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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9788075831101
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Fragen? – Das wäre unmöglich gewesen. Ich wollte nur feststellen, ob er in der verflossenen Nacht sein Bett benutzt hatte, – also so eine Art Nachprüfung, ob nicht eine Verwechslung vorlag.“
Ich verstand ihn nicht. „Drücke dich deutlicher aus, Tory!“ meinte ich achselzuckend und ohne besondere Teilnahme für den Mansardennachbarn.
„Gern, lieber Trommler!“ Kleinen Pause, sein Monokel blitzte mich scharf an. – „Der Mann in der Dachluke ist nämlich der Ermordete!“ fügte er hinzu.
Ich ruckte zusammen, beugte mich vor.
„Wirklich?“ stotterte ich.
„Er ist’s, Karl! Und er nennt sich wie gesagt Tompson. Die Polizei wird vielleicht einige Zeit brauchen, ehe sie dies feststellt. Wir wissen jedenfalls weit mehr als die Behörden. Und wir allein werden diesen Mord aufklären können – wir allein! Der Polizei fehlen zu viele Einzelheiten, um eine Spur aufzunehmen: daß der Tote das Zimmer vom Dache aus beobachtet hat, in dem er nachher ermordet wurde, daß dort eine wertvolle Vase gestanden hat, die wir jetzt haben, daß der Mann vor seinem Ende noch zwei gellende Angstschreie ausgestoßen hat, daß der Mörder noch im Hause war, als wir dort eindrangen – wir hörten ja eine Tür klappen! – und daß der Täter die Vase mitnehmen wollte!“
Ich gebe zu, daß ich in diesem Augenblick meine Ansicht über Tory gründlich änderte. Ich glaubte ihm mit einem Male seine Neigung für alles Ungewöhnliche, sah auch ein, daß er bei seinem Freunde, dem Berliner Kriminalkommissar, eine gute Schule durchgemacht haben mußte.
Ich nickte jetzt eifrig. „Freilich, wir sind der Polizei gegenüber sehr im Vorteil. – Was gedenkst du nun weiter zu tun.“
„Dir erzählen, was ich aus der Witwe Schmitz weiter noch herausgelockt habe. – Tompson spricht sehr schlecht Deutsch. Polizeilich gemeldet ist er als in London ansässig. Grund des hiesigen Aufenthaltes: Geschäfte. – –
Das ist vorläufig alles, was mir die Schmitz berichten mußte, weil sie meinem Ausfragesystem nicht gewachsen war. Nachmittags wird sie noch mehr hergeben. Ich werde sie zum Kaffee besuchen. – Warum soll man ihr nicht eine kleine Freude machen? Sie schwatzt so gern …“
8. Kapitel
„Nun zu anderen Dingen mehr persönlicher Natur,“ fuhr er fort, und auf seiner Stirn erschienen über der Nasenwurzel drei tiefe Falten. Auch seine Stimme klang schärfer. –
Er schilderte seinen Besuch bei Katzenstein, sprach auch von der blonden Madonna.
„Ich wette,“ sagte er, „mein Herr Stiefvater und der würdige Pinkemüller gehen mit der Absicht um, mich entmündigen zu lassen. Mögen Sie …! Sie werden dabei den kürzeren ziehen. –
Kein Pfandleiher nahm mir die Ringe ab. Überall war der einflußreiche Herr Konsul persönlich gewesen. Aber – Geld habe ich mir doch beschafft. – Katzenstein hat es mir geliehen, das Geld – aus Freundschaft! Wir sind auf dem besten Wege, sehr intim zu werden. Nebenbei, ein hochanständiger Charakter, der Isidor. – Diese Freundschaft hat die blonde Madonna vermittelt. – Komisch, wie …?!“
„Allerdings – sehr komisch. Du kennst sie doch erst seit gestern.“
„Und nur vom Ansehen! Trotzdem – ohne sie hätte Katzenstein seinen Geldschrank nicht geöffnet und mir kaum tausend Mark gepumpt.“
„Donnerwetter! Tausend Mark!“
„Ja, da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich! – Die Sache hängt so zusammen. Die blonde Madonna, die ich gestern vormittag zufällig traf, die mir gefiel und der ich dann nachstieg, um mit ihr dann bei Katzenstein ein unerwartetes Wiedersehen zu feiern, hat bei dem braven Isidor eine größere Finanzoperation mit Hilfe eines Brillanthalsbandes vorgenommen, auf das sie zweitausend Mark erhielt. Sie legitimierte sich durch eine an Fräulein Erna Link adressierte Mitteilung der Steuerbehörde. Der gute Katzenstein hielt das Papier für genügend. Leider ist er so der Hereingefallene. Ich schmeichelte ihm Namen und Adresse meines verschleierten Engels ab und begab mich dann nach Nr. 7, vierten Damm. Unten wohnte ein Schneider. Ich habe mir bei ihm eine helle Sommerweste bestellt, und die Weste öffnete ihm den Mund. Im ganzen Hause gibt es kein junges Mädchen, und Erna Link ist eine alte, grämliche Kartenlegerin. Als ich mit dieser Neuigkeit zu Katzenstein kam, fiel er aus allen Wolken, nahm mich dann mit in seine Privatwohnung, die unmittelbar an den Geschäftsraum anstößt, und erzählte mir folgendes: Vor etwa acht Jahren ist er in Berlin, wo er damals einen Leihhaus für Schmucksachen besaß, am hellen lichten Tage beraubt worden. Die Berliner Kriminalpolizei hat festgestellt, daß zwei Leute ‚das Ding gedreht haben‘. Mehr konnte sie nicht ermitteln. Jedenfalls war der arme Katzenstein so gut wie ruiniert, da die Kerle gerade die kostbarsten Stücke sich aus dem großen Panzerschrank herausgesucht hatten, darunter auch ein Brillanthalsband – dasselbe, das gestern die blonde Madonna versetzt hat. –
Katzenstein hatte es sofort wiedererkannt, drang daher auch auf eine Legitimation. Nun hat er mich damit beauftragt, diese Geschichte aufzuklären. –
Über das Halsband selbst noch folgendes. Es stammt fraglos aus Indien, wie Katzenstein mir näher erklärte. Die Goldfassung und der Schliff der Steine beweisen es. Hier hat er mir eine Abbildung davon mitgegeben, die auch die Polizei damals mitbenutzte bei ihren Nachforschungen nach den Verbrechern.“
Die Zeichnung, eine Vervielfältigung, war ziemlich undeutlich. Trotzdem sah ich, daß jeder Stein in einen goldenen Schlangenkopf eingelassen war. Im ganzen waren es zweiundvierzig Steine, sämtlich scheinbar von gleicher Größe und in zwei Reihen angeordnet. Das Schloß war sehr eigenartig, – ein großer Schlangenkopf, dicht mit kleineren Brillanten verzierte.
„Katzenstein hat mir den Schmuck, auf den er zweitausend Mark gegeben und der einen Wert von achtzehn bis zwanzigtausend hat, wie er versichert, gezeigt,“ fuhr Tory fort. „Ich sage dir, Trommler – mir gingen die Augen über! Meine Mutter besitzt doch auch ein Kollier – aber das der blonden Madonna dagegen gehalten – wie Tag und Nacht! – Der brave Alte wußte mir noch zu berichten, daß der Eigentümer des Halsbandes, der es in Berlin damals bei ihm versetzte, ein Herr war, der, wie nachher festgestellt wurde, einen falschen Namen angegeben hatte und nicht aufzufinden war. – –
Du siehst, ich habe jetzt eine doppelte Aufgabe vor mir. Einmal will ich – aus Sport! – den Mörder Tompsons ermitteln, dann – kraft Auftrags und gegen Honorar! – meiner verschleierten Schönen nachspüren, die mir dann wird sagen müssen, wie sie zu dem indischen Schmuck gekommen ist.“
Er warf den Zigarettenrest in den Aschbecher.
Ich aber sagte: „Ich halte die zweite Aufgabe für schwieriger. Das junge Mädchen kann von auswärts nur zu dem Zweck nach Danzig gekommen sein, um das Halsband zu versetzen. – Wie willst du ihre Spur finden …?!“
„Weiß ich noch nicht!“ Er lächelte dabei und kniff das monokelfreie Auge zu.
„Ah – du hast schon einen Feldzugsplan?! Dein Gesicht verrät dich!“
„Hm – wie wär’s, wenn man mal bei der alten Jungfer Erna Link sich erkundigte, wie die Madonna wohl zu dem Schreiben der Steuerbehörde gekommen sein mag?“
„Sehr gut, sehr gut! – Tory, du bist wirklich der reine Kriminalbeamte! – Nun laß mich aber bitte mal so einiges fragen, was mir auf der Seele brennt. – – Die Madonna war hübsch?“
„Hübsch?! – Das Wort ist eine Entweihung für sie! Engelhaft schön – sündhaft schön! Du kennst mich, ich begeistere mich nicht so leicht!“
„Und doch wandelt der Engel auf faulen Pfaden, mein Lieber!“
„Vielleicht aus bitterster Not oder gezwungen. Die Kleidung war sauber, geschmackvoll – aber ärmlich. Die Handschuhe