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Schiff stand und stieg ein.

       Mit leisen Schritten lief Castello die Gänge ab. »Hallo Clark, hallo Mel, wo seid ihr.« Er schlug einen Ton an, als wür­den kleine Kinder Versteck spielen. »Oh, sie haben sich ver­steckt. Clark, ich habe dein Schiff gesehen«, rief er mit singen­der Stimme. Keine Antwort. »Schau­en wir doch mal in der Zen­trale nach, ob wir nicht dort was finden.«

       Es gab unzählige Möglichkeiten, sich auf der großen Sta­tion zu verstecken. Castello machte auch nicht den Eindruck, als würde er ernsthaft nach ihnen suchen, als er die Treppe zur Zentrale hinaufstieg und dann plötzlich in einem kleinen Ne­ben­gang verschwand, in dem er irgendetwas zu tun schien. Scott saß währenddessen brav im Piloten­sessel von Clarks Schiff, beobachtete die Displays, von denen er nichts verstand und machte einen wichtigen Gesichtsausdruck. Castello kam nach fünf Minuten aus dem Gang hervor, stieg die Treppe wie­der hinab und blieb vor dem Sektor-Block stehen. Dort schob er einen kleinen Chip ein und drückte auf das Intercom. »Clark, ich habe dir zum Abschied etwas Musik dagelassen«, hallte es durch die ganze Station. »Du liebst doch Operntenöre so sehr. Verdi. Ja, es ist wunderbar.« Als das Orchester ertönte, schloss er für einen Moment sinnlich die Augen und schwenkte seinen Kopf im Melodiebogen. Dann ging er plötzlich mit schnel­len Schritten zu seinem Schiff, schloss die Luke, startete und gab dem Stationssystem noch eine letzte Anweisung. »Sämtliche Schleu­sen blockieren.« Durch die Station dröhnte Aida. Es hat der Stein sich über mir geschlossen.

      Scott saß leicht verwirrt in der Conestar Ecolight von Clark, als das Stationssystem die Blockade der Schleusen bestätigte. »Broke, äh, was soll ich denn jetzt machen?«, fragte er über Funk an. »Soll ich jetzt mit Clarks Schiff starten? Es wäre das Beste, er könnte sonst abhauen.«

       »Du kannst nicht starten, sämtliche Schleusen sind blockiert.« Scott verstand nicht so recht. »Was ... was soll ich denn jetzt mit dem Sprengsatz machen?«

       »Scott, meinst du nicht auch, dass du in letzter Zeit zu viele Fehler gemacht hast.«

       »Äh ... Broke, es tut mir leid, ich weiß, dass ich wohl mal Fehler gemacht habe«, stammelte Scott. »So? Und wann hast du dein letztes Backup gemacht?«

       »Vor drei Tagen genau. Immer pünktlich. Das halte ich genau ein.«

       »Kannst du dich noch erinnern, was ich dir über Mel erzählt habe? Sterben und wiederbeleben … und sterben und wie­derbeleben.«

       »Ich werde mich bessern und tue alles, was du sagst, Broke«, jam­merte Scott weinerlich.

       »Ganz fest versprochen.«

       »Natürlich, Broke. Du kannst dich ganz fest auf mich ver­las­sen.«

       »Gut. Dann drücke jetzt mal auf das kleine Knöpfchen vom Zünder, oder ich komme in zwei Tagen mit einem Brain­cloner hierher und fange bei dir damit an.«

       Während Scott die Tränen über das Gesicht liefen, schaute er sich zum ersten mal den Sprengsatz etwas näher an, der eine kleine Abwei­chung zu den herkömmlichen Modellen aufwies. Er hatte keinen Zeit­schalter, sondern lediglich einen kleinen grünen Zündknopf. Scott be­griff seine Situation und fing an zu weinen. »Broke … bitte.«

       »Du kannst es dir überlegen. Sterben und wiederbe­le­ben …«

       Mel kannte die Station bis ins Detail und hatte sich mit Clark zwischen den Gravitationsaggregaten versteckt, die wie ein Störsender wirkten. »Er ist weg. Wir müssen an das Schiff ran. Kannst du die Blo­ckade der Schleusen aufheben?«, fragte Clark. »Castello ist hier auf dieser Station das Mastermind. Seine Anwei­sun­gen können von niemand aufgehoben werden. Aber das hier ist eine simple Fabrik und kein Regierungs­gebäude. Wir können die Kontroll­systeme kappen und eine ma­nu­elle Steuerung bauen. Werkzeug gibt es hier genug.« Sie wollten sich gerade auf den Weg zur Schleuse machen, als eine heftige Explosion die Station erschütterte und in Alarmzustand ver­setzte. Scott hatte es sich überlegt und auf das Knöpfchen gedrückt.

       »Was war das?«, fragte Clark. »Ich glaube, er hat dein Schiff gerade gesprengt«, sagte Mel in ruhi­gem Ton, als würde er es erwartet haben. »Ich hatte mich auch schon gewundert«, seufzte Clark. »Jetzt sitzen wir im selben Boot.«

       »Nein Clark. Du kannst dich am nächsten Balken auf­hän­gen. Wie ich dich beneide.« Clark fuchtelte mit der Hand. Nach dem Ableben war ihm nicht zu­mute. »Wir müssen Hilfe ru­fen.« Mel schüttelte den Kopf. »Wie willst du das machen? Die Sendeanlage hat Castello schon vor fünf Jahren zerstört. Es gibt nur den Identifikationsbereich. Da ver­hallst du nach tau­send Meilen.«

       »Wir haben noch meinen Bot draußen.«

       »Ja, das war klug von dir. Innerhalb der Station kommt er nur 10.000 Meilen weit. Außerhalb kommt er 30.000 Meilen weit. Bis zur nächsten Transitstrecke sind es 300.000 Meilen. Außer ein paar Schmugg­lern und Ganoven, die hier gele­gent­lich in der Nähe sind, wird uns niemand hören.«

       »Ich nehme zurzeit auch mit Schmugglern und Ganoven vorlieb, Mel.«

       »Sie werden nicht antworten. Sie reagieren auf keine Funksprüche. Es sind Banden, die sich mit Schlüsselbegriffen ver­ständigen, die Transponder abgeschaltet haben und sich ge­gen­seitig Navigations­hilfe geben, um nicht entdeckt zu wer­den. Ab und zu habe ich davon etwas empfangen. Wenn sie diese Sta­tion hier gefunden hätten, hätten sie längst versucht, sie zu plündern.«

       »Was gibt es hier noch an wertvollen Rohstoffen?«

       »Nicht viel, Clark. Das hier ist eine Ruine. Die Lager sind leer. Da liegen vielleicht noch mal gerade hundert Kilo IW45.«

       »IW45?«

       »Extrahiertes Granulat.«

       »Kann ich das mal sehen?«

       »Wir haben jede Menge Zeit, Clark, folge mir.«

       Fünf weiße Säcke waren es. Einer davon war geplatzt. Clark bückte sich und nahm eine Handvoll des silbergrauen Granulats auf. »Diese Station war einmal eine der größten Fabriken für IW45. Dieses Material hat zurzeit die höchste Intelligenz in ihrer Werkstoff-Klasse. Aus dem Material wurde auch mal deine Ecolight gebaut. Irgend­wer hier im Weltraum stellt damit illegal Bauteile her. Ohne Ur­sprungs­zeugnis und Zertifikat werden die das Granulat nicht bekom­men. So hält man die Preise künstlich hoch. Aber mit den paar Kilo hier, wirst du niemanden anlocken können«, erklärte Mel. »Wir müs­sen eine Steuerung für die Schleuse bauen. Gibt es irgend­welche Pläne.«

       »Im Archivraum kannst du jede einzelne Leitung der Station studieren, Clark. Ich kenne sie fast auswendig und kann dir genau sagen, wie wir das Kontrollsystem gekappt kriegen. Komm mit.«

       Als Clark und Mel sich zum Archiv bewegten, kamen sie an dem kleinen Nebengang vorbei, in dem Castello zuvor be­schäftigt war. Plötz­lich ertönte ein Piepen. Clark blieb ver­steinert stehen. »Was ist das?«, fragte Mel. »Das ist der Code-5-Detektor, den ich auf der Iseris gefun­den habe. Er spricht an.« Clark nahm den Detektor in die Hand und ging langsam in den Nebengang hinein. Die Signale wurden intensiver. »Ver­dammt, ich ahne was. Die Backups sind hier!«, rief Clark und suchte mit dem Gerät die Wände des Ganges ab. »Sie sind hier hinter der Verkleidung über den ganzen Gang ver­teilt.«

       »Dann ist mein Backup sicherlich auch dabei. Ich hätte mich schon längst vernichten können.«, seufzte Mel. Clark riss eine Verkleidung runter. An der Rückseite waren vier kleine C-5-Karten befestigt. Natür­lich hätte Castello sie auch in jedem Trinkwasserspender verstecken können. Aber diese großzügige Ver­tei­lung in den Wänden passte zu seinem Größenwahn. Ohne Zweifel konn­ten dies nur die Backups der hundert Desig­ner sein. Hastig nahm Clark eine Verkleidung nach der anderen ab. Es waren genau 25 Ele­mente auf einer Seite.

       Der Gang sah aus wie eine Baustelle. Als er an der letzten Verklei­dung angelangt war, verzog er das Gesicht. »Mel, ich glau­be, ich habe schlechte Nachrichten. An dieser hier sind nur drei Chips. Es sind nur 99. Ein Backup scheint zu fehlen und ich habe auch schon eine Ahnung, welches.«

       »Er

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