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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036284
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
„Das, mein lieber Umbrenus, sehe ich ein. Wir werden uns jedoch zuvor noch einem anderen Umstand widmen müssen…“ Vindex blickte dem kleineren, bulligen Mann in die Augen.
„Herr, ich höre…“
„Jeder von mir aus Rom Mitgebrachte wird irritiert sein, dass ich dich ihm vorziehe! Es macht nur wenig Sinn, fordere ich diese Männer auf, dich zu achten und dir zu folgen, wie sie es mir gegenüber würden… Diese Achtung und die Folgsamkeit musst du dir selbst erzwingen… Auch ist dies keine Sache von nur wenigen Tagen… Kannst du diese Last tragen?“
„Herr, ich scheue mich nicht und will es wagen… Sollte es mir nicht gelingen, dann musst du mich eben ablösen… Du hast mich erwählt, weil ich unter den Kandidaten offensichtlich deinen Vorstellungen am Ehesten entsprach. Ich will mich deiner Wahl würdig erweisen!“
Die Erklärung des Mannes stimmte Vindex zufrieden. Ihm nutzten keine vollmundigen Versprechen, die dann an der ersten Schwierigkeit zerbrachen.
„Faustus, bringe uns Obst und schenke neu ein! Es wird ein langer Abend, bis wir uns über unser Vorgehen abgestimmt haben… Dann, mein Junge, setz dich zu uns und lerne!“
Es vergingen fünf Tage. Schnee fiel, Kälte zog ins Land und dennoch trafen am fünften Tag darauf alle berufenen Männer, ob nun vormalige Amtsträger oder Neuankömmlinge aus Rom, in der Curia ein.
Fast sechzig Personen, zumeist reife oder auch ältere Männer, versammelten sich in Erwartung der Verkündigungen des neuen Statthalters des römischen Kaisers. Das Stimmengewirr beherrschte die Curia, bis Vindex, gefolgt von seinen Beratern, eintraf.
Fast sofort verstummte der Lärm. Vindex bestieg ein niedriges Podest, um von dort zu den Anwesenden zu sprechen.
Zunächst dankte er für das fast vollständige Erscheinen, schilderte seine Berufung in Rom, seine Reise und seine ersten Eindrücke in dieser Provinz. Seinen Worten wurde andächtig gelauscht, hoffte doch jeder auf einen ertragreichen Posten in der neuen Organisation. Vindex stellte nachfolgend, seine von ihm erwählten Amtsträger vor und nannte deren Aufgabenbereich. Damit schuf er klare Abgrenzungen der Ämter, verwies gleichzeitig auf die Männer, die nach ihm, in der Verantwortung standen.
Diesen Teil der Rede nahmen die Zuhörer ohne wesentliche Bekundung auf. Eigentlich brachte nur Umbrenus Benennung verhaltenes Gelächter hervor. Es gab wohl Einige unter den Anwesenden, denen diese Wahl missfiel.
Vindex allerdings spürte, dass wohl die wenig glanzvolle Gestalt des Berufenen zur Heiterkeit herausforderte. Er selbst war sich sicher, dass Umbrenus mit diesen Vorwitzigen gut umgehen konnte. Auf diesen Umstand schloss er, als die Überraschung der Benennung zwar Gelächter auslöste, welches jedoch augenblicklich, als man sich nunmehr der Macht dieses Mannes gegenübersah, in verlegenes Hüsteln überging.
Ein Blick des Statthalters in die Runde der Versammelten zeigte ihm deren erneute Aufmerksamkeit.
Der nächste vorbereitete Akt galt bisherigen Amtsträgern, die Vindex zunächst in ihrer Gesamtheit würdigte, um dann, unmittelbar nach Lobesworten, neun Namen zu verlesen, deren Träger er bat, sich unmittelbar vor ihm zu zeigen.
Die hoffnungsvoll in Erwartung dort Verharrenden traf dann eine Keule, die keiner so erwartet hatte.
„Jedes Amt, meine Freunde, ist nicht nur eine Ehre und Verpflichtung, es bietet auch immense Vorteile! Diese Männer glaubten das Recht zu besitzen, ihr Amt, entgegen Roms Interessen, zum Nachteil der Bürgerschaft und auch des übrigen Volkes, ausnutzen zu können!“
Die von Vindex gemachte Pause öffnete, über seinen dort befindlichen Sohn, eine der großen Türen. Eine Turma der Auxiliaren stürmte den Saal. Vor und hinter den in vorderster Front Stehenden bauten sich Auxiliaren auf. Als Ruhe eintrat, setzte Vindex fort.
„Jeder dieser Männer lud eine Schuld auf sich!“ donnerte er den übrigen Anwesenden entgegen. „Diese Schuld wird in der Folgezeit untersucht und, im Falle einer Bestätigung, zur Bestrafung führen! Decurio, bring die Männer in den Carcer!“
„Herr, ich höre und gehorche!“
Schon kurz darauf war der Spuk verschwunden.
Wieder nahm Vindex das Wort.
„Die zuvor verfügte Vorgehensweise war erforderlich, um den Missbrauch von Amt und Würde einzudämmen! Jeder weitere Amtsträger sollte sich, zu jedem Zeitpunkt, wenn ihn Versuchung ereilen sollte, an diese Vorgehensweise erinnern! Es stimmt mich traurig, mit solcher Härte vorgehen zu müssen. Die bisher aus dem Saal geführten Männer sind eines Verbrechens schuldig und werden, nach der Untersuchung ihrer Taten, angemessen behandelt.“
Vindex Blick glitt über erstarrte, unbewegliche Gesichter.
„Die Männer, nachfolgend von Umbrenus verlesener Namen, treten gleichfalls vor, haben sich aber zu keiner Schuld zu verantworten! Es ist nur so, dass deren Tätigkeit, aus vielfältigen Gründen heraus, beendet ist. Ein Teil dieser Männer beugt hohes Alter, ein anderer Teil erwies sich als nicht geeignet oder nicht ausreichend würdig genug… Anderen fehlte etwas Klugheit im Amt und Weiteren das Vermögen zur Durchsetzung der ihnen verliehenen Macht! Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen Männern, die redlich nach der Ausfüllung ihres Amtes strebten, aber aus verschiedenen Gründen nicht dem Erfolg Anderer nacheifern konnten und denen, die ein Amt in unwürdiger Weise ausnutzten.“
Umbrenus verlas die Namen und die Männer traten vor den Legatus Augusti. Vindex reichte jedem der Aufgerufenen den Arm zum Dank, kehrte auf sein Podium zurück und nahm erneut das Wort.
„Unser Dank gilt diesen Männern für stetiges Bemühen! Öffnet das Tor! Geht Freunde, mit der Gewissheit unserer Achtung…“
Erst zögerlich, mancher auch mit hurtigem Schritt, strebten die Entlassenen aus dem Raum. Das Tor schloss sich, hinter dem letzten traurigen Blick zurück in die Curia. Es gab Enttäuschte.
„Das, meine Freunde, war die Bewältigung einer unglückseligen Vergangenheit! Jetzt lasst uns in die Zukunft blicken! Doch bis diese beginnt, ein Wort von mir im Voraus…“ Vindex Blick schweifte durch den Raum. Er sah Erwartungen und fühlte sich deshalb in seinem Vorgehen bestätigt. „Es liegt an uns, uns einen derartigen Abschied zu ersparen… Unser göttlicher Kaiser Nero fordert von mir eine starke, reiche Provinz, die zum Wohle Roms beiträgt, deren Bürger, und auch übrigen Einwohner, glücklich sind und in Frieden leben können… Ich will meinen Teil dazu leisten, kann jedoch nicht alles allein bewirken! Deshalb brauche ich vertrauensvolle Männer, die sich den unterschiedlichen Aufgaben widmen…“
Das Schweigen der Anwesenden zeugte von Bereitschaft. Vindex spürte das Wollen jedes Einzelnen und dies bestärkte ihn in der Fortsetzung seiner Rede.
„Ich will euch die Männer nach mir und an meiner Seite vorstellen, denn nur dann wisst ihr für die Zukunft, an wen ihr euch wenden solltet, braucht ihr Hilfe im Amt…“
Der Akt war schnell vollzogen und die Genannten zeigten sich den Übrigen auf dem Podium.
„Jedem von mir benannten Amtsträger bewillige ich drei Gehilfen, die sich die Männer anschließend unter euch suchen dürfen. Streit wird es nicht geben! Streiten zwei oder mehrere um einen Mann, wählt der Umkämpfte! Kann dieser Mann sich nicht entscheiden, kommt zu Umbrenus und mir! Dann werden wir den Streit schlichten. Für die Männer, die nicht erwählt werden, bedaure ich… Umbrenus wird eure Namen für den Fall erfassen, brauchen wir Nachfolger oder zusätzliche Männer!“ Vindex schwieg einen kleinen Augenblick um sich erneut zu sammeln.
„Bevor ich diesen Tag ansetzte, habe ich mir über jeden einzelnen Mann von euch ein Bild gemacht und euch für würdig befunden, mir dienen zu dürfen… Erhaltet auch dies, gleich wie der Tag für euch ausgeht, in eurer Erinnerung…“
Vindex verließ das Podium. Gefolgt vom Sohn, Masones Felix, Belinarius und Donicus. Sie gelangten in einen Nebenraum, in dem Getränke und eine kleine Mahlzeit aufgebaut waren.
Vindex