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Familienleben und teilt sich ehrlich in die Sorge der Ehe. Hier erkennen wir auch, dass die Geschlechtsliebe nicht immer ein Produkt des Zeugungsinstinktes ist. Das Zusammenwirken von Männchen und Weibchen beim Bau des Nestes ist vielmehr der Ausdruck eines Gefühles von Hilffertigkeit, und unzweifelhaft ist diese nämliche Regung im Spiele, wenn wir das Männchen der Reihe nach die Sorge des Brütens übernehmen sehen, denn vor dem Aufpicken der Eier kann doch von Elternliebe nicht die Rede sein. Und das nämliche gilt auch von vielen niederen Tierarten. Wie sorgt und müht sich z. B. das Weibchen einer Mauerbiene, eines Blattschneiders, einer Lehmwespe oder dergl. den ganzen Sommer ab, um den Brutbau herzustellen und Futter herbeizuschaffen! Selten nur, wie bei den Totengräbern, den Pillendrehern, unterzieht sich auch das Männchen diesen Arbeiten. Nur bei den Laufvögeln findet ein interessantes Gegenstück zu der sonst üblichen Vorsorge der Mutter statt. Beim Strauss und Nandu ist es nämlich das Männchen, welches die Eier bebrütet, die Jungen füttert, ausführt, verteidigt und so bei ihnen anstatt der sorglosen Ehegenossin Mutterstelle vertritt. Dies sind aber seltene Ausnahmen.

      

      Zu diesen gehört unter den Fischen der wohlbekannte Stichling (Gasterosteus pungitus), unser kleinster Süsswasserfisch, welcher, obwohl er in Polygamie lebt, als Gatte und Vater eine solche Liebe und Sorgfalt an den Tag legt, dass Ludwig Büchner ihn gradezu als Muster eines guten Familienvaters hinstellt. Man kann sein Treiben in unseren durchsichtigen Aquarien leicht beobachten. Zuerst baut er ein wunderbares kleines Nest aus Grashalmen und andern Körpern, die er mit Schleim verkittet. Ist er damit fertig, so ladet er ein vorüberschwimmendes Weibchen ein, das Nest in Augenschein zu nehmen, das er für dieses gebaut hat, indem er fortwährend flink um dasselbe herum und zum Nest hin und zurück schiesst. Und geht sie nicht willig, so stösst er sie mit der Schnauze an und sucht sie mit den Seitenstacheln hineinzutreiben, um dort den Laich abzulegen. So führt er nach und nach eine ganze Reihe Weibchen zum Neste, die sich nach der Eierablage auf der entgegengesetzten Seite wieder hinausbohren. Nach jedem Weibchen geht der Stichling selbst hinein, um den Laich zu befruchten. Ist dies geschehen, so schliesst der vorsorgliche Vater die eine Öffnung und bleibt wochenlang vor der andern Öffnung in senkrechter Stellung stehen, indem er regelmässig die Flossen bewegt, um eine der Erhaltung und Ausbrütung der Eier günstige Wasserströmung im Innern des Nestes zu unterhalten. Jede feindliche Annäherung wird mit Wut abgewiesen. Aber die Vatersorgen beginnen erst recht, wenn die Jungen ausgeschlüpft sind. Er bewacht und behütet dieselben mit musterhafter Sorgfalt, führt sie zum Neste zurück, wenn sie sich zu weit entfernt haben, und füttert sie wie ein Vogel seine Jungen. Dank solcher Fürsorge ist der Stichling so fruchtbar, dass man die Äcker mit diesen Fischchen düngt. Auch bei andern Fischarten findet man ähnliche Vaterliebe. Bei dem brasilianischen Pater familias (Familienvater) ist dieselbe sogar derart entwickelt, dass er ein völliges „Männerkindbett“ durchmacht. Er treibt nämlich die Sorgfalt für seine Jungen so weit, dass er sie in seinen eigenen Kiemen zur Ausbrütung bringt und beherbergt. Er verschluckt anscheinend die Eier, aber nur um sie durch eine eigentümliche Atembewegung in die Kiemhöhle zu pressen. Hier durch den elastischen Druck der Kiemenblättchen festgehalten, werden die Eier ausgebrütet. Die Jungen schlüpfen aus, wachsen rasch und wandern nun, da sie in dem beengten Geburtsort nicht mehr Platz finden, in den Mund des Vaters, wo sie alle mit nach der Mundöffnung gerichtetem Kopfe verbleiben. Der gutmütige Alte bekommt dadurch ein höchst groteskes Aussehen. Mit weit aufgesperrtem Maule und dickgeschwollenen Wangen steht er im Wasser, bis er endlich seine selbständig gewordene Brut los wird.

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