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Die menschliche Familie nach ihrer Entstehung und natürlichen Entwickelung. Friedrich von Hellwald
Читать онлайн.Название Die menschliche Familie nach ihrer Entstehung und natürlichen Entwickelung
Год выпуска 0
isbn 4064066112547
Автор произведения Friedrich von Hellwald
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
[35] A. a. O. Bd. I. S. 61.
[36] Zeitschrift für Ethnologie. Berlin, 1884. S. 39–41.
[37] Mit Bezug auf den auch auf religionswissenschaftlichem Gebiete vorgeschützten „Rückschritt“ der Menschen von vollkommneren religiösen Vorstellungen, sagt sehr treffend Prof. Bernhard Stade in seiner „Geschichte des Volkes Israel“. Berlin, 1887. Bd. I. S. 405: „Es ist dies wohl ein rudimentärer Rest jener Theorieen früherer Zeiten über die Uroffenbarung, welche heutzutage allenfalls noch ein Parlamentarier in einer unglücklichen Stunde aufwärmt, welche aber die Theologen aufgegeben haben, da sie eine genügende Würdigung der Offenbarung Gottes in Christo ausschliessen. In Kreisen, welche von den wissenschaftlichen Hypothesen vergangener Zeiten zehren, hält sich diese Theorie noch....“
[38] Rudolf Virchow. Die Urbevölkerung Europas. Berlin, 1874. S. 4.
[39] Schneider. Die Naturvölker. Bd. II. S. 413–414.
[40] Schneider. A. a. O. Bd. I. S. 5.
[41] Ebd. Bd. I. S. 61.
[42] A. a. O. S. 4.
[43] B. Carneri. Sittlichkeit und Darwinismus. Wien, 1871. S. 28.
[44] Charles Darwin. Die Abstammung des Menschen. Bd. I. S. 210.
[45] Schneider. Die Naturvölker. Bd. I. S. 66.
[46] Frerichs. Zur Naturgeschichte des Menschen. S. 106.
[47] Dr. Bernhard Stade. Geschichte des Volkes Israel. S. 64.
[48] J. Wellhausen. Geschichte Israels. Berlin, 1878. Bd. I. S. 341.
[49] A. a. O. S. 347.
[50] A. a. O. S. 345–346.
[51] Schneider. Die Naturvölker. Bd. II. S. 348.
[52] Gustav Roskoff. Das Religionswesen der rohesten Naturvölker. Leipzig, 1880. S. 13.
[53] Fr. Müller. Allgemeine Ethnographie. Zweite Aufl. Wien, 1879. S. 50.
[54] Schneider. Die Naturvölker. Bd. I. S. 66.
VI.
Das Schamgefühl und dessen Äusserungen.
Unbeirrt von dogmatischen Einwänden habe ich den Nachweis zu führen versucht, wie die menschlichen Gefühle in wenn auch sehr rudimentärem Zustande schon im Tierreiche sich vorfinden. Unter diesen ist indes eines, welches dem Anscheine nach eine unüberbrückbare Kluft zwischen Mensch und Tier herstellt und das wegen seiner engen Beziehungen zum Geschlechtsleben vor allen eine genauere Betrachtung erheischt. Ich meine die Schamhaftigkeit, womit der Mensch alle natürlichen Leibesverrichtungen zu umgeben gewohnt ist. Bei stark materialistisch zugeschliffenem Verstande mag man es zwar ziemlich lächerlich finden, sich Handlungen oder Dingen zu schämen, die ganz natürlich sind, ja die gradezu sein müssen, und doch kann der zur Selbsterkenntnis gekommene Kulturmensch dieses Gefühl nicht loswerden. Noch mehr, dieses Gefühl ist so stark, dass es sogar einen besonderen physischen Ausdruck besitzt: das Erröten, von dem manche meinen, es sei dem Geschöpfe vom Schöpfer als eine Art Talisman, als ein Hemmnis seine Gebote zu überschreiten, eingepflanzt. Indes zeigt diese von den Dichtern gepriesene Blüte edelster Menschlichkeit, diese Verräterin des Gewissens und der leisesten Regungen des Gefühls, gewisse Eigentümlichkeiten, welche beweisen, dass die Möglichkeit der Entfaltung dieser psychischen Vorgänge schon im Tierreiche gegeben war, und das Vermögen die Farbe zu wechseln, ist kein Vorzug des Menschen vor den übrigen Geschöpfen. „Medizinische Beobachtungen der neueren Zeit,“ sagt Carus Sterne, „hatten nämlich ergeben, dass die Einzelheiten, aus denen sich diese Erscheinung zusammensetzt, die Beschleunigung des Herzschlages, die geistige Verwirrung und die Röte, welche sich gleichzeitig über Antlitz und Brust ergiesst, auch sehr schnell beim Einatmen von Amylnitrit eintreten, einer zu medizinischen Zwecken benützten Ätherart. Darwin hatte schon vor Jahren auf die Ähnlichkeit dieser künstlichen Scham mit der natürlichen die Aufmerksamkeit gelenkt, und W. Filehne zeigte vor kurzem, dass beide gleichmässig dadurch entstehen, dass eine Gehirnpartie, welche die Blutgefäss-, Atmungs- und Herznerven gleichzeitig beeinflusst, ihre regelnde Thätigkeit vorübergehend einstellt. Es wurde ferner nachgewiesen, dass die meisten Säugetiere in denselben Zustand versetzt werden konnten, dass also die Anlage, unter Herzklopfen zu erröten und in Verwirrung zu geraten, schon bei den Tieren vorhanden ist, wenn diese Erscheinungen auch für gewöhnlich nicht eintreten, weil von der minder feinfühlig entwickelten Psyche kein Antrieb zur Abspielung dieses interessanten Vorganges gegeben wird. Diese Nachweisungen scheinen aber, wie ihr Urheber mit Recht hervorhob, ein Verständnis dafür anzubahnen, wie sich beim Menschen im Verlaufe seiner Veredlung jener eigentümliche Verräter seiner inneren Empfindung mit all seinen Begleiterscheinungen hat ausbilden können.“[55]
Das Erröten ist mithin keineswegs ein ausschliessliches menschliches Vorrecht. Weder besitzen wir es allein, noch besitzen es die Menschen alle im nämlichen Grade. Charles Darwin gelangt allerdings zu dem Schlusse, dass das Erröten „den meisten und wahrscheinlich allen Menschenrassen gemeinsam zukommt;“[56] allein aus den von ihm gesammelten Zeugnissen erhellt deutlich, dass dieses Vermögen doch hauptsächlich den geistig entwickeltsten Stämmen eignet. Was er von den Negern, den Kaffern und Australiern sagt, gestattet zwar auf das Vorhandensein eines Schamgefühles zu schliessen, welches indes keinen oder nur einen ungemein schwachen physischen Ausdruck findet. Und dies ist auch recht erklärlich, denn um zu erröten, muss der Geist erregt werden. Wo derselbe, wie bei rohen Völkern, seiner geringen Ausbildung halber, nur selten und wenig erregbar ist, kann auch die Fähigkeit des Errötens nicht besonders entwickelt sein. Selbst in unseren gebildeten Kreisen erröten zartbesaitete Gemüter öfter und leichter als rohere Naturen, denn es hängt die Empfindlichkeit des Schamgefühls von dem Grade der angebornen oder anerzogenen Feinfühligkeit ab.[57] Diese wächst aber mit steigender Geistesbildung