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den ers­ten, den wir zu­sam­men ge­schrie­ben ha­ben: ›Die Erin­ne­run­gen des afri­ka­ni­schen Jä­ger­s’, um­ge­ar­bei­tet und zu­recht­ge­macht, ent­spre­chend der heu­ti­gen Lage.«

      Sie lä­chel­te.

      »Ach ja, der passt sehr gut.««

      Nach ei­nem kur­z­en Nach­sin­nen setz­te sie hin­zu:

      »Ich den­ke über die Fort­set­zung nach, die du doch da­mals schrei­ben soll­test und die du so … hast lie­gen las­sen. Wir könn­ten uns ei­gent­lich jetzt gleich dar­an­ma­chen, das wür­de eine hüb­sche und sehr ak­tu­el­le Ar­ti­kel­se­rie ge­ben.«

      Er ant­wor­te­te, in­dem er sich vor die Sup­pe hin­setz­te:

      »Vor­treff­lich, uns steht jetzt nichts mehr im Wege, da doch der arme be­tro­ge­ne Ehe­mann Fo­res­tier tot ist.«

      Sie er­wi­der­te in ei­nem har­ten be­lei­dig­ten Ton:

      »Die­se Art Wit­ze sind mehr als un­pas­send, und ich möch­te dich bit­ten, da­mit end­lich Schluss zu ma­chen. Ich habe es lan­ge ge­nug an­ge­hört.«

      Er war ge­ra­de im Be­griff, mit ei­ner iro­ni­schen Be­mer­kung zu ant­wor­ten, als man ihm ein Te­le­gramm, brach­te, das ohne Un­ter­schrift nur die Wor­te ent­hielt: »Ich habe den Kopf ver­lo­ren, ver­zei­hen Sie mir und kom­men Sie mor­gen um vier Uhr nach dem Park Mon­ceau.« Nun ver­stand er die Sa­che. Er war freu­dig er­regt und sag­te zu sei­ner Frau, in­dem er das blaue Pa­pier­chen in die Ta­sche glei­ten ließ:

      »Ich wer­de es nicht mehr tun, mein Lieb­ling, es war dumm, ich sehe es ein.«

      Und er be­gann zu es­sen.

      Wäh­rend der Mahl­zeit wie­der­hol­te er sich im­mer­fort die Wor­te: »Ich habe den Kopf ver­lo­ren. Ver­zei­hen Sie mir und kom­men Sie mor­gen um vier Uhr nach dem Park Mon­ceau.« Also sie gab nach, das hießt mit an­de­ren Wor­ten: »Ich er­ge­be mich. Ich ge­hö­re Ih­nen. Wo und wann Sie wol­len.«

      Er be­gann zu la­chen. Ma­de­lei­ne frag­te:

      »Was hast du?«

      »Nichts Be­son­de­res, ich dach­te an einen Pfaf­fen, den ich vor­her ge­trof­fen hat­te und der eine so ko­mi­sche Frat­ze hat­te.«

      Du Roy er­schi­en tags dar­auf pünkt­lich zu sei­nem Ren­dez­vous. Auf den Bän­ken sa­ßen Bür­ger, die von der Hit­ze er­schöpft wa­ren. Ein paar stumpf­sin­ni­ge Kin­der­mäd­chen schlum­mer­ten, wäh­rend die Kin­der im San­de spiel­ten und sich her­um­wälz­ten.

      Er traf Frau Wal­ter in der klei­nen al­ten Rui­ne, wo eine Quel­le spru­del­te. Sie ging um den en­gen Säu­len­kreis her­um, mit ei­nem ver­le­ge­nen und un­ru­hi­gen Aus­druck. Er be­grüß­te sie, und sie sag­te:

      »Es sind so vie­le Men­schen hier in die­sem Gar­ten.«

      Er be­nutz­te die Ge­le­gen­heit.

      »Ja, das ist wahr, sol­len wir nicht wo an­ders hin­ge­hen?«

      »Aber wo­hin?«

      »Das ist egal, neh­men wir eine Drosch­ke zum Bei­spiel. Sie kön­nen den Vor­hang an Ih­rer Sei­te run­ter­las­sen und dann sind Sie ganz in Si­cher­heit.«

      »Ja, das ist mir lie­ber; hier st­er­be ich vor Angst.«

      »Gut, dann tref­fen wir uns in fünf Mi­nu­ten. Ich er­war­te Sie mit ei­ner Drosch­ke vor dem Tor, das auf den äu­ße­ren Bou­le­vard führt.«

      Er ging mit schnel­len Schrit­ten da­von.

      Als sie im Wa­gen zu­sam­mensa­ßen, frag­te sie ihn:

      »Was ha­ben Sie dem Kut­scher ge­sagt? Wo­hin fah­ren wir?«

      »Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen,« ant­wor­te­te Ge­or­ges, »er weiß Be­scheid.«

      Er hat­te ihm die Adres­se sei­ner Woh­nung in Rue Con­stan­ti­no­ple ge­ge­ben.

      »Sie ah­nen nicht,« fuhr sie fort, »wie ich lei­de und wie ich mich quä­le, al­les um Ihret­wil­len! Ich war hart ges­tern in der Kir­che, aber ich woll­te Sie flie­hen um je­den Preis. Ich fürch­te mich, mit Ih­nen al­lein zu sein. Ha­ben Sie mir ver­zie­hen?«

      Er drück­te ihr die Hän­de.

      »Ja, ja, was wür­de ich Ih­nen nicht ver­zei­hen, ich, der Sie so liebt!«

      Sie sah ihn fle­hend an:

      »Hö­ren Sie, Sie müs­sen mir ver­spre­chen, mich zu scho­nen, dass Sie …, dass Sie nicht … sonst könn­te ich Sie nie wie­der­se­hen.«

      Er ant­wor­te­te zu­erst gar nichts; er lä­chel­te un­ter sei­nem Schnurr­bart, mit ei­nem Lä­cheln, das die Frau­en ver­wirr­te … Dann sag­te er sehr lei­se :

      »Ich bin Ihr Skla­ve.«

      Und nun er­zähl­te sie ihm, wie sie ihn lieb­te, wie sie das be­merkt hat­te, als er Ma­de­lei­ne Fo­res­tier hei­ra­ten woll­te. Sie sprach von Ein­zel­hei­ten, von den klei­nen Tat­sa­chen. Plötz­lich schwieg sie. Der Wa­gen hielt und Du Roy öff­ne­te die Tür.

      »Wo sind wir?« frag­te sie.

      »Stei­gen Sie aus,« er­wi­der­te er, »und ge­hen Sie in dies Haus; dort wer­den wir es be­que­mer ha­ben.«

      »Wo sind wir denn ei­gent­lich?«

      »Bei mir. Es ist mei­ne Jung­ge­sel­len­woh­nung, die ich ge­nom­men habe … für ei­ni­ge Tage … um die Mög­lich­keit zu ha­ben, Sie zu se­hen.«

      Sie klam­mer­te sich an das Pols­ter des Wa­gens fest und stam­mel­te:

      »Nein, nein, ich will nicht! Ich will es nicht!«

      »Ich schwö­re Ih­nen, Sie zu scho­nen«, sag­te er mit ener­gi­scher Stim­me. »Kom­men Sie, Sie se­hen doch, dass wir be­ob­ach­tet wer­den, die Men­schen wer­den sich an­sam­meln. Kom­men Sie, stei­gen Sie aus.«

      Und er wie­der­hol­te:

      »Ich schwö­re Ih­nen, dass ich Ih­nen nichts an­tun wer­de!«

      Ein Wein­händ­ler sah sie neu­gie­rig an. Sie wur­de von Schreck er­grif­fen und eil­te ins Haus.

      Sie woll­te die Trep­pe hin­auf­stei­gen, aber er hielt sie zu­rück:

      »Hier im Erd­ge­schoss«, sag­te er.

      So­bald sie im Zim­mer wa­ren, er­griff er sie wie eine Beu­te. Sie wehr­te sich, kämpf­te, stam­mel­te: »Oh, mein Gott! Oh, — — mein Gott!« — — —

      Er küss­te ihr die Au­gen, die Haa­re, den Mund, den Hals; sie ver­such­te sei­nen Küs­sen zu ent­wei­chen und trotz­dem er­wi­der­te sie sei­ne Küs­se wi­der Wil­len. Plötz­lich hör­te sie auf zu kämp­fen; sie war be­siegt und ließ sich von ihm ent­klei­den. Schnell und ge­schickt wie eine ge­üb­te Kam­mer­zo­fe zog er ihr eins nach dem an­de­ren ih­rer Klei­dungs­stücke aus.

      Das Kor­sett riss sie ihm aus den Hän­den her­aus, um ihr Ge­sicht dar­in zu ver­ber­gen, und nun stand sie el­fen­bein­nackt in­mit­ten ih­rer Hül­len, die ihr zu Fü­ßen ge­fal­len wa­ren. Er ließ ihr die Schu­he an und trug sie auf den Ar­men aufs Bett. Da stam­mel­te sie ihm mit ge­bro­che­ner Stim­me ins Ohr:

      »Ich schwö­re Ih­nen, … ich schwö­re Ih­nen, ich habe noch nie einen Ge­lieb­ten

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