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Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren. Группа авторов
Читать онлайн.Название Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren
Год выпуска 0
isbn 9783706561921
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Pädagogik für Niederösterreich
Издательство Bookwire
Ähnliche Sichtweisen sind in Takumis Erzählung zu rekonstruieren:
Abbildung 4: Wenn ich ein Bürgameister wäre würde ich wenigar Häuser und strasen bauen. dann würden Tier und Flazen weiter leben. Flanzen machen gute Luft und die adgase kaput. (Takumi)
Um den Neubau von „Häuser[n] und strasen“ einzuschränken, entwirft sich Takumi als „Bürgameister“, der qua Amt die Autorität zur Einleitung der notwendigen Handlungsschritte innehat. Sie gelten dem Schutz der Tiere und speziell der Pflanzen, von denen er sich „gute luft“ – dargestellt mit blauen Wolken – verspricht, denn sie machen die „adgase kaput“. Seine Entschlossenheit macht auch der kleine bunte Bagger deutlich, der eine bereits errichtete „Autoban“ abreißt.
Eine ähnliche Idee hat Stella, wenngleich sie etwas andere Akzente setzt:
Abbildung 5: Wenn ich ein Gärtner wäre, würde ich: viele Blumen und Bäume flanzen. Das die Menschen gute Luft griegen Und die Bienen, weil die Bienen uns helfen: für das essen, und den Honig. Sie bestreuen die Blumen und die Bäume (Stella)
Handlungsleitend ist in Stellas Erzählung das implizite Wissen um das Wachstum der Städte, dem die Natur zum Opfer fällt. Als Gegenpol hierzu imaginiert sie sich als „Gärtner“, der Bäume und Blumen pflanzt und dadurch die Luftqualität („gute Luft“) nachhaltig verbessert. Ihr misst sie eine herausragende Bedeutung für das Leben der Menschen und insbesondere der Bienen zu, die maßgeblich an der Nahrungsmittelproduktion („für das essen und den Honig“) beteiligt sind und als unermüdliche Bestäuber von Pflanzen außerdem biologische Vielfalt schaffen. Diese spiegelt sich auch in ihrem Bild wider: Zu erkennen sind Bienen, bunte Schmetterlinge, Vögel, Käfer, Sträucher, unterschiedliche Blumen mit verschiedenen Blütenfarben und ein kräftiger Kirschbaum, deren Unberührtheit auch „Glück“ verheißen, wie die strahlende Sonne, das Lächeln des Mädchens und die Aufschrift der Gießkanne verraten.
3.3 Klimawandel
Die Erzählungen erlauben auch Rückschlüsse auf die Auseinandersetzung der Kinder mit den Folgen des Klimawandels, auf die Nanni so reagiert:
Abbildung 6: Wen ich eine Regenwoke were wurde ich die ganze Erd bereknen daa mit alle Blume Wasser krigen. Auf der Welt ist es zu warm die Erde ist Troken und das Gemüse bleibt klein und die Tiere im Walt ferdursten. (Nanni)
Ausgangspunkt von Nannis Erzählung ist die globale Erwärmung „der Welt“, die in ihren Augen schon zu weit fortgeschritten ist („zu warm“) und sich speziell in der Trockenheit der Böden niederschlägt („die Erde ist Troken“). Sie ist für Natur und Mensch besonders verhängnisvoll, weil „Tiere im Walt ferdursten“, „Blumen“ verdorren und „Gemüse“ nur kümmerlich wächst. Diese fatale Entwicklung kontrastiert sie mit der Idee, eine „Regenwoke“ zu sein, die alle mit lebensnotwendigem Wasser versorgt. Auch ihre Illustration macht das Wechselspiel von Horizont und Gegenhorizont sichtbar: Das entworfene ‚Ich‘ in Gestalt der mit Mund und Augen personifizierten Regenwolke findet sich genau in der Mitte der Zeichnung, was seine existenzielle Bedeutung für Mensch, Tier und Pflanze zusätzlich hervorhebt. Gleichzeitig unterteilt Nanni die Welt auch in ein regelrechtes Vorher und Nachher, dem sich jeweils eine Bildhälfte widmet: Während auf der linken, gerade „berekne[ten]“ Seite bunte Blumen sprießen, sind auf der rechten Seite ein kahler Baum, abgestorbene Getreidepflanzen und ein Hirsch zu sehen, der an einem fast ausgetrockneten Bach in sengender Hitze noch etwas Wasser trinkt.
Auch Elena legt das Augenmerk auf die klimatischen Veränderungen, für die sie die Sonne verantwortlich macht:
Abbildung 7: Wenn ich ein Got wäre, würde ich weniger Sonne machen. Das wäre besser vur Denn Schnee und die Aisberen und die piengoine. Sie brauche n Kaltes und Aisiches wetter. es get innen Nicht gut. wir können dann auch mer Schlietten faren am bärg. (Elena)
Weil sich die Erderwärmung und ihre Konsequenzen nur von einem „Got“ mit überweltlichen Kräften aufhalten lassen, spielt Elena mit der Übernahme dieser Identität, mit der sie „weniger Sonne machen“ würde. Von diesem Handeln erhofft sie sich einen erheblichen Temperaturrückgang und dadurch „Schnee“ sowie „Kaltes und Aisiches wetter“, damit „Aisberen“ und „piengoine“ überleben und Elena mit ihren Freunden („wir“) in Zukunft „mer Schlietten fahren am bärg“ kann. Ihr Bild gibt einen Einblick in ihre persönlichen Vorstellungen: Es wirkt, als wäre nach ihrem Eingriff in die Gesetzmäßigkeiten der Welt dermaßen viel Schnee gefallen, dass die Landschaft weitgehend unkenntlich geworden ist. Durch sie wandern „Aisberen“ und „Piengoine“, die wieder im sicheren Iglu-Zuhause mit massiven Eiswänden wohnen; möglicherweise haben Kinder („wir“) auch einen Schneemann gebaut, dessen Lächeln der Gemütsstimmung der Zweitklässlerin Ausdruck verleiht.
3.4 Armut
Äußerst häufig thematisieren die Schüler*innen Armut, die sie größtenteils in der Ferne, vornehmlich in Entwicklungsländern vermuten. Die Erzählung von Michal illustriert dies exemplarisch:
Abbildung 8: Wenn ich ein Affe wäre, würde ich alle Bananen für die Kinder sammeln. Alle haben Essen. (Michal)
Obwohl Michal den Ort seiner Geschichte nicht näher lokalisiert, ist eine (sub)tropische Region naheliegend, in der Bananenstauden wachsen und Affen leben. In diesem Szenario erscheinen Hunger und die besondere, gegebenenfalls der Körpergröße geschuldete Hilfsbedürftigkeit der Kinder implizit im negativen Horizont, für die Michal nach seiner Verwandlung in einen Affen auf Bäume klettern und Bananen „sammeln“ würde, damit sie endlich „Essen“ haben. Auch das Prinzip der gerechten Verteilung klingt womöglich in seiner Erzählung an, weil zuletzt „alle“ versorgt sind. Bei den Kindern ruft dies Freude und tiefe Zufriedenheit hervor, was sich an ihrer Gestik und Mimik ablesen lässt.
Offensichtlich ist dieses Sujet auch bei Mikko handlungsleitend:
Abbildung 9: Wenn ich ein Bäcker wäre, würde ich den ganzen Tag Brot backen für die armen Menschen auf der Welt. Ich würde es kostenlos verschenken und allen geht es gut. (Mikko)
Seine Geschichte legt dar, dass sich Armut speziell in Form mangelnder Nahrung und fehlender finanzieller Mittel zu ihrer Beschaffung („kostenlos verschenken“) kundtut. Da sie Mikkos Bild zufolge in allen Teilen der „Welt“ auszumachen ist und eine sehr große Zahl von „armen Menschen“ betrifft, bedarf es seinerseits der unermüdlichen Arbeit als Bäcker („den ganzen Tag Brot backen“) und einer fairen, durch Striche markierten Aufteilung des Brotes, um die Hungersnot einzudämmen. Der