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Truth & Betrayal. K.C. Wells
Читать онлайн.Название Truth & Betrayal
Год выпуска 0
isbn 9783958238541
Автор произведения K.C. Wells
Жанр Языкознание
Серия Southern Boys
Издательство Bookwire
Jake hörte zu, während die Menschen um ihn herum ihre Vermutungen über das plötzliche Erscheinen des Fremden äußerten. Er konnte die Reaktionen nicht ganz verstehen, aber ihm war klar, warum seine Ankunft Aufsehen erregte. Mehr als achtundneunzig Prozent der Einwohner LaFollettes waren Weiße. Sein Blick fiel auf Pete, Dan und ein paar seiner anderen Freunde, die von den entschieden unchristlichen Kommentaren und dem Flüstern um sie herum unbeeindruckt zu sein schienen.
»Wer sind Sie?«, rief Mrs. Talbot, ihre nicht für ihren Feinsinn bekannte, unmittelbare Nachbarin, dem Fremden zu. »Dies ist eine private Zeremonie. Sie können hier nicht einfach reinspazieren.« Die Stimme der alten Dame brach.
Der Mann blieb stehen. »Es tut mir leid. Ich bin gekommen, um meinen Respekt zu erweisen, wie Sie alle sicherlich auch.« Seine volle, tiefe Stimme übertönte das Murmeln der Trauernden. Zögernd kam er näher, durchquerte vorsichtig die Menge, bis er beim Grab ankam. »Mein Name ist Liam Miller. Mein aufrichtiges Beileid. Ich wollte nicht stören. Ich bin hier, weil ich Caleb kannte«, erklärte er an Jake und seine Eltern gewandt.
Erst da bemerkte Jake, dass der rechte Arm des Mannes in einer schwarzen Schlinge steckte. Ein Gips, der einen Teil der Hand bedeckte, war sichtbar. Jake musterte ihn von Kopf bis Fuß. Liam sah gut aus, hatte hohe Wangenknochen und dunkelbraune Augen. Dann sah Jake genauer hin. Liam hatte ein paar Narben im Gesicht, die allem Anschein nach neueren Datums waren.
Gesichtsverletzungen. Möglicherweise ein gebrochener Arm.
Jake mochte nicht wie sein Bruder das College besucht haben, aber das hieß nicht, dass er dumm war. Ein eisiger Schauer überlief ihn, als ihm bewusst wurde, wer genau da vor ihm stand.
Scheiße, nein.
»Oh mein Gott. Sie… Sie sind der Fahrer.«
Liam blinzelte und seine Augen wurden groß. Dann fing er sich wieder. »Ja, ich hab das Auto gefahren. Ich wollte –«
Weiter war Jake nicht bereit, ihn gehen zu lassen. Er konnte nur daran denken, dass der Mensch, der für Calebs Tod verantwortlich war, direkt vor ihm stand. Er ballte die Hände zu Fäusten, die Arme dicht an seine Seiten gepresst.
»Du hast ja vielleicht Nerven, hier aufzutauchen.« Die Worte kamen angespannt heraus, da er darum kämpfte, seine Wut im Zaum zu halten. »Hast du nicht schon genug getan? Warum zum Teufel sollten wir dich hier haben wollen? Es ist allein deine Schuld, dass Caleb tot ist, du Hurensohn!«
»Ich verstehe nicht.« Mamas Stimme zitterte. »Warum schreist du diesen Mann an? Was hat er getan?« Es war, als hätten Jakes wütende Worte sie aus den unergründlichen Tiefen ihrer Trauer aufgeschreckt.
»Er hat das Auto gefahren, das Caleb umgebracht hat, Mama.« Während er die Worte aussprach, wusste ein Teil von Jake, dass sie nicht wirklich der Wahrheit entsprachen, aber er hatte sich zu sehr hineingesteigert, um sich noch um Logik zu scheren. Alles, was er wusste, war, dass direkt vor ihm jemand stand, dem er die Schuld dafür geben konnte, dass Caleb nicht mehr da war und er war drauf und dran, seine Wut, seine Verzweiflung und seinen Kummer herauszulassen, alles, was sich während der vergangenen drei Wochen in ihm angestaut hatte.
Jake hatte endlich ein Ziel dafür und wollte jedes bisschen Zorn und Gehässigkeit, das er in sich hatte, daran auslassen.
Liam richtete sich auf. »Du weißt, dass das nicht wahr ist«, sagte er mit fester Stimme. »Es hätte an diesem Tag genauso gut ich sterben können. Caleb war zufällig in der Flugbahn dieses Reifens. Es gab nichts, was ich hätte tun können, um auszuweichen. Er kam direkt auf uns zu.«
»Aber du bist immer noch hier, und Caleb ist tot! Warum solltest du derjenige sein, der am Leben ist, und nicht er?«, schrie Jake, sich kaum bewusst, dass sein Daddy auf Liam zuging.
»Ich denke, du musst gehen, Junge«, sagte Daddy mit tiefer Stimme. »Denn es ist eindeutig, dass du hier nicht willkommen bist.« Zustimmendes Murmeln ging durch die Menge und mehrere Männer rückten näher, als die Stimmung bedrohlicher wurde.
Liam öffnete den Mund, offensichtlich, um zu protestieren, aber dann sah er sich um und seine Miene spannte sich an, als das Flüstern lauter wurde. Schließlich seufzte er tief. »Es tut mir leid, dass Sie so denken. Ich wollte mich nur von Caleb verabschieden, genau wie Sie. Aber ich schätze, ich kann Ihre Gefühle verstehen.«
»Es ist uns scheißegal, ob du das verstehst«, gab Jake zurück. »Wir wollen nur, dass du verschwindest. Sofort.« Es kümmerte ihn nicht mehr, dass er in Gegenwart seiner Mama fluchte. Er wollte nur, dass Liam aus seinem Blickfeld verschwand.
Liam nickte. »Dann… gehe ich.« Er drehte sich um und ging langsam durch die Menge, die ihm Platz machte. Jake konnte den Blick nicht von der sich entfernenden Gestalt lösen und erst als der Mann in ein wartendes Taxi stieg und davonfuhr, löste sich die Anspannung in Jakes verkrampfter Muskulatur. Er sackte zusammen, taumelte gegen seinen Daddy, der einen Arm um ihn legte und ihn stützte.
»Es ist okay, Sohn. Er ist weg. Es war richtig, ihm das zu sagen.« Daddy drückte ihm einen Kuss auf das Haar. »Und er hatte kein Recht, hier zu sein.«
Allmählich verstummten das Geschwätz und das Gemurmel und Reverend Hubbert übernahm einmal mehr die Kontrolle über das Geschehen. Nicht, dass noch viel zu tun blieb. Letzte Worte und ein Gebet wurden gesprochen und dann war es endlich vorbei und Caleb unter der Erde. Jake stand neben seinen Eltern, als die Trauernden an ihnen vorbeigingen und ihr Beileid aussprachen. Er bekam kaum ein Wort mit. Er konnte nur an Liam denken.
Ich hätte ihn nicht wegschicken sollen. Ich hätte ihn hierbehalten sollen, bis ich ihm jedes bisschen Kummer und Leid um die Ohren gehauen habe. Ich hätte ihn hierbehalten sollen, bis er endlich den Schmerz und die Qualen verstanden hat, die wir durchgemacht haben.
Aber es war zu spät. Jake hatte Liam entkommen lassen und das war wahrscheinlich die letzte Gelegenheit gewesen, die er je bekommen würde.
Sein Glück. Denn wenn ich Liam je wiedersehen sollte, wird er derjenige sein, der es bereut.
***
»Mama, hast du einen Moment Zeit?« Jake schloss die Küchentür hinter sich und die Stimmen aus dem Wohnzimmer wurden leiser. Mehrere Mitglieder der Kirchengemeinde und einige Nachbarn waren noch da, unterhielten sich, tranken Tee und aßen die Snacks, die nicht weniger zu werden schienen.
Sie sah von ihrer Beschäftigung auf; sie war dabei, noch mehr Sandwiches zu machen. »Brauchst du was?« Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, aber sie machte einen etwas lebendigeren Eindruck als noch am Morgen.
Er schmunzelte. »Ja. Ich muss hier raus. Ich wünschte, jemand würde deine Damen aus der Kirchengemeinde daran erinnern, dass ich neunzehn bin und es nicht angemessen ist, mich in die Wange zu kneifen.«
Seine humorvolle Bemerkung fand Anklang und sie lächelte. »So sind sie halt.«
Fast alle Besucher, die nach der Beerdigung zu ihnen nach Hause gekommen waren, waren im gleichen Alter wie seine Eltern oder älter. Seine und Calebs Freunde waren weggeblieben, wofür Jake vollstes Verständnis hatte. Es entsprach auch nicht seiner Vorstellung einer angenehmen Zeit, aber er hatte keine Wahl gehabt. Er hatte so lange er konnte durchgehalten, bevor er sich schließlich entschied, an die Güte seiner Mama zu appellieren.
»Also… Darf ich bitte gehen?«
Mama seufzte. »Du willst jetzt ausgehen?«
»Ist ja nicht so, als könnte ich hier irgendwas tun. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit für mich.«
Sie sah ihn aus schmalen Augen an. »Wo willst du denn hin? Und wie lange? Denn wenn du wieder so spät hier angekrochen kommst wie vergangene Nacht, dann werden wir uns unterhalten müssen, Jacob John Greenwood. Und mach dir gar nicht erst die Mühe, mich darüber anzulügen, dein Daddy hat dich gehört, als du reingekommen bist.« Sie verzog das Gesicht. »Er war nur etwas nachsichtiger wegen… heute.«
Oh Scheiße. »Es tut mir leid, Mama. Ich hatte einfach die Zeit aus den Augen verloren, das ist alles. Und ich