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mit der Elster auf und befreite endlich seine Gefährtin, worauf beide triumphierend nach ihrem Neste zurückflogen, obgleich das Weibchen bei dem Scharmützel die Hälfte des Schwanzes eingebüsst hatte. Umgekehrt berichtet Bennett von einem Fall, in welchem das Weibchen die zärtlichste Liebe für ihren Gatten an den Tag legte. Er selbst hat den Vorgang in Macao beobachtet. In einem dortigen grossen Vogelbauer befanden sich mehrere chinesische Enten (Anas galericulata); eines der Männchen wurde in der Nacht gestohlen; sofort konnte man an dem Weibchen die unverkennbarsten Zeichen von Schmerz gewahren; es verkroch sich in die Ecke und verweigerte die Nahrung. Da versuchte ein anderes Männchen sich ihr zu nähern und sie zu trösten, doch sie stiess den neuen Liebhaber rauh zurück und fuhr fort sich ihrer Trauer hinzugeben. Mittlerweile wurde ihr ursprünglicher Gefährte wiedergefunden und in den Käfig zurückgebracht. Überraschend waren die lauten Freudenbezeigungen, womit das Paar seine Wiedervereinigung feierte, und was mehr ist, das Männchen schien erfahren zu haben, dass es während seiner Abwesenheit einen Nebenbuhler gehabt; denn es suchte diesen auf und tötete ihn.

      So sind denn die einzelnen Tierarten mit sehr verschiedenen Empfindungen oder Gefühlen ausgestattet. Geschlechtsliebe wie auch Mutterliebe können freilich, strenge genommen, nicht als wirkliche Äusserungen des Gefühles betrachtet werden, denn das Tier, festgehalten im Zwange der Natur, mit gering entwickeltem Intellekt, muss rücksichtslos seinen Trieben folgen, und besonders der Paarungstrieb ist für dasselbe um so zwingender, als er auf eine kurze und bestimmte Zeit eingeschränkt ist. Immerhin lässt sich nicht verkennen, dass in einigen Tierehen, und zwar nur in monogamen, ein Gefühl Platz greift, welches, wenn auch entfernt, jenem der Liebe im menschlichen Sinne sich nähert, wie die angeführten Beispiele darthun. Gewiss, die idealisierte Liebe, wie die Dichter sie schildern, diese Liebe ist dem Tiere unbekannt, wie alle im Menschen gesteigerten und im Kulturmenschen besonders verfeinerten Empfindungen. Aber hier wie dort wirkt der Paarungstrieb, so wenig idealisiert als möglich, dennoch seine Wunder. Niemals und nirgends völlig unterdrückt, vermag er indes auch seltsame Einschränkungen zu erleiden, wie in den Tierstaaten der Bienen und Ameisen, in welchen die Sorge für die öffentliche Wohlfahrt die Instinkte des einzelnen in solchem Masse besiegt hat, dass infolge fortgesetzter Teilung der Arbeit das Zeugungsgeschäft die Aufgabe nur einiger weniger Individuen geworden ist, ein Vorgang, der nicht ohne Beispiel auch in der menschlichen Gesellschaft ist.

      Aus all dem Gesagten ergiebt sich, dass gemeinsames Zusammenleben und Zusammenwirken der Geschlechter im Tierreiche lange nicht vorherrschen. Nicht das eheliche Leben zwischen zweien, sondern Vielmännerei und Vielweiberei, Junggesellenwirtschaft, Vagabundentum und allerhand Laster, um mit unseren Begriffen zu reden, sind da an der Tagesordnung. Wenn man aber die Frage aufwirft, warum die Formen des Geschlechtsverkehrs in der Tierwelt so mannigfache seien, so kann es wohl nur eine Antwort darauf gaben: einzig und allein in dem Wettbewerb, in den Heischesätzen des Kampfes ums Dasein ist die Ursache dafür zu suchen. Die Zerstreuung oder Verdichtung der Individuen, das Zahlenverhältnis der beiden Geschlechter zu einander spielen sicherlich die bedeutsamste Rolle in dem Vorwalten der Promiskuität, der Polygamie oder Monogamie bei den einzelnen Spezies. Jene Eheform, welche der Fortpflanzung der Art am besten dient, welche sich den Umständen der Wohnstätte, der zu besiegenden Nebenbuhlerschaften u. s. w. anpasst, jene nützliche Form ist notwendigerweise mit Vorliebe gewählt, dann Gewohnheit, endlich Instinkt geworden. Die nämlichen Gesetze, die nämlichen Notwendigkeiten haben auch die verschiedenen menschlichen Gesellschaftskreise in diese oder jene Form der Ehe gezwängt, und um die Wahrheit zu gestehen, hat darin der Mensch, wie vernünftig er auch ist, sich kaum erfinderischer gezeigt als das Tier. Nur hat er sein Geschlechtsleben durch gesellschaftliche Vereinbarungen geregelt, die freilich weit davon entfernt sind, überall und immer die Bindekraft strenger Gesetze zu besitzen.

       Das Familienleben der Tiere.

       Inhaltsverzeichnis

      Wie verschiedenartig auch der geschlechtliche Verkehr in der Tierwelt sich gestalten möge, die vereinigende Begegnung hat doch nur in wenigen Fällen die Familie zur Folge. Natürlich ist zur Erhaltung der Art die Erzeugung von Jungen unerlässlich; unerlässlich auch, dass diese in genügender Menge am Leben bleiben. Aber dieses Ziel kann auf verschiedenerlei Weise erreicht werden. Als allgemeine Regel gilt, dass die Anzahl der Keime oder Nachkommen desto grösser ist, je tiefer eine Art steht, je ärmer sie an Intellekt ist und je weniger die Erzeuger sich um die Aufbringung der Brut kümmern. Dies ist bei den meisten niederen Tieren der Fall, weil die Empfindungstriebe nur bei den entwickelteren Geschöpfen, besonders bei den Gliederfüssern (Arthropoden) und Wirbeltieren (Vertebraten) ausgebildet sind. Viele der niederen Arten lassen die Eier einfach ins Wasser fallen, und diese entwickeln sich zu Larven, welche ein vom Muttertiere ganz unabhängiges Leben führen; die Fälle, in welchen Wirbellose den Eiern einige Aufmerksamkeit widmen, sind ungemein selten. Von den Astdärmern oder Plattwürmern (Plenarien) ist bekannt, dass sie die Eier in einem Kokon an Steinen und Pflanzen befestigen. Noch interessanter ist die Eierpflege der Janthina, der Amethyst-Schnecke. Das Tier schwimmt an der Oberfläche des Wassers, nimmt durch Umbiegen des zungenförmigen vorderen Körperendes Luftblasen herunter ins Wasser, welche durch einen abgesonderten Schleim zusammengehalten werden, so dass sie ein Floss bilden;

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