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»Und wenn wir an der Station angekom­men sind, sage ich einfach freundlich Guten Tag.« Jasper blick­te in den Sternen­himmel, schüttelte den Kopf und mur­melte: »Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte.« Dann setzte er seine Taucherbrille auf und sprang den letzten Meter ins Was­ser.

       Es war stockfinster. Am Rand der Taucherbrille leuchteten kleine Infrarotlampen. Das Glas der Brille wurde zu Display und Nachtsicht­gerät zugleich. Neben der eigenen Atmung war noch das leise Surren der Diver zu hören, die Jasper und Clark durch das Wasser zogen. Die 850 Meter durch den Kanal er­schienen in der Enge wie eine Ewigkeit. Dann erkannte Jasper den Ausgang zum See. »Mach jetzt das Nacht­sicht­gerät aus, Clark. Leuchtkarpfen sehen anders aus.« Die Funkver­bindung war verrauscht und kratzig. Sie war auf höchs­te Verschlüs­se­lung und niedrigste Empfindlichkeit eingestellt. »Verdammt Jasper, ich sehe absolut nichts mehr.«

       »Einfach geradeaus gleiten lassen. Wenn du das kleine rote Licht an meinem Diver nicht mehr erkennst ...«

       »Ja, was dann?«

       »Dann alles Gute noch, warst ein netter Kerl, Clark«, lachte Jas­per.

       Castello war mit seinem Schiff gerade in die Atmosphäre der Iseris eingetaucht. Cora kümmerte sich um ihren Gast schon in der Lande­phase. »Broke, du bist freigegeben auf Ram­pe 4.«

       »Bitte kein Empfangskomitee. Ich will meinen Namen niemals hören. Wir dürfen kein Aufsehen erregen. Was ist mit Clark?«

       »Wir haben ihn aus den Augen verloren. Scott versucht gerade, ihn wieder aufzuspüren.«

       »Verdammt, wenn ich unten bin, will ich wissen, wo er ist.«

       »Broke, wir haben zur Zeit rund 640.000 Gäste auf der Iseris, es ist nicht ganz einfach.«

       »Bewacht sein Schiff. Er darf keine Starterlaubnis erhal­ten.«

       »Wir haben ihn bereits auf die Sperrliste gesetzt.«

       Jasper und Clark waren bereits tief im See abgetaucht und hatten die Nachtsichtgeräte auf volle Leistung gestellt. »Ich glaube, ich kann sie schon schwach erkennen«, sagte Jas­per. »Außer dir sehe ich nichts.« Clark positionierte sich etwas versetzt zu Jasper. »Ja, jetzt erkenne ich auch etwas.« Nur sche­menhaft war das gigantische Gewirr an Gängen und Ge­bäu­de­teilen der Station zu erkennen. Mit der V2P-Masse sah sie aus wie eine phantasievolle Sandburg. Am östlichen Teil war ein Einbruch deut­lich erkennbar. Dieser Teil der Station war zweifelsfrei geflutet. »Da drüben ist das U-förmige Gebäu­de, von dem Bert gespro­chen hat«, sagte Jasper. Plötzlich mel­dete sich Daisy über Intercom.

       »Clark, dein Schiff ist soeben gesperrt worden.«

       »Verriegele das Schiff auf Raum Status. Lass niemanden rein. Kom­munikation auf höchste Kodierungsstufe. - Jasper, mein Bordsystem hat mir gerade geflüstert, dass mein Schiff soeben gesperrt wurde.«

       »Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte. Was sagt dein Mess­gerät?«

       »Es piept schon. AC22 gibt es hier. Wir werden das U einmal von der Innenseite entlang abtauchen.«

       Clark folgte den Signaltönen deren Abstände immer kürzer wur­den, bis ein durchgehender Ton entstand. »Hier ist es. Jetzt bist du dran.« Jasper schnitt mit dem Laserbrenner ein quadratmetergroßes Loch aus dem Außentor. Die verbren­nende V2P-Masse vernebelte die Sicht. Als er die letzten Zenti­meter durchtrennte, sackte die schwere Außen­hülle zu Boden und wühlte den Sandboden auf. Clark tauchte in die Öffnung ein und tastete mit der Handfläche das äußere Schleusentor ab. »Ich habe den Notschalter gefunden. Hoffen wir, dass er noch funk­tio­niert. Pass auf den Sog auf.« Dann zog er für ein paar Sekunden den Schalter. Das Schleusentor hob sich mit gedämpften Krachen ein paar Zentimeter an. Als die Schleuse komplett geflutet schien, öffnete er das Schleusentor ganz und tauchte hinein. »Guten Tag. - Jasper, hier ist Platz für zwei.« Nach­dem auch Jasper in der Schleuse war, schloss Clark das Schleusentor wieder. Dann drehte er ein Ventil auf. »Das wird jetzt einige Zeit dauern, aber wir müssen halt langsam dekom­pri­mie­ren.«

       Castello stand im Büro von Scott und war augebracht. Sein Ton war militant. »Was habt ihr herausgefunden?« Scott stammelte herum. »Er hat sich in der Tropical Bar mit einem Jasper van Dyke getrof­fen. Der ist Landwirtschaftsingenieur und arbeitet hier. Das sind die abgefan­genen Schlüssel­wör­ter.«

       Castello überflog den Bildschirm. Promotion Theater, Wellness, Gehirnwäsche, Elite Klasse, Allsa, Tauchkurs, Bade­see, Allsa-Wellness-Programm unzufrieden, Casino gehen.

      »Mit dem Casino haben die das System wohl ausgetrickst, denn da sind die gar nicht.« stammelte Scott weiter. Ich habe da über eine Stunde gesucht, und die waren da nicht.« Castello schlug mit der Faust auf den Tisch. »Du willst mir doch nicht im Ernst erklären, dass unser Promotion-System nicht mehr in der Lage ist, hier irgendjemanden aufzuspü­ren?« Scott drucks­te. »Na ja, es gibt hier halt verschiedene Orte, wo die Systeme unzu­lässig sind und das Gelände ist groß. Ich habe dann nach einer Stunde die Security an alle unkontrollierten Orte ge­schickt.«

       »Nach einer Stunde schon? Mann, und da bist du ganz allein drauf gekommen, du Genie?« In diesem Moment trat Cora in das Büro. »Broke, eine Wellness-Anlage ist kein Hoch­sicherheitstrakt. Aber keine Panik. Ich habe gerade erfahren, dass die beiden vor drei Stunden das Gelände über Tor 9 verlassen haben. Als Semi Elite durfte der Wach­posten Clark passieren lassen und dieser Jasper gehört auf der Iseris prak­tisch zum Inventar. Sie sind in Richtung Siedlung 14 gegan­gen. Dort leben ein paar Siedler die hier arbeiten. Seit dem Unfall sind die aber alle nicht mehr sehr gesprächig. Die Siedlung ist klein und die Umgebung übersichtlich. Sie können nicht ein­fach untergetaucht sein. Wir können dort jetzt hinfahren, aber die Menschen dort werden dich erkennen. Wahrscheinlich sitzen die im Insider. Das ist eine kleine Bar.«

       »Na dann wünsche ich den Menschen dort, dass sie tatsächlich nicht allzu gesprächig waren. Besuchen wir doch mal den Insider.«

       Das Warten in der Schleuse erschien wie eine Ewigkeit. Dann senk­te sich plötzlich der Wasserspiegel. Clark öffnete das innere Schleusen­tor ein paar Zentimeter und das Wasser rauschte in das Innere der Station. Der Weg war frei. »Ich ver­suche es mal«, sagte Jasper und nahm sein Atemgerät ab. »Hier ist noch Luft zum Atmen, auch wenn sie nicht mehr son­derlich schön riecht. Aber wieso ist hier noch Licht?«

       »Die Notbeleuchtung schaltet sich immer ein, wenn bei einer Schleu­se der Notschalter benutzt wird.« Jasper nickte. »Ja, hier kennst du dich dann wohl wieder besser aus.«

       »Wir lassen die Ausrüstung liegen und schauen uns mal ein wenig um. Nimm den Brenner mit.«

       »Darf ich fragen, wonach du eigentlich konkret suchst?«

       »Nach Backups von hundert Designern. An deren Ver­nich­tung glau­be ich noch nicht so ganz. Wozu die ganze Ge­heim­­niskrämerei um diese Station?«

       »Hat das was mit der Raumstation zu tun, die du entdeckt hast?« Clark nickte.

       »Hier muss das passende Gegenstück liegen.«

       »Was hast du denn auf dieser Raumstation entdeckt?«

       »Ich erzähle es dir besser nicht.«

       »Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte. Also, rechts oder links?«

       »Links. Am Ende des Ganges müsste das Büro des Elite Komitees liegen.«

       Die Menschen verstummten, als Castello, begleitet von Cora und Sicherheitskräften, den Insider betrat. Jeder tat so, als würde er nicht wissen, wer er ist. Einer, der immer alles weiß, ist in der Regel der Bar­keeper. Also setzte sich Castello auf den Hocker, auf dem Clark zuvor gesessen hatte. »Ich möchte einen Brandy, aber keinen synthetischen bitte.« Bert schenkte ein. »Sonst noch einen Wunsch?«

       »Ja, ich hätte dann noch gern gewusst, wann das letzte mal ein Jasper van Dyke hier war.« Bert schaute überlegend an die Decke. »Jasper, och, der kommt immer nur alle 40 Tage hierher. Müsste eigent­lich bald wieder

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