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dem weichen Fell durch den Wald. Er wollte die Hühner besuchen gehen und sie um viele Eier bitten.

      Marsi, seine beste Freundin, half ihm jedes Jahr und auch heute war sie mit von der Partie. Mit viel Freude bemalte sie die Eier mit Punkten, Strichen oder Blumen. Als sie endlich fertig waren, legte Marsi die zerbrechlichen Geschenke behutsam in einen Korb.

      Glücklich hoppelte der Hase in den Stall. Dieses Jahr waren die Hühner fleißig gewesen und so standen bereits 18 Körbe fertig vor ihm. Mit einem breiten Grinsen schnappte sich der Hase einen und rannte sofort los.

      Der Wald war kein großes Hindernis. Durch Büsche, Hecken und über Wiesen, vorbei an Flüssen und Bergen ging sein Weg. Die Strecke war weit und der Weg beschwerlich. Eisern schleppte der Hase seine Sachen über den letzten Felsen. Da war sie, die Stadt. Glücklich verschnaufte das Häschen, doch nur einige Minuten, denn es blieb nicht viel Zeit um die Wünsche der Kinder zu erfüllen.

      Leise schlich er durch die Straßen, huschte in Vorgärten hinein und versteckte die Eier. Kinderlachen erhellte den Tag, so wusste man, wo der Osterhase schon war. Ein kleines Mädchen bekam zum Beispiel eine Puppe und strahlte über beide Ohren. Der fleißige Geselle freute sich mit ihr und verabschiedete sich erst, wenn auch das letzte Ei im Garten gefunden war.

      Ein neues Kind, ein anderer Ort. Doch dieser Junge war anders. Er wünschte sich viel mehr und ließ die kleinen Geschenke außer Acht. Auf seinem Zettel standen ein fernsteuerbares Auto, ein Ball, ein Kuscheltier, ein Fahrrad und etwas Süßes.

      Mit großen Augen bestaunte der Osterhase die Liste und schüttelte dann nur traurig den Kopf. Wie sollte er solche großen Geschenke transportieren? Zaghaft versteckte er den Ball im Garten und wartete auf eine Reaktion. Der Junge suchte einige Minuten und fand schließlich den bunten Fußball, den er sich gewünscht hatte. Das Geschenk war entdeckt und doch schien der Junge unbefriedigt zu sein.

      Traurig verfolgte der Hase das Spektakel. Nach einer Stunde hatte das Kind auch das letzte Ei endlich gefunden. Nun als er wusste, dass in dem Garten nichts mehr zwischen den Blumen und Bäumen auf ihn wartete, begann er zu weinen und zu fluchen. Frustriert schleuderte er den Ball in die nächste Ecke und schrie: „So ein dummer Osterhase! Er hat mir nicht das gebracht, was ich wollte!“

      Wehmütig schaute die Mutter auf ihren Sohn hinab: „Timi, glaubst du nicht, dass die ganzen Dinge etwas schwer für den kleinen Osterhasen gewesen wären?“

      Doch der Junge überlegte nicht einmal, seine Antwort stand bereits fest: „Nein! Er hat mir das zu bringen, was ich mir wünsche!“

      Nun ärgerten sich auch die Eltern über ihren Sohn und gingen stumm nach drinnen. Die Chance nutze der Hase und schlich sich an Timi heran. „Hey du!“, sagte er.

      Verdutzt schaute der Junge auf das Häschen. „Was hast du gesagt?“, fragte er verwirrt.

      „Ich sagte: Hey du!“, wiederholte der Hase.

      „Du kannst sprechen?“, hauchte der Junge ungläubig.

      „Na klar, ich bin ja schließlich der Osterhase! Und du hast dich eben über mich beschwert!“

      Timi zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ja, weil du mir nicht das gebracht hast, was ich wollte!“

      Nun kochte der Hase innerlich und wurde ein wenig lauter. „Hast du dir mal vorgestellt, wie schwer ich immer zu tragen habe? Ich bin schließlich nicht der Weihnachtsmann. Zu Ostern wünscht man sich nur kleine Sachen!“

      Der Junge rümpfte die Nase und verschränkte in derselben Bewegung seine Arme vor der Brust. „Ist mir aber egal, du hast mir zu bringen, was ich mir wünsche!“

      Diese Worte brachten das Fass zum Überlaufen. „Weißt du was? Ich möchte, dass du selbst mal spürst, was ich immer erleiden muss. Und wie ich mich fühle, wenn ich nach all meinen guten Taten auch noch auf solche Kinder wie dich treffe! Für dieses Osterfest wirst du meine Rolle übernehmen und die Kinder an meiner Stelle beschenken.“ Sofort berührte das Häschen den Jungen und ihr beider Erscheinungsbild begann sich zu verändern.

      Timi schrie auf, als seine Zähne länger wurden, sein Gesicht sich mit Fell bedeckte und an seinem Gesäß ein weißes Schwänzchen wuchs. Auch der einstige Osterhase verwandelte sich und zwar in den Menschen Timi.

      „Deine Eltern werden sich wundern, denn so einen lieben Sohn haben sie sicher noch nie gehabt!“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen machte sich das freundliche Wesen von dannen.

      Verwirrt hockte der verwandelte Junge an Ort und Stelle. Der einstige Mensch betrachtete seinen Körper, fuhr mit der Fingerspitze über die Zähne und bedachte die flauschigen Schlappohren mit einem Aufschrei. „Komm zurück! Was hast du mit mir gemacht?!“, schrie Timi-Hase aufgebracht.

      Im selben Moment klingelte seine Armbanduhr, die mit dem Fell und den Ohren gekommen war. Vorsichtig drückte er auf einen der Knöpfe und sogleich verwandelte sich das Zeigerblatt in ein Bild.

      „Wo bist du denn? Die Kinder warten!“, sagte Marsi eisern.

      Timi verdrehte die Augen. „Keine Ahnung und die Kinder sind mir gerade völlig egal!“

      Das konnte Marsi Huhn nicht auf sich sitzen lassen und so suchte sie ihren Freund. Schon nach wenigen Minuten war sie bei ihm. „Was ist los?“, quietschte sie aufgeregt.

      „Ich bin nicht der Osterhase, du komisches Federvieh!“, zischte er.

      Marsi trat zurück und begann mit Gackern. „Was heißt das nun wieder?“

      Timi zupfte genervt an seinen Ohren herum. „Dein Freund hat mich in diesen Fellball verwandelt, weil ich seine Geschenke als zu wenig empfand.“

      Nun begann Marsi zu lachen. „Dann ist es deine Strafe und er verwandelt dich erst zurück, wenn du deine Aufgabe gut gemacht hast!“

      Und so folgte Timi dem Huhn und arbeitete als Osterhase für einen Tag. Er beschenkte die Kinder und erfreute sich an ihrem Lachen. Er kümmerte sich um die bunten Eier und bemalte teilweise selbst, damit alles schneller ging.

      Am Ende kam er an einem Haus vorbei, wo ein kleines Mädchen namens Luna wohnte. Sie erinnerte ihn stark an sich selbst und so begann er sich zu schämen. Denn Luna hatte nur einen großen Hasen als Kuscheltier erhalten und war unzufrieden. Fluchend rannte sie durch den Garten und drückte das Kuscheltier in den Dreck. Doch für Timi war es nun einmal unmöglich gewesen noch mehr zu tragen und so senkte er seinen Kopf und ging nach Hause.

      Wie die Henne Marsi es vorausgesagt hatte, verwandelte der Hase den Jungen zurück.

      „Es tut mir leid“, flüsterte Timi verlegen. „Wenn du nächstes Jahr mal Hilfe brauchst, dann komm einfach vorbei. Ich wusste einfach nicht, was da alles dran hängt!“

      Nun wurde der Osterhase aufmerksamer. „Heißt das du würdest mir wirklich helfen?“

      Timi nickte und brachte ein überzeugendes Lächeln hervor. „Nur noch eine Sache. Da gibt es ein Mädchen namens Luna, sie hätte diese Verwandlung auch mal nötig!“

      Der Hase verschränkte die Arme vor dem flauschigen Bauch. Dann zwinkerte er dem Jungen zu und sagte: „Ich werde es mir merken!“

      Und so endete ein wundervolles Osterfest. Ein Kind wurde eines besseren belehrt und gewann einen neuen Freund. Und im nächsten Jahr würde der Osterhase einem anderen Menschen zeigen, dass auch sein Leben nicht einfach ist, er aber dennoch alles tut, um liebe Kinder zu beschenken!

      Marie-Luis Rönisch wurde am 26.02.1993 in Großröhrsdorf geboren. Zurzeit besucht sie die 12. Klasse des Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasiums. Neben dem Schreiben interessiert sie sich auch für Musik und Schauspiel. Im Moment schreibt sie an unterschiedlichen Werken aus dem Bereich Kinder- und Jugendliteratur (Fantasy).

      *

      Ostergruß

      Die Sonne

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