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       Imperium Romanum – Rom

      Lartius, der Kopf der Adler der Evocati, nahm die Nachrichten, die in seinem Adlerhorst in Rom eintrafen, willkommen auf. Stimmte, was der Bote aus Mogontiacum behauptete, würde Tremorinus, zumindest klang dies auch in dessen Schreiben sehr deutlich an, noch mehr Unterstützung in Germanien benötigen.

      Nun war der letzte Einsatz seiner Evocati, Trebius Pollio und Tullus Veturius, die dem Kaiser auf seiner Reise durch die Provinz Achaea seine Botschaft zu den Vorfällen in Germania überbringen sollten, zwar erfolgreich, aber für seine Getreuen nicht eben glücklich verlaufen. Weil Pollio und sein Gefährte, selbst nach ihrer Rückkehr nach Rom, weiterhin einer Gefahr unterlagen, verfiel er auf den Gedanken, diese beiden Evocati nach Germanien zu Belletor und von dort weiter zum Legat Valens zu entsenden.

      Er wusste oder vermutete zumindest, dass der Praefectus Praetorio Tigellinus nicht in der Germania nach Pollio suchen würde. Selbst dorthin aufzubrechen und seinen geliebten Kaiser zu verlassen, um einer Rache zu folgen, traute Lartius diesem hinterlistigen und selbstsüchtigen Präfekt nicht zu. Ihm dagegen schienen Pollio und Veturius im Exercitus Germania Inferior ausreichend weit von einer Bedrohung entfernt, die sich hauptsächlich auf Rom beziehen dürfte. Vielleicht gelang es Pollio, auch in der Germania, einen gleich wirksamen Erfolg zu verbuchen, wenn er des Kaisers Wille zur Beobachtung des Legat Fabius Valens umsetzte.

      Seine Gedanken geordnet, in einem Entschluss verfestigt und den Weg zur Erreichung seiner Ziele vorgezeichnet, begann Lartius mit der Umsetzung.

      Empfand er das Treiben des Kaisers, wie auch das des Senats, als wenig Sinn bringend für das Erstarken des Imperium und war weit davon entfernt, sich selbst die Herrschaft über Rom anmaßen zu wollen, so sollte er dennoch darauf wirken, dass das eine oder andere Ereignis nicht den miteinander Streitenden, sondern dem Imperium Roms zu Gute ausschlagen sollte.

      Unbedenklich erschien ihm des Kaisers Wunsch für Augen und Ohren in der Nähe des Legat Fabius Valens und des Feldherrn Vespasian. Weil die Erkenntnisse seiner Evocati durch seine eigenen Ohren und durch seinen Kopf mussten, bevor sie dem Kaiser offenbart wurden, würde er also Nützliches und Unnützes voneinander trennen können und so die zu erwartenden Handlungen Neros beeinflussen…

      Den vom Senat geforderten Tod des Verginius Rufus, der nicht nur seinen Interessen widersprach, zu verzögern oder ganz zu unterbinden, sollte er sich vorbereiten… Dies erforderte den Schutz des Mannes, zumindest soweit dies in seiner und der Evocati Hände lag.

      Also beauftragte er Pollio zur Übermittlung seines Willens und wählte Belletor als Empfänger seiner Befehle, obwohl es dann dem Obertribun Tremorinus zufallen musste, den erforderlichen Schutz zu bewirken.

      Sollte sich, aufgrund welcher Ereignisse auch immer, eine Veränderung in der Vorgehensweise herausschälen, besaß er noch immer das wirksamste Mittel, auf die Lage Einfluss zu nehmen. Den Rest würde die Zeit bewirken, die wie immer Überraschungen mit sich brachte, einerseits Kräfte zu verstärken verstand und dafür dann Andere schwächte. Lartius blieb, besaß er einen Plan seines Einwirkens, immer die Zeit, sich anzupassen, wenn er im Vorhinein jede mögliche Wendung bedachte. Er glaubte von sich, einen guten Überblick zu besitzen und über die Macht zu jedem notwendigen Eingriff zu verfügen… Nur Eines machte ihm Sorgen… Wer war der Verräter innerhalb des Rates des Senats, der die Existenz und die Rolle der Adler der Evocati an Unbedarfte weitergab?

      Gerüchte über seine Rolle im Imperium Romanum dürften mit Sicherheit im Umlauf sein… Dass es eine dunkle Organisation gab, wurde bestimmt vermutet und dennoch wussten nur Eingeweihte, dass es ihn und die Adler der Evocati wirklich gab. Doch jetzt offenbarte einer der Eingeweihten dieses Geheimnis und dem musste er schnell und entschieden begegnen…

      Lartius grübelte lange darüber nach und nutzte dabei auch Erkenntnisse, die zu früherer Zeit, über das Wirken dieses ‚geheimen Rates’ unter fast sechshundert Senatoren, zu ihm gelangt waren.

      Senator Nerullinus war zuzuschreiben, was Lartius über die Grundrichtungen der verschiedenen Strömungen, innerhalb der alten Männer, wusste. Es gab keine weitere Quelle, die er anzuzapfen vermochte und dieser geheime Rat würde sich ihm nicht von allein offenbaren. Also musste er nachzuforschen beginnen…

      Doch vor diesem Beginn standen eigene Überlegungen und diesen wandte Lartius die erforderliche Aufmerksamkeit zu.

      Der Senat umfasste verdienstvolle Männer Roms, die, ob nun als Konsul oder in anderer Funktion, Rom gedient hatten und als würdig für eine Berufung galten. Manche der Jüngeren folgten verdienstvollen Vätern, wenn sie den Cursus Honorum, zumindest in wesentlichen Teilen, durchlaufen hatten… Vertreter wichtiger Familien waren ebenso verzeichnet wie auch die Homo Novus. Die frühere Unterscheidung in zwei grundsätzlich verschiedene und feindlich aufeinander eingestimmte Parteien, der Optimaten und Popularen, besaß dagegen kaum noch Bedeutung.

      Lartius schloss Überlegungen an die Zeit der Republik aus. Er hing nicht an Erinnerungen, auch nicht an denen, die glücklichere Zeiten nach Kaiser Augustus umfassten. Er verstieg sich darauf, nur die jetzige Situation zu betrachten und glaubte sich damit auf dem richtigen Weg.

      Alte senatorische Familien gab es seines Wissens kaum noch… So wie diese Familien unter den vorangegangenen Herrschern schwanden, stiegen Andere, gefördert vom jeweiligen Kaiser, auf.

      Nicht der Kampf um Wählerstimmen des Volkes, sondern die Buhlschaft um der Kaiser Gunst bestimmte den Drang der Männer zum Senator. War es doch unter den letzten Herrschern dazu gekommen, dass dem Senat vormalige Rechte zur Bestimmung von ausgewählten Männern entzogen wurden. Ein fast schleichender Prozess, an dessen Anfang die Empfehlung des jeweiligen Princeps stand, führte im Verlaufe der Zeit dazu, dass der Senat nicht mehr in der Lage war, Widerspruch anzumelden oder gar einen geeigneten Kandidaten für den Senat zu bestimmen und zu berufen… Dies zerschlug vorherige Strömungen im Senat und schuf vollkommen neue Abhängigkeiten.

      Lartius fand zu der Erkenntnis, dass der gegenwärtige Zustand zwischen dem Princeps Nero und dem Senat unerträglich war. Wäre nun der Senat ein einheitlich handelndes und nur ein Ziel verfolgendes Organ, sollte Neros Herrschaft, in absehbarer Zeit, ein Ende finden. Doch dem war nicht so!

      Statt Optimaten und Popularen zählte der Senat nun eine Vielzahl von Strömungen, die eine einheitliche Handlungsweise ausschlossen.

      Also sollte er herausfinden, welche dieser Strömungen existierten, über welche Kräfte diese verfügten und mehr noch, wer dessen wirksamste Vertreter waren…

      Lagen ihm dazu dann gesicherte Erkenntnisse vor, konnte er die Strömungen ausschließen, denen kein Interesse an römischen Legionen zuzuordnen waren und würde so zwangsläufig auf den Verräter stoßen.

      Der Republik verpflichtete Männer, die jeden Kaiser, König oder Princeps ablehnten und die Macht zurück in die Hände des Senats wünschten, gab es, nach seiner Auffassung, nur noch in geringer Anzahl.

      Soweit diese Absicht noch in den Köpfen von Senatoren spukten, schwand die Zahl der Männer wohl auch deshalb stetig, weil das Alter diese hinwegraffte. Waren es ohnehin nur noch Wenige, die von ihren Vätern wussten, welche Macht einst der Senat ausübte, hörten die später in den Senat Aufgenommenen zumeist nicht mehr hin, wenn Einer der Älteren die Vergangenheit der Republik lobpreiste. Lartius billigte dieser Strömung einen nur unbedeutenden Einfluss auf die gegenwärtigen Verhältnisse zu.

      Denen gegenüber standen die dem jetzigen Kaiser folgenden Senatoren, denen auch kaum daran gelegen sein konnte, treue Legionen zu verlieren… Diese Vertreter billigten, ja begrüßten jede Tat des gegenwärtigen Kaisers und würden Nero stets folgen, gleich welchen Weg er einschlug.

      Dann würde es wohl Senatoren geben, die dem Prinzipat wohlwollend gegenüber standen, den jetzigen Kaiser aber verfluchten und dessen Ablösung anstrebten. Der Personenkreis dieser Strömung schloss eine Rückkehr zur Republik aus und würde deshalb auch keine einzige Legion aus den Händen des Princeps entlassen.

      Eine weitere Gruppierung, so glaubte Lartius, fühlte sich einzig dem Imperium Romanum verpflichtet, unabhängig vom jeweiligen Kaiser und jeder bisherigen

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