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die edle Tanzkunst mit Leidenschaft, obwohl vielleicht mit weniger Geschicklichkeit aus. Die Palme in jeder Hinsicht gebührt aber sicherlich australischen Paradiesvögeln, wie Amblyornis ornata und ihren Verwandten. Die australischen „Lustlauben-Verfertiger“ (Atlasvögel und Kragenvögel) bauen nämlich gar Versammlungshäuser, die nicht etwa als Niststätten, als Nester dienen, sondern lediglich als Ballsaal, worin Herren und Damen Bekanntschaft machen und in minnigen Pantomimen sich ergehen. Der merkwürdige Vogel beginnt damit, dass er einen ziemlich festen Fussboden von kleinen Zweiglein webt. In diesen Fussboden stösst er an beiden Seiten eine Anzahl langer und dünner Zweige derart ein, dass ihre Spitzen sich kreuzen und ein einfaches Gewölbe bilden. Es entsteht so eine gewölbte Laube oder ein Laubengang, bei grösseren Kragenvögeln etwa 1¼ m lang und 45 cm hoch, welcher als Versammlungssaal oder Stelldichein dient. Eine Anzahl Vögel kommen daselbst zur Minnezeit mehrere Stunden des Tages über zusammen und geben sich ihren Vergnügungen hin. Aber nicht genug damit — die beiden Eingänge der Laube werden mit einer Menge schön gefärbter oder hellglänzender Gegenstände verziert, um sie dem Auge angenehm zu machen. Muscheln, Zähne, Knochen, bunte Steine, Scherben, Papier- oder Kattunschnitzel, auch allerhand kleine, dem Menschen entwendete Gegenstände, wie Fingerhüte u. dgl. werden herbeigetragen, um dem Schönheitssinne der gefiederten Gäste Genüge zu thun. Diese Dinge werden beständig anders geordnet und von den Vögeln in ihrem Spiel umhergeschleppt. Überdies wird, wie Gould berichtet, die Laube selbst im Innern schön mit langen Grashalmen ausgefüttert, welche so angeordnet werden, dass die Spitzen sich nahezu treffen, und die Verzierungen sind ausserordentlich reich. Nach Darwin benützen die Vögel runde Steine dazu, die Grasstengel an ihrem gehörigen Orte zu halten und verschiedene nach der Laube hinleitende Pfade zu bilden. Es sind dies sicherlich Verfeinerungen, welcher sehr niedrig stehende Menschenstämme, wie die Australier, die früheren Tasmanier, die Pescheräh u. a. völlig unfähig wären.

      Wenden wir uns von den Werbesitten den Formen des Verkehrs zwischen den Geschlechtern zu, so bietet die Tierwelt darin grosse Mannigfaltigkeit. Wohl die niedrigste Stufe, zugleich aber eine der häufigsten, ist jene der schrankenlosen Vermischung (Promiskuität.) Sehr viele Tiere paaren sich, je nachdem der Zufall sie zusammenführt, ohne Rücksicht auf die Freiheit der Wahl und ohne irgend einen Anspruch auf Treue zu erheben. Dahin gehören die meisten niederen Tiere, die lediglich Empfindungstrieben folgen. Diese Tiere vermögen wenigstens scheinbar jene, mit welchen sie sich vereinigen wollen, aus der Entfernung nicht zu unterscheiden; sie suchen nach solchen auf Grund eines subjektiven Empfindungsgefühles, wahrscheinlich des Geruches, umher und vollziehen die Verschmelzung, sobald sie sich berühren. Aber selbst höhere Tiere, wie gewisse Vogelarten, leben in völliger Ungebundenheit trotz des vorangehenden Werbens um das Weibchen. Am lockersten zeigt sich das Verhältnis der Kuckucke, von denen man gar nicht weiss, ob irgend ein bestimmtes Band unter ihnen vorhanden ist. Bei anderen Species verlassen sich mitunter die Gatten, sobald ihrem Triebe Genüge geschehen ist, oft auch erst nach Aufbringung der Jungen. Aber selbst von den Sitten der auf den ostindischen Inseln gesellig in grösserer oder geringerer Anzahl beisammen lebenden, menschenähnlichen Hylobates-Arten, von welchen auf Borneo, Java und Sumatra je eine Art vorkommt, ist ausser der Zärtlichkeit, womit das Weibchen ihre Jungen behandelt, nichts Rühmliches zu melden, denn sie streifen bedenklich an Promiskuität.

      Nebst den Affen sind auch sehr viele Säuger und andere Tiere ausgesprochene Anhänger der Vielweiberei; so z. B. alle Wiederkäuer, das Pferd und der Esel, aber auch der Eber, der Elefant, der Löwe, ferner die Robben und unter den Vögeln solche, welche ebenfalls in grösserer Anzahl beisammen leben, also die Hühnerartigen, die Trappen, die Strausse und vermutlich auch der Kampfhahn, ferner die Wachteln, Auer- und Birkhühner, Fasanen, Kampfstrandläufer, Perlhühner, Puter, Pfauen. Ganz besonders ist unser Haushahn der Typus eines polygamischen und eifersüchtigen Geschöpfes. Auf dieser Stufe des Geschlechtsverkehrs tritt nämlich die Eifersucht auf, eine Gefühlsempfindung, welche den in Ungebundenheit lebenden Tieren völlig fremd ist. Die Männchen auch vieler Säugetiere sind sehr eifersüchtig und mit Waffen zum Kampfe um die Weibchen ausgerüstet. Doch ist Polygamie keineswegs die Regel bei den Tieren. In der That ist sie wohl nur möglich bei gesellig, also in Herden, Rudeln oder Schwärmen lebenden Geschöpfen oder bei solchen, wo die Anzahl der Weibchen jene der Männchen bei weitem übertrifft. Unbedingt notwendig ist sie dagegen in den Tierstaaten der Hymenopteren, wo eine ungeheure Anzahl von Weibchen bloss einige Männchen besitzt.

      Vielmännerei (Polyandrie), d. h. dauernde Verbindung eines Weibchens mit mehreren bestimmten Männchen, kommt im Tierreiche so gut wie gar nicht vor, da bei fast allen höheren Arten das Weibchen wegen seiner relativen Schwäche gezwungen ist, die Liebkosungen des Männchens zu erdulden, auch nimmer die Kraft hätte, ein männliches Serail sich zu bilden und zu verteidigen. Dennoch scheint bei einigen Fischarten, beim Karpfen, Brachsen, der Schleihe und Pfrille, etwas wie Polyandrie zu herrschen, wenn die Deutung des Umstandes richtig ist, dass zwei bis vier Männchen das Weibchen beim Laichen begleiten. Ebenso will ich es dahingestellt sein lassen, ob bei einigen Vogelarten, wie z. B. beim neuholländischen Kasuar, das Weibchen grösser und stärker geworden ist, um, wie Darwin will, andere Weibchen besiegen und in den Besitz des Männchens gelangen zu können. Umgekehrt hat aber unläugbar in vielen Arten das Weibchen eine ausgesprochene Vorliebe für das stärkste Männchen, und wenn die Nebenbuhler um ihren Besitz mit einander kämpfen, wartet es geduldig auf den Ausgang des meist blutigen Streites, um sich dem Sieger zu ergeben. Bei den Säugetieren insbesondere werden die Weibchen mehr durch Kampf, als durch Entfaltung der Reize gewonnen, und man hat diese Kämpfe bei einer Menge von Spezies, besonders bei Hirschen und Löwen beobachtet. Nicht selten wird in der Zeit des Werbens eine Löwin von drei oder vier Männchen begleitet, welche ihr auf Schritt und Tritt folgen und fortwährend einander in den Haaren liegen, bis ihr die Sache langweilig wird und sie im Ärger darüber, dass die Verehrer sich unter einander um ihretwillen nicht umbringen, mit ihnen zu einem grossen alten Löwen wandert, dessen Kraft sie schätzen lernte, als sie ihn brüllen hörte. Die Liebhaber folgen ihr keck bis zu dem bevorzugten Nebenbuhler. Von langen Verhandlungen ist nie die Rede und das Resultat solcher Begegnungen zu jeder Zeit sicher. Der alte Löwe wird mit den jüngeren bald fertig. Ist das Feld rein, so schüttelt das edle Tier die Mähne, dann streckt er sich demütig bei der Löwin aus, die ihm als erstes Pfand ihrer Zuneigung mit schmeichelnden Blicken die Wunden leckt, welche er im Kampfe um sie erhalten. Treffen unter solchen Umständen zwei völlig ausgewachsene Löwen auf einander, so nimmt das Duell einen oft für beide tödlichen Ausgang. Gleich im Beginn des Kampfes legt sich die Löwin auf den Bauch um zuzusehen und gibt, so lange er dauert, durch Wedeln mit dem Schweife zu erkennen, wie sehr sich ihre Eitelkeit geschmeichelt fühlt, dass zwei solche

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