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der schwarzen Haut …

      Das Girl vor ihr, ihre Tochter, hat wenigstens zwei Töpfe Pomade aufgewandt, um ihr Kraushaar zu dieser Glätte zu zwingen; ihr Schmuck genügt übrigens, um zehn Amerikanerinnen aus der Fünften Avenue reichlich zu versorgen … Der junge Gent an ihrer Seite, dem der weiße Kragen die Ohrläppchen wundscheuert, wird demnächst Legationssekretär in Washington; ist ihr Bräutigam. Du wirst Gelegenheit haben, das junge Paar wieder zu sehen. Übrigens trotz seiner Jugend ein kolossal gewandter Bursche. Er hat drüben bei uns in New Orleans seine Studien absolviert. Beherrscht ein halbes Dutzend Sprachen. Findest du nicht auch, daß …«

      »Wie meintest du eben? Sagtest du etwas, Guy?«

      Er biß sich auf die Lippen, und ein unbestimmter Ausdruck trat in seine Züge.

      »Oh! … Ich sagte dir etwas von dem Spaß, den ich hatte, als ich hier eintrat.«

      Jetzt wandte sie sich ganz zu ihm hin und sah ihn forschend an.

      »Du amüsierst dich?«

      Er nickte.

      »Gewiß, ich habe mich gefreut!«

      »… gefreut?«

      »Aber ja! Es macht doch Freude, wenn man einen alten Bekannten wieder sieht.«

      »… einen alten Bekannten?«

      »Wozu noch die Fragen? Lassen wir das Spiel. Ich bewundere dich. Ich gratuliere dir zu deiner Selbstbeherrschung. Sie war meisterhaft! Nur wer dich so kennt wie ich … so in deinen Augen lesen kann wie ich, konnte bemerken, daß du ihn auch gesehen hast.«

      »Wen meinst du?« kam es schwach, fast tonlos von Juanitas Lippen.

      »Well! Unseren gemeinsamen Freund, deinen speziellen Jugendfreund … Mr. Tredrup.«

      Juanita zerknitterte nervös das Programm. Minutenlang starrte sie geradeaus.

      »Was hast du mit ihm vor?«

      »Ich? Mit ihm? Ich glaube, du überschätzt mein Interesse an Mr.

      Tredrup.« Er lächelte müde und grausam zugleich. »Ja! … Ich schätze, daß dein Interesse an Tredrup … Du weißt … wie du mich kennst, kenne ich dich auch … Wer war der Mann, der hier vorhin zu dir in die Loge trat?«

      »Ein Kriminalbeamter! Das letzte Zusammentreffen mit Mr. Tredrup war, wie du weißt, nicht ganz ohne Gefahr für mich. Gefahren gehe ich, wenn es sich machen läßt, aus dem Wege. Ein nochmaliges Zusammentreffen mit ihm könnte wieder gewisse Gefahren mit sich bringen. Für mich … vielleicht auch für ihn. Wie bleiben noch einige Tage hier. Der Herr von der Polizei wird mir Nachricht geben, wie es um Mister Tredrup hier steht.«

      »Guy!« Fast flehend hatte es geklungen.

      »Bitte, Juanita!«

      »Guy! … Ich bitte dich!«

      »Du bittest, Juanita? Um was?«

      »Schone ihn! Schone sein Leben!«

      Er sah geradeaus an ihr vorbei. Das stete Lächeln um seine Lippen war geschwunden.

      »Guy!« kam es nochmals dringend, »schone ihn um der Liebe willen …«

      »… die du einst für Mr. Tredrup empfandest und vielleicht heute noch …«

      »Guy!«

      »Oder meinst du die Liebe … unsere Liebe?«

      Das alte, harte und lüsterne Lächeln spielte wieder um seinen Mund.

      »Oder meinst du unsere Liebe?«

      »Guy! Ich weiß, ich gehöre dir … du verfügst über mich, wie es dir gefällt. Du weißt, wie oft ich dir nützlich war … und noch sein werde.

      Du weißt auch, daß das glänzende Leben, das ich an deiner Seite führe, daß das nicht … aber …«

      »Aber? Juanita! Du beliebtest soeben ›aber‹ zu sagen?«

      »Ja! Aber … es gibt Grenzen! Grenzen, wo mein Herz …«

      »Dein Herz? Gehört dein Herz nicht mir, Juanita?«

      »Guy, hüte dich!«

      »Du scherzest, Juanita!«

      In diesem Augenblick kam der Kriminalbeamte wieder zurück, trat zu Guy Reuse in die Loge, übergab ihm einen Zettel mit der gewünschten Adresse und flüsterte ihm einige Worte zu.

      Sorgfältig barg Rouse den Zettel in seiner Brieftasche. Dann klatschte er mechanisch Beifall, denn soeben erschienen die Mitglieder der Anaconda-Tauchertruppe wieder über der Wasseroberfläche, nachdem sie allerlei Wasserkunststücke gezeigt hatten.

      »Köstlich! Köstlich, diese schwarzen Stielaugen, wie sie die weißen Wasserweiblein beinah verschlingen! Allerdings, wunderbare Körper haben diese Taucherinnen! Na, sie werden hier sicherlich hoch bezahlt werden.«

      Die Vorführungen der Tauchergruppe waren beendet. In der nun folgenden Pause flammten neue Nachrichten des Pressedienstes an der Decke auf.

      »Panama, den 18. März, abends 6 Uhr 45 Min. Ortszeit. Die Minen von Kilometer 60 bis 70 sind geladen. Die Bohrlöcher der Schlußstrecke von Kilometer 70 bis 73 sind mit Erreichung einer Tiefe von 1,5 Kilometer vollendet. Die Ausmeißelung der Sprengkammern auf diesem letzten Teil der Strecke hat begonnen. Die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten ist durchaus für die gleichzeitige Sprengung sämtlicher Minen.«

      »Oslo, den 17. März, abends 6 Uhr 30 Min. Ortszeit. Die aus allen Teilen des Landes gesammelten Resolutionen sind soeben an die europäische Zentralregierung in Bern abgegangen. Norwegen verlangt von Bern nochmals energischen Protest gegen gleichzeitige Sprengung aller Panamaminen.«

      »Timbuktu, den 18. März, abends 7 Uhr 30 Min. Die Kaiserliche Regierung hat beschlossen, die Anfahrung des sechsten Kilometers im Kaiser-Augustus-Schacht durch einen feierlichen Akt zu begehen.

      Seine Majestät allerhöchst wird selbst geruhen, an der bedeutungsvollen Feier teilzunehmen.«

      Als die letzte Nachricht erschien, durchbrauste mächtiger Applaus den ganzen großen Zirkus. Aller Blicke richteten sich auf die Hofloge. Es lebe der Kaiser! Als die spontane Kundgebung verrauscht war, begannen die Reihen sich langsam zu leeren. Die große Pause hatte begonnen und lockte einen erheblichen Teil des Publikums in das Foyer.

      Guy Rouse wandte sich an Juanita.

      »Ich verlasse dich für einen Moment. Ich habe ein paar dringende Fragen an unseren Botschafter zu richten.«

      Als Guy Rouse gegangen war, verließ auch Juanita die Loge und trat in den Rundgang, um sich in das Foyer zu begeben. Da erblickte sie den Kriminalbeamten, der vor Kurzem die Adresse Rouse gegeben hatte. Im Augenblick zog sie einen goldenen Bleistift aus der Tasche, schrieb in aller Eile auf die Rückseite des Programms ein paar Worte und winkte dem Beamten gleichzeitig mit den Augen. Dann drehte sie sich zur Loge zurück und ließ dabei wie unabsichtlich den Fächer fallen. Der Kriminalbeamte verstand im Augenblick, sprang hinzu und überreichte ihr den verlorenen Fächer. Während sie ihn entgegennahm, reichte sie dem Beamten das zusammengefaltete Programm.

      »Von Mr. Rouse für Mr. Tredrup.«

      Kaum hatte der Beamte sie verlassen, als Rouse zurückkam.

      Als er Juanita außerhalb der Loge traf, warf er einen mißtrauischen Blick um sich.

      »Wo wolltest du hin, Juanita?«

      »Ich wollte ins Foyer. Die Luft hier ist entsetzlich … aber das unverschämte und zudringliche Anstarren da draußen ist mir noch mehr zuwider. Ich möchte nach Hause. Mein Kopf schmerzt.«

      »Ich habe soeben von unserem Botschafter erfahren, daß der Kaiser den Zirkus verläßt und mich um 9 Uhr 30 im Schloß erwartet. Wir kehren sofort ins Hotel zurück.«

      Sie saßen beim Obermoser und waren nicht mehr beim ersten Glas.

      »Wie

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