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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036284
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Präfekt Donicus, du machst mich neugierig! Wie heißt der Mann?“
„Aemilius Umbrenus, Herr!“
„Bist du den Brüdern Umbrenus verpflichtet, Präfekt?“ Vindex starrte Donicus an.
„Nein, so gar nicht, Herr! Sie sind beide ausnehmend klug, treu, ehrlich und besitzen die Qualitäten, die starke Männer ausmachen… Nur sind sie von ihrer Gestalt her eher abschreckend, wenig mit römischen Glanz behaftet, wenn nicht gar missgestaltet… Willst du dich überzeugen Herr?“
„Ich finde an Hostus Umbrenus keinen solchen Mangel, wenn auch seine Erscheinung als ungewöhnlich eingestuft werden könnte… Ich wähle nicht nach Schönheit oder Glanz, sondern nach Wissen, Kenntnis, Verstand und dem Vermögen zur Durchsetzung…“ belehrte Vindex.
„Eben, Herr! Davon gehe ich in meinem Vorschlag aus…“ knurrte der Präfekt über die Belehrung. „Deshalb vermied dein Mann wohl diese Wahl und wie hätte Hostus selbst auf den Bruder weisen können?“
„Warum verschwiegst du, mir gegenüber, diesen Bruder?“ Vindex war aufgebracht.
„Ich glaubte an Aemilius Überlegenheit Anderen gegenüber… Verzeih, Herr!“
„Aemilius Umbrenus möge zu mir kommen!“ befahl Vindex.
Aus der Gruppe der Ausgesonderten trat ein Mann, nein eine Erscheinung, die noch weiter vom bulligen Zwerg entfernt war, als sich Vindex dies vorstellen konnte.
Der Mann war kleiner als dessen Bruder, fast dürr, mit viel zu großen Ohren für diesen schon sehr großen Kopf, der nicht im Entferntesten zur Gestalt passte. Der Mund war schmallippig, klein, die Nase groß und die Augen schien er von einem Schwein gestohlen zu haben.
„Herr, du hast nach mir gerufen…“
„Du bist sein Bruder?“ Vindex nickte mit dem Kopf in Umbrenus Richtung.
„Ja, Herr, nur noch um Einiges hässlicher…“
„Man sagte mir, du wärst für das Recht und dessen Umsetzung der am Besten geeignete Mann?“
„Herr, das mag wohl stimmen… Andererseits bin ich sein hässliches Abbild…“ Der Gerufene zeigte auf den Bruder. „Er ist der bullige Zwerg und ich bin wohl der Einzige, der ihn so nennen darf… Ich dagegen wirke wie dessen Gerippe… Wenn du mich in der Folge als Gerippe des bulligen Zwerges bezeichnen möchtest, werde ich dir dies niemals vorwerfen… Ich bin, was ich bin!“ Das Gerippe des bulligen Zwerges machte zwei Schritte zurück.
„Es interessiert mich nicht, mit welcher Gestalt dich die Götter, für was auch immer strafen, wenn dein Verstand, sowie deine Taten dem entsprechen, was den Präfekt veranlasste, auf dich zu zeigen!“ Vindex Worte waren deutlich genug.
„Herr, ich danke dir für dein Interesse und dem Präfekt für dessen Empfehlung!“ Der Sprecher grüßte den Statthalter, wie es ein Legionär Roms tat. Auf die Umstehenden wirkte das Verhalten merkwürdig. „Dennoch weiß ich bis jetzt noch nicht, was du von mir zu fordern gewillt bist?“
„Du bist der vierte Mann des Amtsrichter!“ Vindex traf seine Entscheidung.
„Herr, es mag einem Schuldigen jeden Mut nehmen, erscheint eine Gestalt wie ich als Richter und verkündet des Schuldigen Todesurteil… Dessen ungeachtet habe ich noch nie im Zweifel verurteilt, nur weil mir eine Visage, oder das Auftreten, oder die Erscheinung des vor mir Stehenden nicht gefiel. Warum?“ Das Gerippe des bulligen Zwerges ging in einem Grinsen unter, das dessen Kopf breiter und die Nase weit schroffer erscheinen ließ, sandte ein Blitzen aus seinen Augen und wackelte merkwürdig mit den Ohren. „Herr schlage ich doch jeden Verurteilten in Hässlichkeit um Längen…“ vollendete er sein Bekenntnis.
„Aemilius Umbrenus, mich interessiert nicht dein Aussehen, wenn du deine Arbeit mit dem nötigen Wissen, zielstrebig, gewissenhaft, neutral und fleißig verrichtest! Da ich diese Entscheidung selbst traf, interessiert mich jeder deiner Fälle und fehlst du in deinen Entscheidungen, rollt auch dein Kopf, wie der jedes Anderen…“ Vindex ging ungewollt hart auf die erhaltene Antwort ein.
„Herr, ich höre und gehorche!“ erwiderte der Krüppel und gesellte sich zum Amtsrichter. Der Mann schien keinesfalls beleidigt, trotz der Zurechtweisung.
„Herr,…“ sagte das Gerippe des bulligen Zwerges zur Begrüßung der dort gruppierten Männer. „… ich bin das zusätzliche Geschenk des Legatus Augusti! Du darfst mir ruhig die schwierigsten Fälle auftragen. Ich werde dich nicht enttäuschen! Einen Krüppel wie mich achtet kaum Einer und weil das so ist, muss ich mehr tun, gerechter sein und ohne jeden Fehler arbeiten… Du wirst sehen, dass ich halte, was ich verspreche… “
4. Hand des Todes
67 nach Christus - Winter (29. Januarius)
Imperium Romanum – Rom
Zwei Ereignisse traten fast zum gleichen Zeitraum ein. Lartius, der Kopf der Adler der Evocati, wollte schon an einen Glücksfall glauben. Dem aber widersprachen weitere, ebenfalls bei ihm eingegangene Botschaften, die von ihm aber keinesfalls als günstig erachtet werden konnten.
Endlich traf Kunde von seinen Boten zum Kaiser ein. So richtig eine Botschaft war es aber nicht, weil Veturius plötzlich höchst persönlich vor ihn trat. Verwundert, irritiert und letztlich neugierig, starrte Lartius den verloren geglaubten Sohn an und stellte leise nur eine einzige Frage.
„Bist du allein… oder lebt Pollio noch?“
„Herr, noch lebt er…, aber er scheut sich, dich durch das Tor aufzusuchen…“ gab der Evocati Auskunft.
„Sicher hat er Gründe, die du mir mitteilen wirst…“ forschte Lartius nach.
„Er scheut die Öffentlichkeit, will er doch noch so einige gute Jahre auf dieser Welt wandeln….“ grinste Veturius und der Aquila kam sich verspottet vor.
„Was sollte ihn hindern?“ fragte Lartius trotzdem freundlich, spürte dennoch aufsteigenden Zorn.
„Herr, die Gefahr! Er ist nicht mehr so unbekannt, wie vor unserer Begegnung mit dem Göttlichen… Aber Herr, das muss er dir selbst berichten!“
„Dann schleppe ihn hierher! Ziehe ihm einen Sack über den Kopf, binde ihn mit Stricken, wirf ihn auf einen Gaul und bringe ihn her!“
Veturius merkte, dass er seinen Auftrag wohl falsch begonnen hatte. Der Aquila war zornig.
„Herr, du willst also mich töten… Wäre das nicht ein unbedachter Zug nach unseren Mühen?“ Vorsichtig trat Veturius zwei Schritte zurück, falls sich Ungemach entladen sollte.
„Hast du Angst vor deinem Gefährten?“ Lartius Frage klang überrascht.
„Herr, wenn er in Zorn gerät, wüsste ich nicht, wessen Zorn mir erträglicher wäre, der Deinige oder…“
„Verflucht, Veturius, sollte ich dich einfach umbringen lassen… “ Lartius brauste auf und beruhigte sich plötzlich.
In dieses Abklingen hinein, wagte der Evocati einen Vorstoß.
„Herr, sollte nicht der berichten, der ein Ereignis erlebte? Kann der Bericht eines Anderen, der weit entfernt weilte, nicht ein verzerrtes Bild ergeben? Pollio bittet dich, ihm einen Weg zu zeigen, damit er dich möglichst unbemerkt aufsuchen kann… Er rechnet damit, dass Tigellinus Spione in Rom auf ihn lauern…“
„Warum, Kerl, drückst du dich nicht gleich klar aus? Also befindet er sich nicht in Rom…“ mutmaßte Lartius und blickte den Evocati forschend an. „Wenn du also vor mir