ihn in der Luft zu zerreißen. Das hätte er zu gern mit sich machen lassen.

      Sie schnaufte hörbar, und ihre Brust hob sich, jedes Mal, wenn sie Luft holte, sodass ihr formvollendeter Busen hervortrat, ehe sie ihn wieder einzog, und danach leicht wackelte, sobald er nach einem Atemzug wieder zur Ruhe kam. Sie legte ihre Hände langsam auf die Knie und begann dann, die Finger sanft an den zarten Innenseiten ihrer Oberschenkel hinuntergleiten zu lassen.

      Die ganze Zeit über blieb ihr schmollender Blick auf den sichtlich erhitzten Mann gerichtet, der am Fußende des Betts stand und sie ungeniert anstarrte.

      Er grinste reuig, nahm seinen Penis in die Hand und machte einen Schritt auf sie zu, wobei er sein Handy achtlos auf den Boden fallen ließ.

      »Scheiß auf die Dinnerparty. Ich würde dich am liebsten auffressen … lässt du mich?«

      Drei Stunden später bog Matthew in seine Auffahrt ein und brachte seinen teuren Sportwagen zum Halten. Als er den Schlüssel aus der Zündung zog, schaute er zu seinem Haus.

      Ihm mangelte es an nichts.

      Er hatte eine stattliche Bleibe, viele Freunde, fuhr dreimal im Jahr vom Feinsten in den Urlaub, hatte zwei prächtige Kinder – Paula und William – sowie eine treu sorgende Ehefrau.

      Seine Tochter war zwölf, der Junge zehn, und Matthew wusste, er würde sie beide verlieren, falls seine Affäre je ans Tageslicht kommen würde.

      Warum also setze ich das alles für die niederen Freuden aufs Spiel, mit denen mich meine Assistentin immer wieder traktiert?

      Er stockte einen Moment, dann verwandelten sich seine Gewissensbisse plötzlich in flammende Abscheu, die tief aus seinem Inneren loderte.

      »Würde sie die Beine mal öfter und mit etwas mehr Begeisterung breitmachen, hätte ich mich doch nie woanders umgeschaut«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, ehe er die Tür öffnete und in die eisige Kälte ausstieg.

      »Blöde Schlampe.«

      Zufrieden damit, dass er sein Schamgefühl so schnell abgehakt hatte, verriegelte er das Auto und fuhr ehrerbietig über die blaugraue Metallic-Lackierung.

      Mit einem Lächeln, das Gefälligkeit und Genugtuung ausdrückte, wandte er sich ab und ging hinüber zu seinem Familienhaus, während er die Melodie des Beatles-Songs »Please Please Me« vor sich hin pfiff.

      Sein Lächeln wurde breiter, als er den Text im Kopf sang. Wie passend, dachte er dabei.

      Auf halbem Weg zur Tür, während er in seiner Tasche nach dem Schlüssel kramte, blieb er auf einmal stehen, und die Tonfolge auf seinen Lippen erstarb abrupt. Er drehte sich wieder um, blickte hinauf in den klaren Nachthimmel, an dem die Sterne funkelten, und knurrte vor Verärgerung: »Kacke, ich habe den verdammten Wein vergessen.«

      Kapitel 7

      Die Nachbesprechung hatte nicht lange gedauert. Stan hatte die Operation für den Verteidigungsminister kurz umrissen und zusammengefasst, aber das war alles gewesen, was die anwesenden Ranghöheren und Politiker hatten wissen wollen. Die Führungsriege schien kein sonderliches Interesse an den Details zu hegen und generell nur ungern über jegliche Sachverhalte informiert zu werden, die mit der Mission in Verbindung standen.

      Sie hatten nur das Allermindeste von den bärbeißigen Soldaten erfahren wollen, die vor sie getreten waren.

      Als Stan bemerkt hatte, dass sein Publikum bereits auf die Uhr schaute und unruhig auf den Stühlen herumrutschte, war er zum Ende seines Einsatzberichts mit dem Fazit gekommen, dass ihr Ziel mit minimalen Begleitschäden erreicht worden war.

      Er hätte gern noch einmal nachgehakt, weshalb der Helikopter so weit in den syrischen Luftraum eingedrungen war, und von dem verwüsteten Dorf sowie dem seltsamen Verhalten der Bewohner berichtet, hatte aber vorausgesehen, dass sie ihm die Antworten darauf sowieso schuldig geblieben wären.

      Der Verteidigungsminister hatte mit übereinandergeschlagenen Beinen sowie einer Ledermappe auf dem Schoß dagesessen und mit einem Räuspern versucht, die Aufmerksamkeit aller im Raum auf sich zu ziehen. Er hatte sich aufgerichtet, seine Krawatte zurechtgerückt und sein graues Haar zuerst zur Seite gestrichen und dann sanft mit seinen makellos gepflegten Händen niedergedrückt.

      »Nachdem die Mission abgeschlossen war«, begann er im herablassenden Tonfall, der bis zu einem gewissen Grad Skepsis zu erkennen gab, »kam Ihnen da je in den Sinn, den Tod Ihres Ziels zu überprüfen und vielleicht Beweismaterial für eine DNS-Probe einzusammeln?«

      Stan spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Sein Unterkiefer verkrampfte sich, und seine Nackenhaare richteten sich auf. Wie üblich zeigte er sich äußerlich ruhig, suchte aber den Blick des perfekt herausgeputzten Politikers und starrte ihn verächtlich an.

      »Ich kann Ihnen den Weg zu dem Ort gern genau beschreiben, an dem alles passiert ist, Mr. Secretary«, schlug er kühl vor und blieb auf den großspurigen Regierungsbeamten versteift. »Auf dem Planquadrat werden Sie auch eine ganze Menge DNS verspritzt finden.«

      Gerry, der offiziell befehlshabender Offizier von Stans Einheit war, verschluckte sich fast. Er hatte erschrocken eingeatmet – eine Reaktion auf Stans unverhohlen feindseligen Sarkasmus dem Minister gegenüber – und dann etwas von seinem Kaffee in den falschen Hals bekommen. Während er prustete und versuchte, sich wieder zu beruhigen, richteten sich alle Augen im Raum auf ihn. Er klopfte sich hektisch auf die Brust, während sein Blickfeld immer mehr verschwamm, weil ihm Tränen in die Augen stiegen. Schließlich streckte er Stan eine Hand entgegen und bemühte sich, zu sprechen, indem er zur Tür hin winkte, damit sein Mitstreiter das Zimmer verließ und nicht noch größere Empörung verursachte.

      »Das wäre fürs Erste alles, Stan, danke sehr«, röchelte er.

      Der Angesprochene nickte und drehte sich dann zum Gehen um. Er war erleichtert, dass er nicht länger bleiben und sich noch mehr lächerliche Fragen von Typen anhören musste, die ihre Zeit unbehelligt an irgendeinem Schreibtisch sitzend verbrachten.

      Beim Verlassen des Raums fiel sein Blick noch einmal auf General Thompson, den obersten Militärberater des Premierministers. Unter den Soldaten nannte man ihn gemeinhin auch »Fürst der Finsternis«, weil seine Augen ständig blutunterlaufen, sein Teint extrem blass und seine Züge eingefallen waren. Viele fanden, wäre er nicht zum Heer gegangen, hätte er erstklassig Karriere in der Rolle des Dracula machen können.

      Der General zog seine Mundwinkel nun leicht nach oben und zeigte den Hauch eines Lächelns, und Stan sah in seinen Augen, was er als verhaltenen Beifall wegen des Konters interpretierte, den er dem Verteidigungsminister gegeben hatte.

      Nachdem Stan aus dem geräumigen Besprechungszimmer getreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, verklang Gerrys Husten hinter ihn.

      Sie waren gerade in London, allerdings tief unter der Stadt, denn die Einsatzzentrale hatte während des Zweiten Weltkriegs zu Winston Churchills Bunker gehört. Soweit er sehen konnte, war sie rein von der Anlage her wohl ziemlich unverändert im Vergleich zu der Zeit, als der

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