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ge­tra­gen, an de­nen Vor­hän­ge be­fes­tigt wa­ren, die man heu­te zu­rück­ge­scho­ben hat­te, um die Ge­gend bes­ser ge­nies­sen zu kön­nen. Nur der Vor­hang an der Rück­sei­te flat­ter­te wie eine Fah­ne im Win­de. Die Haus­frau strahl­te ne­ben ih­rem Man­ne in ei­ner auf­fal­len­den kirsch­ro­ten Sei­den-Toi­let­te. Hin­ter ih­nen sas­sen auf zwei Stüh­len die alte Groß­mut­ter und ein jun­ges Mäd­chen. Aus­ser­dem be­merk­te man noch das Flachs­haar ei­nes jun­gen Bur­schen, wel­cher sich in Er­man­ge­lung ei­nes Sit­zes der Län­ge nach auf dem Bo­den aus­ge­streckt hat­te, so­dass nur noch sein Kopf zum Vor­schein kam.

      Nach­dem man die Ave­nue des Champs-Ely­sees her­un­ter ge­fah­ren war und die Fes­tungs­wer­ke bei der Por­te Mail­lot hin­ter sich hat­te, be­gann man, sich mit Mus­se in die Be­trach­tung der Ge­gend zu ver­tie­fen.

      »End­lich sind wir im Frei­en« sag­te Herr Du­four als man bei der Brücke von Neuil­ly an­kam; und auf die­sen Ruf hin be­gann Ma­da­me Du­four mit ih­rer Na­tur-Schwär­me­rei.

      Am Ron­del von Cour­be­voie er­reg­te der wei­te Aus­blick, der sich da er­öff­ne­te, ihre gan­ze Be­wun­de­rung. Da un­ten rechts lag Ar­gen­teuil mit sei­nem Glock­en­turm; dar­über hin­aus sah man die Schiess­stän­de von San­nois und die Müh­le von Or­ge­mont. Links zeig­te sich am hel­len Mor­gen­him­mel der Aqua­edukt von Mar­ly und aus­ser­dem konn­te man in der Fer­ne noch die Ter­ras­se von Saint-Ger­main be­mer­ken, wäh­rend vorn am Ende ei­ner Hü­gel­ket­te große Erd­auf­wür­fe auf das neue Fort Cor­meil­les hin­deu­te­ten. Ganz hin­ten in ei­ner mäch­ti­gen Ent­fer­nung über Wie­sen und Dör­fer hin­aus, un­ter­schied man noch den grün­li­chen Schim­mer der Wäl­der.

      Die Son­ne brann­te den Aus­flüg­lern heiss aufs Ge­sicht, der Staub drang ih­nen un­auf­hör­lich in die Au­gen und zu bei­den Sei­ten der Stras­se dehn­ten sich end­lo­se kah­le schmut­zi­ge und stin­ken­de Fel­der aus. Man hät­te den­ken sol­len, dass ein Aus­satz sie ver­wüs­tet und bis auf die Häu­ser aus­ge­so­gen habe, denn die halb­ver­fal­le­nen und un­be­nutz­ten Ge­rip­pe der Häu­ser, oder bes­ser ge­sagt die klei­nen halb­vollen­de­ten Bau­ten, de­ren Ei­gen­tü­mer we­gen Geld­man­gel auf­ge­hört hat­ten, streck­ten ihre vier nack­ten dach­lo­sen Mau­ern gen Him­mel.

      Hier und da stie­gen aus der kah­len Flä­che mäch­ti­ge Fa­brik­schorn­stei­ne em­por, die ein­zi­gen Wahr­zei­gen mensch­li­chen Le­bens in die­ser star­ren Ge­gend, wo die Früh­lings­win­de einen Duft von Teer und Pe­tro­le­um nebst ei­nem an­de­ren noch un­an­ge­neh­me­ren, mit sich führ­ten.

      End­lich kam man zum zwei­ten Mal über die Sei­ne; und auf der Brücke nun gab es ein all­ge­mei­nes Stau­nen. Der Strom er­glänz­te im Son­nen­lich­te eine Dunst­wol­ke zog sich von ihm aus zum Ta­ges­ge­stirn em­por, und mit stil­lem Be­ha­gen sog man hier in der wohl­tu­en­den Ruhe die fri­sche rei­ne Luft ein, die nun end­lich von dem Schwar­zen Rauch der Fa­brik­schlo­te und dem Dunst der Werk­stät­ten frei war.

      Bei ei­nem Vor­über­ge­hen­den hat­te man den Na­men des Or­tes hier er­fah­ren: Es war Be­z­ons.

      Der Wa­gen hielt und Herr Du­four las die ein­la­den­de Auf­schrift ei­ner Gar­kü­che: »Re­stau­rant Pou­li­en, Ra­gouts und Bra­ten; Ge­sell­schafts­zim­mer, Gar­ten mit Schau­kel. Nun, Ma­da­me Du­four, ge­fällt Dir das? Wirst Du Dich ent­sch­lies­sen?«

      Ma­da­me las nun auch: »Re­stau­rant Pou­lin, Ra­gouts und Bra­ten; Ge­sell­schafts­zim­mer, Gar­ten mit Schau­kel.« Dann schau­te sie das Haus lan­ge an.

      Es war ein rein­li­ches länd­li­ches Gast­haus am Ran­de der Stras­se. Durch die of­fe­ne Tür sah man die blan­ken Zinn­schüs­seln des Schenk­ti­sches, vor wel­chem zwei Ar­bei­ter im Sonn­tags­ge­wan­de stan­den. End­lich hat­te Ma­da­me sich ent­schie­den:

      »Ja, es ist gut hier, und aus­ser­dem hat man Aus­sicht.« sag­te sie.

      Der Wa­gen bog in einen ge­räu­mi­gen mit großen Bäu­men be­pflanz­ten Hof ein, der sich bis hin­ter das Gast­haus aus­dehn­te und von der Sei­ne nur durch den Lein­pfad ge­trennt war.

      Man stieg ab. Der Mann sprang zu­erst her­un­ter und öff­ne­te die Arme um sei­ne Frau auf­zu­fan­gen. Der von zwei Ei­sen­stan­gen ge­hal­te­ne Fuss­tritt war ziem­lich nahe über dem Bo­den, so­dass sie den un­te­ren Teil ei­nes Bei­nes se­hen ließ, des­sen ur­sprüng­li­che Fein­heit jetzt un­ter ei­nem ziem­li­chen Fet­t­an­satz ver­schwand, der ihre Schen­kel be­deck­te. Herr Du­four, den die Land­luft aus sei­ner ge­wohn­ten Schläf­rig­keit ge­weckt hat­te, kniff sie in die Wade, dann fass­te er sie un­ter die Arme und ließ sie lang­sam wie ein großes Packet zur Erde glei­ten.

      Sie klopf­te mit den Hän­den auf ihr Sei­den­kleid um den Staub zu ent­fer­nen und sah sich dann ihre Um­ge­bung nä­her an.

      Ma­da­me Du­four war eine Frau von un­ge­fähr sechs­und­dreis­sig Jah­ren, wohl­ge­nährt, üp­pig und von mun­te­ren Sin­nen. Sie at­me­te et­was schwer, in­dem das zu eng ge­schnür­te Cor­set sie be­drück­te, und die hoch­auf­ge­schnür­te star­ke Brust stieg wie eine wo­gen­de Mas­se fast bis zu ih­rem Dop­pel­kinn em­por. Hier­auf schwang sich das jun­ge Mäd­chen, in­dem es sei­ne eine Hand auf die Schul­ter des Papa stütz­te, ohne wei­te­re Hil­fe aus dem Wa­gen. Der Bur­sche mit dem Flachs­kopf hat­te einen Fuss auf das Rad ge­setzt und die­ses als Tritt­brett be­nutzt. Jetzt half er Herrn Du­four, die Groß­mut­ter aus­zu­la­den.

      Hier­auf wur­de das Pferd ab­ge­spannt und an den nächs­ten Baum ge­bun­den; der Wa­gen fiel vorn­über und fand sei­ne Stüt­ze in der Sche­re. Die bei­den Män­ner zo­gen ihre Rö­cke aus, wu­schen sich die Hän­de in ei­nem nahe ste­hen­den Trän­kei­mer und be­ga­ben sich nach Ver­voll­stän­di­gung ih­rer Toi­let­te wie­der zu den Da­men, die be­reits auf den Schau­keln Platz ge­nom­men hat­ten.

      Fräu­lein Du­four ver­such­te sich ste­hend ohne Hil­fe zu schau­keln; in­dess woll­te ihr der rech­te Schwung nicht ge­lin­gen. Sie war ein hüb­sches Mäd­chen von acht­zehn bis zwan­zig Jah­ren, ei­nes je­ner We­sen, de­ren An­blick auf der Stras­se einen plötz­lich reizt und nicht sel­ten eine un­ru­hi­ge, auf­ge­reg­te Nacht ver­ur­sacht. Groß, von schlan­ker Tail­le und brei­ten Hüf­ten, hat­te sie einen sehr bräun­li­chen Teint, sehr große Au­gen und tief­schwar­ze Haa­re. Ihr Kleid ließ die Fül­le ih­rer Kör­per­for­men deut­lich her­vor­tre­ten, na­ment­lich bei den cha­rak­te­ris­ti­schen Be­we­gun­gen der Hüf­ten, mit de­nen sie sich jetzt in Schwung zu brin­gen ver­such­te. Mit den aus­ge­streck­ten Ar­men hat­te sie die Sei­le in Höhe ih­res Kop­fes er­fasst und ihre Brust hob sich un­will­kür­lich bei je­dem Sto­ss, den sie sich gab. Ihr Hut, den ein Wind­sto­ss fort­ge­schleu­dert hat­te, lag hin­ter ihr, und wie nun die Schau­kel end­lich doch an­fing sich hö­her zu he­ben, zeig­ten sich bei je­dem Schwun­ge der­sel­ben ihre nied­li­chen Bei­ne bis zum Knie. Die bei­den Män­ner schau­ten la­chend die­sem Schau­spiel zu und lies­sen sich das Ge­sicht durch den Wind­hauch fä­cheln, den ihre flat­tern­den Klei­der her­vor­rie­fen. Die­ser Luft­zug schi­en ih­rer Nase ein an­ge­neh­me­res Ge­fühl zu be­rei­ten, als der Duft von Al­ko­hol.

      Ma­da­me Du­four sass auf der and­ren Schau­kel, und stöhn­te fort­ge­setzt in ein­för­mi­gem Tone:

      »Cy­pri­an, komm und schaukle mich; komm doch und schaukle mich, Cy­pri­an!« Sch­liess­lich ging er hin, nach­dem

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