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ließ die beiden Häschen zusammenzucken. Mit einem kräftigen Ruck öffnete sich knarrend der eine Flügel.

      Whoopie hielt sich vor lauter Angst die Pfote vor sein Gesicht. „Das halte ich nicht aus! Komm lass uns endlich hier verschwinden“, jammerte er.

      „Du wirst doch nicht schlappmachen? Jetzt wo wir so nahe an unserem Ziel sind. Ich will unbedingt wissen, was das für eine geheimnisvolle Maschine ist. Du kannst ja gehen, wenn du Schiss hast.“

      Doch nun wollte Whoopie auch nicht mehr kneifen. Geduckt schlichen die beiden Hasen durch die Öffnung in die Finsternis hinein. Nur wenige Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die Ritzen in den Holzwänden und tauchten den Schuppen in ein geheimnisvolles Licht. „Dass es so gruselig ist, hätte ich nicht gedacht“, flüsterte Rabbit und drückte sich eng an seinen Hasenfreund. Langsam setzten sie eine Pfote vor die andere, bis sie plötzlich an ein Hindernis stießen. Whoopie schrie erschrocken auf.

      Rabbit, der seine Angst auf keinen Fall zeigen wollte, ertastete mit seinen Vorderläufen den vor ihnen liegenden Gegenstand. „Ist nur ein Stück Balken“, beruhigte er den zitternden Whoopie. „Er ist wahrscheinlich von oben heruntergefallen. Ist doch ganz schön morsch diese Bude. Los, gehen wir weiter!“

      Eng aneinander gekuschelt setzten sie ihre Entdeckungsreise fort. Sie mussten noch mehrmals über Holzteile hüpfen, die ihnen den Weg versperrten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnten immer mehr Umrisse erkennen.

      „Da!“, rief Rabbit auf einmal. „Schau, hier ist es. Das muss der geheimnisvolle Roboter sein.“

      Eingehüllt in verstaubte, dreckige Decken verbarg sich etwas vor ihnen. Spinnweben spannten sich bis hinauf in das Dachgebälk.

      „Und du meinst, die Maschine ist da drunter?“

      „Das werden wir spätestens sehen, wenn wir die Verpackung herunterziehen, Whoopie.“ Rabbit hatte seine Überlegenheit zurückgewonnen. Mutig zog er heftig an einem Zipfel der Decke und mit einem Schwupp fiel der Schutz ab und beide Hasen standen in einer undurchdringlichen Schmutzwolke.

      „Oh mein Gott“, rief Whoopie aus und hüpfte mit einem Satz zur Seite. Gleich darauf musste er kräftig husten. Auch Rabbit nieste und hustete in einem fort.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis sich der Staub legte und sie wieder freie Sicht hatten. Doch umso größer war jetzt die Überraschung. Vor ihnen stand ein Riesenmonstrum mit Greifarmen und zahlreichen Schrauben, Rädchen und Kabeln.

      „Wow, ist das cool!“ Whoopie stand staunend vor dem Ungetüm.

      Rabbit, der sich schon etwas näher herangewagt hatte, betrachtete es grübelnd. „Wenn ich nur wüsste, wie man das Ding einschalten kann?“

      „Ich glaube, ich weiß wo“, rief sein Hasenfreund erfreut. „Hier ist ein roter Knopf. Das ist bestimmt der Anlasser.“ Eilig hüpfte er auf ein Stahlrohr und versuchte gerade an den großen roten Schalter zu gelangen, als von der Tür her eine Stimme rief:

      „Nein, nicht!“

      Doch es war zu spät. Whoopie hatte bereits den roten Knopf gedrückt.

      „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Was macht ihr hier in meinem Schuppen?“

      Erschrocken fuhren die beiden Hasen herum und sahen Onkel Bunny im Türrahmen stehen. Eine Antwort konnten sich die beiden Häschen sparen, denn in diesem Moment ertönten seltsame Geräusche. Ängstlich hüpften Rabbit und Whoopie zum Ausgang und drückten sich eng an den Onkel.

      „Was ist das? Was geschieht hier?“, fragte dieser erstaunt.

      Das Ungetüm begann zu schnauben und zu zischen. Unter den Hasenpfoten fing der Boden an zu vibrieren. Aus sämtlichen Öffnungen der Maschine drangen dicke Rauchschwaden heraus. Stangen und Rädchen bewegten sich rhythmisch hin und her. Der Lärm schwoll immer mehr an, sodass sich die ängstlichen Hasen ihre langen Ohren mit den Pfoten zuhalten mussten.

      Plötzlich trat Stille ein. Der Nebel verzog sich und das Monstrum stand ruhig an seinem Platz.

      „Das ist ja ein Ding!“ Rabbit hatte als Erster die Sprache wiedergefunden. „Und was sollte der ganze Lärm nun?“

      Kaum hatte der kleine Hase die Frage ausgesprochen, als ein Plopp die drei zusammenzucken ließ. Dann wieder Stille.

      Rabbit nahm seinen ganzen Mut zusammen, näherte sich dem Ungetüm und stieß einen Schrei aus. Schnell liefen die beiden anderen Hasen herbei und Whoopie entfuhr ein Laut des Entzückens. In einer Schale, die an der Maschine befestigt war, lag ein herrlich bunt bemaltes Osterei.

      Ute Petkelis wurde im Jahr 1958 geboren und lebt heute mit Mann und Sohn im Main-Kinzig-Kreis. Erst 2004 begann sie mit dem Schreiben. Zunächst waren es Kinder- und Alltagskurzgeschichten, später kamen Märchen hinzu. Einige ihrer Texte wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.

      *

      Die Hasen und die Sternfabrik

      Etwas ganz und gar Unerhörtes hatte sich eines sonnigen Frühlingsmorgens an der Sternfabrik zugetragen. Aufgebracht standen die Hasen dicht gedrängt vor der Fabrik und tuschelten miteinander.

      Die Sternfabrik wurde seit jeher von Hasen geführt, da Hasen sich für außerordentlich geschäftstüchtige Wesen hielten. Sie glaubten, mit ihren großen Lauschern ein besonders gutes Gehör dafür zu besitzen, welche Dinge sich ihre Kunden wünschten. Die alten Menschenvölker waren einst ganz verzaubert gewesen von dem Himmel mit seinen Millionen Sternen, darum hatten die pfiffigen Hasen die Sternfabrik gegründet. Sie hatten zahllose leuchtende Sterne in allen Größen hergestellt und sich damit sogar ihr eigenes Denkmal geschaffen. Noch heute kannst du, wenn du im Sommer in einer lauen, klaren Nacht zum Firmament schaust, das Sternbild des Hasen sehen, da, gleich beim Orion.

      Die alten Völker aber gab es längst nicht mehr und niemand kümmerte sich mehr um die Sterne. Die Geschäfte liefen sehr schlecht. Schon lange war nichts Aufregendes mehr passiert – bis zu jenem unerhörten Tag.

      „Was ist denn hier los?“ Der Chefhase kam gerade an der Fabrik an und war ganz verwundert über die riesige Versammlung, die er dort sah. Normalerweise waren die Hasen um diese Zeit längst bei der Arbeit, um Sterne herzustellen.

      „Jemand hat das Schild bemalt!“, rief da einer aus der Menge. Er zeigte mit seiner Pfote nach oben zum Dach der Fabrik, wo auf einem großen Schild „STERNFABRIK“ gedruckt stand.

      Der Chefhase sah nach oben, und tatsächlich – irgendein Schmierfink hatte einen dicken, runden Kreis vor den Namen der Fabrik gemalt. So etwas Unerhörtes aber auch!

      „Was hat dieser Kreis zu bedeuten?“, schimpfte der Chefhase, denn es machte ihn wütend, dass jemand einfach so auf seinem Eigentum herumkritzelte.

      „Vielleicht ist das die Sonne?“, schlug einer der Hasen vor.

      „Oder ein Wagenrad!“, meinte ein anderer.

      „Oder die Brille eines Zyklopen!“

      „Nein, nein, ihr liegt alle miteinander falsch“, widersprach ein weißer Hase mit schwarzen Flecken, der ganz in der Nähe vom Chefhasen stand. „Das ist keine Sonne, das ist auch kein Wagenrad und erst recht ist es keine Brille eines Zyklopen!“

      „Aber was ist es dann?“, fragten vereinzelte Stimmen.

      „Das ist ein Ei!“, antwortete der weiße Hase mit den schwarzen Flecken. „Seht doch, der Kreis ist ein klitzekleines bisschen oval und nicht ganz rund. Das muss ein Ei sein.“

      „Aber ja, es ist ein Ei!“, stimmten ihm nun die anderen Hasen zu.

      Auch der Chefhase ließ sich davon überzeugen. „Wir sind aber doch keine Ei-Sternfabrik“, empörte er sich und schüttelte den Kopf. „Warum hat denn jemand ein Ei auf das Schild gemalt?“

      Darauf

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