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bis oben hin zu und verließ das Restaurant.

      Eilig lief der Professor hinter ihr her. „Warten Sie!“

      Vor dem Restaurant blieb sie noch einmal stehen und wandte sich zu ihm um.

      „Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Richtige dafür bin“, gestand er.

      „Nun, dann denken Sie noch einmal darüber nach.“

      „Es ist … gefährlich.“

      Ernst sah Britta Stark dem Professor in die Augen. „Es ist Ihre Entscheidung. Sie können jetzt zurück in Ihr gemütliches Zuhause gehen, sich einen Schnaps nach dem anderen hinter die Binde kippen und die Sache vergessen. Wenn Sie jedoch weiter an der Geschichte interessiert sind, dann sehen wir uns wieder.“

      Das Licht flackerte, ging für zwei Sekunden aus, dann wieder an.

      „Ich habe darüber nachgedacht“, sagte der Professor. „Das Ganze gefiel mir nicht. Ich war immer nur ein einfacher Schmierenschreiber, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber dann … Als sie mich anrief, habe ich mich entschieden, mich doch noch einmal mit ihr zu treffen. Jetzt ist sie tot, und das ist das vorläufige Ende der Geschichte.“

      Langsam schüttelte Susanne den Kopf. „Sie wollte also auspacken, und deshalb wurde sie umgebracht.“

      „Ja.“ Der Professor hob den Blick und sah sie an. „Und ich glaube zu wissen, wer ihr Mörder ist.“

      „Die Kraniche, das habe ich schon verstanden.“

      „Nein, ich meine, ich glaube den Namen ihres Mörders zu kennen. Sein Name ist Schiller. Eduard Schiller.“

      Wieder flackerte das Licht für einen kurzen Moment.

      „Woher …?“, setzte Susanne an.

      „Sie hat es mir gesagt.“

      „Wer? Britta Stark?“

      „Ja. Sie war nach unserem Treffen schon im Taxi, doch dann ist sie noch einmal ausgestiegen und zu mir zurückgekommen. Sie hat gesagt: ‚Wenn mir etwas zustößt, Herr Dickfeld, wenn ich nicht mehr dazu komme, noch einmal mit Ihnen zu sprechen, dann war Eduard Schiller mein Mörder. Merken Sie sich diesen Namen.‘“

      Susanne hob die Augenbrauen. „Sind Sie ganz sicher, dass sie das gesagt hat?“

      „Ganz sicher. Sie sagte klar und deutlich: Dann war Eduard Schiller mein Mörder.“

      „Wer ist das? Was ist das für ein Mann?“

      „Warten Sie.“ Der Professor erhob sich, verließ das Wohnzimmer und kam wenig später mit ein paar Papieren zurück. Er setzte sich wieder. „Nach dem Gespräch mit ihr habe ich mich zu Hause ein wenig mit dem Mann auseinandergesetzt, habe im Internet recherchiert und einige alte Zeitungsartikel gefunden.“ Er reichte Susanne ein DIN-A4-Blatt. „Das ist er. Ich hab das Foto im Netz gefunden und ausgedruckt.“

      Susanne griff nach dem Papier und schaute ihn dann ungläubig an. „Der sieht ja aus wie George Clooney.“ Man hätte diesen Mann ohne Probleme in einem Lifestylemagazin zeigen können, es wäre kaum jemandem aufgefallen, dass er nicht der berühmte Schauspieler war.

      „Ja“, bestätigte der Professor. „Ein schöner Mann, zweifellos.“

      „Er sieht überhaupt nicht gefährlich aus.“

      „Sagen Sie das Britta Stark. Leider ist der Mann nur nach außen hin schön, in seinem Inneren ist nicht sehr viel Schönes zu finden.“

      Susanne ließ das Foto sinken. „Was wissen Sie über ihn?“

      „Leider kaum etwas. Nur eine Sache: Vor zwölf Jahren wurde Schiller verhaftet und verurteilt. In den Gerichtsprotokollen war zu lesen, dass er nach einer Taxifahrt mit dem Fahrer in Streit geraten war, weil dieser ihm angeblich zu viel Fahrtkosten berechnet hatte. Es gab ein Handgemenge, bei dem Schiller den Kopf des Fahrers auf das Lenkrad schlug, was diesem das Genick gebrochen hat. Schiller verschwand, stellte sich aber zwei Tage später der Polizei. Und jetzt raten Sie, wer damals seine Anwältin war.“

      „Britta Stark?“

      „Exakt. Sie hat es geschafft, dass Schiller nur wegen fahrlässiger Tötung angeklagt wurde. Er saß zwei Jahre ab, der Rest wurde zur Bewährung ausgesetzt. Nach seiner Entlassung hat man dann nichts mehr von ihm gehört. Er ist nicht mehr aufgefallen, ist sozusagen scheu geworden wie ein Reh. Offiziell besitzt er ein Antiquitätengeschäft in der Altstadt, lebt dafür aber auf ziemlich großem Fuß. Auf zu großem Fuß, wie ich meine.“

      „Aber wenn die Anwältin ihn rausgepaukt hat, dann sollte Schiller ihr doch ein Denkmal setzen und sie nicht umbringen.“

      „Er ist ein Mörder.“

      „Ja. Das haben Sie bereits gesagt, und der tote Taxifahrer würde das sicher bestätigen, aber es gibt keinen Beweis dafür, dass er Britta Stark umgebracht hat.“

      „Er und sie arbeiteten für dieselbe Bande. Für die Kraniche.“

      „Das sagen Sie. Ich meine, was diesen Schiller betrifft, ist das allein Ihre Behauptung – oder können Sie es beweisen?“

      „Nein. Leider nicht.“

      In die darauffolgende Stille drang nur das Rauschen des Windes vor dem Fenster.

      „Wie auch immer“, sagte Susanne. „Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.“

      Der Professor stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Gott sei Dank, Sie sehen es ein.“

      Irritiert sah sie auf. „Wie bitte?“

      „Sie sehen ein, dass wir uns gemeinsam darum kümmern müssen.“

      „Uns darum kümmern? Wie stellen Sie sich das vor? Ist Ihnen eigentlich klar, wovon wir hier reden? Wir reden von einer verdammten Mafia!“

      „Das ist keine Mafia.“ Der Professor rieb sich über die Stirn.

      „Für mich schon. Sie sind mächtig, und sie morden kaltblütig. Und was das Schlimmste ist: Sie sind zudem noch verrückt.“ Susanne warf die Hände in die Luft. „Ich kann überhaupt nicht glauben, dass Sie hier sitzen wie Buddha persönlich und offenbar kein Stück Angst haben, während mir nach allem, was Sie mir gerade erzählt haben, die Knie nur so schlottern.“ Sie erhob sich und begann, im Zimmer hin und her zu gehen, weil sie nicht länger still sitzen konnte. Schließlich blieb sie wieder stehen und wandte sich zu ihm um. „Warum gehen Sie nicht zur Polizei? Dann können die sich darum kümmern, das ist schließlich deren Job.“

      „Haben Sie mir gerade nicht zugehört?“, sagte der Professor. „Erstens habe ich überhaupt noch keine Beweise, und zweitens befinden sich Kraniche auch in den Reihen der Polizei. Niemand würde mir glauben, und niemand würde mir helfen. Eher würde man vermuten, ich hätte etwas mit der Ermordung der Anwältin zu tun.“

      „Der Platz ist schon besetzt. Den habe ich.“

      „Nein, es ist noch nicht der richtige Augenblick“, redete der Professor weiter, als hätte er Susannes Einwand nicht gehört. „Wir müssen uns erst einmal alleine darum kümmern. Wir …“

      „Das können Sie sich sofort wieder aus dem Kopf schlagen“, fiel Susanne ihm ins Wort.

      „So hören Sie mir doch …“

      „Nein!“ Susanne wandte sich in Richtung Tür. „Ich bin raus.“

      „Wo wollen Sie hin?“, fragte der Professor.

      „Weg von hier. Weg von dem ganzen Scheiß.“

      Und damit ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

      8. KAPITEL

      Ein von Menschen gemachter Albtraum

      Dienstag, 21. Dezember

      Hannover

      Die

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