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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788075831101
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Donnerwetter!!“ entfuhr es Blendel. „Hören Sie, bester Bellinger, da haben Sie ja wirklich schon eine vollständige Beweiskette gegen Scharfer zusammen! Er ist fraglos an dem Attentat auf Maletta beteiligt, fraglos …! – Hm – ob Sie dies alles der Polizei verschweigen dürfen, Bellinger, die jetzt sicher schon an der Arbeit ist, den Mörder Scharfers aufzuspüren …?! Das wird kaum möglich sein. Ihre Beobachtungen sind zu wichtig.“
Der Assessor wiegte den Kopf wie zweifelnd hin und her.
„So unrecht haben Sie nicht, Baron“, meinte er. „Ich habe mir bereits selbst gesagt, daß es sehr schwer sein dürfte, diesen „Selbstmordversuch“ mit seinen Begleitumständen zu unterschlagen. – Na – warten wir ab. Natürlich: werden wir als Zeugen vernommen, dann müssen wir reden. Einen Meineid dürfen wir uns Malettas wegen nicht leisten. Er muß Ihnen und Lossen dann das Ehrenwort zurückgeben, mit dem Sie beide sich zum Schweigen verpflichtet haben. Die veränderten Umstände – eben der Tod Scharfers – machen das erforderlich, wie er selbst einsehen wird.“
Bellinger stand auf. „Ich werde mal mein Bureau anklingeln und bestellen, daß ich heute nicht mehr hinkomme. Ich habe besseres zu tun.“
In der Telephonzelle erledigte der Assessor dann jedoch zwei Gespräche. Erst ließ er sich mit dem Anwaltsbureau verbinden, darauf mit dem Klubhause.
Hier meldete sich Leberecht Kniebel.
Bellinger nannte mit verstellter Stimme den Namen eines anderen Klubmitgliedes, eines Herrn, der zur Zeit gleichfalls in der „Traube“ saß.
„Kniebel, ist jemand im Klub anwesend?“ fragte der Assessor.
„Nein. Aber soeben ist ein Kriminalkommissar wegen des Kommerzienrates erschienen. Er will mich gerade darüber vernehmen, was Herr Scharfer gestern hier getrieben hat.“
Bellinger hängte schon den Hörer weg und kehrte zu Blendel zurück.
„Wir wollen schnell zahlen, Baron“, sagte er. „Mir ist da eben eingefallen, daß es zweckmäßig wäre, die Dächer näher zu besichtigen. Vielleicht findet man etwas …“
Blendel hatte sehr bald die Rechnung beglichen, und dann fuhren die beiden Herren sofort in einem Auto nach dem Klub, wo sie den Kriminalkommissar Sakschinski und einen Unterbeamten noch mit der Vernehmung Leberecht Kniebels beschäftigt fanden.
Bellinger hatte dem Baron verschwiegen, daß er wußte, wen man im Klubhause antreffen würde. Er spielte jetzt Blendel gegenüber den nicht gerade angenehm Überraschten.
„Wir haben Pech“, flüsterte er ihm zu. „Jetzt wird sich ja gleich zeigen, ob wir Farbe bekennen müssen, was den „Selbstmordversuch“ anbetrifft.“
Der Kommissar hatte sich den beiden Herren vorgestellt und hinzugefügt:
„Es ist mir sehr lieb, daß ich gerade Sie jetzt gleich über einiges befragen kann, was den Fall Scharfer angeht. Der Kommerzienrat war gestern Nacht im Klub. Er hat sich nun zu dem Hausmeister etwa gegen Mitternacht recht erregt über Sie ausgelassen, Herr Assessor, weil Sie oben im Vorstandszimmer eine Tür gewaltsam erbrochen hatten. Dann sind Sie recht spät nochmals in den Klub gekommen, als die übrigen Herren alle schon fort waren.“
Bellinger lächelte ein wenig.
„Soll ich ehrlich sein, Herr Kommissar“, meinte er etwas ironischen Tones. „In Ermangelung eines anderen, auf den Ihr Verdacht fallen kann, Scharfer umgebracht zu haben, denken Sie jetzt an mich als den, der vielleicht … vielleicht – na, Sie wissen schon, was ich sagen will. Aber Sie befinden sich sehr arg auf dem Holzwege. Um jeden Argwohn gegen mich sofort zu zerstreuen, darf ich – nein, muß ich Ihnen eine längere Geschichte erzählen, deren Wahrheit mir der Herr Baron Blendel hier in allen Punkten bestätigen wird.“
Der Assessor berichtete knapp und übersichtlich alles, was mit dem Attentat auf Maletta zusammenhing. Nur davon sprach er nicht, daß er bemüht war, genügend Beweise zu sammeln, um für Lossen ein Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen.
Der Kommissar konnte vor Überraschung nur immer wieder den Kopf schütteln.
„Wer hätte das gedacht!!“ meinte er, als Bellinger mit seiner Schilderung fertig war. „Scharfer – ein so geachteter Mann, und im Bunde mit Leuten, die über die Dächer sich anderswo einschleichen …!!“
Dann dachte er eine Weile nach.
„Sie erwähnten da vorhin den Namen Lossen so nebenbei. Ist dies vielleicht der Maler Werner Lossen …?“
„Ja!“ erwiderte jetzt an des Assessors Stelle der Baron. „Lossen ist mein bester Freund. Und wenn sein Name Ihnen, Herr Kommissar, wegen des Diebstahls der Oltendorfschen Diamanten im Gedächtnis geblieben ist, so möchte ich hier betonen, daß ich Lossen für schuldlos halte.“
„Andere vielleicht auch“, meinte Sakschinski mit besonderer Betonung. Dann erhob er sich, winkte dem Unterbeamten zu, der die Aussage Bellingers mitstenographiert hatte, und verabschiedete sich, indem er erklärte:
„Meine Pflicht ruft mich anderswohin. Wir sind Ihnen, Herr Assessor, jedenfalls zu sehr großem Danke verpflichtet. Wenn Sie uns auch nicht gerade einen Fingerzeig haben geben können, wo der Mörder zu suchen ist, so wissen wir doch jetzt über Scharfer mancherlei recht Wertvolles. – Auf Wiedersehen, meine Herren.“
Sakschinski und der Kriminalbeamte Mix gingen langsam und eifrig miteinander flüsternd dem Stadtbahnhof Tiergarten zu. Es war jetzt fünf Uhr nachmittags geworden, und die Straßen zeigten sich recht belebt.
Dann trat ein Dienstmann auf die beiden zu, der ihnen schon vom Klubhause aus gefolgt war.
„Thomas Schippel“, sagte er leise. „Ich hatte mich auf dem Präsidium erkundigt, wo ich Sie treffen konnte, Herr Kommissar. Gehen Sie dort drüben in die Weißbierstube. Ich komme nach. Mix soll dem Baron und dem Assessor auf der Spur bleiben, sobald diese den Klub verlassen.“
Die Kneipe war leer, und die beiden Beamten konnten daher