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Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt
Читать онлайн.Название Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman
Год выпуска 0
isbn 9783740931070
Автор произведения Diane Meerfeldt
Жанр Языкознание
Серия Erika Roman Staffel
Издательство Bookwire
»Er darf nicht wissen, daß Leopold sein Vater ist«, hatte Anne noch einmal gebeten. »Erst, wenn er erwachsen ist.« Dann war sie zurückgesunken. Natalie hatte das Kind fortgenommen. Sie legte es an das Fußende des Bettes und wollte Anne noch einmal stützen.
Aber es war schon zu spät.
Anne Wendt war tot.
Ihr letzter Gedanke war trotz allem Leopold Eggebrecht gewesen – Leopold Eggebrecht und sein kleiner Sohn, von dem er nichts wußte.
Er erfuhr auch nichts davon.
Natalie und Christoph Eggebrecht bewahrten aber auch das Andenken an Anne Wendt, die sie achten und lieben gelernt hatten.
Auch Stephan erfuhr nicht, wer seine Eltern waren.
Natalie brachte ihn schon nach ein paar Wochen unter, obwohl es ihr schwer wurde, sich von dem Kind zu trennen. Aber sie mußte Annes Wunsch respektieren.
Später, als er drei Jahre alt war, wurde er bei dem Beamtenehepaar Amsinck in Pflege gegeben. Es war ein kinderloses Ehepaar, das dem kleinen Stephan alles an Sorge und Liebe gab, was ein Kind braucht. Für die finanzielle Seite sorgte Christoph Eggebrecht unauffällig und großzügig.
Später allerdings, als Stephan zu studieren anfing, wurde er knapp gehalten. Aber das bekam ihm ausgezeichnet.
Ebenso unauffällig sorgte der Seniorchef des Hauses Eggebrecht dafür, daß Stephan nach Beendigung seiner Studien eine Anstellung in den Werken erhielt, ohne daß dem Jungen zum Bewußtsein kam, daß er diese Anstellung auf normalem Weg niemals bekommen hätte.
Dann aber mußte Stephan sich heraufdienen und arbeiten. Er brauchte fünf Jahre dazu.
Nach fünf Jahren wußte Christoph Eggebrecht, daß sein Enkel ihm eines Tages ein würdiger Nachfolger werden würde. Es war ein Wissen, das ihn mit Freude und Stolz erfüllte. Und mehr und mehr überließ er Stephan die Leitung der Werke.
Sie saßen jetzt zusammen in dem großen Arbeitszimmer, daß das Gehirn des tausendköpfigen Betriebes war. Hier besprachen sie alles, was an Wichtigem für die Werke entschieden wurde. Und es gab keine Entscheidung, bei der Stephan Amsinck nicht mitgesprochen hätte.
Dann starb Christoph Eggebrecht. Und Stephan wußte noch immer nicht, daß er ein Enkel des alten Eggebrecht war.
Er erfuhr es erst durch den Brief, den der Rechtsanwalt der Eggebrechts ihm nach der Testamentseröffnung überbrachte.
In dem Umschlag waren auch ein paar Briefe seiner Mutter, an seinen Großvater gerichtet. Stephan spürte ein seltsames Gefühl in sich aufsteigen, als er die fremden, noch sehr kindlichen Schriftzüge sah.
Seine Mutter!
Und was hatte Leopold Eggebrecht diesem zauberhaften, kindlichen Geschöpf angetan?
Fast wäre Haß über ihn gekommen, als er daran dachte. Aber Stephan Amsincks Natur erlaubte keinen Haß. Nur Mitleid, unendliches Mitleid mit einem Menschen, der so zu handeln in der Lage war. Und dieser Mensch war sein Vater gewesen!
Aber dann dachte er daran, daß Christoph Eggebrecht, der Aufrechte, Ungebeugte und immer Ehrliche, sein Großvater war, und Natalie war seine Tante.
»Später, wenn wir allein waren«, erzählte Natalie Susanne, »habe ich ihm oft von seiner Mutter erzählen müssen. Ich habe es gern getan. Sie war ein so entzückendes Geschöpf. Ich habe sie geliebt wie eine Schwester.«
Sie hatten noch eine Weile still beieinander gesessen nach dieser Erzählung.
Susanne hatte vor dem Kamin gehockt und in die Flammen gestarrt. Sie dachte daran, wie vermessen sie gewesen war, als sie Stephan verurteilt hatte – nur weil ihre Familie schlecht über ihn sprach. Alles hatte sie geglaubt, was sie gesagt hatten!
Aber er hatte sie bezwungen mit der Lauterkeit und Festigkeit seines Charakters. Und heute liebte sie ihn – sie, das Mädchen ohne Herz.
Sie mußte lächeln. Sie wußte heute, daß sie ein Herz hatte, ein brennendes, liebewarmes Herz, das nur für einen Menschen schlug.
Daß sie Stephan einmal zu hassen geglaubt hatte, das hatte Susanne fast vergessen. Sie wollte es auch vergessen!
Und sie wollte auch nicht mehr daran erinnert sein, daß sie Stephan ursprünglich aus reinen Vernunftgründen geheiratet hatte – der Familie wegen.
Ja, das wollte sie vergessen!
Aber – die Familie nicht! Die Familie dachte nicht daran, das zu vergessen. Das erfuhr Susanne bei Inges Hochzeit.
*
Inge heiratete im Spätsommer.
Des Trauerfalles wegen sollte nicht viel Aufhebens um die Hochzeit gemacht werden. Obwohl Inge am liebsten ein riesengroßes Fest gehabt hätte.
Sie war stolz auf ihren schönen Mann, um den sie alle ihre Freundinnen beneideten. Sie ahnte nicht, was über sie und ihren Verlobten getuschelt wurde. Denn niemand außer ihr selbst glaubte, daß Jochen Wagner sie aus Liebe heiraten wollte.
»Da steckt nur das Geld dahinter. Das Eggebrechtsche Geld! Darauf ist er scharf.« So hieß es.
Und Natalie Eggebrecht sagte auch einmal, als die Rede darauf kam: »Inge tut mir ein bißchen leid. Sie liebt Dr. Wagner so. Und er – er nimmt sie doch nur ihres Geldes wegen.«
Aber Stephan hatte gelächelt. »Mir tun sie alle beide leid«, hatte er entgegnet, »mir tut jeder leid, der nicht aus Liebe heiratet. Und wenn ich mir vorstelle, ich müßte mit Inge verheiratet sein…«, er tat, als schauderte ihn.
Tante Natalie lachte. »Aber Stephan!«
Susanne stand auf und ging zum Bücherschrank. Sie tat, als suche sie dort etwas. Sie fühlte, daß sie rot geworden war. Denn sie – sie hatte ja auch nicht aus Liebe geheiratet. Wenn es auch nachher alles anders gekommen war, als sie sich das vorgestellt hatte.
Aber Stephan sollte das niemals erfahren. Das durfte er nicht erfahren!
Zu Inges Hochzeit trug Susanne ein meergrünes Samtkleid.
Stephan umfaßte sie zärtlich, als er sie darin sah. »Wie schön du bist«, sagte er, »ich wette, daß Inge von niemand angesehen werden wird. Alle werden auf dich schauen, alle! Und ich werde sehr stolz auf meine schöne Frau sein!«
Und so war es tatsächlich!
Als der kleine Hochzeitszug die Kirche verließ, hatte sich draußen eine Menge Neugieriger angesammelt.
Und alles starrte auf die schöne Susanne.
Natürlich betrachtete man auch die Braut, aber wohl mehr ihres kostbaren Kleides wegen. Denn Inge sah an diesem Morgen nicht besonders vorteilhaft aus, obwohl sie stundenlang zurechtgemacht worden war. Selbst ihrer geschickten Kosmetikerin war es nicht gelungen, der graublassen Haut einen Schimmer warmer Frische zu geben, und die Schneiderin, die den Schleier festgesteckt hatte, war zuletzt fast verzweifelt.
Er wollte nicht halten in dem dünnen, blaßblonden Haar!
Jochen allerdings sah tadellos aus. Der blonde, schöne Mann wirkte doppelt gut in dem tadellos geschnittenen Frack. Seine Erscheinung allerdings machte, daß Inge noch unscheinbarer wirkte.
Als dann Susanne an Stephans Arm kam, ging ein bewunderndes »Ah« durch die Reihen. Tante Natalie, die es hörte, fühlte ein warmes Gefühl mütterlichen Stolzes.
Welche Sorgen hatte sie doch um diese beiden gehabt, die ihrem Herzen am nächsten standen! Und nun war alles gut geworden!
Denn daß Susanne und Stephan sich liebten und unendlich glücklich waren, das hätte selbst ein Blinder sehen können.
Auch die Braut hörte dieses »Ah«, das nicht ihr galt. Und ihre schmalen Lippen kniffen sich noch fester zusammen.
Das würde sie nicht vergessen!
Das kleine Fest – wiederum nur für