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Salz und Salbei, dann öffnete

       er den anderen Korb. Er steckte seine Schnauze hinein

       und zog drei Netze voll Aale hervor. Der Schlaumeier

       packte die Stricke mit den Zähnen, warf sich die

       Netze auf den Rücken und überlegte sich nun, wie er

       wieder vom Wagen herunterkommen sollte. Erst kniete

       er und spähte, dann schnellte er sich los und sprang

       mit einem Satz vom Wagen herab auf die Straße,

       während er um den Hals geschlungen seine Beute

       trug. Nachdem er seinen Sprung getan hatte, rief er

       den Kaufleuten zu: »Gott behüte euch! Dieser Haufen

       Aale ist mein, den Rest könnt ihr behalten.« Als die

       Kaufleute solches hörten, erschraken sie und riefen:

       »Seht den Fuchs!« Sie sprangen vom Wagen herab

       und hofften Reinhart noch zu erwischen, aber umsonst.

       »Wehe!« sagten sie und rangen die Hände,

       »das ist ein schöner Schaden! Wir Toren haben Reinhart

       geglaubt! Nun hat er uns die Körbe aufgebunden,

       hat sich satt gefressen und nimmt uns noch drei Netze

       voll Aale mit. Möge er daran platzen!« »Ihr Herren!

       Wozu der Lärm? Ihr könnt reden, was ihr wollt. Ich

       bin Reinhart und werde schweigen.«

       Als die Kaufleute die Verfolgung aufgegeben hatten,

       ging Reinhart geradeswegs in seine Burg, wo ihn

       seine Angehörigen, die der Hunger quälte, mit Ungeduld

       erwarteten. Hermeline, seine treffliche Gattin,

       sprang ihm entgegen, und die Brüder Percehaie und

       Malebranche eilten auf ihren Vater zu, welcher in kurzem

       Trab, dick, vollgefressen und heiter daherkam,

       die Aale um seinen Hals geschlungen. Reinhart trat in

       seinen Bau und sperrte vorsorglich die Türe ab von

       wegen der Aale. Seine Kinder putzten ihm indes die

       Stiefel ab und häuteten die Fische, dann schnitten sie

       dieselben in Stücke und steckten diese auf kleine

       Bratspieße aus Haselgerten. Hierauf wurden die Kohlen

       angeblasen und die Fische auf die Glut gelegt.

       Während die Aale brieten, siehe, da kam Herr

       Ysengrin, der Wolf, des Weges, welcher schon seit

       dem frühen Morgen umhergelaufen war, ohne nur das

       geringste gefangen zu haben. Hungrig schlich er sich

       durch das Holz auf Reinharts Bau los; denn er sah aus

       der Küche, in welcher die Aale am Spieße gedreht

       wurden, Rauch aufsteigen. Ysengrin witterte den

       Duft, der ihm fremd war: er kräuselte die Nase und

       leckte sich den Bart; darauf trat er zu einem Fenster,

       um zu erspähen, was es da gäbe. Die Frage war nur,

       wie er dahinein gelangen könne, denn gegen Bitten

       pflegte Reinhart unempfänglich zu sein. Der Wolf lief

       unstät umher, hier und da einen sehnsüchtigen Blick

       nach der Burg werfend, welche ihm unzugänglich

       blieb. Schließlich beschloß er, seinen Gevatter zu bitten,

       er möge ihm um Gottes willen ein wenig von seinem

       Fleische abgeben. Er rief also durch ein Loch:

       »Herr Gevatter, öffnet mir die Tür! Ich bringe Euch

       gute Nachricht!« Reinhart hörte und erkannte ihn

       wohl, dennoch hatte er taube Ohren für ihn. Ysengrin

       stand betrübt draußen und sprach: »Öffnet, lieber

       Herr!« »Wer seid Ihr?« fragte Reinhart lächelnd. »Ich

       bin es!« versetzte jener. »Wer ich?« »Euer Gevatter!«

       »Ach so, wir glaubten, Ihr wäret ein Landstreicher.«

       »Nein,« sprach Ysengrin, »öffnet!« »Ihr werdet Euch

       einen Augenblick gedulden müssen,« sagte Reinhart,

       »bis die Mönche gespeist haben, die sich gerade zum

       Essen niedersetzen!« »Wie? sind das Mönche?«

       »Vielmehr,« entgegnete jener, »eher Canonici. Sie

       sind vom Orden St. Benedikts und ich habe mich

       ihnen angeschlossen.« »Um Gottes willen,« sprach

       der Wolf, »redet Ihr die Wahrheit?« »Bei der heiligen

       Barmherzigkeit!« »Aber, sagt mir, eßt Ihr Fleisch?«

       »Das ist verpönt,« sagte Reinhart. »Was essen denn

       die Mönche?« »Sie essen Weichkäse und Fische. So

       empfiehlt es St. Benedikt!« Ysengrin sprach: »Davon

       wußte ich nichts. Aber gewährt mir Gastfreundschaft.

       Es ist spät und ich weiß nicht, wohin ich mich noch

       wenden soll.« »Gastfreundschaft?« sagte Reinhart,

       »redet nicht davon! Nur ein Mönch oder ein Eremit

       kann bei mir Unterkunft finden. Geht anderswo hin!«

       Ysengrin sah ein, daß er unter keinen Umständen eingelassen

       werden würde; trotzdem fing er wieder an:

       »Fische? Ist das gutes Fleisch? Gebt mir doch einen

       Brocken, nur um zu verkosten!« Der schlaue Fuchs

       nahm drei Stücke Aal, die auf den Kohlen brieten und

       inzwischen gar geworden waren. Ein Stück aß er

       selbst, die anderen brachte er dem Wolf und sprach zu

       ihm: »Gevatter, tretet ein wenig näher und empfangt

       aus Nächstenliebe von unserer Speise. Aber wir erwarten,

       daß Ihr auch in unseren Orden eintreten werdet!

       « »Ich weiß es noch nicht, aber es ist möglich!«

       versetzte Ysengrin, »jedoch, lieber guter Meister, gebt

       mir geschwind das Essen!« Ysengrin erhielt es und

       verschlang es in einem Happ. »Wie dünket Euch

       darum?« fragte Reinhart. Der Feinschmecker zitterte

       und brannte vor Gier. »Es möge Euch tausendmal

       vergolten werden, Herr Reinhart!« sprach er, »aber

       gebt mir nur noch ein einziges Stück, süßer, lieber

       Gevatter, nur zum Anbeißen; dann will ich auch

       Eurem Orden beitreten.« »Ich rate Euch sehr, Mönch

       zu werden,« antwortete der listige Reinhart, »denn bei

       Euren Anlagen werdet Ihr es noch vor Pfingsten zum

       Prior oder Abt bringen.« »Hätte ich dann Fische

       genug?« »Soviel Ihr essen wollt; aber zuvor müßt Ihr

       Euch Haar und Bart scheren lassen.« Ysengrin begann

       zu brummen, als er vom Scheren reden hörte.

       »Wenn es sein muß, Gevatter,

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