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wartete ungeduldig auf die Antwort und wurde auf eine harte Probe gestellt. So sehnsüchtig hatte ich noch nie auf eine Antwort gewartet. Bei den anderen war es mir egal gewesen, ob sie Zeit hatten, dann fragte ich eben eine andere, oder ließ mir von Agnes jemanden organisieren.

      Adolf

      So nervös hatte ich meinen Chef noch nie gesehen. Auch ich hatte Annabells Nummer bekommen. Damit ich mich mit ihr zusammenrufen konnte, wenn ich sie abholen sollte, damit nicht wieder so ein Chaos rauskam, wie beim ersten Mal. Alfons hasste unpünktliche Leute. Und sie war trotz allem immer pünktlich.

      Frankfurt, eine Reise wert

      Annabell

      ‚Gerne mache ich einen Ausflug mit Herrn von Behringer, dem alten Knacker. Aber mit Alfons, dem netten Herrn, würde ich viel lieber einen Ausflug machen. Annabell.‘ schrieb ich ihm am späten Abend zurück.

      Jetzt hatte ich auch seine Nummer. Wie hätte ich ihn denn erreichen sollen? Er hatte von mir die Nummer verlangt und seine nicht hergegeben. Ich sah ständig auf mein Handy. Doch es kam nichts. Bei jedem Piepser sah ich sofort nach. Doch donnerstags war der pure Stress in der Firma. Ich kam tagsüber gar nicht dazu, auf mein Handy zu sehen, erst am Abend. Und dann sah ich, dass er es schon am Morgen abgeschickt hatte. Oh Mein Gott! Was wird er sich jetzt von mir denken? Ich wollte ihm keine lange Erklärung schicken. Vielleicht rief er dann doch noch an. Mit persönlichen Worten konnte man das besser sagen.

      Also wartete ich jetzt auf Antwort. Meine Gedanken schweiften ab. Zurück auf Sonntagabend, bzw. schon Nacht. Michi war so neugierig. Sie wartete schon vor meiner Haustür. Ich musste ihr alles haarklein erzählen. Da ich sehr müde war, wollte ich eigentlich schon ins Bett. Doch ich konnte meine Freundin nicht vor den Kopf stoßen. Um 23 Uhr brachte ich sie endlich raus, nachdem ich bald trotz ihres Geplappers eingeschlafen wäre. Ein Piepsen holte mich zurück. Ja, er hatte mir sofort geantwortet.

      ‚Könnte ich dich anrufen? Diese Schreiberei geht mir auf den Nerv!‘

      Mir ging das Tippen auch auf den Nerv. Lieber sprach ich mit demjenigen. Das sah er anscheinend auch so. Man konnte so alles besser erzählen. Ich freute mich schon auf seine Stimme. Wie würde sie klingen? Nervös? Genervt? … Böse?

      ‚Bitte ruf an‘, schrieb ich zurück,

      Ich war ja allein, aber ob er jetzt telefonieren konnte und allein war, wusste ich nicht. Er sollte entscheiden. Und schon klingelte das Telefon. So als hätte er nur darauf gewartet.

      „Hallo, mein Schatz!“, begrüßte er mich sofort.

      Seine Stimme klang sehr erfreut und glücklich.

      „Hallo, Alfons!“, antwortete ich ihm.

      Ich fand, mit „Schatz“ zu antworten wäre etwas zu viel gewesen.

      „Bist du gut nach Hause gekommen?“

      „Ja, danke der Nachfrage. Nur meine Freundin hielt mich noch lange wach. Sie wollte natürlich alles wissen. Um 23 Uhr komplimentierte ich sie dann höflich raus. Sie fragt mich jeden Tag, wann ich wieder mit dir ausgehe und ob du nicht einen Freund für sie hast?“

      War das jetzt zu viel erzählt? Er lachte sofort. Also nahm er es mit Humor.

      „Nein, leider. Aber so ein alter Knacker wartet auf dich und will mit dir einen Ausflug machen. Hättest du dieses Wochenende Zeit? Ich könnte dir gar nicht böse sein, wenn nicht. Du hast ja Familie und Freunde. Und falls du schon etwas vorhast, müssten wir es verschieben.“

      „Spricht jetzt der alte Knacker mit mir oder Alfons?“, fragte ich nach.

      „Alfons ist derjenige, der mit dir unbedingt etwas unternehmen will. Und der alte Knacker wäre sehr geehrt, wenn du mein Angebot annehmen würdest.“

      Jetzt musste ich lachen.

      „Könnten wir den alten Knacker aus dem Spiel lassen?“

      Ja, es war ein Spiel. Er wollte unbewusst wissen, ob ich mit dem alten Knacker und seinem Geld ausgehen würde, oder nur mit dem netten Alfons.

      „Gut, lassen wir den alten Knacker weg und reden nur wir zwei. Wie sieht es jetzt aus?“

      „Also, ich habe nichts vor. Noch nichts. Außer du willst, dass ich zu dir komme.“

      Das war jetzt zu direkt, oder?

      „Das ist sehr gut. Bis wann könntest du hier sein? Ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten und dir keine Schwierigkeiten bereiten. Da warte ich auf deine Anweisungen. Wenn möglich bald, damit ich alles regeln kann.“

      „Wo geht es hin? Was soll ich einpacken?“

      „Nur das Notwendigste. Deine Waschutensilien, wir packen einige Sachen ein, die ihr letztens gekauft habt. Den Rest besorgen wir dort.“

      Jetzt war ich sprachlos. Er wollte mir schon wieder etwas kaufen!? Er gab viel zu viel Geld für mich aus. Auch wenn er es sich leisten konnte. Das wollte ich nicht.

      „Nein, sag mir wohin und was ich brauche, und ich nehme alles mit. Ich will nicht schon wieder von dir eingekleidet werden. Habe genug Sachen im Kasten.“

      Ich hörte, wie er etwas entgegnen wollte, es dann jedoch unterließ.

      „Gut. Pack ein, was du magst. Und wann bist du hier?“

      Jetzt musste ich rasch überlegen und rechnen. Um 12 Uhr hörte ich auf zu arbeiten. Duschen, umziehen und die Fahrt. Einpacken konnte ich schon heute, damit ich den Koffer nur mehr zu nehmen brauchte.

      „Wenn der Verkehr nicht zu dicht ist, könnte ich schon um 15 Uhr in der Agentur sein. Sagen wir aber lieber 16 Uhr. Man weiß nie, ob nicht noch wo ein Unfall ist.“

      „Danke! Das ist gut. Sehr gut sogar. Adolf wird dich abholen, aber nicht von der Agentur, sondern von der Parkgarage, wo er dich letztens hingebracht hatte. Du wirst ja dort wieder parken, oder?“

      „Ja, ich werde dort wieder parken.“

      Jetzt war ich überrascht. Wieso nicht bei der Agentur? So, als könnte er meine Gedanken lesen, sagte er: „Du wirst nicht bei Agnes angemeldet. Also bist du auch kein Escort-Mädchen. Du bist …“, jetzt musste er selbst nach einem Wort suchen. Seine Geliebte? Seine Mätresse? Seine persönliche Freundin?

      „Du bist meine Begleitung, meine persönliche Assistentin, meine Gouvernante, wenn du willst. Ich will nicht, dass du denkst, dass du das andere bist.“

      Gut, dass er nicht sah, wie rot ich geworden war. Also war ich seine persönliche Begleiterin. Wollte er mit dieser auch Sex? Alfons holte mich wieder aus meinen Gedanken zurück.

      „Ich schicke dir Adolfs Nummer. Er braucht eine halbe Stunde bis zur Parkgarage. Bitte melde dich bei ihm, bevor du dort bist. Er holt dich dann ab. Er freut sich genauso, dich wieder zu sehen, wie ich. Bis morgen!“, dann legte er auf.

      Er freute sich genauso? Was sollte das heißen? Wo war ich da hineingeraten?

      Adolf

      Ich war während des ganzen Gespräches anwesend. Dann bräuchte Alfons mir nicht alles noch einmal erklären. Ich gab ihm auch so manche Tipps oder hielt ihn bei einer falschen Antwort zurück. Wie mit der Kleidung mitnehmen. Frauen und Kleidung! Man durfte sie nicht abhalten, alles einzupacken, was sie glaubten zu brauchen. Dann waren sie glücklich. Aber als Alfons sagte, dass ich mich genauso freute, war ich sprachlos.

      Was wollte er? Was dachte er sich dabei? Ja, ich freute mich auch, sie wieder zu sehen. Doch diesmal würde ich nicht mitfliegen. Sie würden die Reise allein machen. Und ich hatte frei und konnte etwas anderes unternehmen. Aber was? Ohne Annabell war das Leben leer. Ich hatte mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ja, er wusste das seit dieser Woche. Ich konnte nur mehr an sie denken. Aber ich durfte und konnte es weder ihr noch meinem Chef sagen. Und ich wollte Annabell auch nicht in eine Zwickmühle bringen. Jetzt wartete ich nur mehr auf ihren Anruf und auf ihre Stimme. Da gehörte sie mir ein paar Minuten allein. Und wenn

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