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du einen Brandy? Komm, Mel, trink einen Brandy mit mir. Es ist kein synthetischer.«

       »Broke, bitte, hör auf damit. Ich weiß nicht, wo sie ist. Du kannst sie doch suchen. Lass mich bitte sterben.«

       »Ja, ich weiß, es muss furchtbar sein, am Leben zu bleiben und nicht schmecken, riechen oder fühlen zu können. So ganz allein, nur mit deinen Gedanken. Sag mal, Mel, wo wir beide hier gerade so gemütlich sitzen und plaudern, wer ist eigentlich hier gewesen?«

       »Es ist niemand hier gewesen.«

       »Und warum ist dann das Tor 1 zerstört?«

       »Vielleicht ein Meteoriteneinschlag.«

       »Dann hätten wir hier keine Atmosphäre mehr. Weißt du was, Mel, ich glaube du belügst mich schon wieder. Es wird Zeit für den Nach­tisch.« Castello tippte auf seinem Kontroller und Mel begann mit gellen­den Schmerzenschreien. »Das ist ein neuer Schmerz, den ich kreiert habe, Mel. Den kann­test du noch nicht, oder? Gib zu, du kanntest ihn noch nicht.«

       »Es war Clark Ashton.« Castello reduzierte die Schmer­zen. »Ich war mir fast sicher. Und was wollte er von dir?«

       »Clonedake ist pleite. Er ist sauer und recherchiert nun nach Belas­tungsmaterial gegen Allsa.« Castello nahm sein Glas Brandy in die Hand, stand auf und lief im Kreis um Mel he­rum.

       »Ich glaube er sucht noch mehr. Er sucht deine Tochter, genauso wie ich. Wie konntest du nur so dumm sein und darauf reinfallen. Clone­dake ist an der Spitze. Der Index wurde größ­tenteils gestrichen und er braucht nun dringend deine Tochter für seine Geschäfte.«

       »Er ist raus aus dem Geschäft.«

       »Mel, ich habe hier noch deinen ID-Chip .« Castello schob den Chip in einen Bot. »Die Handelswerte der Clonedake Share, bitte.«

       »Die Clonedake Share ist heute mit 141 Punkten auf dem höchsten Stand seit 261 Jahren. Diese Nachricht ist zertifiziert auf Dr. Mel Seli Thomsen.« Mels Stimme schäumte vor Wut. »Das ist nicht wahr.«

       »Doch, Mel«, nickte Castello und schmiss den Chip vor sein Vehi­kel. »Die Nachricht ist auf dich persönlich zertifiziert. Ich kann dich nicht täuschen. Clark hat dich reingelegt.«

       »Dieses ekelhafte Dreckschwein.«

       »Ich verstehe ja deinen Ärger. Aber hast du ihm vielleicht gesagt, wo deine Tochter ist? Ich muss Sarah jetzt vor ihm fin­den. Also wo ist sie?«

       »Ich habe es ihm nicht sagen können, weil ich es selbst nicht weiß.« Castello tippte auf seinem Kontroller und fuhr die Schmerzen bis zum Maximum hoch. Durch die Halle schnitt ein grausamer Schrei. Nach einer Minute leuchtete eine rote Lampe an Mels Vehikel auf und ein Alarmsignal ertönte. Cas­tello brach ab. »Na, wir wollen ja nicht, dass unser Mel hier kollabiert und uns sein Gehirn wegstirbt. Leider habe ich von dir nur ein Backup, das vier Jahre alt ist. Du würdest dich an deine Leiden der letzen Jahre gar nicht mehr erinnern können. Das wäre doch schade, oder?« Von Mel waren nur noch Atem­geräusche zu hören. Offensichtlich versuchte er, etwas zu sa­gen, konnte es jedoch nicht. »Weißt du, Mel, es wird nicht mehr lange dauern und ich werde über einen Braincloner ver­fügen. Dann werde ich jede Woche von dir ein Backup machen und dich so lange immer wieder reanimieren und qualvoll ster­ben lassen, bist du mir sagst, wo Sarah ist. Und wenn Clark sie vor mir finden sollte, werde ich ein kleines Programm mit einer Endlosschleife für dich bauen. Es wird lange und mit gleich bleibender Qualität funktionieren, denn es wird ein echtes Allsa-Produkt werden.«

       Hektisch bestieg Castello sein Schiff, schmiss sich in sei­nen Pilo­ten­sessel und gab dem Bordsystem Anwei­sun­gen. »Alle Systeme nach einem Clone Designer namens Dr. Clark Seli Ashton abscannen. Dort, wo er sich aufhält, ist unser Ziel.« Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ein Dr. Clark Seli Ashton hat vor 23 Stunden auf der Iseris einge­checkt.«

      Insider

       Clark und Jasper hatten das Gebäude verlassen und liefen am Strand des Badesees entlang.

       »Wo ist denn das Casino?« fragte Clark.

       »Es ist im Hauptflügel, wo wir gerade hergekommen sind. Wir gehen da nicht hin. Das Casino und der Strand sind zwei der wenigen Orte, wo wir einigermaßen ungestört reden kön­nen.«

       »Was wird hier alles überwacht?«

       »Es werden bestimmte Phrasen und Wörter erkannt. Offi­ziell ist das als Promotion-System deklariert und legal. Ich bin mir aber ziem­lich sicher, dass sie, besonders bei Leuten wie uns, nach noch viel mehr lauschen. Auf Casino reagiert das Sys­tem und weiß, dass es uns dort nicht mehr verfolgen kann, denn da ist es unzulässig. Lassen wir also das System im Glau­ben, wir wären im Casino. Hier am Strand ist eben­falls nichts installiert. Hier ist alles recht übersichtlich und der sicherste Ort für uns. Ich habe Ronald abgehängt«, lachte Jasper.

       »Woher weißt du das alles so genau?«

       »Ich arbeite hier. Ich bin Landwirtschaftsingenieur. Außer dem Wellness Park besteht der Format noch zu 4% aus Getrei­de­feldern. Der Rest ist Wüste. Ich kontrolliere die Bewäs­se­rungs­systeme. Du siehst aber auch nicht so aus, als würdest du Allsa-Bonus-Punkte sammeln wollen.«

       »Ich bin Designer bei Clonedake, aber wohl nicht mehr lange. Ich bin ausgestiegen und suche nach einem alten Freund. Sagt dir der Name Positive Concept etwas?« Jaspers sanfte und freundliche Stimme wurde plötzlich harsch.

       »Junge, du solltest deinen Freund besser vergessen.«

       »Eigentlich ist er auch schon tot. Ich will wissen, wie er gestorben ist.«

       »Bist du Elite?«

       »Semi Elite.«

       »Wann war dein letztes Backup?«

       »Vor fünf Jahren, aber ich habe es blockiert. Ohne meine Anwei­sung kann damit niemand etwas anfangen.«

       »Das ist gut so. Wenn du wegen dieser Bot-Kolonie hier bist, dann such dir besser schnell ein ruhiges Plätzchen zum end­gültigen Sterben, solange du noch Gelegenheit dazu hast.«

       »Du weißt also was darüber?«

       Jasper wurde nervös. »Es gibt sie nicht mehr.« Clark blieb stehen und streckte die Hand zum See aus. »Sie ist genau hier in diesem See, Jasper, hundert Meter tief.« Jasper wandte sich von Clark ab und lief langsam weiter. Für einen Moment sah es so aus, als würde er ihn einfach stehen lassen und weg­gehen. Dann begann er plötzlich zu er­zählen.

       »Die Kolonie hat damals die Infrastruktur auf der Iseris aufge-baut. Dann kam dieser seltsame Unfall. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht da. Ich komme immer nur alle 40 Tage für eine Woche hierher. Die Unfall­untersuchung war erstaunlich schnell abgeschlossen. Alles war merkwürdig. Diejenigen, die das Unglück überlebt hatten, wollen nicht mehr darüber reden. Ich habe es überlebt.« Clarks Tonfall wurde immer energischer.

       »Jasper, es geht hier um viel mehr, als nur um einen Un­fall. Hier läuft eine Sauerei ab, die die Menschheit im ganzen Universum betrifft. Du kannst mir glauben. Der Index wurde aufgehoben. Ich bin Clone Designer, ich weiß zu viel und ich möchte auch überleben. Und dazu muss ich in diese Station rein, die in diesem See hier ist.«

       »Du bist verrückt. Die Kolonie lag in einer Senke, weil sie dort gut geschützt war. Bevor der See aufgefüllt wurde, hat man sie komplett ver­siegelt. Da ist nichts mehr.«

       »Hast du Frau und Kinder?«

       Jasper fühlte sich in die Enge getrieben. Offensichtlich schien bei beiden der Blutdruck zu steigen und die Stimmung heizte sich auf. Mit jedem Satz wurden sie lauter.

       »Meine Frau und ich haben gerade einen Geburtenschein bekom­men und deshalb möchte ich jetzt auch keinen Ärger krie­gen.«

       »Und ich bin Clone Designer und kann dir sagen, was euch beim F.I. erwartet.«

       »Wir waren bereits beim Family Institute und haben keine Proble­me gehabt.«

      

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