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Truth & Betrayal. K.C. Wells
Читать онлайн.Название Truth & Betrayal
Год выпуска 0
isbn 9783958238541
Автор произведения K.C. Wells
Жанр Языкознание
Серия Southern Boys
Издательство Bookwire
Er sah einen Moment lang so verloren aus, dass Jakes Herz ihm zuflog. Jake hatte seinen Bruder verloren und Liam einen Freund. Dann drehte sich Liam zu ihm um. »Brauchst du sonst noch was?«
Jake fiel die Liste seines Daddys wieder ein. Er zog sie aus der Tasche und schaute darauf. »Kontoauszüge. Mietunterlagen. Details über seinen Job.«
Liam deutete auf eine Box. »Da drin ist ein Ordner mit all seinen Kontoauszügen. Ich geh davon aus, dass sein letztes Gehalt und alles, was ihm eventuell sonst noch zustand, überwiesen wurde. Mach dir keine Gedanken wegen der Miete. Das ist erledigt. Im Grunde genommen ist alles, was ihn an Atlanta gebunden hat, beendet.« Er seufzte resigniert. »Soll ich dir helfen, den ganzen Kram zu deinem Pick-up zu bringen?«
»Das wär nett.« Jake lächelte. »Nachdem ich meinen Tee ausgetrunken hab.«
Liam schmunzelte. »Ja, entschuldige. Ehrlich, ich wollte dich nicht loswerden. Ich dachte nur, du hast noch eine lange Heimfahrt vor dir.« Er verließ das Schlafzimmer und Jake folgte ihm zurück ins Wohnzimmer. Als sie durch den Flur gingen, nahm Liam sein Handy vom Tisch. »Nur so ein Gedanke«, sagte er, als sie sich setzten. »Wie wäre es, wenn wir Nummern tauschen? Dann können wir uns miteinander in Verbindung setzen, wenn ihr etwas nicht finden könnt oder hier was auftaucht, das ich übersehen hab.«
»Das macht Sinn.« Jake reichte ihm sein Handy und nahm Liams entgegen. Er tippte die Nummer ein und speicherte sie in den Kontakten. Nachdem das erledigt war, lehnte er sich mit dem Glas in der Hand zurück. Er hatte ein unangenehmes Gefühl im Magen. »Wegen der Beerdigung…«
Liam winkte ab. »Schon okay. Das haben wir hinter uns.«
»Nein, haben wir nicht.« Jake stellte sein Glas ab. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, wie einige Leute auf dich reagiert haben. Das ging zu weit. Falls es dir nicht aufgefallen ist, LaFollette ist nicht gerade…« Er dachte darüber nach, wie er es am höflichsten ausdrücken sollte.
»Ja, ich kam mir vor wie ein Schaf, das in eine Versammlung von Wölfen gestolpert ist.« Liam zuckte die Schultern. »Glaub mir, es war keine Überraschung. Caleb hat mir von seiner Heimatstadt erzählt. Um fair zu sein, meine ist nicht viel anders. Der Anteil der Afroamerikaner ist vielleicht etwas höher, liegt aber immer noch unter zwanzig Prozent.« Seine Augen funkelten. »Nichtsdestotrotz gab es bei der Beerdigung einen Moment, da hab ich erwartet, dass jemand anfangen würde, Mistgabeln zu verteilen. Ich konnte sie fast hören. Du bist nicht von hier, oder, du –? Hier bitte eine rassistische Beleidigung deiner Wahl einsetzen.«
Jake erstarrte. »Du hast das bemerkt?« Er schüttelte den Kopf. »Ich versteh es nicht. Diese Leute sind angeblich Christen und dieses… Verhalten war alles andere als christlich.«
Liam legte den Kopf schief. »Ich nehme an, du siehst das anders?«
Lieber Himmel, das war mal eine Frage. Jake nahm sein Glas und trank es halb aus. »Lass es mich so sagen: In meiner Klasse an der Highschool waren nur Weiße. Tatsächlich hatte die Schule ungefähr eintausend Schüler und nur eine Handvoll waren nicht weiß. Zwei der Kids waren Afroamerikaner und, na ja, sie taten mir leid.«
»Warum?«
Jake seufzte. »Sie waren an die Schule geholt worden, um für die Cougars Basketball zu spielen. Das ist das Schulteam. Ich sage jetzt nicht, dass sie Anfeindungen der anderen Kinder ausgesetzt waren, denn das war nicht der Fall. Sie wurden einfach… nirgends miteinbezogen.«
»Und du hattest das Gefühl, dass das falsch war«, sagte Liam leise.
»Ja.« Total falsch. »Die jüngere Generation kapiert es scheinbar langsam, aber die Leute in LaFollette? Es spielt keine Rolle, was im Rest des Landes passiert – sie sind noch nicht so weit.«
»Lass ihnen Zeit. Es gibt Hoffnung.«
Jake hatte in letzter Zeit irgendwie alle Hoffnung verloren. »Da bin ich nicht so sicher.«
»Du hast es selbst gesagt, die jüngere Generation ist auf einem guten Weg. Nun, sie sind die Zukunft. Du bist die Zukunft.«
Jake musste lächeln. »Du auch. Ich schätze, du bist so alt wie Caleb. Also sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig? Kommt mir so vor, als hättest du auch genügend Zeit, etwas zu verändern.« Sein Blick fiel auf den Laptop und er beugte sich vor, strich mit der Hand über die mit Aufklebern übersäte Oberfläche. »Ich hätte nie gedacht, dass ich den noch mal wiedersehe. Meine Eltern haben ihn Caleb geschenkt, als er in der zwölften Klasse war. Ich war mir sicher, dass mittlerweile jemand draufgetreten ist, das Ding den Geist aufgegeben hat, oder was auch immer.«
»Ich hab ihm so oft gesagt, dass er einen neuen braucht, aber nein. Caleb bestand darauf, den hierzubehalten, obwohl er langsamer arbeitet, als Melasse fließt. Er hat so oft Dateien oder Programme gelöscht, um ihn am Laufen zu halten.«
Jake griff nach dem Laptop und legte ihn auf seine Knie. »Ich war zehn oder elf, als er ihn bekommen hat. Er wurde jedes Mal fuchsteufelswild, wenn er mich dabei erwischt hat, wie ich versuchte, sein Passwort herauszufinden. Und ich hab's nie geschafft.« Er streichelte das Gerät beinahe liebevoll. »Vielleicht habe ich jetzt mehr Glück.«
»Du nimmst ihn mit?«
Der scharfe Unterton in Liams Stimme machte Jake neugierig, er hob ruckartig den Kopf und sah Liam an. »Klar. Ich meine, es ist Calebs, richtig? Ich hab gehofft, dass ich ihn selbst benutzen kann, jetzt, wo ich weiß, dass er noch funktioniert.« Er warf Liam einen spekulativen Blick zu. »Oder wolltest du ihn haben?« Jake konnte sich keinen Grund dafür vorstellen.
Liam lächelte. »Nein, natürlich nicht. Wahrscheinlich macht er es eh nicht mehr lange.«
Selbst wenn der Laptop den Geist aufgab, sobald er zu Hause ankam, würde sich Jake niemals davon trennen. Dies war ein Teil von Caleb, ein Teil von Jakes Kindheit. »Ich werd gut darauf aufpassen.« Beinahe ehrfürchtig legte er ihn neben sich auf die Couch. »Okay, wie wär's, wenn wir uns jetzt um diese Kisten kümmern? Dann schaffe ich es vielleicht, noch bei Tageslicht nach Hause zu kommen.«
»Klar.« Liam stand auf. »Wird nicht allzu lange dauern.« Er schaute auf seinen Arm hinunter. »Andererseits… Gott sei Dank werd ich den Gips nächste Woche los.«
»Tu dir nicht weh«, schleuderte Jake ihm entgegen.
»Schau, du kannst nicht all diese Kisten allein –«
»Ich schaff das allein.« Jake schob das Kinn vor.
Liam biss sich auf die Lippe. »Einen Moment klang es so, als würde ich Caleb zuhören. Er konnte auch ein stures Arschloch sein.«
Damit konnte Jake leben.
***
»Das war alles«, sagte Liam, als Jake durch die Haustür kam. Ich hab deine Flasche mit Eistee gefüllt und dir Chips und Snacks eingepackt.
Jakes Magen zog sich zusammen. »Das war nicht nötig.«
»Und ob.« Liam sah ihn freundlich an. »Du bist Calebs kleiner Bruder.«
Jake schlug ihm auf den gesunden Arm. »Hey, so klein nun auch wieder nicht.« Was für einen Unterschied ein paar Stunden gemacht hatten. Beschämt erinnerte er sich an die Wut und Feindseligkeit, mit denen er Liam begegnet war, als er hier ankam. »Es tut mir leid, wie ich vorhin mit dir gesprochen hab. Ich –«
»Du musst wirklich aufhören, dich zu entschuldigen«, sagte Liam mit finsterem Blick. »Ernsthaft. Ich dachte, wir kommen jetzt gut miteinander aus.«
»Tun wir doch«, protestierte Jake. Es hatte sich herausgestellt, dass Liam ein netter Kerl war.
»Dann verabschieden wir uns jetzt. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennengelernt haben.« Liam hielt ihm die linke Hand hin und Jake schüttelte sie. »Pass auf dich auf und gute Fahrt zurück nach Tennessee. Du könntest mir allerdings einen Gefallen tun.«
»Klar,