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Nies Edo. Nies Edo und der kleine Störenfried belauerten sich gegenseitig.

      Plötzlich sah Eyniyah, dass der Roboter nicht nur alle möglichen Sensoren an Bord hatte, sondern auch eine Waffe, einen Photonenlaser, einen von der Sorte, wie sie Eyniyah nicht mal mit Fernsteuerung zünden würde, der Roboter war zu winzig für eine so wirksame Waffe. Eyniyah schaltete den Sprechfunk ein und sagte, ohne sich Mühe mit Stimmverstellung oder ähnlichem zu geben: „Sie haben keine Genehmigung für die Verwendung von Waffen in dieser Halle. Ich werde jetzt Ihr Spielzeug einsammeln und konfiszieren. Das dazugehörige Rechtsverfahren ist hiermit eingeleitet.“

      Sie bekam keine Antwort. Sie würde jetzt einfach warten, bis der Roboter wieder in ihre Nähe kam, mit einem langen Sprung über ihn hinweg hechten und seine Antenne zerstören. Aus, vorbei, das kleine dumme Spielchen.

      Der Roboter kam zum dritten Mal. Vier Schritte Anlauf. Plötzlich schallte es in ihrem Kopf, als hätte jemand die Kopfhörer ins Innenohr verlegt, es schallte leise und ihre eigene Stimme sagte: „Bleib stehen, deine Kinder werden dich sonst verfluchen.“

      Eyniyah blieb nicht stehen, sie wollte keine Kinder haben und wenn sie hier in Ausübung ihres Dienstes sich einen kleinen Strahlenschaden holte, dann bekäme sie auch sofort die Stunde Medicomp gegen das Kratzen im Hals.

      Dann stockte ihr doch der Schritt. Keine fünf Meter davor stand ihr Spiegelbild, wie aus dem Boden gestampft. Es war ohne einen Strahlenanzug, es stand in lockerer und ungezwungener Haltung und ignorierte den Roboter, der vor ihren Füßen zum Stehen kam. „Seht ihr das auch?“, hauchte Eyniyah in den Sprechfunk.

      „Wir sehen, dass sie sich mit ihrer gesamten Energie vor dem Roboter aufgebaut hat.“ Das war die Stimme des Blue Frog.

      „Ich meine, das Bild!“

      „Wir sehen kein Bild. Wir registrieren nur diese Energieform.“

      „Geh nicht weiter!“, sagte die Energieform.

      „Ich will den Roboter abholen. Er hat hier nichts zu suchen.“

      „Geh nicht weiter, die Sonden sind immer noch giftig.“ Wie zur Bestätigung ihrer Worte legte das Spiegelbild den Scanner, der einmal Eyniyah gehört hatte, auf den Fußboden, sodass Eyniyah die Anzeige sehen konnte. Es war wirklich sehr viel auf der Anzeige. Aber Eyniyah sah nicht auf den Scanner. Sie sah auf das Spiegelbild. Sie versuchte, es sich einzuprägen. Jede Zuckung, jede Geste. Eyniyah konnte es atmen sehen.

      „Was machst du mit der vielen Kraft, die du den Sonden entzogen hast?“, fragte sie.

      „Ich reproduziere mich. Das ist ein Vorgang voller Unsicherheit, für mich und für euch. Deshalb lasst mich in Ruhe.“

      „Wir wollen dir einen Platz anbieten, an dem du bleiben kannst. Wir bereiten den Platz vor. Er ist ruhiger und niemand wird dich dort stören. Lass mich den Roboter mitnehmen!“

      Ihr Bild ging in die Knie und griff nach dem Spielzeug. Sie drehte es um, aber der Waffenturm fuhr herum, zeigte direkt auf das Bild und Eyniyah wünschte sich Teleskoparme, um endlich die Antenne des Spielzeugs außer Betrieb zu setzen. Mach es kaputt, wünschte sie sich und sie wünschte sich, das Bild würde den stummen Gedanken verstehen. Aber das Bild antwortete nicht, das Einzige, was Eyniyah hörte, war die Stimme des Blue Frog. „Jetzt!“ Das Spielzeug explodierte, es war wirklich viel zu klein für den Photonenlaser und besaß weder eine akzeptable Panzerung noch eine Abschirmung gegen den Energieausbruch. Eyniyah wurde von einer heißen Druckwelle getroffen, von tausend kleinen Glas- und Metallsplittern, die den Anzug durchschlugen, ihre Uniform und ihre Muskeln. Sie flog meterweit rückwärts durch die Halle, sah, wie sich ihr Spiegelbild kopfschüttelnd auflöste, in einen kleinen Sturm verwandelte, über ihren Kopf hinweg fegte und genau über ihr sich auflöste. Dann war es weg, einfach weg. Ihr Bewusstsein klappte zusammen wie ein Kartenhaus, der Cheenport hatte eingesetzt und unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, Eyniyahs Lebensfunktionen zu retten.

      XVII.

      Während sich Steranos Verfolger einen Fehlschlag nach dem anderen einhandelten, traf den glücklichen Oberschüler Quodon Larka eine kleine Katastrophe.

      Sell war sein Geschöpf. Jetzt war sie am Videophon und sie leuchtete durch den Bildschirm. Sie hatte sich in ihre Schlafdecke eingewickelt, die ihre cremefarbigen Schultern frei ließ, sie hatte scheinbar wirklich nicht mehr an als die bunten und wirren Stoffbänder, die sie sich selber geflochten hatte und die sie immer um den Hals trug.

      „Quodon, ich habe mich beworben“, hauchte sie durchs Videophon.

      „Was beworben, wo?“

      „Bei der Aufnahmekommission der Thraxonischen Hohen Schule der bildenden Künste.“

      „Und die... „ Quodon verschluckte die Jünger des neuen Hauses, „die alten Herren haben dir deine Bewerbung abgenommen?“

      „Quodon, es war phantastisch. Rotam hat mir geholfen. Er ist mitgegangen. Und er hat mir seinen Schutzengel geborgt. Hat er jedenfalls so gesagt. Ich weiß zwar nicht, was ein Schutzengel ist, aber es war super. Ich hatte kein bisschen Angst. Ich war gut. Ich hab’ ihnen alles gesagt, was sie wissen wollten. Ich hab’ es geschafft! Ich bin so überglücklich.“

      „Nun mach’ mal langsam. Ein erfolgreiches Aufnahmegespräch bedeutet nicht gleich, dass die Thraxonische Hohe Schule der bildenden Künste dich auch aufnimmt.“

      „Sag doch so was nicht. Du machst mir meine ganze Freude kaputt.“

      „Du sollst nur den Realitäten ins Auge sehen. Die prüfen doch noch die Beurteilungen, deinen Schulabschluss und dann machen sie noch eine Prüfung, ob deine Familie es sich überhaupt leisten kann, dich auf die Hohe Schule nach Thraxon zu schicken.“

      „Du hast selbst gesagt, dass das alles nichts bedeutet gegenüber dem Erfolg oder Misserfolg eines Vorstellungsgesprächs.“

      „Sell, du hast scheinbar keine Ahnung, worauf du dich jetzt eingelassen hast!“

      „Oh doch, sie lieben meine Arbeiten.“

      „Ich kann mit dem Getupfe nichts anfangen.“

      „Jetzt redest du genauso wie der Giftzwerg in der Kommission.“

      „Also war sie doch nicht so erfolgreich, diese Aufnahmeprüfung!“

      „Er hat es zurückgenommen.“

      „Von wegen. Er wollte dich loswerden.“

      Sell schüttelte still mit dem Kopf. Wieder und wieder. Und fast glaubte Quodon, dass er es erneut schaffen könnte. Sie sollte sich nie an jemanden anderen binden als an ihn. Sie sollte vielleicht einen unwesentlichen Abschluss machen, als Hauttherapeutin oder Haardesigner, damit sie sich später ernähren konnte, aber immer abhängig war, von denen, die er dazu bestimmte, und sie sollte immer einen Platz freihalten, auf ihrer Matte und in ihrem Leben, denn Quodon wusste schon als Vorschulkind, dass er in den fernen Sternen Karriere machen würde, so hatte es seine Familie bestimmt, und trotzdem wollte Quodon den Kontakt zur Artesa halten, hier einen festen Anker besitzen. Dieser Anker hieß Sell und eben begann das Seil, das er in jahrelanger mühevoller Arbeit geknüpft hatte, es begann zu verschwimmen und löste sich in Luft auf.

      „Quodon, ich glaube, dass ich es schaffe“, sagte Sell plötzlich. „Ich habe den Kopf voller Bilder, wunderbarer Bilder, die möchte ich herausbringen. Voll von Blau und Grün und Weiß, ein großes Wasser, das über Felsen stürzt in einen tiefgrünen See, der so unglaublich klar ist, da schwimmt allerhand lebendiges Zeug drin rum, und du kannst stundenlang am Ufer sitzen und dir das Wasser über die Beine laufen lassen.“

      „Das ist doch Energieverschwendung“, warf Quodon ein.

      „Ja, aber einfach schön. Psst, ich muss jetzt abschalten, Rotam kommt aus der Dusche zurück. Tschüssi bis morgen. Ich sag dir Bescheid, wenn es geklappt hat. Nun freu dich doch auch mal ein bisschen für mich!“

      Sell war sein Geschöpf gewesen.

      Tja.

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