Скачать книгу

schnell kombiniert, Tory! Nur der Lehm – das genügt nicht! – Nun aber Frage Nummer zwei! Glaubst du, daß der Mord der Lahore-Vase wegen verübt worden ist?“

      Er hob die Schultern sehr hoch. „Möglich! – Wer will das jetzt schon sagen! Aber – ausgeschlossen ist es nicht.“

      „Bringst du den leuchtenden Frauenkopf in irgendwelche Beziehung zu dem Verbrechen?“

      „Darauf kann ich dir nur dieselbe Antwort erteilen. Möglich!“

      „Hast du einer Erklärung für die Erscheinung gefunden?“

      „Hör’ mal, Trommler, – du quetscht mich aus wie eine Zitrone!!“ lachte er. „Die Frage hast du ja gestern im übrigen schon erläutert: Laterna Magika! – Ganz hübsch ausgedacht, wirklich! – Stellen wir zum Beispiel folgende Theorie auf: Tompson ist ein Todfeind des Mörders, verfolgt ihn heimlich. Der Mörder merkt das und lockt ihn mit Hilfe der Laterna Magika gestern Nacht in das Zimmer, wo der strahlende Weiberkopf durch den Apparat auf die Wand geworfen wird, so daß er freizuschweben scheint. – – Na, was meinst du hierzu, he?!“

      Ich fühlte den Spott nur zu gut heraus.

      „Ich finde,“ sagte ich eifrig, „daß diese Theorie trotz deines beißenden Spöttelns, gar nicht so unsinnig ist!“

      „Sie ist mir zu gekünstelt, offen gestanden, erinnert zu sehr an Detektivgeschichten. – Doch – lassen wir das Thema jetzt. Draußen ist so prachtvolles Wetter. Gehen wir daher etwas an die Luft.“

      „Bewilligt! – Nur noch eine Frage. Wie bist du heute früh aus dem Hause gelangt?“

      Tory musterte mich kühl.

      „Natürlich durch das Loch, das der Maurer für deine Flurtür in der Wand gelassen hat, und dann die Treppe hinunter durch den Hauseingang.“

      Jetzt lächelte ich ironisch. „Gestatte, daß ich zu behaupten wage ‚Du hast soeben gelogen!‘ – Ich habe dir nämlich eine Falle gestellt, lieber Tory, indem ich meine Flurtür abgeschlossen und den Schlüssel abgezogen habe, bevor wir zu Bett gingen. Der Schlüssel lag unter meinem Kopfkissen.“

      Tory zuckte die Achseln und sagte nur: „Nachschlüssel, bester Trommler!!“

      „Schwindle nicht, du …!! Mein Türschloß hat eine Schloßsicherung. Kein gelernter Einbrecher kriegt es mit einem Dietrich auf – keiner! Wozu diese Ausflüchte?! Ich weiß jetzt bestimmt, daß du noch einen zweiten Ausgang aus meiner Wohnung entdeckt hast. – Heraus mit dem Geheimnis, auf das ich ein gutes Recht habe!“

      „Gut denn – komm’!“

      Wir gingen in die Dachkammer, deren Außenwand zwei Meter über dem Boden das Dach trug, das schräg nach oben zu verlief, mit Holz verschalt und wie der ganze Raum mit einer häßlichen, billigen Tapete beklebt war, die jedoch im Laufe der Jahre sich größtenteils losgelöst hatte, so daß überall der Mauerputz und die Bretter der Verschalung hindurchgrinsten.

      Gerade in der Mitte der Außenwand ragten drei dicke, dicht nebeneinander liegende Balken aus der Mauer hervor. Auch sie waren mit Tapete bekleidet oder besser bekleidet gewesen.

      Tory zeigte auf die drei Balken, die bis dorthin reichten, wo das Dach begann.

      „Fällt dir daran nichts auf?“ meinte er.

      „Nein.“

      „Hm! Merkwürdiger Holzverschlag!! Was sollen drei Balken, die zusammen etwa eineinviertel Meter breit sind, an dieser Stelle? Gleich drei!! Einer hätte genügt! Wer baut in das Gerüst eines Fachwerkhauses drei solche Riesenbalken ein …?!“

      „Allerdings …“

      „Na also! – Sieh mal, diese Balken kamen mir gleich merkwürdig vor, als ich mich beim Auspacken meiner Sachen hier ein wenig genauer umschaute. – Nun paß mal auf!!“

      Er hob ein herabhängendes Stück Tapete an dem rechten Balken hoch … Darunter wurde ein eingelassener Ring sichtbar. Nun drehte er den Eisenring nach links, zog daran, und – die Balkenstücke, die ein Ganzes bildeten, bewegten sich …! – Es war nichts als eine schlau angebrachte Tür! Dahinter gähnte jetzt ein schwarzes Loch. Immerhin aber erkannte ich noch den Anfang einer rußgeschwärzten, schmalen Holztreppe, die sehr steil abwärts führte.

      „Die Treppe mündete unten vor einer zweiten, ähnlichen Geheimtür, die sich in der Kellerwand des Nebenhauses befindet,“ sagte Tory jetzt und drückte die drei Balkenstücke wieder zu. „Als ich gestern auf diesem verborgenen Wege deine Wohnung verließ, gelangte ich in den Vorkeller des Nebengebäudes und von da in den Hausflur. –

      Ganz günstig für uns, daß wir dies Geheimnis aufgedeckt haben. – Doch – gehen wir jetzt. Ich sehne mich nach frischer Luft!“

      Gleich darauf standen wir auf der Straße.

      Tory blieb vor meiner Haustür stehen, bat um ein Streichholz, zündete sich sehr bedächtig eine Zigarette an, benahm sich dabei sehr ungeschickt und verbrauchte fünf Zündhölzchen, bevor sie ‚brannte‘.

      Wir schritten der nahen Breitgasse zu.

      „Die Bande läßt mich wirklich beobachten!“ begann Tory dann die Unterhaltung.

      „Wer – – Bande?! – Beobachten?!“

      „Na, der Herr Konsul und der Pinkemüller, – wer sonst?! Sie wollen weiteres Material für den Antrag auf Entmündigung sammeln. –

      Der Kerl schlich mir schon morgens nach. Aber ich habe ihn abgeschüttelt, als ich zu Meister Bunke ging. Bunke heißt mein Westenschneider auf dem vierten Damm. –

      Dreh’ dich nicht um, Trommler! Mensch – du schreibst doch Kriminalromane! Benimm dich doch begabter! Der Bursche hinter uns darf doch nicht merken, daß wir ihn entdeckt haben und ihn uns merken werden – merkst de …!!“

      Gleich darauf sprangen wir an einer Haltestelle in eine bereits in Fahrt befindliche Elektrische. –

      Der Streich gelang. Der Spion war abgeschüttelt. Tory hatte ihn mir noch gezeigt, wie er dreißig Schritt hinter uns der Straßenbahn wütend nachstierte.

      Wir stiegen bald wieder aus, und Tory meinte nun. „Wir können mal nachsehen, ob Fräulein Erna Lind daheim ist.“

      9. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Dieser Besuch war mir aus Berufsinteresse ganz wertvoll. Ich lernte auf diese Weise einmal das Heim einer Kartenlegerin kennen.

      Das Haus sah von außen recht anständig aus. Eigentlich ein wenig prosaisch, ja zu prosaisch für das Metier der Bewohnerin des zweiten Stockwerks.

      Vor der Flurtür machten wir halt und verschnaufen erst einmal nach den steilen Hühnerstiegen.

      Das Treppenhaus war – ein Wunder! – recht hell, so daß wir das Türschild ‚E. Link‘ bequem lesen konnten, ebenso auch die beiden Visitenkarten, die auf ‚möblierte Herren‘ hindeuteten.

      Als die elektrische Glocke dann drinnen schrillte, erhob sofort ein kleiner Köter ein wildes Gekläff, worauf bald eine Stimme laut wurde, die das Vieh liebreich zu beruhigen suchte.

      Die Tür ging auf, und vor uns stand ein spindeldürres abschreckend häßliches, buckliges Geschöpf, das mit einem schreiend bunten Morgenrock bekleidet war, während auf dem dünnen, grauen Haupthaar ein Spitzenhäubchen thronte.

      Die winzigen, dunklen Äuglein des Vogelgesichtes Fräulein Links musterten uns argwöhnisch.

      „Womit kann ich dienen?“ fragte sie dann unfreundlich mit einer piepsigen Stimme.

      „Ich möchte Sie konsultieren,“ erwiderte Tory völlig ernst und mit berückender Liebenswürdigkeit.

      „Bitte!“ – Sie führte

Скачать книгу