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Metzler nickte. »Eine gewisse Frau Steiner hat sich gleich nach dem Unfall um die Kinder gekümmert. Sie war auch schon hier in der Klinik, aber weil niemand wußte, wie lange die Operation bei Steffi dauern würde, hat sie nur ihre Nummer hinterlassen. Ich habe sie vor fünf Minuten angerufen, und sie hat zugesagt, daß sie die Kinder herbringen wird.«

      »Vielleicht erfahren wir dann auch, wie sich dieser Unfall eigentlich zugetragen hat«, meinte Dr. Scheibler.

      »Gleichgültig, wie es passiert ist – wir werden jedenfalls Anzeige erstatten«, erklärte Dr. Metzler. »Immerhin hat der Kerl Fahrerflucht begangen.«

      Dr. Scheibler runzelte die Stirn. »Du glaubst also, es war ein Mann.«

      »Mit absoluter Sicherheit. Eine Frau würde die Mutter von zwei Kindern – und davon mußte der Fahrer ja ausgehen – nicht einfach in ihrem Blut liegenlassen.«

      »Ich bin ein Mann und würde das auch nicht tun«, entgegnete Dr. Scheibler. »Was du da gerade geäußert hast, sind schlicht und einfach Vorurteile, Wolfgang.«

      »Möglich«, räumte Dr. Metzler ein. »Trotzdem glaube ich, daß es ein Mann war.«

      In diesem Moment klopfte es, dann trat eine hübsche junge Frau ein und schob den Zwillingswagen vor sich her. Dr. Scheibler sprang auf, holte seine kleine Tochter aus dem Wagen und drückte sie liebevoll an sich. Protestierend streckte Claudia beide Ärmchen aus.

      Ohne zu zögern nahm Wolfgang das Kind auf den Arm, dann wandte er sich der jungen Frau zu.

      »Tut mir leid, daß Sie den Weg zweimal zurücklegen mußten, Frau Steiner«, meinte er.

      »Das macht doch nichts«, wehrte Inge Steiner ab. »Hauptsache ist, daß den beiden Würmchen nichts passiert ist.« Sie sah Dr. Metzler besorgt an. »Wie geht’s der jungen Frau?«

      »Den Umständen entsprechend«, wich Wolfgang aus. »Sie hatte noch Glück. Der Unfall hätte sehr viel schlimmer ausgehen können.«

      »Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein Unfall war«, gab Inge Steiner zu bedenken. »Leider habe ich nicht gesehen, wie es passiert ist, aber… der Kinderwagen stand in unserer Einfahrt direkt vor der Garage. Es war, als hätte die junge Frau ihn noch über die Straße geschubst. Ich denke, daß sie das Auto zumindest kommen sah.«

      Dr. Metzler schüttelte den Kopf. »Wer sollte eine Frau, die einen Kinderwagen schiebt, absichtlich überfahren wollen? Nein, Frau Steiner, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.« Er zögerte. »Haben Sie den Wagen denn noch gesehen?«

      »Nein, Herr Doktor, tut mir leid. Ich wurde durch das Schreien der Kinder aufmerksam, und als ich aus dem Fenster schaute, sah ich die junge Frau auf der Straße liegen.«

      Etwas an dieser Geschichte irritierte Dr. Metzler, aber er kam nicht drauf, was, und so bedankte er sich nochmals recht herzlich bei Frau Steiner, bevor er sich von ihr verabschiedete und sie dann hinausbegleitete.

      »Ich gehe heute noch zur Polizei«, beschloß Wolfgang, als er sein Zimmer wieder betrat, doch das war gar nicht nötig. Gerrit hatte das Büro gerade verlassen, als Martha Bergmeier zwei Polizeibeamte anmeldete.

      »Schicken Sie sie herein«, bat Dr. Metzler, dann stand er auf, um den Männern entgegenzugehen.

      »Karl Huber«, stellte sich der ältere der beiden vor. »Und das ist mein Kollege Mayr. Dürfen wir uns einen Augenblick mit Ihnen unterhalten?«

      Dr. Metzler nickte. »Sie sind mir eigentlich nur zuvorgekommen, meine Herren. Ich wollte unmittelbar nach Dienstschluß zu Ihnen kommen, um Anzeige zu erstatten.«

      Karl Huber ging auf Wolfgangs Worte gar nicht ein. »Man sagte uns, daß Sie die Erstversorgung am Unfallort durchgeführt haben.«

      »Das ist richtig«, stimmte Dr. Metzler zu. »Darüber hinaus handelt es sich bei der verletzten Frau um meine Schwester.«

      »Ach so.« Karl Huber runzelte die Stirn. »Ist die Verletzte vernehmungsfähig?«

      »Im Augenblick nicht«, antwortete Dr. Metzler. »Sie hat eine schwere Operation hinter sich und ist momentan noch ohne Bewußtsein.«

      »Das ist schade«, murmelte Karl Huber. »Es gibt da nämlich ein paar Dinge, die ich gern mit ihr besprochen hätte.« Er zögerte, sagte aber dann doch, worum es sich handelte. »Wissen Sie, Herr Doktor, wir konnten an der Unfallstelle keine Bremsspuren ausmachen. Erst dahinter waren ganz leichte Bremsspuren zu sehen.«

      Dr. Metzler runzelte die Stirn. »Das heißt… es war Absicht?«

      Abwehrend hob der Polizeibeamte beide Hände. »Das kann ich so nicht behaupten, aber… es ist schon eine sehr undurchsichtige Geschichte. Die Bremsspuren, die wir hinter der Unfallstelle gefunden haben, waren nämlich zum Teil auf dem Gehsteig. Wenn unsere vorläufige Rekonstruktion des Geschehens richtig ist, dann müßte der Unfallwagen halb auf dem Gehsteig gefahren sein, und das ist ja nun nicht gerade der Normalfall. Wir müssen also zwangsläufig davon ausgehen, daß es kein reiner Unfall gewesen ist. Möglicherweise war der Fahrer auch nur angetrunken und ist deshalb von der Straße abgekommen. Das wäre dann auch eine Erklärung für die Fahrerflucht.«

      Und plötzlich wußte Dr. Metzler, was ihm an Inge Steiners Geschichte so seltsam vorgekommen war.

      »Er hat nicht gebremst«, murmelte er, dann sprang er erregt auf. »Genau das ist es! Der Fahrer hat überhaupt nicht gebremst! Die Frau, die nach dem Unglück hier in der Klinik angerufen und uns alarmiert hat, wurde durch das Schreien der Kinder aufmerksam. Hätte der Fahrer versucht, den Unfall mit einer Vollbremsung zu verhindern, dann hätte sie das hören müssen!«

      Die beiden Polizeibamten sahen sich an. Spätestens jetzt waren sie überzeugt davon, daß Dr. Metzlers Verdacht und ihre eigene Ahnung tatsächlich richtig waren. Stefanie Scheibler war absichtlich angefahren worden!

      *

      Dr. Daniel staunte nicht schlecht, als Gerrit Scheibler um die Mittagszeit mit Daniela und Claudia zu ihm kam.

      »Robert, Sie müssen mir helfen«, stieß er hervor. »Steffi liegt in der Klinik, und ich muß zum Dienst. Ich habe niemanden für die Kinder und…«

      »Langsam, Gerrit«, fiel Dr. Daniel ihm ins Wort. »Ich verstehe überhaupt nichts. Jetzt setzen Sie sich erst mal, und dann erzählen Sie mir, was passiert ist, ja?«

      Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich Dr. Scheibler über die Stirn. Dr. Daniels Schwester Irene sah sofort, daß der junge Arzt mit den Nerven völlig am Ende war. Ohne viele Worte nahm sie ihm die beiden Kinder ab und verschwand mit ihnen in der Küche.

      »Die Tante Irene hat ganz was Feines für euch«, versprach sie, und das war dann auch das letzte, was Dr. Daniel und Gerrit von ihr und den beiden Mädchen hörten.

      »Steffi ist angefahren worden«, begann Dr. Scheibler leise zu erzählen. »Heute früh… keiner weiß, was genau passiert ist, aber… sie liegt jedenfalls in der Waldsee-Klinik und… und sie hat das Baby verloren.«

      Dr. Daniel verstand noch immer nicht alles, was Gerrit da voller Nervosität hervorbrachte, aber er begriff immerhin, daß es eine Tragödie gegeben haben mußte. Er spürte allerdings auch, daß es keinen Sinn hatte, von Gerrit jetzt nähere Erklärungen zu verlangen. Der junge Mann war fix und fertig.

      »Ich glaube, Sie sollten versuchen, ein wenig zur Ruhe zu kommen«, meinte Dr. Daniel. »Das Zimmer meiner Tochter steht leer, da können Sie…«

      Doch Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Ich muß in die Klinik zurück. Steffi ist noch ohne Bewußtsein, aber ich hatte keine Ahnung, was ich mit dem Kindern machen sollte. Ich habe ja Dienst…«

      »Machen Sie sich um die Kinder keine Sorgen«, erklärte Dr. Daniel beruhigend. »Meine Schwester wird für die Kleinen sorgen – und das nicht nur heute.« Er stand auf. »Kommen Sie, Gerrit, Sie werden sich jetzt ein paar Stunden hinlegen und ausruhen. Ich habe heute nachmittag keine Sprechstunde, also habe ich Zeit, um in die Klinik zu fahren.«

      »Aber

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