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Hände und hüpfte freudig in die Luft. Und auch im Gesicht des Osterhasen konnte man ein heiteres Schmunzeln entdecken. Wenn das klappte, könnte er heute doch noch seine Eier verstecken.

      Katrine stellte ihren Honigeimer ab und testete kurz die Funktionsfähigkeit ihrer Flügel. „Summmm!“, heulten sie auf, wie bei einem Motorrad, an dem das Gaspedal getreten wird. „Summ, summmmm!“, gleich noch einmal. Zufrieden nickte sie Rita und dem Osterhasen zu und sagte: „Also dann! Ich gebe mein Bestes“, und startete mit einem „Juhu!“ auf den Lippen dem Himmel entgegen.

      Rita und der Osterhase blickten ihr gespannt hinterher. Immer kleiner wurde Katrine, aber der Wolke, die auf der Sonne lag, schien sie irgendwie nicht näher zu kommen. Sie sahen, wie sich die Biene plagte, doch je weiter sie nach oben musste, desto schwerer fiel es ihr. Ihre Flügel wurden langsamer und sie hatte Mühe, sich überhaupt noch in der Luft zu halten.

      „Weiter!“, feuerte Rita die kleine Biene an. „Steig weiter, weiter nach oben!“

      Auf Katrines Stirn bildeten sich kleine Perlen. Sie schwitzte vor Anstrengung und Aufregung so sehr, dass die Tropfen nach unten fielen und der Osterhase meinte, es würde regnen. Katrine strengte sich wirklich an. Aber nach einer Weile war auch Rita klar, dass sie es nicht schaffen konnte. Sie war zu klein und zu schwach. Und wer weiß, wenn sie es überhaupt bis zu dem Wolkenbett geschafft hätte, hätte sie überhaupt die Kraft gehabt, es beiseitezuschieben?

      Rita und der Osterhase sahen, wie Katrine schlappmachte. Die Flügel summten nicht mehr und so raste sie im freien Fall der Erde entgegen. Schnell zupfte Rita ein Blatt vom Breitwegerich. Sie und der Osterhase breiteten es wie ein Rettungssprungtuch der Feuerwehr aus. Dort, mitten hinein, plumpste Katrine und landete so ohne Bein- und Flügelbruch.

      „Ich ... ich …“, japste Katrine. „Ich kann nicht mehr.“ Sie lag mit dem Rücken auf dem Breitwegerichblatt wie auf einer Decke in der Wiese, blickte in die entsetzten Gesichter von Rita und dem Osterhasen und dann an ihnen vorbei, hinauf in das Blau des Himmels.

      Doch da stutzte sie. Was war das. Sie kniff die Augen zusammen und Rita glaubte schon, nun würde Katrine ohnmächtig werden. Aber das tat sie nicht. Nein, sie riss die Augen sogleich riesengroß wieder auf. „Da!“, sagte Katrine aufgeregt und zeigte mit ihrem Fühler nach oben. „Da!“, sagte sie noch einmal. „Seht nur!“

      Und nun drehten sich auch die anderen beiden um, blickten zum Himmel empor und staunten, was sich dort tat.

      Wie ein schwarzer Schleier wehte am Himmel ein Schwarm Schwalben. Lustig fröhlich schwirrten sie in den Lüften. Sie schien es gar nicht zu interessieren, dass der Winter nicht gehen wollte. Ihr Frühlingslied, was sie trällerten, drang bis zu den Wiesenbewohnern herunter. Und die sahen nun das Fantastische, an was sie selbst nicht mehr geglaubt hatten. Der Schwarm der Schwalben formte sich zu einem langen Seil. Es wirbelte um das dicke Winterwolkenbett, schlang sich fest darum und nahm es wie einen Bösewicht gefangen. Kraftvoll zog das Schwalbenseil die Wolke beiseite.

      „Die Sonne, sie ist frei!“, sagte Rita begeistert und winkte den Schwalben zu. „Danke! Danke!“, rief sie jubelnd zu ihnen hinauf.

      Sofort spürten Rita, Katrine und der Osterhase die Wärme der Sonne wie eine Umarmung. Der kalte Reif auf den Halmen der Wiese schmolz, der Tau begann zu trocknen und die Vögel stimmten einen fröhlichen Chorgesang an.

      Staunend sahen Katrine, Rita und der Osterhase, wie sich ganz, ganz langsam die Blüte der Glockenblume öffnete und ihre gelbe Schönheit entfaltete. Als sie vollkommen aufgeblüht war, nickte sie Rita auffordernd zu.

      Und Rita ergriff ihren Stängel, zog erst ganz sacht, dann immer stärker. Der bezaubernde Klang der Glockenblume hallte über die Wiesen, über die Berge, übers ganze Land. Der Frühling erwachte und der Ostersonntag war eingeläutet.

      Eilig hoppelte der Osterhase und versteckte die bunten Eier. Katrine füllte ihr Eimerchen mit Nektar und fütterte ihre hungrigen Bienenkinder.

      Und die Maus Rita? Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Sie machte es sich auf dem Blatt des Breitwegerichs bequem wie in einem Liegestuhl und genoss den Frühling.

      Kathrin Sehland, Jahrgang 1964, lebt in Wilkau-Haßlau am Tor zum Erzgebirge. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Die ausgebildete Maschinenbauzeichnerin und Wirtschaftskauffrau engagiert sich ehrenamtlich und hält sich mit Badminton und Fahrrad fahren fit. Ihre Kreativität setzt sie bevorzugt in Gedichten und Kurzgeschichten um. Diese fanden schon in verschiedenen Anthologien einen Platz und hoffentlich viele Leser.

      *

      Das Geheimnis im Schuppen

      Auf dem Nachhauseweg von der Schule traf Rabbit seinen Spielkameraden Whoopie. Kaum hatte er ihn gesehen, begann er auch schon aufgeregt loszuplappern: „Gestern war mein Onkel Bunny bei uns zum Kaffeetrinken eingeladen und er hat uns eine tolle Geschichte erzählt. Vor Kurzem hatte er ganz in der Nähe ein altes, verfallenes Haus gekauft.“

      „Und was ist da so toll dran?“

      „Er hat doch tatsächlich in einem alten Schuppen, der auf dem Grundstück steht, eine irrsinnige Maschine gefunden.“ Rabbit hielt kurz inne.

      „Was denn für eine Maschine? Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus deiner Stupsnase ziehen.“ Unruhig hüpfte Whoopie an der Seite seines Freundes hin und her. „Auf so alten Bauernhöfen stehen immer irgendwelche verrosteten Ackergeräte herum.“

      „Nein, es war keine Maschine für die Feldarbeit. Das Haus gehörte mal einem Erfinder. Und der Apparat ist vielleicht ein Roboter.“

      „Ein Roboter? Du spinnst wohl! Da hat dir dein Hasenonkel einen schönen dicken Bären aufgebunden.“ Whoopie tippte ungläubig mit der Pfote gegen seine Stirn.

      „Nein, das ist echt wahr! Mein Onkel lügt nicht.“

      Whoopie war von dieser Neuigkeit immer noch nicht so recht überzeugt und schüttelte energisch seine langen Ohren.

      „Wenn du willst, gehen wir heute Nachmittag zu ihm. Dann werde ich dir beweisen, dass ich die Wahrheit sage“, schlug Rabbit vor. „Abgemacht?“

      „Abgemacht!“, rief Whoopie und schlug mit der Pfote ein.

      Um drei Uhr trafen sich die beiden Freunde wie verabredet an der Wegkreuzung.

      „Ich bin schon so gespannt auf das, was du mir zeigen willst.“

      Eilig hoppelten die beiden den Weg entlang in Richtung Wald. Schon von Weitem erkannte Rabbit das alte, heruntergekommene Häuschen.

      „Das sieht ja aus, wie ein Hexenhaus“, bemerkte Whoopie und schüttelte sich. Damit er es besser in Augenschein nehmen konnte, klemmte er sich seine Nickelbrille mit den runden Gläsern auf die Nase. „Da muss aber noch viel Arbeit hineingesteckt werden.“

      Als sie näher herankamen, erkannte auch Rabbit, dass die Farbe an den Außenwänden und den Fensterrahmen abblätterte oder zum Teil ganz fehlte. Nur das Dach schien in Ordnung zu sein.

      Rabbit hoppelte zur Haustür und suchte vergeblich den Klingelknopf. „Ich klopf mal an die Tür“, sagte Whoopie und schlug mit seiner Pfote gegen die morschen Bretter.

      Nichts war zu hören. Auch auf ein erneutes Klopfen erfolgte keine Reaktion.

      „Dein Onkel ist nicht zu Hause“, stellte er traurig fest. „Und was machen wir jetzt?“

      „Nichts leichter als das“, antwortete Rabbit. „Wir gehen alleine in den Schuppen.“

      Schnell nahmen die beiden Hasen ihre Beine in die Pfoten und hüpften los.

      „Ist richtig gruselig hier“, stellte Whoopie fest. „Meinst du, wir sollen weiterhoppeln?“

      „Du bist wirklich ein Angsthase. Sehen doch echt cool aus, das alte Gemäuer, der verwilderte Garten und der geheimnisvolle Schuppen. Jetzt mach dir nur nicht in deine

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