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Ich lass mich nicht so schnell um den Finger wickeln wie Adolf. Und außerdem brauchen wir auch eine passende Handtasche und Schuhe dazu. Ich laufe dafür nicht in fünf Geschäfte herum. Ich will das alles in einem kaufen.“

      Somit war die ganze Debatte für ihn abgeschlossen, und er wollte keine Widerrede hören. Ich musste mich ihm fügen. Ob ich wollte oder nicht. Somit fuhr uns das Taxi zum nächstbesten teuren Laden. Ich kam mir deplatziert vor. Aber ihn begrüßten sie schon von weitem. Also war er nicht das erste Mal hier. Wie oft mag er denn schon hier gewesen sein? Mit einer anderen Frau. Ich würde jetzt doch nicht eifersüchtig werden deswegen? Nein, nur etwas neidisch, denn die stellten sich sicher nicht so komisch an wie ich. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich gar nicht mitgehört hatte, was sie gesprochen hatten. Beide starrten mich an.

      „Bitte?“, fragte ich verwirrt.

      „Herr Bögner fragt dich, was für eine Farbe du bevorzugst?“

      „Blau, blau und rot! Keines falls grün, denn das passt zwar zu meinen Haaren, doch kollidiert mit meinen Augen. Aber ich weiß auch nicht den Anlass, für den ich ein Abendkleid brauche. Vielleicht wäre schwarz doch besser.“

      Jetzt gab ich wieder an Alfons zurück. Er hatte mir immer noch nicht verraten, wo es eigentlich hin ging am Abend.

      „Wir brauchen ein Kleid für die Oper“, sagte er da, auch schon etwas verlegen.

      Er ging mit mir wieder in die Oper?

      „Oh, wie wunderschön! Carmen wird gerade aufgeführt. Dann suchen wir für Ihre Begleiterin doch ein schönes Kleid aus, das zu Augen und Haaren passt“, sagte ein hocherfreuter Herr Bögner.

      Und schon entschwand er unseren Augen. Ich sah ihm nach. Sollte ich nicht auch mitgehen? Ich sah Alfons an. Der grinste nur.

      „Er macht das schon. Hat ein gutes Auge dafür.“

      Wir setzten uns, und dann kam Herr Bögner auch schon daher … ohne Kleider.

      „Darf ich Ihre Begleitung entführen? Weil sonst kann sie leider nichts anprobieren.“

      „Ja, sicher!“, sagte ein hocherfreuter Alfons.

      Ich wurde einfach mitgenommen und in eine Kabine, nein falsch, in ein Zimmer gebracht. Dort durfte ich mich ausziehen und einen leichten Morgenmantel anziehen. Nun kam auch schon Herr Bögner mit einem Kleid daher. Es war rot. Er half mir beim Anziehen. Ja, er hatte ein gutes Augenmaß! Das musste ich ihm lassen. Die Größe passte, nur die Form gefiel mir nicht. Es war asymmetrisch. Und es zwickte!

      „Das können wir gleich vergessen und ein anderes probieren“, meinte ich sofort.

      „Nein. Wir zeigen es noch Herrn von Behringen und sehen, was er dazu sagt.“

      Das sagte er in einem etwas abfälligen Ton. Glaubte er, ich war auch „so ein Mädchen“? Also gingen wir raus. Nur der Weg zu Alfons war schon eine Pein. Er merkte es mir sofort an. Ich durfte mich zwar einmal im Kreis drehen, aber er schüttelte sofort den Kopf. Ich schickte ihm ein leises „Danke“ und verdrehte die Augen. Während ich mich auszog, kam Herr Bögner schon mit dem nächsten Kleid.

      „Warten Sie, ich helfe Ihnen schon. Sie müssen es nicht allein ausziehen“, sagte er, etwas wütend und besorgt.

      Ich war froh, es los zu sein. Das nächste war gelb! Hatte er nicht zugehört?

      „Mir steht gelb nicht!“, wandte ich ein.

      „Aber Herr von Behringen´s Lieblingsfarbe ist gelb.“

      „Das ist mir sch… egal!“

      Ich musste mich beherrschen. Da er es nicht wegtrug, zog ich es für Alfons an. Doch der schlug sofort die Hand vors Gesicht.

      „Herr Bögner, auch wenn meine Lieblingsfarbe gelb ist, ihr steht es aber trotzdem nicht. Bitte in rot und blau weiter machen.“

      Ich machte vor ihm einen Knicks als großes „Danke schön“. Herr Bögner zog beleidigt ab. Diesmal konnte ich das gelbe Kleid nicht allein ausziehen und musste auf ihn warten. Das dritte war dunkelblau. Schon eher mein Geschmack, aber es trug zu sehr auf. Auch Alfons schickte mich sofort zurück. Das vierte war ein kobaltblaues mit Korsage und breiten Trägern. Es hatte einen kleinen Glitzereffekt. Im Zimmer war auch ein Spiegel, der sagte mir: du siehst grandios aus! Mit einer ganz anderen Miene und Haltung kam ich raus. Alfons setzte sich sofort auf und bekam strahlende Augen.

      „Und wie gefällt dir das Kleid?“, fragte ich das erste Mal.

      „Wunderschön, wunderbar! Bitte noch die passenden Schuhe, eine Handtasche und ein Jäckchen dazu“, und schon schickte er Herrn Bögner weg.

      „Du siehst wie eine Prinzessin aus“, stand auf und begutachtete mich von der Nähe und von allen Seiten.

      „Das ist auch das erste Kleid, in dem du strahlend rausgekommen bist. Wir werden dann auch gar nicht erst weitersuchen.“

      Herr Bögner kam zurück mit viel zu großen Schuhen. Also musste er sie um eine Nummer kleiner holen. Das ärgerte ihn sehr. Mit den richtigen Schuhen brauchte man das Kleid nicht einmal umändern. Alfons war so begeistert, dass er gleich alles nahm und bezahlte. Ich konnte noch einen Blick auf den Preis des Kleides erhaschen. Ich dachte ich sehe nicht recht! 3.000 EURO? Für ein Kleid? Ich zupfte ihn und wollte ihn noch wegziehen, doch es war schon zu spät. Bevor ich aus der Umkleide kam, hatte er schon bezahlt. Im Taxi fragte ich, ob er den Preis überhaupt gesehen hatte.

      „Ich sehe auf keinen Preis. Wenn es mir gefällt und es qualitativ hochwertig ist, ist der Preis gerecht.“

      Ich schnappte nach Luft. Leise, damit mich der Fahrer nicht hören sollte, sagte ich: „3.000 ist gerechtfertigt? Womit? Da hätte ich woanders mindestens sechs Kleider bekommen!“

      Er sah mich an und lachte aus vollem Hals. Als er sich beruhigt hatte, erklärte er mir.

      „Annabell, du musst noch einiges lernen, wenn du mit mir zusammen bist. Ich brauche nicht jeden Groschen umzudrehen. Du musst sicher immer überlegen, ob du dir das leisten kannst. Ich überlege, ob mir das Kleid für diese Frau wert ist, es zu kaufen. Und du bist es. Schon deshalb, weil du immer günstig einkaufen willst. Vielleicht schaffe ich es mal, mit dir einkaufen zu gehen. Dann kannst du bestimmen, was wir kaufen.“

      Ja, da unterschieden sich unsere Welten. Würde das gut gehen? Oder immer mehr kollidieren? Oder würde ich mich anpassen?

      Im Hotel ließ er die Sachen auf mein Zimmer bringen, und wir gingen mal etwas essen. Diesmal hatte er sogar etwas mehr Appetit. Danach machten wir einen kleinen Ausflug durch Frankfurt. Bis die Oper begann, hatten wir noch etwas Zeit. Diesmal kam eine gute Frisörin zu mir. Sie steckte mir die Haare auf und ließ ein paar Löckchen spielerisch auf der Seite raushängen. Und vorne ein paar auf der Seite. Das passte zu meinem Kleid. Um 19 Uhr war ich fertig. Sie half mir noch ins Kleid und schminkte mich auch. Dabei betonte sie meine Augen und hob die Wangen etwas hervor. Als sie ging, kam gerade Alfons aus seinem Zimmer.

      „Bist du schon fertig oder brauchst du noch etwas?“

      „Nein, ich bin fertig.“

      Ich zog mein Jäckchen an, nahm meine Tasche, und schon ging es zur Oper. Im Auto bewunderte er meine Frisur.

      „Ja, diesmal war eine Könnerin hier und kein Lehrmädchen!“, und lachte.

      Im Foyer machte er einige Fotos von mir. Ich hatte auch noch keines von ihm. Dann machte ein Page noch rasch von uns beiden einige Fotos. Ich war Michi noch ein Foto von ihm schuldig.

      „Könntest du mir bitte auch ein oder zwei schicken, damit ich sie Michi zeigen kann?“

      Er schickte sie mir sofort, und dann mussten wir uns schon beeilen. Von der Oper verstand ich zwar auch wieder nichts, doch die Musik zauberte mir immer wieder eine Gänsehaut den Rücken runter. Alfons sah wieder mehr mich an als zur Bühne.

      „Warum machst du das?“, fragte ich ihn in der Pause.

      „Was?“

      „Mich

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