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      Als nun eine Auf­wär­te­rin kam, be­fahl man das De­jeu­ner.

      »Ei­nen Sei­ne-Back­fisch, einen Ka­nin­chen­bra­ten, eine Schüs­sel Salat und Des­sert« be­stell­te Ma­da­me Du­four mit wich­ti­ger Mie­ne.

      »Brin­gen Sie zwei Li­ter und eine Fla­sche Bor­deaux«, rief ihr Mann.

      »Wir wol­len im Gra­se spei­sen,« füg­te das jun­ge Mäd­chen hin­zu.

      Die Groß­mut­ter, von Zärt­lich­keit beim An­blick der Haus­kat­ze er­grif­fen, ver­folg­te die­sel­be seit zehn Mi­nu­ten ver­geb­lich mit den süs­ses­ten Ko­sen­a­men. Das Tier fühl­te sich zwei­felsoh­ne in­ner­lich über die­se Auf­merk­sam­keit sehr ge­schmei­chelt und hielt sich im­mer ganz nahe bei der gu­ten Al­ten auf, ohne sich je­doch er­wi­schen zu las­sen; es mach­te ru­hig sei­nen Rund­gang um je­den ein­zel­nen Baum, rieb den ge­krümm­ten Rücken dar­an und streck­te be­hag­lich schnur­rend den Schwanz ker­zen­ge­ra­de in die Höhe.

      »Hol­la!« schrie plötz­lich der jun­ge Flachs­kopf, der das Ter­rain son­dier­te, »da gibt es ja auch Renn­boo­te!«

      Man ging hin, um sich zu über­zeu­gen. In der Tat wa­ren an ei­ner klei­nen Holz­brücke zwei präch­ti­ge, sehr sorg­sam und lu­xu­ri­ös ge­bau­te Ru­der­boo­te be­fes­tigt. Sie la­gen ne­ben­ein­an­der wie zwei große schlan­ke Mäd­chen, so lang und glän­zend, und lock­ten un­will­kür­lich zu ei­ner Spa­zier­fahrt bei den schö­nen lau­en Aben­den oder hel­len Mor­gen­stun­den der Som­mer­zeit. Wie präch­tig muss­te es sein, an den blu­mi­gen Ufern ent­lang zu glei­ten, wo die Bäu­me ihre Zwei­ge in das Was­ser tau­chen, das Schilf­rohr fort­wäh­rend im Säu­seln des Win­des er­schau­ert, und der schnel­le Eis­vo­gel wie ein blau­er Blitz aus dem­sel­ben her­vor­schwirrt.

      Die gan­ze Fa­mi­lie be­trach­te­te sie mit Ehr­furcht. »Ach ja, das sind Renn­boo­te,« wie­der­hol­te ge­wich­tig Herr Du­four und be­gann sie mit dem Tone ei­nes Ken­ners zu be­schrei­ben. Er hat­te, wie er sag­te, selbst in sei­ner Ju­gend ge­ru­dert, und mit sol­chen Din­gern in der Hand – hier­bei mach­te er die Be­we­gung des Ru­derns – wür­de er je­den in die Schran­ken for­dern. Er ver­stand sich dar­auf trotz dem bes­ten Eng­län­der und hat­te mehr­mals so­gar in Join­ville mit­ge­st­ar­tet. Er scherz­te über das Wort »Da­men« wo­mit man die Ru­der­ga­beln be­zeich­net und mach­te das geist­rei­che Wort­spiel, dass tüch­ti­ge Boots­män­ner nie einen Aus­flug ohne ihre »Da­men« mach­ten. Wäh­rend er sprach, ge­riet er von selbst in eine ge­wis­se Er­re­gung hin­ein und ver­stieg sich schliess­lich zu der Wet­te, mit ei­nem Boo­te, wie die­se da, in der Stun­de sei­ne sechs Mei­len zu ma­chen, ohne sich be­son­ders an­zu­stren­gen.

      »Es ist an­ge­rich­tet« mel­de­te jetzt die Auf­wär­te­rin, wel­che am Ein­gang des Gar­tens er­schi­en. Man folg­te ei­ligst ih­rem Rufe, aber auf dem schöns­ten Plat­ze, den sich Ma­da­me Du­four schon im Geis­te aus­ge­sucht hat­te, früh­stück­ten be­reits zwei jun­ge Leu­te. Es wa­ren dies ohne Zwei­fel die Ei­gen­tü­mer der Boo­te, denn sie tru­gen Ru­der­sport-Ko­stü­me.

      Sie sas­sen oder la­gen viel­mehr auf zwei Stüh­len. Ihr Ge­sicht war von der Son­ne ge­bräunt und ih­ren Ober­kör­per be­deck­te nur ein ein­fa­ches wei­ßes Baum­woll­hemd, aus wel­chem die blos­sen Arme her­vor­schau­ten, die­sel­ben wa­ren kräf­tig, wie wenn sie Schmie­den ge­hör­ten. Es wa­ren zwei mun­te­re kraft­strot­zen­de Bur­schen, aus de­ren gan­zen Be­we­gun­gen aber jene ge­fäl­li­ge Elas­ti­zi­tät der Glie­der sprach, die man nur durch ste­te Übung er­hält, und die so ganz ver­schie­den von je­ner ein­sei­ti­gen Kraft­aus­bil­dung ist, wel­che über­mäs­si­ge An­stren­gung bei dem Ar­bei­ter her­vor­ruft.

      Beim An­blick der Mut­ter husch­te ein flüch­ti­ges Lä­cheln über ihre Lip­pen, wäh­rend sie beim Er­schei­nen der Toch­ter einen be­deut­sa­men Blick aus­tausch­ten.

      »Tre­ten wir ih­nen un­se­ren Platz ab;« sag­te der eine »da­bei kön­nen wir dann ihre Be­kannt­schaft ma­chen.«

      Der an­de­re er­hob sich so­fort und in­dem er sei­ne halb­rot-halb­schwar­ze Müt­ze zog, bot er mit rit­ter­li­cher Höf­lich­keit den ein­zi­gen schat­ti­gen Platz im Gar­ten den Da­men an. Un­ter al­ler­lei Aus­flüch­ten und Ent­schul­di­gun­gen nahm man schliess­lich das lie­bens­wür­di­ge Aner­bie­ten an; und, da­mit das Gan­ze einen recht länd­li­chen An­strich be­käme, ließ man sich ohne Tisch und Stüh­le di­rekt auf dem Ra­sen nie­der.

      Die bei­den jun­gen Leu­te tru­gen ihr Ge­deck ei­ni­ge Schrit­te wei­ter und be­gan­nen wie­der zu es­sen. Der ste­te An­blick ih­rer blos­sen Arme setz­te das jun­ge Mäd­chen et­was in Ver­le­gen­heit. Sie tat so­gar als ob sie den Kopf wen­de und gar kei­ne No­tiz mehr von ih­nen näh­me; Ma­da­me Du­four da­ge­gen war schon et­was we­ni­ger prü­de und wur­de von leicht zu be­grei­fen­der weib­li­cher Neu­gier und auch ein we­nig von Lüs­tern­heit ge­plagt. Sie schau­te je­den Au­gen­blick hin, und stell­te im Ge­hei­men zwei­felsoh­ne Ver­glei­che zwi­schen ih­nen und den be­dau­er­li­chen Män­geln ih­res Gat­ten an.

      Sie hat­te sich ins Gras ge­pflanzt, die Bei­ne nach Schnei­der­art ge­kreuzt, und schüt­tel­te sich alle Au­gen­bli­cke, weil ihr an­geb­lich eine Amei­se ir­gend­wo­hin ge­kro­chen sei. Herr Du­four, dem die Nach­bar­schaft der lie­bens­wür­di­gen Frem­den durch­aus nicht sehr will­kom­men war, such­te nach ir­gend ei­ner be­hag­li­chen Lage, die er üb­ri­gens nicht fand; und der jun­ge Mensch mit den flachs­gel­ben Haa­ren frass schwei­gend wie ein Währ­wolf.

      »Ein hüb­scher Tag heu­te, mein Herr!« sag­te die di­cke Dame zu ei­nem der Ru­de­rer; sie woll­te sich we­gen der Ab­tre­tung des Plat­zes lie­bens­wür­dig er­zei­gen.

      »Ja, Ma­da­me;« ent­geg­ne­te die­ser. »Kom­men Sie oft aufs Land her­aus?«

      »Oh, höchs­tens ein oder zwei­mal im Jah­re, um et­was fri­sche Luft zu schöp­fen; und Sie mein Herr?«

      »Ich fah­re alle Aben­de zum Schla­fen her­aus.«

      »Ach das muss hübsch sein?«

      »Ge­wiss, Ma­da­me.«

      Und er er­zähl­te so poe­tisch von sei­nem täg­li­chen Le­ben, dass in dem Her­zen die­ser Bür­gers­leu­te, die des grü­nen­den Ra­sens für ge­wöhn­lich ent­beh­ren muss­ten und für die eine Land­par­tie das gröss­te Fest des Lan­des bil­de­te, wie­der völ­lig jene sinn­lo­se Na­tur­schwär­me­rei er­wach­te, der sie sich das gan­ze Jahr über hin­ter ih­rem La­den­tisch hin­zu­ge­ben pfleg­ten.

      Das jun­ge Mäd­chen hob jetzt sicht­lich er­grif­fen den Kopf und be­trach­te­te sich die bei­den Ru­de­rer. »Ja, ja, das ist ein Le­ben« sag­te Herr Du­four, der jetzt zum ers­ten Male das Wort er­griff. »Noch et­was Ka­nin­chen ge­fäl­lig, mei­ne Lie­be?« füg­te er hin­zu. »Nein, dan­ke Dir, lie­ber Freund!«

      »Frie­ren Sie nie­mals so?« wand­te sie sich jetzt wie­der den jun­gen Leu­ten zu und zeig­te auch de­ren ent­blöss­te Arme.

      Die­se fin­gen bei­de herz­lich zu la­chen an, und mach­ten nun die Fa­mi­lie Du­four durch die Ge­schich­te gru­se­lig, wel­che sie von ih­ren Schwitz­bä­dern und ih­ren Tou­ren im Dun­kel

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