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erwiderte sie gereizt. »Weiß die Weltgesundheitsorganisation schon davon?«

      Er nickte.

      »Sie wird sich bestimmt bald melden, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Da der Doktor vermisst wird, rechnet man allerdings mit dem Schlimmsten.«

      »Werden Sie bald an die Öffentlichkeit treten?«

      Er schüttelte erneut den Kopf und zog seine Schultern hoch.

      »Damit? Ohne die Forschungsergebnisse des Doktors bleiben doch nur Gerüchte und graue Theorie«, entgegnete er abfällig.

      »Da wären doch noch die Berichte und Aufnahmen aus Belize und von Haiti, was ist damit? Sie haben sie doch alle selbst gesehen, Sir.«

      Zum dritten Mal schüttelte er den Kopf.

      »Die sind unzuverlässig, fürchte ich. Sie können der Welt diese Angelegenheit nicht einfach so unter die Nase reiben, wenn noch nicht alles ganz genau belegt wurde.«

      »Nun ja, sie müssen …«

      »Bewegung im Zielbereich, Ma'am«, unterbrach sie jemand von der anderen Seite des Zimmers.

      Sie schaute hinüber. Es war der Sergeant, der hinter seinem Computer saß und sich zu ihr herum gedreht hatte, wobei der Monitor ein schummeriges Licht auf seine Züge warf.

      Auf dem großen Schirm sah sie anhand von leuchtend weißen Umrissen, wie sich die Männer von dem Bauernhof entfernten.

      »Genau richtig«, brummte sie und wandte sich wieder zu dem Mann neben ihr. »Zeit, die man zur Aufklärung opfert, ist nur selten vergeudet, General Thompson.«

      »Stan hat das Ziel bestätigt, Captain Tyler«, berichtete der Nachrichtentechniker vom Tisch hinter Samantha.

      Sie wollte sich nun vom General abwenden und sich wieder den dringenden Angelegenheiten der Operation widmen.

      Er legte ihr eine Hand auf den Unterarm, sodass sie kurz stockte, und beugte sich dann zur Seite, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern: »Sobald sie das Gebiet sicher verlassen haben, holen Sie sie da raus. Warten Sie nicht, bis sie den vereinbarten Sammelpunkt erreichen, sondern tun Sie es umgehend.«

      Dann trat er zurück und bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick.

      »Sie wissen, dass gerade alles aus den Fugen gerät, Sam, nicht wahr? Wir müssen sie so schnell wie möglich zurückholen und wieder bereit machen. Ich glaube, wir werden sie erneut brauchen, bevor diese Woche vorbei ist.«

      Kapitel 5

      »Feuer …«

      Drei Schüsse fielen zeitgleich, noch bevor das Wort ganz ausgesprochen war.

      Marty spürte den Rückstoß an seiner Schulter und es knackte in seinen Ohren, als die Kugel fast lautlos aus der Mündung des Gewehrs platzte. Der Schalldämpfer leistete wirklich gute Dienste und beschränkte jegliches Lärmaufkommen auf ein Mindestmaß, sobald die mit Kupfer plattierte Patrone aus dem Lager schnellte und auf ihr Ziel zuraste.

      Weniger als eine Sekunde später verschwand Bassims Kopf hinter einem roten Sprühnebel und Knochensplittern, sobald die drei Kugeln seinen Schädel durchschlagen hatten. Der Körper blieb noch einen Moment lang aufrecht stehen, bevor die Muskeln und Nerven keine Impulse mehr von seinem ausgelöschten Hirn erhielten. Der kopflose Leib fiel schließlich um, wie ein nasser Sack und blieb zusammengekrümmt im Sand liegen.

      Die Männer links und rechts von ihm hatten sich instinktiv geduckt, als sie den Überschallknall der Geschosse beim Überwinden des Luftwiderstands gehört hatten, ehe diese an ihnen vorbeigeflogen und durch den Schädel des Terroristenführers geschossen waren. Einstweilen verwirrt zögerten sie und starrten den Körper ihres gefallenen Befehlshabers an, bevor sie untereinander hastig Blicke wechselten.

      Mehr Zeit benötigten die Scharfschützen allerdings nicht, um ihre nächsten Opfer aufs Korn zu nehmen und weitere Hochgeschwindigkeitspatronen abzufeuern. Drei weitere Männer gingen nun zu Boden, während das Blut aus ihren Wunden spritzte und stumme Schreie in ihren Kehlen steckenblieben, als das Leben von jetzt auf gleich aus ihren Körpern wich.

      Endlich begriff der einzige Überlebende, was hier gerade vor sich ging. Nachdem er einen raschen Blick über seine Schulter geworfen hatte – die Augen starr vor Angst –, fuhr er auf dem Absatz herum und lief auf das Hauptgebäude zu. Er hatte erst wenige Meter zurückgelegt, als die Erde rings um das baufällige Haus herum, unter ohrenbetäubendem Donner aufgeworfen wurde, wobei Trümmer und rasend schnelle Granatsplitter durch die Luft flogen – eine Mischung aus Metall, Steinen und Knochen, die einer Fontäne der Zerstörung glichen.

      Bull übte nun noch mehr Druck auf den Abzug seines MGs aus, woraufhin es laut losbellte und an seinen muskulösen Schultern erzitterte. Der lange Munitionsgurt zuckte, nachdem das Patronenlager der Waffe begonnen hatte, ihn einzuziehen und die leeren Hülsen auf der anderen Seite wieder auszuspucken. Diese fielen aufeinander und bildeten einen immer größer werdenden Haufen Messing.

      Jedes Mal, wenn er abdrückte, wisperte er leise: »Ich kann euch ficken, bevor ihr mich fickt.« Den Spruch hatte man ihm vor Jahren beigebracht, damit er die Feuergeschwindigkeit einer Waffe mit Gurtzuführung kontrollieren konnte. Nach dem Aufsagen ließ er für gewöhnlich kurz los, passte sein Ziel an und wiederholte den Vorgang dann erneut.

      Das durchdringende Rattern des Gewehrs hatte für ihn stets etwas Beruhigendes an sich. Für ihn klang es so, als würden Riesenhände Metallblech zerreißen wie ein fadenscheiniges Stück Stoff.

      Er beobachtete die Kugeln auf ihrer Flugbahn; die helle Leuchtspur zeichnete sich in der Luft ab, ehe sie in die leidlich stabile Mauer der Außengebäude des Bauernhofs schlugen. Nicht einmal die Ziegen und Kühe waren verschont geblieben. Hunderte von Patronen hatten ihre Körper durchlöchert und Fleisch und Knochen in Brei verwandelt, der nun überall am Boden herumlag.

      Schließlich stürzte der Schutt, der mit der Rauchsäule infolge der Explosion in die Höhe gestoben war, wieder zu Boden. Dicke Brocken aus Stein und Stahl fielen laut und dumpf knallend auf die Erde und begruben die organische Masse der Toten und Sterbenden unter sich.

      Die Truppe hatte genau gewusst, dass Frauen und Kinder – die Angehörigen von Bassim und seinen Männern – in den Gebäuden gewesen waren. Den Sprengstoff hatte man fünf Tage zuvor ausgelegt, als niemand auf dem Gelände gewesen war, und zwei Tage später, als Bassim seine Frau und seine fünf kleinen Kinder mitgebracht hatte, war man kurzzeitig in eine moralische Zwickmühle geraten.

      »Kollateralschäden«, hatte Nick in seinem breiten, fast unverständlichen Newcastle-Englisch suggeriert. »Warum sollten wir zulassen, dass die kleinen Scheißer groß werden, um dann ihren alten Herrn rächen zu wollen?«

      »Apropos«, hatte Bull gleichgültig erwidert. »Ich muss zum Arzt, wenn wir wieder heimkommen, und meine Kollateralgefäße untersuchen lassen. Ich esse nämlich gern fettig, ihr wisst schon.«

      Diese Einstellung war ziemlich gefühllos. Aber Nicks Meinung hatte dem allgemeinen Tenor entsprochen. Am Ende war man schließlich übereingekommen, sich an den Plan zu halten, und der hatte vorgesehen, es so aussehen zu lassen, als seien Bassim und seine Gruppe von syrischen Streitkräften oder einer anderen Rebellenzelle angegriffen worden, die nicht lange gefackelt hätten Frauen und Kinder umzubringen, solange sie dabei auch den Führer der Terroristen mitreißen konnten.

      Eine Drohne oder intelligente Bombe einzusetzen, war nie infrage gekommen, denn sie hätten den sicheren Tod der beabsichtigten Ziele so einfach nicht gewährleisten können, und würden so stets Spuren hinterlassen, die verräterisch wirken könnten. Fanden sich Teile eines Schaltkreises oder Heckflügels mit rückverfolgbarer Seriennummer, würden westliche Regierungen schnell in Erklärungsnot kommen.

      »Rückzug, Rückzug …« Stans Befehl galt den Scharfschützen und deren Nebenmännern an den Flanken, die ihre Positionen aufgeben und sich gemeinsam mit dem Rest des Teams auf den Weg zum Sammelpunkt machen sollten.

      Während

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