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Zum Toast machte ich noch Spiegeleier, falls Alfons der Toast zu schwer war. Der saß brav im Wohnzimmer, ließ sich bedienen und sah unserem Treiben zu. Schnell waren die Toasts fertig, und wir konnten frühstücken. Alfons langte gut zu. Das wunderte mich. Hauptsache, er hatte Hunger. Es schmeckte allen.

      „Annabell, das war das beste Frühstück, das ich jemals gegessen habe“, meinte er zum Schluss.

      Er hatte zwar nur einen Toast, dafür aber zwei Spiegeleier gegessen. Adolf dafür drei Toasts. Ich aß zwei, weil ich auch solchen Hunger hatte.

      „So, jetzt haben wir dir dein Frühstück weggegessen“, meldete sich Alfons zu Wort.

      „Ich kann mir wieder was kaufen. Außerdem schickt mich Annabell gleich zum Einkaufen, und dann kann ich für morgen auch etwas kaufen.“

      „Aber ich zahle! Ihr habt ja den Rest der Arbeit. Das ist wenigstens ein kleiner Teil, den ich dazu beitragen kann. Und keine Widerrede!“, sagte er zu mir.

      Dagegen konnte man nichts sagen. Ich schrieb Adolf alles auf. Falls er nicht wusste, was er genau nehmen sollte, konnte er mich ja noch anrufen. Da nichts vorhanden war, wurde es ein großer Einkauf. Wir brauchten ja auch noch etwas für den Abend. Die Liste wurde lang, denn ich schrieb natürlich auch noch Obst und Gemüse dazu. Während Adolf einkaufen ging, setzte ich mich nach dem Abwasch zu Alfons.

      „Willst du mir nicht etwas erzählen?“, fragte ich ihn sofort.

      Er sah mich erstaunt an und meinte: „Nein, es ist noch nicht die Zeit dafür, aber bald. Dann erzähle ich dir alles. Oder fast alles. Und du musst mir helfen dabei.“

      „Ich werde dir helfen, wobei auch immer“, und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

      Er quittierte das mit einem Lächeln.

      „Ich hoffe doch, dass du mir helfen wirst. Du bist mir ja zur rechten Zeit geschickt worden.“

      Jetzt sah ich ihn überrascht an und wollte etwas sagen. Er legte mir seine Finger an den Mund.

      „Nicht jetzt!“, und sah mich mit traurigen Augen an.

      Dann zog er mich zu sich und wir kuschelten. Er legte seinen Kopf auf meinen. Nach ein paar Minuten hörte ich seine ruhigen Atemzüge. Ich traute mich nicht zu bewegen. Aber ich sollte etwas vorbereiten. Nach einer Weile legte er seinen Kopf auf die andere Seite. Jetzt konnte ich aufstehen. Ich sah ihn an. Er sah wirklich nicht gut aus. Was hatte er? War er so schwer krank, dass er … Nein! Diesen Gedanken wollte ich nicht weiterdenken. Ich hoffte und betete für ihn, dass er wieder gesund werden würde. Mein letztes Gespräch mit Gott war auch schon lange her. Aber ich dankte ihm oft mit Kleinigkeiten, dass es mir gut ging. Half anderen, wenn sie Hilfe brauchten. Das war ja der Sinn, oder?

      Leise versuchte ich, Geschirr aus den Laden zu holen. Die Küche war gut eingerichtet, nur hatte wahrscheinlich noch nie einer hier gekocht. Ich musste das meiste Geschirr erst mal abwaschen. Dann hörte ich etwas. Brauchte Alfons mich? Nein, es war Adolf der mit dem Einkauf kam. Sogar der Portier half ihm, die Lebensmittel rauf zu tragen. Hatte ich wirklich so viel aufgeschrieben? Sie versuchten leise zu sein, und brachten alles in die Küche. Da es aber eine offene Küche war, hörte man jedes Geräusch bis ins Wohnzimmer. Auch dann, wenn man leise war. Der Portier ging gleich wieder. Ich sah den Einkauf durch und verstaute alles im Kühlschrank und in den noch leeren Schränken. Adolf hatte etwas mehr gekauft, als ich aufgeschrieben hatte.

      „Ich habe schon etwas für Sonntag vorgekauft, damit ich morgen nicht so viel schleppen muss“, grinste er mich an.

      „Was habt ihr da hinten zu tuscheln?“, fragte Alfons.

      Er war wieder wach.

      „Hello, mein Lieber! Wie geht es dir?“, fragte ich, stellte ihm eine Flasche Mineralwasser mit einem Glas hin und schenkte auch gleich ein.

      „Der Arzt sagte, du sollst viel trinken. Bitte.“

      Er sah mich an und meinte: „Ja, Schwester.“

      Ich musste lachen, denn mir kam es so vor, als hätte ich jetzt eines meiner Kinder vor mir, als sie krank waren. Dann ging ich in die Küche zurück. Adolf half mir beim Kochen. Er war zwar nicht perfekt, aber er wollte es lernen. Denn ich machte Spagetti. Und die aß er auch gerne und wollte sie für sich allein auch machen. Diesmal deckten wir den Esstisch.

      Alfons bat Adolf, ihn auf die Toilette zu begleiten. Er hatte schon brav die halbe Flasche ausgetrunken. Wenn man die beiden so ansah, waren sie sehr vertraut. Mich irritierte nur, dass beide die gleiche Augenfarbe und denselben Ausdruck hatten. Manchmal taten sie dasselbe. Ich wischte diesen Gedanken sofort weg und kochte weiter. Ich machte auch einen frischen Salat dazu. Adolf hatte mir einige Päckchen Suppen mitgebracht. Es war mir egal, welche, Hauptsache genug für drei Tage und für drei Personen. Also hatte er alle doppelt genommen. Sieben Sorten! Da sich Adolf genauso um Alfons sorgte wie ich, war es selbstverständlich, zumindest für mich, dass er auch mit uns aß. Alfons hatte auch nichts dagegen, im Gegenteil. Er war froh, dass er auch hier war. Pünktlich um 12 Uhr stand das Essen auf dem Tisch. Alfons ging da schon allein, oder versuchte es zumindest. Ich freute mich, dass es ihm schmeckte und er Hunger hatte.

      „So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Ich glaube das letzte Mal bei meiner Mutter“, lobte er meine Kochkünste.

      Ich nahm sofort seine Hand und lächelte ihm zu. Er lächelte zurück. Dann nahm er unserer beider Hände, drückte sie und sagte: „Danke! Das ihr für mich da seid. Das rechne ich euch hoch an.“

      Was sollten wir nur sagen? Da er noch etwas müde war, legte er sich für ein Nickerchen ins Bett. Ich wusch inzwischen das Geschirr ab, das Adolf abgeräumt hatte.

      „Jetzt wäre ein Kaffee nicht schlecht. Und Kuchen“, meinte Adolf.

      Kaffee hatten wir ja, nur keinen Kuchen.

      „Ich sehe rasch nach Alfons, und dann hole ich welchen.“

      Jetzt erst hatte ich Zeit, endlich mal meinen Koffer auszupacken. Auch war ich immer noch in der Kleidung von gestern. Nun zog ich mir rasch etwas anderes an. Ich hatte mir schon eine zweite Zahnbürste, Zahnpasta, Bürste, Duschgel und dergleichen besorgt. Damit ich hier auch alles hatte. Schließlich sollte ich ja hier wohnen, wenn er mich braucht. Und dieses Wochenende brauchte er mich dringend. Nein, das hätte eine andere nicht gemacht. Aber was für ein Geheimnis er hatte, würde ich schon gerne erfahren. Er würde es mir schon sagen. Aber wann?

      Eine Stunde später war Adolf wieder hier, mit Kuchen von einer Konditorei, einem Gugelhupf und mit Keksen.

      „Wir brauchen morgen und übermorgen auch noch etwas“, meinte er verlegen.

      Er konnte sogar mitdenken! Alfons war auch gerade aufgewacht und rief nach mir.

      „Holst du mir bitte Adolf?“

      Ich drehte mich um und deutete Adolf, dass er hereinkommen sollte. Alfons war sehr überrascht.

      „Ich komme gerade von der Konditorei und habe Kuchen geholt, für den Nachmittagskaffee“, hörte ich ihn sagen.

      Danach kamen beide raus. Ich hatte den Kaffee schon vorbereitet und den Kuchen auf einen großen Teller gegeben. Cremeschnitte, Kardinalschnitte und Kastanienschnitte. Alfons trank zuerst ein Glas Wasser. Anscheinend war er durstig, das sollte er ja auch. Wir sprachen über alles, nur nicht über das, was uns am meisten interessierte, denn das würde uns Alfons nicht sagen. Es wurde ein vergnügter Nachmittag. Alfons hatte schon die zweite Flasche Wasser.

      „Wenn das so weiter geht, muss Adolf morgen unbedingt noch eine Packung kaufen.“

      „Nein, das mache ich sicher nicht, denn es stehen noch fünf Stück im Auto. Leider konnte ich nicht alle auf einmal herauftragen. Wenn ich wieder runter gehe, werde ich zwei mit heraufnehmen.“

      Ich sah ihn total überrascht an. Dann klopfte es wieder an der Tür. Wer konnte das denn sein? Ich öffnete, und der Arzt kam herein. Er begrüßte mich und ging sofort ins Wohnzimmer.

      „Ja, was sehen da meine entzündenden Augen? Unser Patient

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