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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036284
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
6. Der erste Tod
67 nach Christus - Winter (14. Februarius)
Imperium Romanum – Mogontiacum
In finsterer Nacht erreichte Boiuvarios Liburne Mogontiacum und dort den Bootssteg innerhalb Amantius Handelshof. Fackeln wurden entzündet, Männer beleuchteten die Szenerie, als Waren und Ausrüstungen von Fuhrwerken auf die Liburne wechselten.
Alle Handlungen vollzogen sich so ruhig und zielstrebig, dass schon kurze Zeit nach dem Anlegen sämtliche Taue gelöst werden konnten und die Liburne, von kräftigen Ruderschlägen vorwärts getrieben, die Mitte des Rhenus erreichte.
Doch nicht nur Vorräte, Pelze, winterfeste Zelte, Weizen, Hafer und Feuerpfannen wurden auf das Flussschiff verbracht. Auch die Zahl der zu befördernden Passagiere nahm weiter zu. Es waren die von Sexinius berufenen Speculatores Viator und Paratus, die die Bordwand enterten und sich einen Platz suchten. Deren Begrüßung verlief verhalten, ein Hinreichen des Armes und ein kurzer Blick genügten vollkommen.
Die Neuankömmlinge würden sich erst im Licht des Tages die Besatzung und die von Gerwin erwählten Begleiter ihrer neuen Mission betrachten. Vorerst huldigten alle Männer, die nicht an Rudern saßen, dem Schlaf.
Gerwin stand, so wie auch zuvor schon, neben Boiuvario, der seinen Platz zur besten Sicht auf den Fluss nicht räumte. Der Trierarch kannte die Gefahr eines nächtlichen Befahrens, wusste er doch nicht, wo Hindernisse, ob nun aus Holz oder Eis, auftauchten. Es war ihm keinesfalls geheuer, seine Liburne einer solchen Gefährdung auszusetzen.
Als er Gerwins Forderung, den Handelshof in der Nacht anzulaufen, hörte, bäumte er sich voller Wut auf. Reichte es nicht schon, ihm für die Dauer eines fast vollkommen vergehenden Mondes einen Auftrag aufzuerlegen, der keinen Gewinn abwarf… Seine Worte waren heftig.
Gerwin blieb vollkommen gelassen und stellte nur eine einzige Frage: „Du bist also des Geschenkes, was ich dir einst machte, überdrüssig?“
Diese Worte klangen noch lange in seinen Ohren nach und milderten die in ihm wogende Wut keinesfalls. Boiuvario musste sich dennoch beugen, denn Gerwin war im Recht!
Ohne des Hermunduren Ansinnen wäre er niemals in den Besitz der Liburne gelangt, hätte keine eigene, seinen Vorstellungen entsprechende Mannschaft anheuern und schon gar nicht die zahlreichen Münzen in seinen Besitz bringen können, die Finley für ihn verwahrte.
Boiuvario war inzwischen, selbst in dem kurzen vergangenen Zeitraum, zu einem reichen Mann geworden. Außerdem verfügte er über eine gestählte Mannschaft, die sowohl in den Flusshäfen des Rhenus, bei Manövern auf dem Fluss und genauso in Auseinandersetzungen mit Konkurrenten oder Räubern, woher diese auch immer kamen und glaubten, eine leichte Beute zu finden, ihre Fähigkeiten bewies. Er hatte die Kerle zusammengeschweißt und faule Eier in der Mannschaft davon gejagt.
Doch dem Hermunduren konnte er nicht ausweichen und kam dieser mit Forderungen, die ihn oder die Liburne betrafen, musste er gehorchen. Dass er dies nicht willenlos über sich ergehen ließ, zeigte er auch dieses Mal. Letztlich aber wusste Boiuvario schon im Voraus, dass er den Kürzeren ziehen würde.
Selbst Gerwin war sich des wiederholten Vorganges bewusst. Auch wenn sie beide inzwischen längst befreundet waren, würde Boiuvario keine seiner Forderungen ohne Protest hinnehmen. Dies wissend, leistete er dem Trierarch, bei dessen mühevoller Steuerung der Liburne, Gesellschaft. Es war nicht nur die Dunkelheit, sondern auch noch unbekannte, auf dem Wasser treibende Gegenstände, die das nächtliche Befahren erschwerten.
Vier Augen sahen nun einmal mehr als Zwei. Mit ihnen starrte ein noch weiteres Augenpaar gleichfalls auf die Fluten. Segelmeister Gessius, im Bug der Liburne sitzend, sollte eine unmittelbare Bedrohung des Schiffsrumpfes vermeiden.
Gerwins beharren, die Nacht zum Passieren der Stadt zu nutzen, stieß bei Boiuvario auf heftigen Widerstand. Er fuhr niemals bei Nacht! Sich wehrend, schimpfte er und zeigte wenig Verständnis für Gerwins Heimlichkeit. Wer sollte sich schon um seine Liburne kümmern… Ihm schien der Aufwand übertrieben. Doch der Hermundure blieb hart.
Wollte Boiuvario auch zukünftig ausführen, was er so außerordentlich liebte, bei dem er auch noch so ganz nebenbei reich wurde, musste er sich in sein Schicksal fügen… Er knurrte, schimpfte und fluchte, erreichte aber keinerlei Entgegenkommen.
Die Liburne glitt durch die Nacht, den Morgen und steuerte auf die nächste Nacht zu, als sich Gerwin und Viator zum ersten Gespräch fanden. Erst schlief der Graukopf, dann Gerwin. Weil sie Tage auf der Liburne verbringen würden, lief ihnen die Zeit nicht davon. Immerhin rechnete Boiuvario mit mehr als zehn Tagen bis zum vorbestimmten Ziel.
„Na, findest du die Kälte und Nässe auch so angenehm wie ich?“ begrüßte der Graukopf seinen jüngeren Freund.
„Wir hätten auch Reiten können… Glaubst du wirklich, dies wäre bequemer gewesen?“ erwiderte Gerwin und grinste.
Er wusste, dass Viator, so gern dieser auch im Sattel saß, der Reise bei dem Schnee und der Kälte hätte wenig abgewinnen können.
„Tröste dich, der bessere Teil wird uns bevorstehen, wenn du auf einem Pferd sitzt… Haben wir Glück, reicht der Schnee nur bis zum Pferdebauch, sollte es mehr sein und noch Kälte dazu kommen, wirst du mehr Flüche hören, als dir lieb ist. Außerdem glaube ich, dass du der bist, der am Lautesten schimpfen wird…“ fügte Gerwin grinsend an.
„Höre auf in eine trübe Zukunft zu blicken und damit zu drohen, wenn schon diese Gegenwart kaum zu ertragen ist…“ Viator war zornig.
Er hatte sich im Streit mit Gerwin um eine spätere Reise bemüht. Der Hermundure aber wies sein Ansinnen zurück. Gerwin machte dazu kaum Worte. „Es bleibt dabei!“ sagte er und so geschah es auch.
Manches Mal war der Hermundure ein sturer Kopf. Zumeist erklärte er irgendwann, wenn er sich einmal in dieser Art verhielt, was ihn dazu trieb. Diesmal aber umging er bisher eine Erklärung.
Viator sagte dies, dass der Hermundure einem unbestimmten Gefühl folgte, dieses aber weder erklären konnte oder auch nicht wollte. Fragen zu stellen, würde nichts bringen…
„Ich finde deine Sturheit auch nicht gut! Ich friere am Arsch, meine Nase ist ein Frostzinken und selbst das Pinkeln oder Scheißen über die Bordwand wird bei den Bedingungen kein Vergnügen…“ Paratus schloss sich Viators Missstimmung an.
„Und ich dachte eine Schifffahrt sei lustig…“ Gerwin grinste nur.
„Wie hast du dir unser Fortkommen vorgestellt, sind wir erstmal in Augusta Raurica?“ Viator ging zur praktischen Seite ihrer Reise über.
„Sexinius und du, ihr beschafft Pferde. Die Duumviri werden euch unterstützen. Sexinius besitzt eine Order von Verginius Rufus…“
„Glaubst du wirklich, dass diese Order interessiert? Was ist, wenn es zu dieser Zeit keine Pferde gibt…“
„Unsinn, Graukopf! Pferde gibt es immer… nur könnte deren Qualität Bedenken hervorrufen… Wir brauchen mindestens zwölf Tiere…“ schloss Gerwin seine Bemerkung ab.
„Warum so viele?“ verwunderte sich der frühere Legionär.
„Was glaubst du, wie unser Weg aussehen wird und wie wir unsere Ausrüstung befördern? Wir brauchen das Zelt, eine Handmühle, Hafer für die Pferde und Weizen für uns… Eine Jagd wird wohl schwierig werden… “
„… und welchen Weg ziehen wir?“ griff Paratus erneut in das Gespräch ein.
„Ich dachte mir Eponias Weg zu wählen…“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Dort erwartet uns tiefster Schnee, keine Wegemarkierung und was ist mit den unsichtbaren Hindernissen am Boden… Willst du die Pferde in den Tod jagen?“ Diesmal übermannte Viator der Zorn.
„Was