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Die Nachricht,

       daß der König befohlen habe, sein Weib und sein

       Kind zu verbrennen, verbreitete sich bald im Lande

       und alles Volk verwunderte sich und fluchte dem

       König. Der Königin aber verheimlichte man den Be-

       fehl, bis sie ihr Wochenbett, das einen vollen Monat

       dauerte, verlassen hatte. Eines Tages rief sie den Seneschall

       zu sich und sprach: »Seneschall, mein Herz

       ist gramerfüllt über das lange Ausbleiben meines geliebten

       Herrn. Ist der Bote noch nicht zurück? Wisset,

       daß mein Herz schlimme Nachricht ahnt. Ich werde

       nie mehr froh sein, bis ich meinen Herrn wiedersehe.

       Oh, sagt es mir, wenn Ihr etwas von ihm wißt!« Der

       Seneschall antwortete mit Tränen in den Augen: »Oh,

       liebe Frau, es ist so weit gekommen, daß der König

       Euch haßt, wenn ich auch nicht weiß, warum. Lange

       haben wir es Euch verheimlicht, aber einmal müßt Ihr

       es erfahren. Unser Herr hat uns wissen lassen, daß

       wir, wenn uns unser Leben lieb ist, Euch und Euren

       Knaben auf dem Scheiterhaufen verbrennen müssen.

       Da er zu den Fasten zurückkehrt und Euch dann nicht

       mehr lebend vorfinden will, so muß innerhalb dreier

       Tage sein Befehl vollzogen sein.« Da erschrak die

       junge Königin und ihr Herz krampfte sich zusammen.

       »Was habe ich getan, großer Gott,« klagte sie, »daß

       ich so harten Tod erleiden soll? Womit hat es mein

       Kind verdient, daß es sterben muß?« Dann fiel sie vor

       dem Seneschall auf die Knie und bat ihn, ihr Kind zu

       schonen, wenn er auch mit ihr täte, was er wolle. Der

       Seneschall versprach ihr, sich mit seinen beiden Gefährten

       zu beraten. Da besprachen sie sich miteinander,

       und der Seneschall riet, sie wollten die Manekine

       so ziehen lassen, wie sie gekommen sei, auf einem

       mast- und segellosen Schiff, und sie der Hut Gottes

       anheimstellen. Ferner wollten sie Bilder aus Holz

       schnitzen lassen, die der Königin und ihrem Söhnlein

       glichen und diese vor allem Volke verbrennen, damit

       sie sich vor Strafe bewahrten. Als diese Vorbereitungen

       beendet waren, hießen sie die Königin mit ihrem

       Kind auf einen Zelter steigen und führten sie in die

       Verbannung. Am dritten Tage kamen sie an das Ufer

       des Meeres, wo das Schiff bereit stand. »Lieber

       Herr,« sagte die Königin, »ich danke Euch, daß Ihr

       mich vor dem Feuer bewahrt habt. Ich bitte Euch,

       grüßt meinen Herrn, den König, und sagt ihm, daß ich

       ihn immer noch über alles auf der Welt liebe. Gott

       vergebe ihm seine Schuld und schenke ihm Ehre und

       Glück. Sehet, die Liebe der Menschen ist eitel, so verleihe

       mir Gott seine Huld, die unwandelbar ist und

       ohne Haß.« Der Seneschall führte sie weinend in das

       Schiff, dann befahl er sie Gott und der heiligen Jungfrau

       und stieß den Nachen ins Meer.

       Am neunten Tage landete die Barke am Ufer des

       Tiber. Ein Senator nahm die Manekine mit ihrem

       Kinde auf. Als der König heimkehrte, erfuhr er den

       Betrug und ließ seine Mutter lebendig einmauern,

       dann machte er sich auf die Suche nach seiner Frau.

       Nach siebenjähriger Wanderung gelangte er nach

       Rom und der Trauring führte das Wiedererkennen

       zwischen den beiden Gatten herbei. In Rom fand sich

       auch Joiens Vater ein, welcher, von Gewissensbissen

       gequält, beim Papst Vergebung für seine Sünden suchen

       wollte. Schließlich fand die Königin durch ein

       Wunder in einer Quelle ihre abgehauene Hand, welche

       auf das Gebet des heiligen Vaters sich wieder mit

       ihrem Arm vereinigte.

       10. Der Fischfang des Wolfes

       Ihr Herren! Es war um jene Zeit, da der Sommer zu

       Ende geht, um dem rauhen Winter Platz zu machen.

       Reinhart der Fuchs war in seinem Bau; er hatte nichts

       zum Beißen und zum Brechen und wußte nicht, woher

       er etwas nehmen sollte. Der Not gehorchend machte

       er sich also auf den Weg und strich durch ein Binsengestrüpp

       zwischen dem Wald und dem Fluß, bis er

       die Landstraße erreichte. Dort angekommen duckte er

       sich hinter eine Hecke und wartete auf Abenteuer.

       Siehe, da kamen Kaufleute, welche Fische vom Meere

       her brachten. Sie hatten eine Ladung frischer Heringe,

       denn letzte Woche war der Wind zum Fischfang günstig

       gewesen, und auch andere Arten guter Fische:

       von Neunaugen und Aalen waren ihre Körbe voll.

       Reinhart war noch einen Bogenschuß weit von ihnen

       entfernt. Als er den mit Fischen beladenen Wagen erblickte,

       lief er ein wenig voraus, doch so, daß die

       Kaufleute ihn nicht bemerkten, denn er wollte sie täuschen.

       Dann legte er sich mitten auf den Weg und

       stellte sich tot: er kniff die Augen zu, biß die Zähne

       zusammen und hielt den Atem an. Der eine Kaufmann

       sah ihn und rief seinem Gefährten zu: »Sieh, ist das

       ein Fuchs oder ein Köter?« »Es ist ein Fuchs,« entgegnete

       jener, »pack ihn geschwind, den Hurensohn,

       damit er uns nicht entwischt, denn er ist schlau. Er

       soll uns seinen Pelz lassen!« Die Kaufleute liefen –

       der eine hinter dem andern her – auf Reinhart zu. Sie

       fanden ihn am Boden hingestreckt und drehten und

       wendeten ihn nach allen Seiten ohne Furcht, daß er

       sie beißen möchte. Sie schätzten den Rücken und den

       Hals, der eine sagte, er sei drei Groschen wert, doch

       der andere erwiderte: »Bei Gott, er ist mindestens

       viere wert und das ist noch billig! Wir haben nicht

       viel geladen; werfen wir ihn auf unseren Karren! Seht

       nur, was für eine saubere, weiße Kehle er hat!« Mit

       diesen Worten warfen sie ihn auf das Wägelchen und

       fuhren weiter.

       Reinhart aber machte sich über die Körbe her. Mit

       den Zähnen öffnete er den einen und entnahm

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