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immer begegnet man – ohne es erklären zu können – diesem X, an dem ich mich früher immer gestoßen habe. Dieses X ist das Wort, dessen Übermittlung diejenigen verbrennt und verzehrt, die nicht vorbereitet sind, es zu empfangen. Es erzeugt unablässig die Substanz.

IX.

      Der Zorn, so wie jede Äußerung der Leidenschaft, ist ein Strom der menschlichen Kraft, der elektrisch wirkt. Dieser Schlag, wenn er sich entlädt, wirkt auf die anwesenden Personen, selbst wenn diese weder sein Ziel noch seine Ursache sind. Begegnet man nicht Menschen, die durch ein Entladen ihres Wollens die Gefühle der Massen leiten?

X.

      Der Fanatismus und alle Gefühle sind lebendige Kräfte. Diese Kräfte werden hei gewissen Wesen zu Strömen des Willens, die alles vereinen und mit sich reißen.

XI.

      Wenn der Raum existiert, so geben gewisse Fähigkeiten die Kraft, ihn mit einer solchen Schnelligkeit zu durchschreiten, daß ihre Wirkungen seiner Aufhebung gleichkommen. Von deinem Bett bis zur Grenze der Welt gibt es nur zwei Schritte: den Wille – den Glauben! –

XII.

      Tatsachen sind nichts, sie existieren nicht; es bleiben von uns nichts übrig als Ideen.

XIII.

      Die Welt der Ideen teilt sich in drei Sphären: in die des Instinkts, in die der abstrakten Begriffe und in die des Schauens.

XIV.

      Der größte Teil der sichtbaren Menschheit, und zugleich ihr schwächster Teil, bewohnt die Sphäre des Instinkts. Die Instinkte entstehen, arbeiten und vergehen ohne sich zu dem zweiten Grad der menschlichen Intelligenz, den abstrakten Begriffen, zu erheben.

XV.

      Bei den abstrakten Begriffen beginnt die Gesellschaft. Wenn die abstrakten Begriffe mit dem Instinkt verglichen eine fast göttliche Kraft sind, so sind sie, wenn man sie mit dem Schauen vergleicht, das allein Gott erklären kann, nur eine gewaltige Schwäche! Die abstrakten Begriffe umfassen eine ganze Natur viel virtueller im Keim als das Samenkorn das System einer Pflanze und deren Frucht. Aus den abstrakten Begriffen entstehen die sozialen Gesetze, Interessen, Ideen und Künste. Sie sind der Ruhm und das Verderben der Welt: der Ruhm, weil sie die Gesellschaft geschaffen haben, das Verderben, weil sie den Menschen daran hindern, zum Schauen zu gelangen, welches einer der Wege zum Unendlichen ist. Der Mensch beurteilt alles nach seinen abstrakten Begriffen: das Gute, das Böse, die Tugend, das Laster. Seine Formeln des Rechts sind seine Wage, seine Gerechtigkeit ist blind; die Gerechtigkeit Gottes aber ist sehend, darin liegt alles. Es gibt notwendigerweise Zwischenwesen, die das Reich des Instinktmenschen vom Reich des abstrakten Menschen trennen und bei denen sich das »Instinktive« mit dem »Abstrakten« vieler Abarten vermischt. Bei den einen ist mehr Instinktives als Abstraktes vorhanden, bei den andern ist es umgekehrt. Dann gibt es Wesen, bei denen sich beides neutralisiert, indem es durch gleichartige Kräfte wirkt.

XVI.

      Die Gabe des Schauens besteht darin, die Dinge der materiellen Welt ebenso gut wie diejenigen der geistigen Welt in ihren ursprünglichen und ihren in der Folge abgewandelten Arten zu sehen. Die schönsten menschlichen Genien sind diejenigen, die von den Dunkelheiten des Abstrakten ausgegangen sind, um zum Licht des Schauens zu gelangen (species, schauen, nachsinnen, alles sehen und auf einmal; speculum, Spiegel oder Mittel, eine Sache zu begreifen indem man sie ganz sieht). Jesus war ein Seher, er sah das Geschehene in seinen Wurzeln und in seinen Früchten, in der Vergangenheit, die es hervorgebracht, in der Gegenwart, in der es sich darstellt, in der Zukunft, in der es sich entfaltet. Sein Schauen durchdrang die Einsicht des Anderen. Die Vollkommenheit des inneren Schauens erzeugt die Sehergabe. Das »Sehen« bringt die Intuition mit sich. Die Intuition ist eine der Gaben des »inneren Menschen«, dessen Attribut die Seherkraft ist. Sie wirkt durch eine nicht zum Bewußtsein kommende Empfindung, von der derjenige, der ihr gehorcht, nichts weiß: Napoleon entfernte sich instinktiv von seinem Platz, ehe eine Kugel dorthin traf.

XVII.

      Zwischen der Sphäre des Schauens und derjenigen der abstrakten Begriffe gibt es, wie zwischen dieser und der des Instinkts, Wesen, bei denen die verschiedenen Eigenschaften der beiden Reiche sich miteinander vermengen und Mischwesen hervorbringen: die Genies.

XVIII.

      Die Sehergabe ist naturgemäß der vollkommenste Ausdruck des Menschen, der Ring, der die sichtbare Welt mit der höheren verbindet: der schauende Mensch handelt, sieht und fühlt durch sein Inneres. Der abstrakte Mensch denkt, der Instinktive handelt.

XIX.

      Daher gibt es drei Stufen für den Menschen: der instinktive steht unter dem Maß, der abstrakte steht in gleicher Höhe desselben, der Schauende über demselben. Die Sehergabe öffnet dem Menschen seinen wirklichen Lebensweg, das Unendliche beginnt in ihm aufzugehen, er ahnt sein Schicksal.

XX.

      Es gibt drei Welten: die natürliche, die geistige, die göttliche. Die Menschheit geht durch die natürliche Welt hindurch, die weder in ihrem inneren Wesen noch in ihren äußeren Fähigkeiten feststeht. Die geistige Welt ist feststehend im Wesen und beweglich in ihren Fähigkeiten. Die göttliche Welt ist feststehend sowohl in ihren Fähigkeiten als auch in ihrem Wesen. Es gibt daher einen materiellen, einen geistigen, einen göttlichen Kult; drei Formen, die sich durch das Handeln, das Wort, das Gebet auswirken, oder anders ausgedrückt: durch die Tatsachen, den Verstand und die Liebe. Der Instinktive will Tatsachen, der Abstrakte beschäftigt sich mit den Ideen, der Seher sieht das Ende, strebt Gott zu, den er vorempfindet oder betrachtet.

XXI.

      Vielleicht wird eines Tages der umgekehrte Sinn von »Et Verbum caro factum est« der Inbegriff eines neuen Evangeliums sein, das sagt: Und das Fleisch wird Wort werden; es wird das Wort Gottes sein.

XXII.

      Die Auferstehung vollzieht sich durch den Wind des Himmels, der die Welt rein fegt. Der Engel, der vom Wind getragen ist, sagt nicht: »Tote, stehet auf!«, er sagt vielmehr: »die Lebenden sollen auferstehen!«

      Dies sind die Gedanken, die ich nicht ohne große Mühe in eine Form gekleidet habe, die unserm Verständnis entspricht. Es waren noch andere, denen sich Pauline, ich weiß nicht aus welchen Gründen, noch ganz besonders erinnerte und die ich niedergeschrieben habe. Aber sie bringen den Geist zur Verzweiflung, sobald man weiß, welchem Intellekt sie entstammen und man sie dann zu verstehen sucht. Ich führe noch einige an, um das Bild dieser Gestalt zu vervollständigen, vielleicht auch, weil in seinen letzten Ideen Lambert die Welt noch besser umfaßt als in den vorhergehenden, die sich nur auf die animalische Bewegung zu beziehen scheinen. Aber zwischen diesen beiden Arten von Bruchstücken besteht doch eine offensichtliche Beziehung für das Auge der im übrigen recht seltenen Menschen, die sich gern in solche Abgründe des Geistes stürzen.

I.

      Alles hienieden besteht nur durch Bewegung und Zahl.

II.

      Die Bewegung ist im gewissen Sinne die wirkende Zahl.

III.

      Die Bewegung ist das Produkt einer Kraft, die sowohl vom Wort als auch von einem Widerstand – der Materie – erzeugt wird. Ohne diesen Widerstand wäre die Bewegung ohne Resultat, ihre Wirkung wäre unendlich. Die Anziehungskraft Newtons ist an sich kein Gesetz, sondern eine Wirkung des allgemeinen Gesetzes der Bewegung der Welt.

IV.

      Die Bewegung bringt durch den Widerstand eine Verbindung hervor: das Leben; ist das eine oder das andere stärker, so hört das Leben auf.

V.

      Nirgends ist Bewegung unfruchtbar, überall erzeugt sie die Zahl; aber sie kann durch einen höheren Widerstand neutralisiert werden, wie in den Mineralien.

VI.

      Die Zahl, auf der alle Verschiedenheiten beruhen, erzeugt auch die Harmonie, die in ihrer höchsten Bedeutung die Verbindung ist zwischen den Teilen und der Einheit.

VII.

      Ohne Bewegung wäre alles ein und dasselbe. Ihre Erzeugnisse, die mit ihrem Wesen identisch sind, unterscheiden sich nur durch die Zahl voneinander, die die Eigenschaften hervorgebracht hat.

VIII.

      Der Mensch hat Beziehungen zu den Eigenschaften, der Engel hat Beziehungen zum Sein.

IX.

      Der Mensch kann, sobald er seinen Körper der elementaren Bewegung verbindet, dahin gelangen, sich durch sein Inneres dem Lichte zu verbinden.

X.

      Die Zahl ist ein geistiges Zeichen,

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