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eine Idee. Schnell rennt sie in ihr Zimmer und nimmt das Ei in die Hand. „Ich wünsche mir, dass mein Papa wieder Arbeit findet“, sagt sie.

      Wieder vibriert das Ei und es wird warm. Die silberne eins verschwindet und das Ei beginnt zu schrumpfen, bis es mit einem leisen Blubb plötzlich verschwunden ist.

      Rasch rennt Miriam runter in die Küche, doch nichts ist passiert. Enttäuscht isst sie ihr Frühstück.

      „Warum hat das denn nicht funktioniert?“, fragt sie sich, als sie am Abend auf ihrem Bett sitzt.

      Drei Tage später. Der Briefträger klingelt.

      „Klara!!!“, hört Miriam ihren Vater nach ihrer Mutter rufen.

      Geschwind läuft Miriam in die Küche und sieht ihre Eltern, die gebannt ein Stück Papier anstarren.

      „Das kann nicht sein. Ich habe doch ein kaputtes Knie und einen kaputten Rücken“, sagt Miriams Vater fassungslos. Die Untersuchungsergebnisse seines Arztes sind gekommen und er ist kerngesund.

      „Das war mein Wunsch nach Gesundheit“, flüstert Miriam und freut sich.

      Es liegt noch ein weiterer Umschlag auf dem Tisch. Miriams Vater öffnet ihn.

      „Das … ist ein Jobangebot“, stammelt er. „Die Firma, bei der ich mich vor zwei Wochen vorgestellt habe, bietet mir eine Stelle an. Nächste Woche soll ich anfangen. Das gibt es doch nicht. Endlich haben wir mal wieder Glück.“

      Überglücklich und vor Freude strahlend geht Miriam in ihr Zimmer. Jeder ihrer Wünsche hat sich erfüllt.

      „Danke, liebes Wunschei“, flüstert sie und lächelt.

      Jennifer Heil wurde am 04.12.1981 in Trier geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester zog sie an die Mittelmosel. Seit 2006 ist sie verheiratet. Am 14.02.2008 kam ihre erste Tochter Catharina zur Welt. Tanzen ist ihre große Leidenschaft. Seit 8 Jahren ist sie auch ehrenamtlich als Trainerin und Choreografin für Jazzdance, Gardetanz und karnevalistischen Showtanz tätig. 2010 erschien ihr erstes Kinderbuch „Catharina und der Ruf des Waldes“ bei Papierfresserchens MTM-Verlag.

      *

      Der Hase im Mond

      Vor vielen, vielen Jahren war das Eierverstecken zu Ostern noch nicht lange Brauch. Eines Mittags brach ein Streit unter den Tieren des Waldes, des Feldes und der Dörfer darüber aus, wer den Menschenkindern in Zukunft die Ostereier verstecken durfte. Dabei stritten sich die Tiere lautstark. Jedes Tier war der Meinung, dass es selbst am allerbesten dazu geeignet wäre, die Ostereier zu verstecken. Kaum noch hörte eines dem anderen zu und am Ende fingen sie sogar an, sich gegenseitig zu beschimpfen.

      Das furchtbare Gebrüll unter den Tieren weckte schließlich die alte Eule auf, die für gewöhnlich bis in den Abend hinein in einem hohlen Weidenbaum schlief. Und weil die Eule wegen des Geschreis, das da vor dem Baum herrschte, ohnehin nicht mehr würde einschlafen können, kroch sie aus ihrer Höhle heraus und blinzelte in die Sonne.

      Noch hatten die anderen Tiere nicht bemerkt, dass die Eule aufgewacht war und deshalb kreischten sie allesamt lauthals weiter, sodass die Eule bald begriffen hatte, was der Grund für den Streit war. „Ihr lieben Tiere!“, rief sie in die Runde. Und dann noch einmal etwas lauter: „Ruhe!“

      Der Lärm verstummte, denn die Tiere hatten großen Respekt vor der Eule, weil sie so alt und klug war.

      „Liebe Tiere, seid einmal still und hört mir zu!“, sprach die Eule. „Es ist doch nur zu gut verständlich, dass ein jedes von euch gerne die Eier für die Menschenkinder verstecken möchte. Und gewiss wäre auch jedes von euch hervorragend dafür geeignet. Leider aber kann letztendlich nur eines von euch diese Aufgabe übernehmen. Wir wollen diese Entscheidung gemeinsam treffen. Stellt euch also in einem großen Kreis auf. Jedes Tier soll in den Kreis treten und seine Gründe dafür vorbringen, warum es glaubt, am allerbesten zum Eierverstecken geeignet zu sein. Wenn jedes Tier an der Reihe gewesen ist, soll die Entscheidung getroffen werden.“

      Die Tiere nickten, sie waren einverstanden und bildeten einen großen Kreis. Als Erstes trat das Huhn in die Runde. „Ist es nicht selbstverständlich, dass ich die Eier für die Menschenkinder verstecke?“, fragte es. „Schließlich bin doch auch ich dasjenige Tier, das die Eier legt. Niemand kann also besser mit Eiern umgehen als ich.“ Und zur Bestätigung scharrte das Huhn mit den Krallen im Sand und legte auf die Schnelle noch ein Ei.

      Als Nächstes trat der Fuchs in den Kreis der Tiere. „Ihr wisst, wie listig ich bin“, sagte er zu den anderen Tieren. „Listiger als ihr alle zusammen. Ich werde den Menschenkindern die Eier so gut verstecken, dass sie lange suchen müssen, um sie zu finden. Das wird sicher ein großer Spaß, nicht wahr?“ Der Fuchs blinzelte verschwörerisch in die Runde.

      Da krabbelte die Maus an ihm vorbei und stellte sich in den Kreis der Tiere. „Der Fuchs mag schlau und listig sein, ich aber bin flink und wendig“, sagte sie. „Ich kann die Eier für die Menschenkinder so schnell verstecken, dass niemand etwas davon mitbekommt. Und das ist doch wohl das Wichtigste beim Verstecken.“ Und um den anderen Tieren zu zeigen, wie schnell und flink sie war, sauste die Maus ein paar Runden durch den Kreis.

      Auf diese Art und Weise ging der Tag dahin. Jedes der Tiere trat nacheinander in die Mitte und versuchte, die anderen davon zu überzeugen, dass es selbst am allerbesten dazu geeignet wäre, die Eier für die Menschenkinder zu verstecken.

      Als es schließlich Abend geworden war und der runde Mond hinter den Wolken hervortrat, hoppelte der Hase in den Kreis der Tiere.

      „Ostern, das Fest, bei dem die Eier versteckt werden, ist ein Fest des Frühlings und des Lebens“, sagte der Hase. „Deshalb sollte ich die Ostereier verstecken, denn kein Tier hat so viele Nachkommen wie ich.“

      Der Hase wies mit den Pfoten stolz auf seine große Kinderschar, die das Geschehen von außerhalb des Kreises beobachtete. „Außerdem fällt das Osterfest immer auf die Zeit des Vollmondes. Schaut euch den Mond an!“, wies der Hase die anderen Tiere an. „Erblickt ihr nicht das Bild des Hasen im Mond?“

      Die anderen Tiere blickten auf. Und tatsächlich, jetzt erkannten sie das Bild eines Hasen in den dunklen Schatten der Mondscheibe. Aufgeregt beratschlagten die Tiere untereinander. Aber der Hase hatte die anderen überzeugt. So waren die Tiere einstimmig der Meinung, dass der Hase den Wettstreit gewonnen hätte. Auch die alte Eule nickte zustimmend mit dem Kopf.

      Und so geschah es, dass von da an der Hase die Ostereier zu den Menschenkindern brachte.

      Simone Philipp wurde 1976 in Karlsruhe geboren und studierte klassische Archäologie, Religionswissenschaft und Kunstgeschichte in Tübingen und Heidelberg. Seit 2003 lebt sie mit ihren drei Kindern in Graz. Beruflich arbeitet sie als Trainerin im Menschenrechtsbildungsbereich, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin und Projektkoordinatorin. Außerdem ist sie auch Schriftstellerin, bildende Künstlerin, Redakteurin, Lektorin und Jurorin. Zahlreiche Veröffentlichungen finden sich in Anthologien, Literaturzeitschriften und im Internet.

      *

      Die Hexe und der Hase

      In den Wäldern des Riesengebirges lebte einst die Hexe Gruselda Mieselinde Schierlingsgelb, Hexenmeisterin allererster Klasse. Sie ärgerte sich über lachende Kinder ebenso wie über zwitschernde Vögel. Am meisten ärgerte sie sich jedoch über den Osterhasen, der unter dem Haselbusch gegenüber wohnte. Sobald Gruselda das Wort Hase aussprach, verfärbte sich ihr Gesicht grüngelb und sie begann zu husten. Dieses Jahr wollte sie dem Osterhasen eine Lektion erteilen, die er nicht so schnell vergaß. Sie hatte schon einen Plan.

      „Abraxus? Wo steckst du schon wieder?“ Die Tür des Hexenhauses knarrte und Gruselda steckte ihre lange Nase aus dem Türspalt. „Abraxus! Wenn du nicht sofort erscheinst, wirst du die nächsten Monde …“

      Der

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