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der seligsten Jungfrau Maria.

       12. Cleomades und das hölzerne Pferd

       Im Lande Afrika herrschten einst drei reiche Könige.

       Ihre Länder waren benachbart und die Könige waren

       einander freundschaftich zugetan. Sie waren aber alle

       drei erfahren in der schwarzen Kunst und in der Sternkunde.

       Melocandis und Baldigant waren weise, edel,

       schön und ritterlich, aber den dritten, welcher Crompart

       hieß, verunzierte ein Buckel, seine Augen lagen

       tief im Kopf und das Kinn hing ihm auf der Brust.

       Diese drei Könige hatten davon reden hören, daß

       König Marcadigas von Spanien drei wunderschöne

       Töchter besitze. Zu diesen hatte sie vom bloßen Hörensagen

       Liebe ergriffen, und sie beschlossen, um ihre

       Hand anzuhalten. Crompart, der schlaue, riet: »Ihr

       Herren, Marcadigas ist wegen der gewaltigen Tapferkeit

       seines Sohnes Cleomades weit und breit gefürchtet.

       Wir werden guttun, wenn wir uns sein Wohlwollen

       mit reichen Geschenken erkaufen.« Da verfertigte

       Meliocandis eine Henne mit drei Küchlein aus lauterm

       Gold, und diese Tierlein sangen so schön, daß

       süßere Melodien niemals vernommen wurden. Baldigant

       schuf einen Mann aus Gold, der eine Trompete

       in der Hand hielt, und jedesmal, wenn jemand Verrat

       oder Unbill plante, so blies der Trompeter, daß er ein

       ganzes Heer erwecken mochte. König Crompart end-

       lich ersann das kostbarste Geschenk. Es war ein Pferd

       aus Ebenholz, das seinen Reiter überall hintrug,

       wohin er wollte; wenn man einen der stählernen Zapfen

       drehte, mit denen es an Stirn und Brust ausgestattet

       war, so flog das Tier in die Luft oder zu Tal, zur

       Seite oder geradeaus, und es durchschnitt die Luft so

       schnell, daß niemand ihm mit den Augen folgen konnte.

       Mit diesen drei Geschenken kamen die afrikanischen

       Könige in die große Stadt Sevilla, als gerade

       König Marcadigas am Ersten des Monats Mai sein

       Geburtstagsfest beging. Viele Barone hatten sich zum

       Fest am Hofe versammelt und das Volk drängte sich

       auf den Gassen, als die drei fremden Herrscher ihren

       Einzug hielten. Cleomades, der Königssohn, ging

       ihnen entgegen und begrüßte sie mit den geziemenden

       Ehren, darauf wurden sie vor den König geleitet. Diesem

       boten sie ihre Kleinodien dar, ohne ihm jedoch

       den wahren Zweck ihrer Fahrt zu enthüllen. »Wir fordern

       darfür«, sprach der listige Crompart, »nur eine

       Gegengabe für uns alle drei.« »Und ich bewillige sie

       euch,« erwiderte der König, »schont meiner Habe

       nicht! Wählt unter meinen Burgen und Städten, unter

       meinem Gold und meinen Edelsteinen, fordert kühn,

       was euch gefällt, ich verspreche euch im voraus, daß

       es euer ist.« Der Bucklige hub wieder an: »Herr, Ihr

       macht uns froh, denn Ihr bewilligt uns reiche Gabe.

       So wisset: um Eurer Töchter willen verließen wir

       unser Land und sie verlangen wir von Euch. Ihr habt

       uns unsere Bitte im voraus gewährt, nun nehmt die

       Kleinodien, die wir Euch mitbrachten!« Marcadigas

       sah, daß er hintergangen war und sein vorschnelles

       Versprechen reute ihn wegen der Mißgestalt Cromparts,

       aber ein König darf sein Wort nicht brechen.

       Auch dem Königssohn mißfiel es, daß der Mann mit

       dem Schweinsrüssel eine seiner Schwestern bekommen

       sollte, er benachrichtigte die Jungfrauen und

       diese spähten durch ein Loch in der Wand in den

       Saal. Die beiden ersten gefielen ihnen nicht übel, aber

       als sie den kleinen häßlichen Crompart sahen, da

       fragten sie sich angstvoll, welcher von ihnen dieser

       bestimmt werden sollte. Nachdem alles im Saale Platz

       genommen hatte und Ruhe geboten war, nahm Melocandis

       die goldene Henne und setzte sie mit ihren

       Küchlein mitten in den Saal, und siehe, alle vier ließen

       einen wunderlieblichen Gesang hören. Dem Könige

       gefiel die Gabe sowohl wie der wohlgestaltete

       Spender und auch Cleomades erklärte sich zufriedengestellt.

       Melocandis verneigte sich vor dem König

       und erhielt die älteste Tochter, die durch das Loch mit

       Wohlgefallen den edlen Ritter betrachtete. Dann trat

       Baldigant vor und überreichte dem König den Mann

       aus Gold, indem er ihn dabei über dessen Eigenschaften

       unterrichtete. Er erhielt die zweite Tochter und

       neigte sich dankend vor dem Herrscher. Da geriet die

       jüngste, welche Marina hieß, in große Not, denn ihr

       blieb nur der häßliche Zwerg übrig. Cleomades, der

       ihre Tränen sah, versprach, er wolle es so einrichten,

       daß Crompart sie nicht zur Frau erhalten solle, und

       über diese Worte wurde sie wieder ein wenig froh und

       lächelte. Während sie solches in der Kammer besprachen,

       hatte aber der Bucklige schon so geschickt mit

       dem König geredet, daß dieser ihm seine Tochter zugebilligt

       hatte. Cleomades verbarg seinen Zorn und

       sprach leise zu seinem Vater: »Wollt Ihr Eure Tochter

       ewiger Trauer überliefern, indem Ihr sie diesem mißgestalteten

       Geschöpf zum Weibe gebt?« »Ich nahm

       sein Geschenk und gab ihm mein Versprechen. Könige

       lügen nicht.« »Herr,« wandte Cleomades ein,

       »woher wißt Ihr, daß das Pferd die Eigenschaften besitzt,

       die er an ihm rühmt? Erprobt zunächst die

       Wahrheit seiner Worte und den Wert der Gabe!« Der

       König war damit einverstanden und Cleomades setzte

       dem Zwerg seine Zweifel auseinander. »Wenn Ihr das

       Pferd besteigen wollt,« sagte Crompart mit hämischem

       Lachen, »so sollt Ihr erfahren, ob ich log. Ertappt

       Ihr mich auf Unwahrhaftigkeit, so mögt Ihr mit

       mir machen, was Ihr wollt.« Der Treulose hatte wohl

       gemerkt, daß Cleomades die Heirat hintertrieb, und er

       suchte nach

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