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KLOSTER DER FINSTERNIS. Ralf Feldvoß
Читать онлайн.Название KLOSTER DER FINSTERNIS
Год выпуска 0
isbn 9783847607342
Автор произведения Ralf Feldvoß
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Natürlich hatte der Abt ihn eingeladen, sich ein wenig auszuruhen und gemeinsam mit den Mönchen etwas zu essen, damit er wieder zu Kräften kam. Dabei war man dann ins Gespräch gekommen und er hatte unter Anderem erzählt, was er beruflich machte. Da hatte es bei ihm klick gemacht. Dieser Mann war perfekt für sein Vorhaben!
Ein Freiberufler war er, arbeitete europaweit, genau der Richtige. Ständig woanders. Der Mönch musste sich also nur um seine Termine kümmern, sich das passende Opfer vor Ort suchen und handeln.
Dem Menschen wurde selbstverständlich absolute Verschwiegenheit in Bezug auf das Kloster abgefordert. Er durfte nichts über dieses hierüber erzählen, es musste geheim bleiben, so wie es bereits seit weit über tausend Jahren geheim war. Sollte er es dennoch tun, so würde er die Konsequenzen zu spüren bekommen, das hatte ihm Abt Reginald in aller Deutlichkeit klar gemacht. Sie würden es heraus finden, ganz sicher.
Dieser Herr gab seine Zustimmung, wenn auch etwas verwirrt und irritiert, weil ihm nicht weiter erklärt wurde warum er Stillschweigen bewahren musste.
Doch der Mönch hatte nicht vor ihn in Ruhe zu lassen, ganz im Gegenteil. Er forschte nach ihm. Nur weil man in einem vorsintflutlichen Kloster aus dem siebten Jahrhundert lebte, musste man dem Fortschritt keine Absage erteilen. So verfügte der Mönch selbstverständlich über einen Laptop mit hervorragender Internetleitung. Die Antenne auf dem Dach des Klosters wirkte noch nicht einmal wie ein Fremdkörper, war gut in die Konstruktion eingebettet, so dass sie kaum auffiel.
Der Mönch fand die Informationen, die er benötigte. Gute Verbindungen zu Spezialisten, die ihm dabei halfen, hatte er zur Genüge. Gewiefte Hacker, die an jede Information kamen, die man haben wollte. Das war zwar auch nicht die sauberste Art, um an Informationen zu gelangen, aber manchmal heiligt der Weg dann doch die Mittel. Und der Name des Mannes, den er bei der Ankunft höflich genannt hatte, machte es dann auch noch ein Stück einfacher.
Der Mönch legte den Zeitungsstapel beiseite, geordnet nach Datum, die ältesten nach oben und wandte sich seinen Notizen zu, begann damit die Ergebnisse aus Paris und London zusammenzutragen, in chronologischer Reihenfolge.
Er schrieb eine ganze Weile und merkte dabei nicht, wie die Zeit verflog. Auch die Schmerzen in seiner Hand vom unentwegten Schreiben bemerkte er kaum. Erst als die Tür zum Laboratorium geöffnet wurde, schreckte er hoch. Einer seiner Brüder stand dort.
„Es ist Zeit das Abendmahl einzunehmen“, sagte dieser.
„Ist gut, ich komme“, antwortete er, legte seinen Stift zur Seite, schloss den Laptop und folgte seinem Bruder nach oben in den großen Speisesaal des Klosters. Er würde später wieder herunter kommen und fortfahren.
Außerdem musste er sich auf den nächsten Akt vorbereiten. Er hatte nur noch eine knappe Woche Zeit und wusste noch nicht, wer denn als sein nächstes Opfer dienen sollte. Aber das würde er später am Abend recherchieren und sich auch nochmal intensiv mit den Auswirkungen beschäftigen, die seinem unwissenden Handlanger am Morgen danach jeweils heimsuchten.
4
Hamburg
Montag, 27. September
Agent Andrew Gorham hetzte zum Bahnsteig Vierzehn des Hamburger Hauptbahnhofes, seinen schwarz glänzenden Hartschalenkoffer hinter sich her ziehend, dessen Rollen klackernd über den Boden fuhren. Sein Sakko wirbelte ihm wild um den Körper, seinen Ledermantel hielt er in der Hand fest. Er war spät dran, sein Zug nach Köln ging schon in ein paar Minuten und er lief natürlich genau auf der falschen Seite in den Bahnhof rein, musste an sämtlichen Gleisen entlang.
Er quälte sich durch die Menschenansammlungen, rempelte hier und da unbeabsichtigt den Einen, oder Anderen an, entschuldigte sich im Vorbeilaufen, allerdings ohne sich umzudrehen. Er musste sich beeilen. Sonst legte er stets Wert auf Höflichkeiten.
Aber das passte zu diesem fürchterlichen Tag. Erst hatte er deutlich länger geschlafen, als er wollte und musste sich so mit den Resten des Frühstücksbuffets begnügen, die die anderen Gäste des Radisson Blu hinterlassen hatten. Zumindest bekam er auf höfliche Nachfrage bei einem der Küchenbediensteten noch einen einigermaßen frischen Kaffee, war ja auch was.
Der Agent der EUSC hatte das Wochenende in Hamburg verbracht, war am Donnerstagabend angereist, weil er zu einer Doppelhochzeit eingeladen war, die am vergangenen Freitag in der St. Michaelis Kirche stattfand, oder, wie die Hamburger ihr Wahrzeichen so liebevoll nannten, im Michel.
Es war die Hochzeit von zwei Pärchen gewesen mit denen er im Sommer in der Gegend um Köln zusammen gearbeitet hatte.
Die Höhlenforscherin Dr. Petra Althing heiratete ihren Freund Paul Maurer und der Geologe Dr. Franz Greiner seine Sekretärin und ehemalige Empfangsdame des geologischen Instituts Hamburg, Marie Liebermann
Es war eine bizarre Geschichte gewesen, die sie dort in Köln und Umgebung erlebt hatten. Lebendige Urzeitwesen und ein ebenfalls lebendiger Neandertaler, die in einer Höhle entdeckt wurden. Diese Kreaturen waren durch einen unglücklichen Umstand erwacht nachdem sie, wie man im Verlaufe der Ermittlungen herausgefunden hatte, sich rund fünfzig Jahre in einer Art Tiefschlaf befunden hatten. Und nun mordeten sie in der Höhle, wenn auch aus deren Sicht nur, um an etwas Essbares zu kommen. Doch am Ende konnten die Kreaturen glücklicherweise besiegt und vernichtet werden, wenn auch unter hohen Verlusten.
Gorham hätte niemals gedacht, dass solche Geschichten von erwachten, eigentlich seit tausenden von Jahren toten Lebewesen wahr werden könnten. Und doch hatte er es selber erlebt. Hätte man ihm die Geschichte erzählt, er hätte Schwierigkeiten gehabt, dies zu glauben.
Bei den Ermittlungen rund um diese Höhle hatte er außerdem den noch relativ jungen Bischof des Kölner Doms, Bruder Magnus, kennengelernt. Und genau wegen diesem Magnus reiste Gorham nun nach Köln, wenn er denn den Zug noch erwischen würde.
Er hatte einen Brief von ihm bekommen, in dem Magnus um ein persönliches Gespräch bat. Doch jetzt hatte Gorham Probleme seinen Zug zu erreichen und machte sich im Moment keinerlei Gedanken um den Inhalt des Briefes, auch wenn er sehr mysteriös klang. Sicher, er könnte auch den nächsten nehmen, die Züge fuhren regelmäßig einmal pro Stunde, aber in diesem hatte er ein komplettes Abteil reserviert und wollte darauf auf keinen Fall verzichten. Nicht wegen der entstandenen Kosten, sondern wegen seiner Ruhe, die er sonst aufgeben würde.
Die Zeit drängte, Gorham konnte den Zug bereits am Bahnsteig stehen sehen.
Er hätte mal direkt vom Hotel zum Bahnhof und durch die Wandelhalle gehen sollen, anstatt noch ein wenig durch die Stadt zu bummeln, wodurch er die Zeit vergaß. Denn dann wäre er mit Sicherheit pünktlich zum Zug gekommen.
Er hechtete vorbei an zwei Teenagern, die ihm entgegen kamen, zu der langen Treppe, die nach unten auf den Bahnsteig führte. Der Zugführer wartete nur noch darauf, dass der Schaffner das Signal zur Abfahrt gab. Im allerletzten Moment, der Schaffner pfiff schon lauthals in seine Pfeife, sprang Gorham durch die nächstgelegene Tür in den Zug nachdem er die letzten vier Treppenstufen gesprungen war, zog seinen Koffer durch die sich bereits schließende Tür.
Nun musste er sich zunächst orientieren in welchem Waggon er sich befand und in welche Richtung er gehen musste, um zu seinem reservierten Abteil zu kommen. Er war völlig aus der Puste.
Im Abteil angekommen stellte er den Koffer ab, warf seinen Mantel auf den vordersten Sitz und verschloss sowohl die Tür zum Abteil, als auch den Vorhang davor und ließ sich einfach in einen Sitz fallen, holte erst einmal tief Luft und schloss die Augen.
Ohne den Koffer hätte ihm das Gerenne bestimmt nichts ausgemacht, auf jeden Fall erheblich weniger, aber das schwere Anhängsel war schon sehr hinderlich gewesen.
Dann, nachdem er sich etwas beruhigt hatte und wieder normal Luft bekam, zog er den Brief des Bischofs, den er am Tag seiner Abreise aus London am vergangenen