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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036284
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Vindex musste sich arg beherrschen, um nicht, ob der von ihm genutzten Redewendung, in einen Lachanfall abzugleiten. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als des Mannes Interesse für ihn zu wecken oder aber diesem den ‚Bart rasieren zu müssen’… Vindex bereitete sich auf beides vor…
Im nächsten Schritt dachte er über die zukünftigen Verantwortlichkeiten nach und gelangte zu dem Schluss, dass auch er einen Mann brauchte, der sich in Steuern und Geld gut auskannte. Wollte er sich dem Masones Felix nicht bedingungslos ausliefern, brauchte er einen eigenen befähigten Mann, der diesen Streit für ihn führte und außerdem die Verwendung der ihm überlassenen Finanzen überwachte.
So wie er in diesem Bereich einen starken Widerpart suchte, brauchte er auch für die Durchsetzung von Recht und Ordnung einen starken und unabhängigen Vertrauten.
Als er die weiteren Notwendigkeiten überdachte, fielen ihm der Handel und auch der Verkehr auf Straßen und Flüssen ein. Wollte er sich selbst dort nicht einbringen, brauchte er zwei weitere Männer seines Vertrauens.
Rom war, wo immer es herrschte, an den Schätzen des Bodens jedes eroberten Gebietes interessiert. Ob dies nun Salz, Bernstein, Eisen, Kupfer oder Zinn, Silber oder gar Gold war, es gehörte Rom und vergaß er sich darum zu kümmern, barg dies ungeahnte Gefahren. Auch der Ernährung der Menschen und damit der Bewirtschaftung des Bodens sollte er Aufmerksamkeit schenken.
Als er über das Land, deren Stämme und zugehörige Gebiete nachdachte, erschloss sich ihm, auch den Municipia, den Civitates und selbst den Bürgern eines jeden Vicus einen Mann zuzuordnen, der deren Interessen prüft und ihm berichtet.
Belinarius verwies, in einem ihrer Streitgespräche, auf die zahlreichen Stämme in der Provinz. Auch Vindex kannte eine Vielzahl davon und wusste, dass deren Wünsche und Begierden nicht immer leicht zufrieden zu stellen waren. Wollte er nicht jeden Streit der Stämme selbst schlichten, brauchte er auch in dieser Sache einen standfesten Mann.
Zog er einen Schlussstrich unter seine gedankliche Aufzählung blieb er an acht guten Männern hängen, hatte jedoch nur noch sechs Eigene zur Verfügung. So zwang er sich, sowohl die Eignung dieser Auserwählten zu prüfen und mögliche andere Kandidaten einzubeziehen.
An dieser Erkenntnis angelangt, erschloss sich ihm die Notwendigkeit eines weiteren Mannes. Wollte er sich nicht mit den vielen Kleinigkeiten verzetteln, brauchte er einen erfahrenen, klugen und gewissenhaften Vertrauten, der ihm die Last des täglichen Einerlei abnahm, viele Dinge in seinem Interesse selbst entschied und nur die Angelegenheiten zu ihm brachte, die seine Entscheidung erforderten…
Die Wahl dieses Mannes zwang dazu, auch den Umstand zu berücksichtigen, entweder einen Gallier, der das Land und das Leben hier kennt oder eben einen Römer zu benennen. Über einen geeigneten Römer verfügte er nicht mehr… Was sollte er tun?
Mit der Klarheit seiner Vorstellungen ergab sich sein nächster Schritt.
Wem sollte er vorrangig sein Vertrauen schenken, wen musste er sich erobern und wer könnte sich zu einem Feind entwickeln? Vindex prüfte jede Kleinigkeit, glich Fähigkeiten mit Vorstellungen ab und gelangte zu einem Ergebnis.
Er entschloss sich, mit den Männern zu beginnen, die er inzwischen zu seinen Getreuen zählte und dazu den Procurator Masones Felix hinzuzubitten. Noch unschlüssig, wen er über die einzelnen Sachwalter stellen konnte, wollte er den Rat der Männer erbitten. Dann aber stockte er. Gab ihm einer Rat und empfahl einen Mann, dessen Fähigkeit er selbst nicht erkannte und dann ablehnte, hätte er den ersten Feind, den er nicht brauchte… Außerdem, wer sagte ihm, dass der Benannte zuerst ihm selbst und nicht noch Anderen dienen wollte?
Vindex begann erneut von vorn und verteilte die Aufgaben nach seinem Gutdünken. Er schob Verantwortlichkeiten und Namen hin und her und gelangte dennoch nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
Wenn er diese Nuss nicht selbst knacken konnte, brauchte er eben Hilfe und als er die dafür in Frage kommenden Kandidaten durchging, endete er bei Präfekt Gaius Donicus.
Er lud den früheren Präfekt zu einem Gespräch ein, bot ein reichhaltiges Mahl, guten Falerner Wein und fand bald den erwünschten Zugang zu dem Älteren.
Donicus war in Fanum Fortunae geboren, ging zur Legion und stieg bis zum Präfekt einer Kohorte auf. So wie der Alte ihm bekundete, war dies ein glatter, wenig anstrengender und stetig ansteigender Verlauf. Zweifellos verschaffte ihm seine Herkunft einen gewissen Vorteil.
Anfangs stieg er schneller auf, doch dann war irgendwann ein Ende gefunden. Also diente Donicus seine Zeit ab und blieb auch danach in Cabillonum. Er wurde zu einem der beiden Duumviri des Municipium.
In dieser Stellung begegnete Gaius Donicus dem Statthalter, der dieses Amt vor Vindex Vorgänger ausführte. Der Legatus Augusti rief den Duumviri Donicus zu sich und lockte mit einer Position in seinem Amt.
Gaius Donicus folgte dem Ruf und blieb auch, als dieser Statthalter abberufen wurde. Die Zeit danach betrachtete der Präfekt als einen weniger guten Abschnitt. Nicht jeder Legatus Augusti ist klug, geduldig und aufmerksam genug. Mancher war, so wie der letzte Statthalter, wenig zum Zuhören geneigt, dafür schwatzte der Mann zuviel und dies führte wohl auch zu seiner Ablösung, weil nur Worte allein keine Provinz regierten…
Donicus selbst weinte dem Mann keine Träne nach und wusste auch von vielen guten Männern, die unter dessen Macht genauso gelitten hatten, wie er selbst.
Der Präfekt schnitt von selbst das Thema an, auf das Vindex zu sprechen kommen wollte. Ohne seinen Überlegungen vorgreifen zu wollen und zu früh zu verkünden, was er beabsichtigte, fragte Vindex nach. Indem er auch etwas aus seinem Leben bot, sprangen sie beide tiefer in die gegenseitige Bekanntschaft.
Es war somit keine große Sache, den Älteren nach guten Männern zu fragen. Der frühere Präfekt wusste, wovon er sprach und Vindex hörte geduldig zu. Der Alte nannte ihm Namen und schilderte Fähigkeiten, verwies auf Wissen, auf Verbindungen, erwähnte besondere Eigenschaften und überließ Vindex die Wahl.
Dieser, im Gefühl eine richtige Entscheidung zu treffen, sortierte unter den beschriebenen Personen fünf der empfohlenen Männer aus. Bevor er sich aber entschied, fragte er den Präfekt, wem dieser, im Falle von fünf benötigten Männern, den Vorrang geben würde?
Der Alte sperrte sich lange und gab als Grund dafür an, nicht zu wissen, welche Voraussetzungen erforderlich oder erwünscht waren…
Zum Schluss rückte er dennoch mit einer Empfehlung heraus. Vindex war überrascht, nur einen, der in seinem Kopf verbliebenen Namen, nicht unter den Genannten zu finden. Also wurden aus fünf Benötigten umgehend sechs Kandidaten.
Gaius Donicus dankend, verabschiedete er diesen und ermahnte ihn, über ihr Gespräch zu schweigen.
Zwei Tage später saßen ihm die Männer der genannten Namen gegenüber. Wieder bediente sein Sohn Faustus die Gäste und wachte der Treverer vor der Tür.
Diese Mal hatte Vindex Lucien Belinarius zur Teilnahme aufgefordert.
Vindex prüfte seine Gäste vorsichtig auf Klugheit, Gewandtheit im Wort, Ehrlichkeit, Treue und Gelassenheit sowie auch Gewissenhaftigkeit. Er streifte im Gespräch die Themen, zu denen er gute Männer brauchte, forderte heraus, widersprach Einigen, korrigierte manche Ansicht und weil er dies mit Überlegung und in Ruhe vollzog, gelangte er zu den Einsichten, die ihm die Auswahl ermöglichen sollte.
Aber auch seine Gäste schienen angetan. Zumindest ging keiner im Zorn oder trug ein Gefühl der Enttäuschung auf dessen Heimweg.
Den Mann, dessen Name nicht in seinem Kopf stand, als der Präfekt seine Favoriten benannte, hielt er zurück, als er auch Belinarius verabschiedete.
Hostus Umbrenus war ein Mann in seinem Alter.
Er war von allen Anwesenden der Schweigsamste. Seine Statur war untersetzt, fast zwergenhaft klein, dafür kräftig,