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zog sich langsam aus, fast streichelnd pellte sie sich ihre Hose herunter. Die Dusche ernüchterte sie weiter. Charlotte trocknete sich mit seinem Handtuch ab und cremte sich ein.

      Sie trat aus der Dusche und über ihn hinweg, hatte ihn einen Moment zwischen ihren Beinen liegen.

      Nein. Das wäre Missbrauch, dachte sie nach kurzem Zögern, auch wenn er so einladend dalag. Sie seufzte und zog sich ein seidenes Nachthemd an, für alle Fälle.

      Er lag immer noch da. Sportlich und kräftig sah er aus, ein schöner Mann, auch wenn er schnarchte und ihm ein Speichelfaden aus dem Mund rann.

      Er roch immer noch. Charlotte erbarmte sich, nahm ein Fläschchen mit einer Sandelholzcreme aus dem Schränkchen neben ihr und massierte ihm das ein. Sein Körper fühlte sich gut an. Eine Stelle ließ sie wohlweislich aus.

      Sie zögerte erneut, dann zog sie sich noch einen Slip mit einer Einlage an.

      So nackt liegenlassen konnte sie ihn da nicht. Charlotte zog ihm mit einiger Mühe einen von ihren eigenen Slips über, den größten, den sie hatte, schleifte ihn an den Füßen zu ihrem Bett, das flach genug war, um ihn hinein zu bekommen, und deckte ihn zu. Er grunzte dabei, wachte aber nicht auf.

      Waren sie jetzt Freunde? Charlotte lachte auf, als sie sich diese Frage stellte. Sie war betrunkener, als sie gedacht hatte. Sie schlüpfte ins Bett und kuschelte sich an ihn.

      Sie hatten alle Zeit der Welt, sie würden schon zueinanderfinden. Mit dem Gedanken schlief sie tief und traumlos ein.

      Der Morgen danach

      Die Helligkeit brannte in seinen Augen, Benjamin legte sich einen Arm darüber und ächzte. Die Bewegung hatte mit einigen harten Pulsschlägen Blut in sein Gehirn gepumpt. Sein Schädel fühlte sich an, als ob er von innen mit einer Vielzahl von Betonbohrern bearbeitet würde.

      Er drehte vorsichtig den Kopf. Ganz langsam, das ging, ohne seine Augäpfel erneut von Flammen umlodern zu lassen.

      Im Mund hatte er einen fürchterlichen Geschmack, als ob er in ein Handtuch gebissen hätte, das ein halbes Leben vor sich hin schimmelnd unten im Wäschekorb verbracht hatte.

      Seine Nase meldete ihm einen unvertrauten Geruch nach Sandelholz. Das Bett war viel zu weich, er hing durch. War das überhaupt sein Bett? Er liftete kurz den Arm und spähte mit einem verklebten Auge ins Zimmer. Das Licht tat weh, aber er konnte etwas sehen. Das war nicht sein Zimmer. Er stöhnte. Gott, wo war er?

      Langsam kam die Erinnerung zurück. Er hatte zu viel getrunken, das war klar. Wo war er bloß gewesen? Richtig, er war mit Charlotte essen gewesen, hatte den Großteil von anderthalb Flaschen Wein getrunken. Und Grappa. Dann waren sie in einem Keller gewesen. Mehr Alkohol, Bier und Aquavit. Und vielleicht auch Whisky, da war etwas mit Whisky gewesen. War das Charlottes Bett? Wie kam er hier her? War er etwa im Suff mit zu ihr gegangen?

      Er durfte hier in einem fremden Bett nicht so liegen bleiben. Stöhnend richtete er sich auf die Ellbogen. Das Zimmer kannte er nicht, aber es gehörte eindeutig einer Frau. Er blickte neben sich. Hatte da jemand neben ihm gelegen? Keine Ahnung. Benjamin stützte sich mit einer Hand ab und richtete sich weiter in eine sitzende Position auf.

      Gott, was hatte er denn da an? Einen dunkelroten Seidenslip mit einem Rüschensaum, der sich schmerzhaft in seine Hüfte einschnitt. Sein Schwanz fühlte sich auch merkwürdig an. War da was gewesen? Außerdem spürte er, dass er dringend musste, wie immer nach dem Aufwachen. Hatten sie etwa Sex gehabt? Ohne ihn?

      Mist. Er hatte einen Filmriss, keine Ahnung, was gestern später am Abend vorgefallen war. Was er gesagt und getan hatte. Hatte er etwas falsch gemacht, hatte er ihr womöglich wehgetan, oder warum war sie nicht hier, wenn es ihr Schlafzimmer war?

      Ein Gefühl der Scham und der Peinlichkeit überschwemmte ihn. Hoffentlich hatte er nichts angestellt.

      Benjamin lehnte sich gegen das gepolsterte Rückenteil des Bettes. Holzrahmen mit rot bezogenem Einsatz, wer hatte denn solche Möbel? Er kratzte sich den schmerzhaft pulsierenden Schädel.

      Er sah nur noch Bruchstücke vor seinem geistigen Auge, er mit Charlotte auf der Jüdenstraße, auf dem Weg in den Kleinen Ratskeller. Ach ja, an den Keller erinnerte er sich. Wie er auf dem Klo gestanden und sich erleichtert hatte, und sich auch erleichtert gefühlt hatte.

      Und dann? Mühsam hob er seine Beine aus dem zu weichen Bett und stand so behutsam auf, wie es ging. Wo waren denn die Klamotten, die er gestern angehabt hatte? Nichts, auch keine Frauenklamotten. Scheiße, dachte er. Was war hier passiert?

      Benjamin schwankte hinüber zur Tür, egal wo er war, er musste und er brauchte jetzt ein Aspirin oder sonst ein Schmerzmittel. Er roch auch komisch, vielleicht konnte er ja duschen.

      Er griff sich einen rosa Bademantel, der ihm zu klein war, und wickelte sich den um die Lenden. Mit einem zu engen, roten und mit durchbrochenen Rüschen besetzten Damenslip konnte er schlecht in eine fremde Wohnung treten. Ohne zu wissen, was eigentlich gewesen war.

      Er öffnete die Tür. Ja, das war Charlottes Loft, er war also doch bei ihr gelandet. Irgendwie erleichterte ihn das. Wenn etwas vorgefallen war, dann besser mit ihr. Nur schade, dass er nicht dabei gewesen war.

      Er stöhnte. Wo war doch gleich das Bad? Ach ja. Im Badezimmer rumorte es, wahrscheinlich war da Charlotte drin. Sie hatte noch eine Gästetoilette, die lag einen halben Stock tiefer, und er hätte an zwei Fenstern vorbeigemusst. Er stolperte hinüber in die Küche. Dort stand eine halb volle Tasse Kaffee auf dem Tisch und dampfte vor sich hin. Er ging hinüber und trank sie in einem Zug aus. Das war schon besser. Erst jetzt verspürte er, wie durstig er war.

      Im Kühlschrank war nicht viel, ein rosa Becher mit einem Rest angetrockneter Kondensmilch, ein paar Fertiggerichte, eine Tüte mit Holunderbeersaft. Nichts für ihn. Wasser war keines da. Auf dem Fußboden standen zwei leere Flaschen.

      Benjamin nahm widerwillig den Saft heraus und trank in gierigen Schlucken direkt aus der Tüte. Obwohl das nicht sein Geschmack war, tat das gut. Er trank noch einen weiteren großen Schluck, wischte sich den Mund ab, stellte den Saft zurück und schloss die Tür. Die Kaffeemaschine war an. Er stellte die Tasse darunter und drückte auf normalen Kaffee, große Tasse. Das würde eine Minute dauern, und Benjamin setzte sich an den Tisch, Kinn auf dem aufgestützten Arm.

      Im Badezimmer tat sich was. Gott sei Dank, dachte er. Benjamin erhob sich langsam und ging hin. Im Türrahmen begegnete er Charlotte, komplett bekleidet, mit einem rosa Handtuch um die Haare gewickelt. »Hi«, sagte Benjamin matt, legte ihr die Hand auf die Schulter und schlich an ihr vorbei ins Bad.

      »Du siehst ja nicht so gut aus«, begrüßte sie ihn, als er zurückkam. Sie saß am Tisch und hatte ihm einen weiteren Kaffee gemacht. Benjamin nahm die Tasse und trank, noch im Stehen. »Weißt du, wo meine Sachen sind?«, fragte er, den Bademantel noch immer über dem Damenslip. Sie wusste bestimmt, dass er den anhatte, aber trotzdem war ihm das peinlich. Er hätte zu gern gewusst, warum er den trug.

      Außerdem tat ihm der Kopf weh, er konnte sich nur auf das Notwendigste konzentrieren.

      »In der Maschine. Habe ich vor einer halben Stunde reingetan.«

      »In der Maschine?« Benjamin versuchte, sich daraus einen Reim zu machen. Waren die so dreckig gewesen? War er hingefallen? Gott, er konnte sich an nichts erinnern. Wer weiß, was vorgefallen war. Nichts Gutes anscheinend. Er setzte sich und sah sie fragend an. »Haben wir …?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Du warst sturzbetrunken. Nach Haus konnte ich dich so nicht lassen.« Benjamin fragte sich, ob sie wohl im selben Bett geschlafen hatten. Er konnte immer noch nicht wieder klar denken. »Hast du eine Tablette?«

      »Kopfschmerzen?« Er nickte.

      Sie nahm etwas aus der Schublade. »Hier. Lutsch das. Wird dir guttun.«

      Benjamin steckte sich die Tablette in den Mund. Zitronengeschmack. Er musste sich dringend die Zähne putzen, die Kombination aus altem Handtuch, Kaffee und Zitrone kam nicht gut. Vermutlich roch er auch fürchterlich aus dem Mund. Gut, dass er weit genug von ihr weg saß.

      »Äh

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